Natürlich meinte er physische Kraft, hat er doch so ausdrücklich geschrieben. Sein Argument macht ja anders keinen Sinn, er geht ja davon aus, das Männer eine höhere Grundvernunft (zum. gegenüber Frauen (+Kindern?)) haben, da ihre ungezügelte Aggression für eine Frau gefährlicher ist als andersrum. Hier kommt das Bsp mit "durchdrehender Frau" aber glaub mir - im Normalfall ist ein durchdrehender Mann einer durchdrehender Frau körperlich schlicht überlegen. An dieser Aussage kann man nichts drehen und deuten. Wie es in politischer, sozialer, gesellschaftlicher (ist das das Gleiche?), psychischer Macht aussieht - davon ist in seiner Argumentation keine Rede.
Um erstmal Mme Butterfly zu antworten: Oh ja, ich habe den Satz absolut absichtlich genau so formuliert. "..... einer ansonsten intelligenten Frau". Allerdings war das keine allgemeine Aussage, sondern speziell auf dieses Bsp. gerichtet. Ich stimme Shao in seier Einschätzung zur Beherrschung der Gefühle VOLL zu - das ist absolut genau mein Standpunkt, sollte ich im Laufe der Diskussion was abweichendes finden, werde ich es sagen. Aber ich habe in meinem Leben immer genau so versucht zu handhaben. Beherrsche deine Gefühle und du hast Macht - so in etwa. Für mich ist es bis heute noch so, dass wir diesen unbeherrschten Gefühlen viel Leid zu verdanken haben aber - ich muss zugeben, ich war mit 16 da viel viel härter mir selbst gegenüber und auch mit anderen. Denn, Ticor - ich habe durchaus (auch an mir selbst) kennengelernt, dass wir eben trotz aller Vorsicht und Vernunft Menschen sind und als solche Fehler machen. Nur zieht bei mir das Argument
"Wir sind aber Menschen, und daß uns unsere Leidenschaften manchmal übermannen ist vollkommen normal und, meiner Meinung nach, auch überhaupt nicht verurteilenswert; es ist einfach Teil des Menschseins." nicht. Absolut ganz und gar nicht. NATÜRLICH ist es verurteilenswert, voll und ganz. Ich habe für mich nur gelernt, in der Hinsicht abzustufen und nicht nur die Tat zählen zu lassen, sondern vielmehr die kompletten Umstände. Fremdgehen ist nicht gleich fremdgehen, aber in jedem Fall verurteilenswert, einfach, weil es moralisch falsch ist. Nur mag ich einer vernachlässigten, gedemütigten Hausfrau im absolut verliebten Zustand mit einem Neuen das viel wohlwollender durchgehen lassen als der verwöhnten 20jährigen blonden Zicke, die das schon zum 5. mal macht. Verurteilen muss man trotzdem beide, denn der Fehler beginnt in der Schwäche vorher, sich nicht trennen zu können oder nicht wirklich reflektieren zu wollen oder oder oder.
In diesem konkreten Bsp. sind diese Sätze mM deshalb als "Dummheit" (deshalb auch meine Formulierung) angesehen, weil das Mädchen damit (mind) 2 Zwecke erfüllen will, die der Aufklärung überhaupt nicht dienlich sind in der Form. Punkt 1 (abchecken der Gfühle des anderen) könnte man auch im direkten Gespräch lösen oder vma, wenn sie das schon nicht hinbekommt, mit Sätzen, die sie nicht negativ dastehen lassen. Punkt 2 (Verdrängung von Selbstzweifeln, pseudo-positive Bestätigung) bekämpft ihr Symptom, nämlich die Furcht vor Ablehnung, geringes Selbstvertrauen was Persönlichkeit oder Beziehungsfähigkeit angeht - aber es löst nichts an der Ursache. Dafür müsste sie sich nämlich konkret mit sich selbst auseinandersetzen, und dazu fehlt vielen der Mut (oh ja, mit Sicherheit auch mir in der ein oder anderen Situation). Verdrängung ist fast immer scheisse.
Deshalb: Wenn sie das eh immer macht ist es naiv - also dumm, dämlich, ignorant, nichtwissend, nicht-nachdenkend, wenig Erfahrung-damit-habend - irgend ne Mischung daraus. Wenn sie das Gefühl in der Situation überkommt und sie es nicht unter Kontrolle hat - dann ist die Aussage zwar immer noch dumm, aber nicht die Person die dahinter steckt.
Merke: Dumm ist nicht der, der dummes tut, sonder der, der das gleiche Dumme immer wieder macht. Und selbst dann gilt das ja nicht für alle Lebensbereiche (also keine Angst Mme, auch wenn du wohl eher der emotionale Mensch bist und dich der Satz deshalb eher gestochen hat: Nein, so wie du das interpretiert hast war es nicht gemeint

).
Und noch einen letzten Satz zu Ticor: Ich weiss nicht, ob die grobe Einteilung in "gute" und "schlechte" Leidenschaften so stehen gelassen werden kann, aber sie ist zum. fürs Argumentieren recht nützlich: Ich sehe in der Tat unkontrollierte Furcht (und dazu gehört auch die Eifersucht) als schädlich an. Sie lähmt dein logisches Urteilsvemögen, sie beraubt dich deiner (Handlungs)Freiheit. Nackte Furcht ist einfach nur scheisse (kontrolliert, also nicht nackt, kann sie seeeehr positiv sein, weil sie deine Aufmerksamkeit auf etwas akutes lenkt). Nochmal: Nur weil etwas menschlich ist heisst es nicht, dass ich es nicht verurteilen darf.
Jetzt ist aus dem Satz doch etwas längeres geworden, aber ich hoffe, ich konnte meinen (und Shaos?) Punkt etwas klarer machen.