Zunächst einmal sprach ich von Gruppen, nicht von Individuen.
Zum anderen gibt es auf die zweite Frage keine einfache Antwort. Der Ursprung der "westlichen Kultur" liegt im Fruchtbaren Halbmond, der Teil des Iraks, Syriens, Israels etc umfasst. Bis in die Zeit des Römischen Reiches war die kulturelle Differenz zwischen den beiden Ufern des Mittelmeers wohl nicht unbedingt größer als etwa die zwischen Ägypten und der heutigen Türkei. Unterschiede gab es sicherlich überall, aber es gab nicht diese Trennung, wie wir sie heute haben. Wie wir wissen bracht das Römische Reich zusammen und Völker mit einem "barbarischen" Hintergrund (d.h. die keiner Hochkultur zugerechnet werden) beeinflussten von da an die Geschicke in Europa, insbesondere im ehemaligen Weströmischen Reich, also inklusive Teilen des heutigen Maghreb. Auch zu dieser Zeit gab es aber noch keine Trennung, da das Öströmische Reich fortbestand. Erst mit dem Aufkommen des Islam und der Entstehung des Osmanischen Reiches wurde diese kulturelle Differenz zwischen Morgenland und Abendland Realität und durch diverse Konflikte geprägt. (Karl Martell, Kreuzzüge, die Belagerung Wiens) Wie du ja schon erkannt hast, waren die arabischen Staaten dem europäischen Teil der westlichen Kultur lange Zeit überlegen, wenngleich auch dort immer wieder "barbarische" Stämme ganze Dynastien ausrotteten und einen kulturellen Rückschritt einleiteten, was in unserem Geschichtsunterricht halt nicht vorkommt, da dieser eurozentrisch ist. Nichtsdestotrotz, der Islam hat wenig damit zu tun, dass der Mittlere Osten ökonomisch im Vergleich so hinterherhinkt, da dieser ja schon vorher Bestand hatte.
Ausschlaggebend war schlichtweg die Entstehung der Industriellen Revolution und die Entdeckung Amerikas (die für die Industrielle Revolution und die weitere Entwicklung auch wichtig gewesen sein dürfte). Das war wiederum größtenteils Resultat der größeren geographischen Nähe. Der Atlantik war eben größtenteils von christlichen Seefahren erforscht worden. Ein Glücksfall für Europa, wie sich später herausstellen sollte. Für die Indianer nicht so sehr. Hinzu kommt die politische und kulturelle Stagnation im osmanischen Imperium (oder Reich, nenn es wie du willst). Der heutige Nahe Osten war lange Zeit eben fast gänzlich osmanisch, wohingegen es in Europa eine größere Vielfalt und Wettbewerb gab. Also wars im Endeffekt doch des Türken Schuld huehue. Die Industrielle Revolution war eben christlich, Amerika bald auch.
China dagegen ist der Ferne Osten und hat einen ganz anderen kulturellen Ursprung. Kulturell haben wir mit denen eigentlich garnichts gemein, technologisch über Kontakte über die Seidenstraße nichtsdestotrotz profitiert. Nur war China für 1500 Jahre nach allen denkbaren Messkriterien das höchstentwickelte Land der Erde und mit ihm der fernöstliche Kulturkreis.
Was ich damit sagen möchte: Die Rückständigkeit hat wenig mit dem Islam als solchem zu tun als vielmehr mit dem kulturellen Antagonismus, der sich dadurch etabliert hat. Das lässt sich aus der Geschichte eigentlich auch recht gut ableiten.
Zum Nachteil wurde die Religion erst dann als diese sich in ihren Praktiken nicht mehr weiterentwickelte. In einer Zeit, in der sich die "Stärke" einer Region, einer Nation, einer Kultur, whatever meist nach ihrer ökonomischen Leistungsfähigkeit bewertet wird, ist es eben von Nachteil wenn Frauen nicht arbeiten dürfen, nicht arbeiten wollen oder das nicht erwünscht ist und Bildung oftmals religiöse Bildung bedeutet, welche kaum ökonomisch verwendet werden kann. Auch die politische Instabilität trägt das ihrige dazu bei, dass sich die arabischen Gebiete weniger schnell entwickeln wie China.
China dagegen ist riesig und die rückständige Kultur (im Sinne von schlecht für die wirtschaftliche Entwicklung), welche die ökonomische Leistungsfähigkeit einschränkt, ist geringer. Die töten zwar weibliche Föten, weil sie sich einen männlichen Nachfolger wünschen, aber Frauen sollen dort arbeiten. Die machen immerhin 50% der potenziellen Humanressourcen aus. So unerbittlich und entmystifizierend der Kapitalismus oder der chinesische Kapitalismus unter einer kommunistischen Einheitspartei sein mag, so effizient ist er eben im Vergleich zu den meisten muslimischen Gesellschaftssystemen. Zuviel Einfluss von Religion in der Gesellschaft ist schädlich für das wirtschaftliche Wachstum. Kein Wunder, wird doch das Ziel des materiellen Wohlstands und dergleichen durch religiöse Zielsetzungen ersetzt. In den Westlichen Gesellschaften bemerkt man ja mittlerweile, dass wirtschaftliches Wachstum nicht alles ist, sobald man ein gewisses Entwicklungsniveau erreicht hat. Das ist vollkommen richtig und durchaus zu begrüßen.
Aber wirtschaftliche Potenz bedeutet heutzutage eben Macht, da sich in unserem internationalen Geldsystem jegliches Gut in Waffen umsetzen lässt. Mithin muss man das nicht einmal in Waffen umsetzen, um Macht zu erlangen.
Was können wir tun, wenn wir den Nahen Osten nicht als Feind betrachten wollen, sondern an seiner Entwicklung interessiert sind? Den Versuch unternehmen das Freund-Feind-Schema zu entschärfen und Wirtschaftshilfe zu geben. Die kulturelle Revolution kann wohl nur von Innen kommen. Man sollte nicht vergessen, dass auch die europäisch geprägten Länder von der Religion lange Zeit eingeschränkt wurden und es immer noch werden. Dummerweise ist gerade das Freund-Feind-Schema zwischen Nahem Osten und "Westen" (wie man unseren Kulturkreis umgangssprachlich eben nennt) ein Grund dafür, dass die Religion dort in manchen Ländern sogar noch an Einfluss gewinnt, wo doch das Gegenteil passieren müsste.
Insofern ist es durchaus meine These, dass ein großer Einfluss der Religion schlecht für die wirtschaftliche Entwicklung ist.
Konfuzianismus ist für mich dabei keine Religion. Damit meine ich die Hinwendung an ein Jenseits und an eine metaphysische Entität.
Dabei ist die reine Beschäftigung mit der ökonomischen Leistungsfähigkeit sicherlich kritisch zu beurteilen, aber für die machtpolitische Stärke eines Staates im Vergleich zu anderen nun einmal zentral. Das und individuelle Zufriedenheit sind zwei unterschiedliche Schuhe.
Insofern hatten "wir" einfach Glück, dass die Industrielle Revolution hier geschah und wir Amerika entdeckt haben. Sonst würde die Welt heute Chinesisch sprechen oder die Moderne wäre nie passiert. Und Chinesisch soll echt schwer sein
.
Insofern unterstütze ich diese Dokumentation nicht, da sie den Konflikt zwischen den Kulturen (welcher nun einmal eine Realität ist, ob man will oder nicht) noch verschärft. Meinungsfreiheit ist allerdings ein zentrales Prinzip, welches nicht einfach eingeschränkt werden darf.
Nun ist die Frage, ob man in dieser Frage für eine Einschränkung der Meinungsfreiheit plädiert, weil die Konsequenzen so groß sind. Kann man durchaus begründen, immerhin verbieten wir auch rechtsradikale Äußerungen aufgrund unserer Vergangenheit, die nicht unter die Meinungsfreiheit fallen.
In diesem Fall würden wir solche Dokumentationen eben nicht wegen der Äußerungen selbst, sondern mehr wegen der Reaktionen verbieten.