Gelöschtes Mitglied 683020
Guest
Alle Jahre wieder: Die Snooker WM in Sheffield steht kurz bevor. Ab heute starten die langen Qualifikationsmatches, die gesetzten Spieler sind bekannt, und am Anfang des nächsten Monats sollte der Weltmeister feststehen. Damit Magiephillip nicht rumheult, gibt's alles Wissenswerte hier.
Ja, es nennt sich Prokrastination. Es lebe die verschleppte Diplomarbeit.
Der Austragungsort der WM ist seit 1977 Sheffield, bzw. das Crucible Theater, in dem die WM einmal jedes Jahr stattfindet. Gleichzeitig markiert die WM das Ende einer laufenden Saison, ist das Ziel eines jeden Profis, wird von Fans, Reportern und Spielern gleichermaßen verehrt. Die Preisgelder sind, zumindest für den Billardsport, extrem hoch und deshalb auch immens wichtig, wenn es um die kommenden Rankings geht. Die Besonderheit des Turniers ist neben dem Prestige und dem Geld auch der sportliche Aspekt: kein anderer Wettbewerb nutzt ähnlich lange Distanzen. Bereits in der Qualifikation werden zwei Sessions pro Match angesetzt, das Finale selbst kann sich drei Tage lang strecken. Mentale Härte und körperliche Fitness werden besonders wichtig.
Die Frühgeschichte vor dem Crucible lassen wir mal aus Platzmangel aus. Angemerkt soll nur sein, dass der Name Davis überzufällig häufig auf dem Pokal stehen dürfte. Allerdings: In den 80ern hat Steve "Interesting" Davis ein neues Zeitalter des professionellen Snooker eingeleitet; gleichzeitig haben seine sechs WM Titel nichts mit den Davises (zur Hölle Plural) aus den frühen Tagen zu tun. Egal. Beschränken wir uns auf Dinge, die ein Snooker-Fan gesehen haben sollte.
Ja, es nennt sich Prokrastination. Es lebe die verschleppte Diplomarbeit.
Das Crucible und die WM-Geschichte
Der Austragungsort der WM ist seit 1977 Sheffield, bzw. das Crucible Theater, in dem die WM einmal jedes Jahr stattfindet. Gleichzeitig markiert die WM das Ende einer laufenden Saison, ist das Ziel eines jeden Profis, wird von Fans, Reportern und Spielern gleichermaßen verehrt. Die Preisgelder sind, zumindest für den Billardsport, extrem hoch und deshalb auch immens wichtig, wenn es um die kommenden Rankings geht. Die Besonderheit des Turniers ist neben dem Prestige und dem Geld auch der sportliche Aspekt: kein anderer Wettbewerb nutzt ähnlich lange Distanzen. Bereits in der Qualifikation werden zwei Sessions pro Match angesetzt, das Finale selbst kann sich drei Tage lang strecken. Mentale Härte und körperliche Fitness werden besonders wichtig.
Die Frühgeschichte vor dem Crucible lassen wir mal aus Platzmangel aus. Angemerkt soll nur sein, dass der Name Davis überzufällig häufig auf dem Pokal stehen dürfte. Allerdings: In den 80ern hat Steve "Interesting" Davis ein neues Zeitalter des professionellen Snooker eingeleitet; gleichzeitig haben seine sechs WM Titel nichts mit den Davises (zur Hölle Plural) aus den frühen Tagen zu tun. Egal. Beschränken wir uns auf Dinge, die ein Snooker-Fan gesehen haben sollte.
1982 - Die Hurricane-69
Alex "Hurricane" Higgins gilt völlig zu Recht als eines der größten Snooker Talente, allerdings auch als ein Unikat in der Geschichte des Sports. Neben unglaublich starkem Spiel sorgte der Ausnahmeprofi immer wieder für diverse Kontroversen. Eines konnte er aber besser als alle anderen: Für Unterhaltung sorgen. Entweder durch sein Auftreten, Interaktion mit dem Publikum, oder durch seinen Stil.
1984 war Higgins auf dem besten Weg seinen zweiten WM Titel zu holen, bevor er Jimmy White im Halbfinale begegnete. Es stand 14-15 für White und Higgins hätte theoretisch befürchten müssen, dass es damit zu Ende war. Doch dann kam eine Chance und es folgte die mit Abstand ... interessanteste Clearance.
Hierzu auch die Aussage des sechsmaligen WM-Siegers Ray Reardon (paraphrasiert aus der WM-Doku): "[...]Der fürchterlichste Frame, wenn es um das Positionsspiel geht. [...] Zweifellos ein denkwürdiger Teil der WM Geschichte".
1984 war Higgins auf dem besten Weg seinen zweiten WM Titel zu holen, bevor er Jimmy White im Halbfinale begegnete. Es stand 14-15 für White und Higgins hätte theoretisch befürchten müssen, dass es damit zu Ende war. Doch dann kam eine Chance und es folgte die mit Abstand ... interessanteste Clearance.
Hierzu auch die Aussage des sechsmaligen WM-Siegers Ray Reardon (paraphrasiert aus der WM-Doku): "[...]Der fürchterlichste Frame, wenn es um das Positionsspiel geht. [...] Zweifellos ein denkwürdiger Teil der WM Geschichte".
1985 - Black Ball Game
1981, 1983, 1984: Drei Titel für Steve Davis. Im Mittelpunkt der 80er Jahre konnte man sich schon fragen, ob es überhaupt noch Spaß machte das Finale zu sehen. Davis schien unbesiegbar und war der haushohe Favorit.
Entsprechend "interesting" war das Finale 1985 anfangs. Davis spielte gegen Dennis Taylor sorgenfrei und führte nach Ende der ersten Session mit einem stattlichen 8-0. Am Abend jedoch legte Taylor nach, 7-9, alles war wieder offen.
Im Folgenden entwickelte sich das spannenste Finale in der Geschichte des Crucibles, da der König des Theaters immer mehr unter Druck geriet. Zwar wurde aus dem 7-9 zunächst ein 11-8, dann aber ein 11-11 und schließlich ein 17-17.
Der letzte Frame dauerte 68 Minuten und endete irgendwann in einer respotted Black - einer neu aufgelegten Schwarzen, die das ganze Match auf einen einzigen Pot reduzierte. Kurz vor Ende des fast 15 stündigen Finales (!) verfolgten 18.5 Millionen Zuschauer den nervenaufreibenden Show Down. Die letzten vier Stöße:
Nunja, wenn ihr den BBC-Stream schauen werdet, werdet ihr wohl in den Genuß des Frames kommen. Entweder als Wiederholung, oder als Nachstellung. Wie es so treffend von Mark Williams re-tweeted wurde:
Entsprechend "interesting" war das Finale 1985 anfangs. Davis spielte gegen Dennis Taylor sorgenfrei und führte nach Ende der ersten Session mit einem stattlichen 8-0. Am Abend jedoch legte Taylor nach, 7-9, alles war wieder offen.
Im Folgenden entwickelte sich das spannenste Finale in der Geschichte des Crucibles, da der König des Theaters immer mehr unter Druck geriet. Zwar wurde aus dem 7-9 zunächst ein 11-8, dann aber ein 11-11 und schließlich ein 17-17.
Der letzte Frame dauerte 68 Minuten und endete irgendwann in einer respotted Black - einer neu aufgelegten Schwarzen, die das ganze Match auf einen einzigen Pot reduzierte. Kurz vor Ende des fast 15 stündigen Finales (!) verfolgten 18.5 Millionen Zuschauer den nervenaufreibenden Show Down. Die letzten vier Stöße:
- Davis versemmelt eine Safety und fängt einen Double Kiss. Resultat: die Schwarze ist relativ "einfach" in die grüne Tasche lochbar
- Taylor verschießt über die mittlere Distanz und die Schwarze bleibt lochbar unten links liegen
- Davis, der die Tasche nicht sieht, überschneidet die Schwarze
- Taylor locht
Nunja, wenn ihr den BBC-Stream schauen werdet, werdet ihr wohl in den Genuß des Frames kommen. Entweder als Wiederholung, oder als Nachstellung. Wie es so treffend von Mark Williams re-tweeted wurde:
Der Fluch des Crucible
Laut Wikipedia gibt es in der "modernen" Snooker Ära nur acht Spieler, die mehr als einen WM-Titel holten: Stephen Hendry(7), Steve Davis(6), Ray Reardon (6), Ronnie o'Sullivan (5), John Higgins (4), John Spencer (3), Alex Higgins (2), Mark Williams (2). Dabei ist es egal, ob diese Spieler "ihre" Epoche dominierten, wie es etwa bei Davis und Hendry der Fall war, oder ob es Wunderkinder wie o'Sullivan oder Higgins waren: Keiner von den genannten konnte seinen ersten WM Titel verteidigen.
Hinzu kommt, dass die WM selbst nur den wenigsten vergönnt war. Besonders tragisch ist die Geschichte Jimmy Whites, den man zu den Wunderkindern des Sports zählen kann. Gleich zehn Mal schaffte er es ins Halbfinale, sechs mal noch eine Runde weiter - wo er sechs mal verlor. Am bittersten war das Finale 1994, das White an seinem Geburtstag (mal wieder) gegen Stephen Hendry mit 17-18 verlor. Sein Kommentar: "He's beginning to annoy me".
Hinzu kommt, dass die WM selbst nur den wenigsten vergönnt war. Besonders tragisch ist die Geschichte Jimmy Whites, den man zu den Wunderkindern des Sports zählen kann. Gleich zehn Mal schaffte er es ins Halbfinale, sechs mal noch eine Runde weiter - wo er sechs mal verlor. Am bittersten war das Finale 1994, das White an seinem Geburtstag (mal wieder) gegen Stephen Hendry mit 17-18 verlor. Sein Kommentar: "He's beginning to annoy me".
Crucible Rekorde
Ein paar andere Crucible Rekorde, bzw. wissenswerte Fakten:
- Stephen Hendry war mit 21 Jahren der jüngste Turniersieger aller Zeiten. 2009 gewann Hendry zudem seinen 1000ten Frame im Crucible. Zusätzlich hält er den Rekord für den längsten Siegeszug in der WM: Von 1992 - 1997.
- 1997 stellte o'Sullivan den Rekord für das schnellste Maximum aller Zeiten im Crucible auf
- Cliff Thorburn schoß das erste Maximum der WM. Der Einsteiger war dabei ein Fluke. Tragisch: kurz danach verlor seine schwangere Frau ihr Kind.
- Nur einmal wurden zwei Maximum Breaks während einer WM geschossen: Von Ali Carter und Ronnie o'Sullivan in der WM 2008.
- Nur Steve Davis, Stephen Hendry und Ronnie o'Sullivan konnten jemals den WM Titel erfolgreich verteidigen.
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