Klar kann ich den besitzen, sobald du deinen wassereimer mal eben abstellst um hinter dem nächsten busch dein eigenes wasser los zu werden. Dein kompletter eigentumsbegriff basiert darauf, dass andere menschen/die mehrheit der gesellschaft diesen eigentumsbegriff akzeptiert es ist ein gesellschaftliches konstrukt, keine naturgegebenheit. Genau so ist es auch mit dem begriff des geistigen eigentums, ebenfalls ein konstrukt, ebenfalls darauf angewiesen, dass andere menschen ihn akzeptieren. Wie du bereits mehrmals geschrieben hast ist dieses konstrukt unweigerlich mit der exklusivität verbunden, das begründet aber noch lange nicht, wieso es kein konsturkt das auf originalität basiert geben sollte.
Da du auf mein beispiel oben nicht eingegangen bist, nehme ich an, dass dir darauf keine antwort eingefallen ist.
Ich bin doch schon mehrfach darauf eingegangen. Die Antwort ist so erschreckend offensichtlich dass ich es jetzt hiermit das letzte mal erkläre, ich will mich nicht ständig widerholen müssen:
Du wirst ja wohl einsehen, dass, wenn du in deinem Beispiel meinen Eimer Wasser besitzt, ich diesen nicht mehr besitzen kann. Ich habe weniger Wasser nachdem du es mir abgenommen hast.
Bei einer Idee ist das nunmal nicht so. Wenn ich dir meine Idee mitteile dann habe ich noch genau so viel von meiner Idee wie vorher. Nichts wurde mir weggenommen.
Eigentum ist nun ein gesellschaftliches Konstrukt, das auf der Exklusivität des Gutes aufbaut.
Selbstverständlich kannst du ein
vollkommen anderes gesellschaftliches Konstrukt definieren, dass auf vollkommen anderen Dingen aufbaut. Dieses vollkommen andere Konstrukt dann aber auch Eigentum zu nennen ist grob irreführend und genau dagegen wehre ich mich hier doch gerade dagegen. Es macht überhaupt keinen Sinn, von Eigentum an Ideen zu sprechen. Du kannst gerne Schutzrechte als neues gesellschaftliches Konstrukt einführen und wir können dann darüber diskutieren, wieso ein solches Konstrukt sinnvoll ist oder wieso auch nicht aber es ist nunmal kein Eigentum.
Diese Unterscheidung ist deutlich relevanter als es auf den ersten Blick scheint. Gäbe es wirklich so etwas wie Eigentum an Ideen (was kluge Köpfe schon lange ablehnen, die Idee wurde schon immer als vollkommen absurd verworfen, nicht zuletzt in der US-Verfassung, erst durch die Propaganda der Contentmafia in den letzten 10 Jahren wurde sie populär) dann müssten wir darauf hinarbeiten, das Urheber- und Patentrecht an allen Stellen auszubauen. Gäbe es einen echten Eigentumsanspruch dann müssten wir dafür sorgen, dass Patente wenn möglich ewig laufen und dass der Schutz von Musik/Filmen/etc. unbegrenzt ausgeweitet wird. Immerhin gehört es ja jemandem und den Schutz zu beenden wäre ja eine Form der Enteignung.
Wer die Existenz von "geistigem Eigentum" annimmt der muss zwangsläufig diese Forderungen stellen. Es führt einfach kein Weg daran vorbei, die logische Kette ist relativ trivial.
Genau andersrum sieht es aus, wenn man zu der korrekten und eigentlich ziemlich trivialen Erkenntnis gelangt ist, dass geistige Erzeugnisse kein Eigentum sein können. Dann gibt es nämlich zunächst keinerlei Anspruch eines Urhebers. Wenn er nicht will, dass andere seine Idee nutzen, dann kann er einfach die Klappe halten und sie anderen nicht mitteilen. Ganz einfach, problem gelöst.
Nun kann man aber argumentieren, dass wir doch wollen, dass Menschen ihre Ideen teilen. Wenn jeder seine Ideen für sich behält, aus Angst davor, dass andere mir ihr Profit machen, wäre das ziemlich schlecht für uns. Deshalb haben wir so etwas wie Patente und das Urheberrecht eingeführt, um Menschen mit Ideen dazu zu bewegen, sie mit der Gesellschaft zu teilen. Das ganze hat das Ziel, dass es uns als Gesellschaft weiterbringt.
Patente und Urheberrecht entspringen
nicht einem Eigentumsanspruch, sie wurden nur eingeführt, um der Gesellschaft zu helfen, um die Menge der Innovationen in der Gesellschaft zu erhöhen. Eigentum an Ideen wurde auch von den "Erfindern" des Patent- und Urheberrechts strikt abgelehnt. Das ist die gänge Position zu diesem Thema, das ist die Position die Jefferson damals pioniert hat und die wir in den meisten Rechtssystemen der ganzen Welt umgesetzt sehen.
Nochmal ganz deutlich: Patente und Urheberrecht werden
nicht über Eigentum an Ideen gerechtfertigt (weil dies ziemlich absurd ist, wie weiter oben sehr ausführlich erklärt) sondern einzig und allein über die Nützlichkeit für die Gesellschaft, über ihre Eigenschaft, Menschen zu motivieren, ihre geistigen Erzeugnisse mit dem Rest der Gesellschaft zu teilen.
Die Logik dahinter ist relativ einfach: Wenn ich als Autor weiß, dass alle anderen mein Buch kopieren und verkaufen und ich keinen Gewinn erwarten kann, wieso sollte ich das Buch schreiben? Als Gesellschaft wollen wir aber, dass Bücher geschrieben werden. Deshalb schützen wir die Rechte des Autors mit einem neuen Gesetz, so dass er motiviert wird, Bücher zu schreiben. (Diese Argumentation klingt zunächst sehr plausibel, ist allerdings, wie weiter oben gezeigt, fehlerhaft weil viel zu kurz gedacht.)
Dass dies kein Eigentum ist sehen wir eigentlich auch schon daran, dass es überhaupt eigene Gesetze dafür braucht. Wenn es Eigentum an Ideen gäbe dann bräuchten wir kein Urheberrecht, dann würden ja die "normalen" Gesetze, die Eigentum und Diebstahl regeln, vollkommen ausreichen. Alleine die Tatsache, dass es Sondergesetze für den Umgang mit geistigen Erzeugnissen gibt zeigt, dass es sich hier nicht um Eigentum an Ideen handelt.
Hat man nun akzeptiert, dass es keinen prinzipiellen Eigentumsanspruch auf geistige Erzeugnisse gibt dann muss man jegliche Urheber- und Patentrechte nur unter genau einem Aspekt prüfen; dem, aufgrund dessen sie auch eingeführt wurden: Der Nützlichkeit für uns als Gesellschaft (Genaugenommen gibt es noch eine zweite Position, nämlich dass Nützlichkeit für die Gesellschaft vollkommen egal ist und nur der Gerechtigkeitsaspekt zählt und dass deshalb das Urheber- und Patentrecht abgeschafft werden muss, unabhängig davon ob es gutes bewirkt oder nicht. Dies ist meine Meinung aber da der utilitaristische Ansatz der gängige ist sollten wir wohl lieber darüber reden).
Jede Regelung muss also daraufhin untersucht werden, ob sie die Innovationsbereitschaft wirklich fördert. Kann dies nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden dann muss die Regelung aufgehoben, der Urheber- und Patentschutz gelockert werden. Studien empfehlen hier beispielsweise Schutzfristen von Musik und Filmen von maximal einem Jahr. Unser momentanes Urheberrecht bewegt sich weit jenseits von allem, was man noch als gesellschaftlich förderlich bezeichnen könnte. Selbst die größten Befürworter müssen zugeben, dass die Wirkung von Patent- und Urheberrecht auf die Wirtschaft und die Innovation lähmend ist. Jeder hier kennt wohl das Zitat von Bill Gates: "If people had understood how patents would be granted when most of today's ideas were invented and had taken out patents, the industry would be at a complete standstill today. ... The solution is patenting as much as we can. A future startup with no patents of its own will be forced to pay whatever price the giants choose to impose. That price might be high. Established companies have an interest in excluding future competitors."