Ja, begrenzt schon, allerdings ist die Herangehensweise / 'meine Theorie' dahinter eine andere; ich gehe dabei nicht aus, dass es weniger durch die Kultur, sondern mehr durch eine Art Parallelgesellschaft verursacht wird. Ob die jetzt bei Türken ob der historischen Migrationspolitik anders gelaufen ist (was nicht zwangsweise was mit Kultur / Religion zu tun haben muss) oder nicht sei dahingestellt (geht so in Richtung Btah). Hätte aber, wenn man denn was dagegen machen wollte, andere Konsequenzen. Außerdem geht's in der Studie darum nicht, sondern da werden halt einfach die Länder hingepatzt, weil ?
Mir fehlt da die Kausalität, ergo rechne ich den speziellen Ländereffekten für die Realität wenig an.
Die Länder werden in ein solches Modell "gebatzt" um eben den von den anderen Variablen nicht erklärten Anteil an verursachter Varianz mit im Modell zu haben, gängige Praxis. Die Idee dahinter ist natürlich, dass der Ländereffekt verschwindet sobald man genug alternative erklärende Variablen hat. Er kann sich mitunter aber auch verstärken wie man am Beispiel meines verlinkten Textes sieht, zb. dann wenn ein eigentlich vorhandener Einfluss durch nicht kontrollierte Variablen verdeckt wird.
Was nun in diesen Variablen drin steckt ist natürlich debattierbar. Selbstverständlich kann in diesem Effekt mehr drin stecken als nur "Kultur". Und zumindest die "Männlichkeitsnormen" wurden ja mehr oder weniger sogar bereits gesondert betrachtet. Ich persönlich weiß aber theoretisch nicht, welchen großen Effekt die Bildungsherkunft der Eltern über das soziale Netz der Jugendlichen und deren Bildungsvorraussetzung hinaus haben könnte. Wir reden hier von Gewaltkriminalität als abhängiger Variable, und nicht von den Klassikern wie "Berufserfolg". Wird man gewalttätiger nur weil die Eltern arbeitslos sind und Hauptschulabschluss haben? Ist es nicht naheliegen eher die damit womöglich zusammenhängende gewalttätige Erziehung und das soziale netz zu untersuchen?
Gegen deine These der Gewaltbereitschaft durch Abschottung spricht meines Erachtens nach das Beispiel der japanischen Einwanderer (in den USA aber z.T. auch in Deutschland), die -soweit ich weiß - fast noch stärker dazu neigen unter sich zu bleiben, aber keineswegs die genannten Probleme haben. Im übrigen kann die Kultur selbst natürlich auch ein Prediktor für den "Grad der Abschottung" darstellen, allerdings sind das lediglich hypothetische Überlegungen.
Ich werde versuchen in den nächsten Tagen nochmal an andere Untersuchungen heranzukommen. Wenn man nach Gewaltkriminalität im Zusammenhang mit Migrationshintergrund sucht, findet man allerdings meiner Erfahrung nach ein paar vereinzelte quantitative Studien mit multivariaten Modellen, die aber alle irgendwie mit dem Pfeiffer zusammenhängen. Ansonsten nur viel normativ durchsetztes hypothetisches Geschreibe, vielleicht mal ein paar Mittelwerte, qualitative "Studien", und gefühlte 70% "Gewalt gegen Migranten".
Ich finde die Einseitigkeit der Kriminalitätsforschung in der Hinsicht ernüchternd.