Dazu gehört aber auch, dass man innerhalb des Korridors von 50Hz bleiben muss. Das bedeutet, dass im gesamten Netzgebiet soviel eingespeist wie verbraucht wird und vice versa. Steigt der Verbrauch, weil die Franzosen alle die Elektroheizung anwerfen, muss Zusatzleistung hochgefahren werden. Geht das nicht, werden Lasten abgeworfen in form energieintensiver Betriebe die dafür entschädigt werden.
Wichtig ist, dass sofort reagiert wird und dafür ist der Rahmen ziemlich eng gesteckt, denn es darf zu keiner Kaskade kommen.
Am Beispiel Serbien sieht man das mögliche Endszenario ganz gut, wenn man etwas Vorstellungskraft hat - den Link hatte ich hier schon mal gepostet, da er selbst für Laien absolut verständlich erklärt was genau passiert ist:
https://www.bdew.de/online-magazin-zweitausend50/schwerpunkt-netze/stoerfall-im-netz/
Ich sehe gerade aus dem obigen Vorfall (gibt auch noch den polnischen Kohlemeile aus 2021) die unmittelbare Gefahr eins Blackouts nicht so wirklich, denn die Zusatzleistung und verfügbar Leistung per Abwurf ist geregelt. Das Prozessbuch ist straff und gut orchestriert, und da hier keine Politiker am Hebel sitzen, findet man auch Fachkompetenz.
Wenn es aber wirklich zu einem Blackout kommt und Europa spannungslos ist, kann man nicht per Knopfdruck einfach wieder alles anfahren wie ein Computer. So wie ich die Szenarien lese, versucht man in möglichst kleinsten Netzsegmenten die Stromversorgung wiederherzustellen. Das heißt eine Aufteilung kleine Fragmente und Stabilisierung der 50Hz sowie eine folgende Zusammenschließung einzelner stabiler Segmente. Dazu kommt natürlich die Anlaufversorgung der einzelnen Kraftwerke (auch Windkraft).
Das kann aber durchaus ein Prozess von Tagen sein und hier kreide ich zumindest der EU an, dass auf den Netzausbau nicht soviel Wert gelegt wurde, wie man zur Krisenbewältigung wohl hätte machen können/sollen. So kleinteilig kann man die Netze nämlich nicht abkapseln. Dazu fehlt es erstens an der Technik/Ausbau und zweitens ist die Stromproduktion natürlich sehr dezentral. Kaum ein Land kann zu jeder Zeit seinen Stromverbrauch zu 100% decken.
Wenn hier mal für drei Tage keine Spannung anliegt, kann man sich glaube ich so kaum vorstellen - aber jeder wird sein eigenes kleines Ahrtal erleben, bloß ohne Wasser in der Wohnung. Ich finde leider die Studie vom Bundesamt dazu nicht mehr, aber ich habe noch was im Kopf, dass sich in etwa wie das Manuskript zu The Purge liest.