Das ist mir zu unkonkret. Was meinst du mit "Keinen Ausweg mehr sehen"? Ausweg woraus?
Aus dem Gefühl der Ohnmacht. (= nicht beeinflussen zu können, wie das eigene Leben läuft)
Diese Möglichkeit ist so schlicht abstrus in meinen Augen und trotzdem propagierst du sie als scheinbar "sinnvoll". (mir fällt gerade kein besserer Begriff für die Möglichkeiten die du aufgeschrieben hast ein)
Auch was "systemkritisch" bedeuten soll ist mir unklar.
Nein, die Möglichkeit ist nicht "sinnvoll". Option 3 war imho ziemlich eindeutig als ironisch gekennzeichnet.
"Systemkritisch" = Wahrnehmen der gesellschaftlichen Ordnung als System, bzw. Verschränkung von Systemen (wenn man mit Luhmann argumentieren will, muss man nicht zwingend); Einnahme einer Position, die Mechanismen des wirtschaftlichen und sozialen Zusammenwirkens dieser Prozesse beobachtet und analysiert.
Schau nach Griechenland. Da haben sehr viele Rentner keine Pension mehr, stellenweise war zu Hochzeiten der Krise die Gesundheitsversorgung zusammengebrochen. Oder schau nach Spanien: Da sind 2/3 aller jungen Erwachsenen arbeitslos.Das erzählen wir/manche hier ja schon seit ewigkeiten, aber ist das womöglich eine selbsterfüllende Prophezeiung? Würde ich erstmal nicht unterschreiben.
Da schwingt jetzt in meinem Leseempfinden mit dass das per se schlecht ist. (Was nicht bedeuten soll, dass es in einzelfällen "gut" wäre)
Sinkt der Lebensstandard halt von zwei Handys auf eins um es mal polemisch zu formulieren.
Das ist zu kurz gegriffen. Warum haben denn die ganzen Abgehängten immer das geilste Handy? Nicht, weil sie es sich so easy leisten könnten, sondern weil sie damit ihre Abgehängtheit kompensieren. Die meisten machen das aber unbewusst. Da "hat man halt ein Handy zu haben", weil man sonst aus der Peergroup ausgegrenzt wird. Parallel fressen sie dann den billigsten Fraß aus der Tiefkühltruhe und sind fett wie Otti Fischer, weil ihnen das Geld für richtiges Essen fehlt. Ist aber nicht nur auf Geringverdiener / HartzIV-Empfänger zu beschränken. Materialismus als Bewältigungsstrategie ist simpel und einigermaßen effizient.
Ich vermute mal es geht dir, zumindest in Teilen, um die Menschen die, wieso auch immer, zwar viel arbeiten, aber Arbeit ausführen die nur gering entlohnt wird und sich somit nicht so viel leisten können. Falls dem so ist: Was für eine Lösung schwebt dir da vor? Was sollte man ändern?
Den Arbeitsbegriff an sich hinterfragen. Gibt zig Faktoren, die Arbeit "alter Schule" immer überflüssiger machen. Das heißt aber nicht, dass das Zusammenleben von alleine laufen würde. Für sehr viele Menschen gibts keine Alternative zu Arbeit. Was macht man langfristig mit all jenen, die "nicht vermittelbar" sind? Einfach per Geld vom Staat ruhigstellen? Oder darauf bauen, dass sie irgendwie selber doch noch zu Stützen der Gesellschaft werden?
Arbeit ist an sich eine sehr merkwürdige Erfindung. (und keine sonderlich alte) Noch im Mittelalter dachten die Menschen nicht in den Kategorien "Arbeit" vs. "Freizeit". Das kam dann erst auf, als sich die Arbeit von der Subsistenzwirtschaft gelöst hat. Wer heutzutage arbeitend glücklich werden will, koppelt das meist an die Idee der Selbstverwirklichung. (typisch europäisch) Der Umkehrschluss wird dagegen sanktioniert: Wer sich ohne Arbeit selbstverwirklichen möchte, hats schwierig. Ist natürlich banal, weil Kapitalismus, aber trotzdem witzig.
Das wird sich noch zeigen. Vieles wird in meinen Augen auch herbei geredet
Jo, natürlich kann man nicht sagen, was in 20 Jahren sein wird. Nicht mal annähernd. Oder hätte irgendjemand im Jahr 1995 die heutige Netzgesellschaft mit Smartphones etc. in der Form prognostiziert? Das Gefühl der relativen Sicherheit, mit dem ich noch aufgewachsen bin, ist aber schon flöten gegangen..