@Horst: Aber ernsthaft … man verliert mit vernünftigen Maßnahmen ungefähr gut die Hälfte an Sitzplätzen in Prüfungsräumen. Sagen wir mal ein Drittel bleibt. Dann müsste man die Prüfungen halt über 6 statt über 2 Wochen verteilen, um das geschaukelt zu bekommen. Das ist zwar nicht nice, aber absolut machbar.
Meine Erfahrung sagt mir, dass man ziemlich bescheuert sein muss, um aus einem Raum in dem sonst 350 schreiben einen zu machen in dem nur noch 70 schreiben. Da ist entweder die Einschränkung zu hart, oder vorher waren die Abstände sehr gering. Eine Standarddaumenregel sagt: Jede zweite Reihe besetzt und jeder zweite Stuhl frei. D.h. ein Stuhl Abstand. Damit kommt man auf ungefähr ein Viertel der regulären Kapazität als Prüfungskapazität. 2 freie Reihen hielte ich für sinnlos viel, aber 2 Stühle frei ist vermutlich nicht unsinnig. Das bringt uns von 25% Prüfungsplätze (relativ zur nominalen Kapazität) auf 16% und somit knapp zwei Drittel der "normalen" Kapazität. Eine Verdopplung der Länge der Prüfungsphase sollte also knapp ausreichen. 6 statt 2 Wochen sollten dann recht sicher reichen für alle Klausuren mit mehr Abstand inkl. Puffer für Planungsprobleme usw.––Andere Veranstaltungen in den Uniräumen müssen dann halt ausweichen. So viele dürften das ja nicht sein.
Wer da jetzt auf weitere Extremabstände besteht macht sich imo lächerlich.
Bekloppter ist eigentlich nur, was manche Dozenten für Anforderungen haben. Ein Dozent möchte doch bitte die am PC durchgeführte Klausur "von Hand" mit Zettel und Stift korrigieren können und "der Computer" soll seine Notizen dann in Noten umsetzen... Ist der selbe, der seine Vorlesungen selbst über Zoom an der Tafel abhalten muss, sodass er da jetzt 3 Kameras benötigt, die seine Tafeln filmen.
Das Technikverständnis ist halt null gegeben. Der Digitalisierungsdruck an Unis ist nahe Null weil die IT-Leute keinen Dank bekommen bzw. keinerlei Anreiz haben etwas besser zu machen … auch weil die Profs es entweder nicht nutzen oder nicht zu schätzen wissen. Die Profs wollen einfach nur ihren Stiefel weitermachen. Die wissMAs puffern für sie ja den Zusatzstress ab. Und die wissMAs haben auch in der Regel null Anreiz die Anlaufkosten für sinnvolle digitalisierte Lösungen auf sich zu nehmen. Entsprechend bleibt alles beim wurstigen alten.
Mein Doktorvater streamt jetzt einfach seine Vorlesung zu den "normalen" Zeiten und lässt Fragen über den Chat zu. Wer nicht zum Stream da ist hat Pech gehabt. So kann man es natürlich auch machen. Aber der Vorteil der Digitalisierung ist da natürlich auch gleich Null. Das Verbesserungspotential wird nicht genutzt, es wird einfach auf den minimalen Arbeitsaufwand optimiert.
TU-Präsident Christian Thomsen schrieb:
"Wir bauen dabei auf die Ehrlichkeit der Studierenden" […] Natürlich gebe es für die Uni keine absolute Sicherheit, dass nicht Freunde oder Eltern die Klausuren am Computer schrieben. "Aber auch bei normalen Klausuren wird geschummelt". Vielleicht würden Online-Klausuren ein bisschen schwerer ausfallen, weil mehr Hilfsmittel greifbar seien. "Aber mit null Kenntnis kommt man auch mit mehr Hilfsmitteln nicht durch" denn die zeitliche Begrenzung für die Prüfungen bleibe.
Wie kann man solche Hochschulen noch ernstnehmen? Das ist doch eine Bankrotterklärung. Wer unter solchen Rahmenbedingungen nicht bescheißt, dass die Schwarte kracht ist doch am Ende der Dumme weil er eine "ehrliche Note" bekommt während der ganze Rest lachend die gute Note einsteckt. Da setzt man sich zur Klausur zusammen mit Freunden in die gleiche Wohnung, zur "Kontrolle" in unterschiedliche Zimmer und dann Kommunikation gogogo … da braucht man noch nicht einmal einen Spickzettel um unfair gut abzuschneiden.
Ich versteht ja noch das Problem, dass man die Klausur nicht zeitversetzt stellen möchte, aber dafür der Aufwand?
Wenn man die Prüfungsphase verlängert, um alle Prüfungen ohne zeitliche Staffelung schreiben zu können ist das kein Problem. Die größten Prüfungen sind vielleicht 1000 Studis, und das sind wenige Ausnahmen. Da wird regulär schon immer eine Sporthalle für genutzt. Da nimmt man dann jetzt halt Audimax, Sporthalle und noch ein paar größere Hörsäle, dann bekommt man das auch hin.
Alles Ausreden imo solange ich da keine echten Argumente höre.
Ich verstehe auch bei der Abiturprüfung das Gewese nicht. Dann steckt man halt mal nicht den ganzen Jahrgang in die Turnhalle, sondern verteilt die Leute in kleinren Gruppen mit mehr Abstand auf verschiedene Locations. Braucht mehr Aufsichtspersonal? Kriegt die restliche Schule halt nochmal eine Woche frei.
An der Uni wäre es auch wohl möglich, Prüfungsformate einzuführen, die nicht der klassischen Klausur entsprechen. Hatte ich z.B. in den Niederlanden. So etwas widerspricht aber wohl einfach komplett dem "deutschen Wesen".
Was Abi angeht, ja sicher. Will aber keiner organisieren weil es ja Aufwand wäre und sich die Schüler und die Eltern über die unfaire Behandlung in diesen furchtbar harten Zeiten echauffieren würden. Buhuuu wie sie mir leid tun.
An der Uni könnte man Seminararbeiten statt Klausuren machen. Oder zumindest Essays statt Klausuren. In kleineren Kursen mE total praktikabel, in größeren … geht so. Das Problem ist, dass man da als wissMA dann monatelang mit dem Korrigieren beschäftigt ist. Eine zehnseitige Seminararbeit korrigiert sich halt nicht in 20min wie eine Grundstudiumsklausur, sondern eher in absolut minimal 60min wenn man halbwegs seriös sein will und auch sinnvolles Feedback geben will. Außerdem muss man da dann eine Klausur alleine korrigieren, um den gleichen Maßstab zu wahren. Bei großen Klausuren und 160 Monatsarbeitsstuden merkt man schnell warum das nur begrenzt möglich ist ohne die Qualität dranzugeben.
Müsste ich jetzt 500 Seminararbeiten korrigieren würde ich mir die Kugel geben oder ganz schnell sehr oberflächlich bewerten. Klar, das geht auch, und man kann recht schnell eine passende Note geben die meistens auch richtig ist, aber die Arbeiten nicht komplett zu lesen und zu korrigieren ist trotzdem im Einzelfall ungerecht. Selbst mit maximaler Geschwindikeit wird man nicht unter 30min kommen und somit unter günstigsten Annahmen nur 320 Stück im Monat schaffen.