Hab das Buch heute durchgelesen und muss sagen, dass ich gemischte Gefühle habe was sowohl ADWD als auch die Serie an sich angeht.
Davos: Der einzige Charakter in dem Buch, dessen Cliffhanger mich wirklich interessiert haben und dessen (vermeintliches) Schicksal mich wirklich mitgenommen hat.
Reek/Theon: Ein weiteres Highlight des Buches, Theon ist ein guter Charakter und seine Nähe zu den Boltons und den Ereignissen im Norden sowie seine eigene Entwicklung waren sehr unterhaltend.
Jon Connington/Aegon: Jon Connington ist einer der erfrischenderen POVs im Buch, da er so ziemlich der einzige ist, der WIRKLICH ETWAS MACHT. Während Daenerys seit 3000 Seiten auf ihrem Arsch sitzt und nichts gebacken bekommt, landet er innerhalb eines halben Buches mit dem rechtmäßigen Thronerben und 10000 auserlesenen Söldnern in Westeros.
Arya: Sie hatte nicht viel "Screentime", welche aber ganz vernünftig genutzt wurde, um ihren Fortschritt in der Faceless Man-Ausbildung zu dokumentieren. Hoffe, dass sie im nächsten Buch in vernünftigem Tempo weitermacht.
Quentyn: GÄHN... Viele sinnlose Kapitel über Seekrankheit, Schiffsreisen und sonstigen Bullshit nur damit er am Ende ratzfatz weggekillt wird. Muss zugeben, dass ich das so nicht erwartet hätte, weil seine ganze ausgewalzte Storyline damit keinen Sinn ergibt und eine Verschwendung von wertvollen Seiten ist, die man mit Interessanterem hätte füllen können. Zu seiner Verteidigung muss man sagen, dass sein letztes Kapitel ziemlich gut war, was aber mMn nicht den ewig langen und endlos zähen Aufbau rechtfertigt.
Daenerys: Ihr gebührt das große KOTZ des Buches. Bis sie auf Drogon steigt, passiert in ihren vorherigen 300 Seiten einfach NULL, ausser dass sie sich charakterlich zurückentwickelt.
Sie ist in Meereen geblieben um das Herrschen zu lernen und stattdessen kann man nun seitenweise lesen wie sie feucht wird bei dem Gedanken an Blaubart Daario, von dem sie sich auch lieber durchbürsten lässt als eine Allianz mit Dorne einzugehen und LANGSAM MAL RICHTUNG WESTEROS AUFZUBRECHEN (Barristan: "Das ändert alles." Daenerys: "Das ändert nichts.").
Mich wundert, dass Daenerys Möse kein eigenes POV-Kapitel bekommen hat. Gut abgeschmeckt mit Gedanken über galante Ritter die genausogut in ein Sansa-Kapitel aus GoT passen würden. Überhaupt kommt es mir so vor, als ob Sansa und Daenerys ihre Persönlichkeiten durchgetauscht hätten, während erstere sich von unerträglich zu vielversprechend gemausert hat, wird Daenerys mit jedem Tag in Meereen behinderter.
Und dazu passiert nochmal einfach GARNICHTS. Die Ausgangssituation was den Yunkai-Meereen-Konflikt betrifft ist seit 3 Büchern unverändert.
Tyrion: Fängt vielversprechend an mit seiner Reise auf dem Fluss und dem Kontakt mit Aegon und Jon Connington sowie dem Ziel Daenerys, nimmt dann allerdings eine unangenehme Wendung mit der Entführung durch Jorah Mormont, nach der die Geschichte auch nur noch so vor sich hin mäandert und er am Ende des Buches IMMERNOCH NICHT bei Daenerys angekommen ist. Dazu Penny, die im Westeros-Forum treffend als JarJar Binks von ASOIAF beschrieben wird. Hoffe sie verreckt bald an ihrem Fieber.
Jon: Gnarf. Sehr sehr langsame Storyentwicklung, auch passiert eigentlich garnichts, bis zum unsäglichen Ende.
Es ist ziemlich klar, dass Martin ihn nicht entgültig sterben lässt (hat er sogar selbst in einem Interview angedeutet), aber die Optionen die bleiben sind alle nicht so wirklich berauschend.
1. Er stirbt wider Erwarten tatsächlich, dass ist der Buildup seines Charakters über die letzten 5 Bücher für die Katz und sein Tod dient keinem wirklichen Zweck (Neds, Robbs und Catelyns Tod waren wichtige Vehikel um den Plot voranzutreiben, seiner würde nicht wirklich was ändern und nur nervig sein, da es offensichtlich um Shock Value geht).
2. Er wird wiederbelebt und reiht sich in die immer größer werdende Riege der Zombiecharaktere ein. Noch billiger. Es gibt schon genug Wiederbelebte in der Serie. Bei Beric Dondarrion war das noch cool, bei Catelyn schockte es noch, dann wurde es langsam alt.
3. Er überlebt das Ganze schwer verwundet. Bleibt dann nur ein billiger Schock-Cliffhanger für dessen Auflösung man wie man Martin kennt wieder 6 Jahre warten muss.
Jaime/Brienne: Löst den einen Cliffhanger auf und ersetzt ihn lieblos durch einen anderen (Hi, ich hab Arya kommst du mit? Klar!).
Victarion: Ist am Ende genausoweit wie in AFFC (auf dem Weg zu Daenerys). Seine Kapitel sind aber nett zu lesen, da er total badass ist.
Was am meisten nervt ist eigentlich, dass es keine größere Story gibt.
Tyrion ist zu Beginn auf dem Weg zu Daenerys und am Ende immernoch.
Meereen wird zu Beginn von Yunkai bedrängt und am Ende immernoch (mal im Ernst, wer hat wirklich Emotionen diesen Konflikt betreffend?!).
Victarion ist immernoch auf dem Weg zu Daenerys.
Daenerys ist weiter davon entfernt, ihren Arsch mal nach Westeros zu schwingen als zuvor.
An der Wall sieht es genauso aus wie vorher nur mit ein paar mehr Wildlings und am Ende halt der Jon-Cliffhanger.
Stannis hat es immerhin geschafft, von der Wall FAST bis nach Winterfell zu kommen bevor er eingeschneit wurde und für den Rest des Buches nichts mehr passierte.
Bei Arya, Cersei, Davos und den ganzen kleineren Nebencharakteren des Buches passiert auch nicht wirklich was.
Immer wenn ein Daenerys-Kapitel respektive Meereen-Kapitel kam musste ich mich zwingen weiterzulesen. Jon-Kapitel nicht ganz so schlimm, der Charakter ist immerhin sympathischer aber ist halt von vorn herein klar, dass in dem Kapitel rein garnichts passiert. Tyrion ähnlich, der Charakter ist super, seine Story nicht so doll. Immerhin gabs Sachen wie Theon, auf die man sich freuen konnte!
Alles in allem ne sehr gemischte Erfahrung. Sind wieder brilliante Kapitel dabei, ist alles gut geschrieben, aber man hat das Gefühl, dass sich Martin in seiner Serie krass verzettelt und veliert und er muss seinen Stil den er seit AFFC angenommen hat stark verändern, wenn er gedenkt, die Serie in zwei weiteren Büchern abzuschließen.
Ausserdem frage ich mich, was die 500 Seiten für redundantes Material waren, die er für ADWD rauskürzen musste?! Er hätte locker nochmal 200 Seiten von dem was wir jetzt haben kürzen können.
Alles in allem bekommt das Buch von mir 7/10, aus dem Grund, dass es ein ASOIAF-Buch ist und den Serienbonus der vorherigen Werke hat und liebgewonnenen Charaktere hat. Als Einzelwerk betrachtet wohl eher 5/10.