Vollverschleierung in Deutschland

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Thema Vollverschleierung von Schülerinnen:
https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-02/schulgesetz-nikab-verschleierung-susanne-eisenmann

Dass die Gerichte aufgrund mangelnder rechtlicher Grundlage so entscheiden ist die eine Sache. Aber gerade vor dem Hintergrund der Vorfälle in Frankreich finde ich es schon erstaunlich, dass viele der Kommentatoren scheinbar jeden noch so offensichtlich extremistisch-religiösen Mist tolerieren wollen. Und Özdemir beweist erneut, dass er der beste Grüne ist!
 
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Thema Vollverschleierung von Schülerinnen:
https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-02/schulgesetz-nikab-verschleierung-susanne-eisenmann

Dass die Gerichte aufgrund mangelnder rechtlicher Grundlage so entscheiden ist die eine Sache. Aber gerade vor dem Hintergrund der Vorfälle in Frankreich finde ich es schon erstaunlich, dass viele der Kommentatoren scheinbar jeden noch so offensichtlich extremistisch-religiösen Mist tolerieren wollen. Und Özdemir beweist erneut, dass er der beste Grüne ist!

In Bayern ist der Kram im ÖD und in Kindergärten seit ca. 2,5 Jahren verboten. Und alle kommen weiterhin klar. Muss da Özdemir auch voll zustimmen, Toleranz endet bei Intoleranz. Kopftuch wurde in Deutschland früher schon von sehr vielen Frauen getragen, wenngleich es natürlich anders konnotiert war. Aber z.T. hatte es auch mit Pietät zu tun. Bin kein Fan von religiösen Kostümen im Allgemeinen, aber ein Kopftuch tut nicht weh. Niqab / Burka gehen dagegen eindeutig zu weit.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Das lustige ist auch, dass das Kopftuch, Burka und Nikab genau so wenig etwas mit dem Islam bzw. mit einer Tradition im Islam zu tun hat, wie der Schottenrock in Schottland oder das Dirndl in Bayern (ur)historische Wurzeln hat (Dirndl wurde im 19Jh. erfunden, Schottenrock mE im 18 Jh.). Es handelt sich um nachträglich erfundene bzw. umgewidmete Identitätssymbole, die so ein gutes Framing bekommen haben, dass heute jeder denkt, dass der Schottenrock ein klassisches schottisches Kleidungsstück wäre und Musliminnen in früheren Zeiten alle verschleiert waren. Dabei ist das Gegenteil der Fall, das Kopftuch wurde erst sehr spät in der islamischen Geschichte als konservativer Backlash zum Symbol gemacht um Frauen zu "sittsamerer" Kleidung zu zwingen: ganz ähnlich den damals im Christentum vorherrschenden Vorstellungen einer "sittsamen" Kleidung. Sehr spannender Artikel dazu:

https://www.zeit.de/2020/06/kopftuch-debatte-islam-religion-historie-dilemma

Während es in vielen Gesellschaften des Nahen Ostens und Südasiens – oft auch unter nicht muslimischen Frauen – ohnehin üblich war, den Kopf zu bedecken und lange Gewänder zu tragen, war dies im subsaharischen Afrika oder in Südostasien keineswegs überall der Fall. Die Bandbreite weiblicher Bekleidungsformen war enorm und weit stärker von lokalen Traditionen und sozialem Stand geprägt als von religiösen Normen. Erst Reformbewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts mahnten dort eine "sittsame" Bekleidung nach islamischen Maßstäben an, wobei sich die Kritik zunächst oft weniger gegen sichtbares Haar als gegen unbedeckte Schultern, Knie oder gar Busen richtete. Hier gab es übrigens deutliche Überschneidungen mit den Moralvorstellungen christlicher Missionare und Kolonialherren, die ebenfalls lange Röcke und hochgeschlossene Blusen als angemessene weibliche Bekleidung propagierten. Ein "islamisches Kopftuch" in der Form, wie es heute verbreitet ist und als augenfälliges Identitätsmerkmal muslimischer Frauen gesehen wird, gab es noch im 19. Jahrhundert nirgendwo.
 
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haschischtasche

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Sehe das Problem nicht. Solange wir kein allgemeines Vermummungsverbot in Deutschland haben, sollen die Damen doch tragen was sie wollen. Ob die jetzt 'ne Niqab vor'm Gesicht haben oder ein Kreuz um den Hals baumelt macht da überhaupt keinen Unterschied. Wenn das einen stört, soll er halt nicht draufglotzen.
Ist doch auch allen klar, wie dämlich die Diskussion eigentlich ist, wenn man schon mit non-sens wie "Schule und Unterricht kann nur mit offenen Gesichtern funktionieren" argumentieren muss.
 
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was jemand privat trägt ist mich auch egal, aber eine lehrerin die voll vermummt ist muss nun wirklich nicht sein.
ist das überhaupt mal ernsthaft angefragt worden? sehe ja schon in berlin seeeeeehr selten mal so eine vollverschleierung, erst recht nicht bei einer frau die irgendwo arbeitet.
edit: bin dum, dachte es geht um lehrer, nicht schülerinnen.
 
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Benrath

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Ich glaub das Thema hat Potential. Bin mir zwar nicht sicher ob wir es schonmal hatten, aber nun hier weiter, damit Kurznotizen frei bleibt.

Bin da gespalten, dass natürlich irgendwie jeder tragen darf was er will, das aber nicht für Personen in öffentlichen Rollen geht. Nackt geht ja auch nicht.

Auf der anderen Seite kann ich mir halt schwer vorstellen, dass jemand völlig frei und unbeeinflusst zu dem Schluss kommt, dass eine Niqab töfte ist.
Der Anteil der nicht unterdrückten Frauen, die die Niqab freiwillig tragen, kann nicht so hoch sein.
Ein schönes Paradox, dass wir gerade bei einem Paradesymbol der Unterdrückung für die Freiheit der Wahl der Kleidung kämpfen.
 

haschischtasche

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was jemand privat trägt ist mich auch egal, aber eine lehrerin die voll vermummt ist muss nun wirklich nicht sein.
ist das überhaupt mal ernsthaft angefragt worden? sehe ja schon in berlin seeeeeehr selten mal so eine vollverschleierung, erst recht nicht bei einer frau die irgendwo arbeitet.
edit: bin dum, dachte es geht um lehrer, nicht schülerinnen.

Für die verbeamteten Lehrer gilt ohnehin (wie für alle Beamte) ein Gesichtsverhüllungsverbot.


Auf der anderen Seite kann ich mir halt schwer vorstellen, dass jemand völlig frei und unbeeinflusst zu dem Schluss kommt, dass eine Niqab töfte ist.
Der Anteil der nicht unterdrückten Frauen, die die Niqab freiwillig tragen, kann nicht so hoch sein.
Ein schönes Paradox, dass wir gerade bei einem Paradesymbol der Unterdrückung für die Freiheit der Wahl der Kleidung kämpfen.
Soweit ich da informiert bin, haben die Lehrer/Schulleitung im Zweifelsfall ohnehin die Eltern wegen Nötigung anzuzeigen. Zumindest in NRW, ich nehme aber mal an, dass das in anderen Bundesländern nicht anders ist.
Wenn man da jetzt ein Extragesetz auf den Weg bringt, weil sich Lehrer nicht an ihre entsprechende Dienstordnung halten, dann kann man ja auch zeitgleich ein Blaues-Auge-Verbot und Riemenabdruckverbot für Schüler einführen. :ugly:
Zudem hilft ein Verschleierungsverbot in der Schule bei Unterdrückung recht wenig; ist ja nicht so, dass die Kinder 24/7 im Unterricht sitzen.
 
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Ich habe echte zweifel daran, dass es in dieser Diskussion um die Frauen geht. Man möchte - so deute ich das jedenfalls - Symbole dieser Art einfach nur nicht sehen. Das genügt bereits. Ginge es um die Frauen würde man die in der Diskussion mindestens einmal zu Wort kommen lassen. Davon sehe und lese ich aber nichts. Symptombekämpfung. Nichts weiter.
 
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Gelöschtes Mitglied 137386

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Wie meinst du das, dass Frauen nicht zu Wort kommen? Die ganzen Debatten werden von (auch und mE sogar hauptäschlich) Frauen geführt. Letztes Beispiel:
https://www.faz.net/aktuell/rhein-m...-debatte-an-der-frankfurter-uni-16176483.html

Auf dem Podium saßen mE nur Frauen, mit und ohne Migrationshintergrund. Dass du da kaum eine Vollverschleierte Frau sehen wirst, dürfte daran liegen, dass sie wohl eher selten Karriere in der Wissenschaft oder in den Medien machen. Der Erkenntnisgewinn dürfte auch gering sein. Was soll die Frau auch sagen? Entweder sie wird gezwungen, dann wird sie das kaum öffentlich zugeben aus Angst vor dem Mann, oder sie ist so indoktriniert, dass sie ihre eigene Entmenschlichung (nichts anderes bedeutet es doch, einen Menschen komplett verschwinden zu lassen und keinerlei Erkennbarkeit mehr zu gewähren. Man löscht die Person schlicht aus dem öffentlichen Leben, die Frau ist nicht mehr als Individuum zu erkennen, sondern als anonymes und immergleiches Gewand) verteidigen wird - Stockholm Syndrom.

Ich sehe es wie Benrath, dass jemand, der nicht von frühester Kindheit an oder eben in einem anderen beeinflussbaren Alter einer entsprechenden Gehirnwäsche (aka Werteerziehung) unterzogen wurde sowas freiwillig tut, halte ich für sehr schwer vorstellbar. Und ich möchte mich ganz entschieden gegen den deutschen Relativismus gewisser Kreise stellen, der hier stellvertretend von haschischtasche artikuliert wird. Vollverschleierung ist einfach scheisse und Punkt. So viel Gehirnakrobatik wie man dort anstellen muss, um diese mit einem humanistischen Menschenbild zu vereinbaren, kann ich nicht betreiben. Es ist auch null vergleichbar mit anderen religiösen Symbolen. Ob Kreuz, Kippa oder meinetwegen sogar Kopftuch, das ist alles etwas völlig anderes als die Identität eines Menschen im öffentlichen Raum auszulöschen.
 

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Sehe das Problem nicht. Solange wir kein allgemeines Vermummungsverbot in Deutschland haben, sollen die Damen doch tragen was sie wollen. Ob die jetzt 'ne Niqab vor'm Gesicht haben oder ein Kreuz um den Hals baumelt macht da überhaupt keinen Unterschied. Wenn das einen stört, soll er halt nicht draufglotzen.
Ist doch auch allen klar, wie dämlich die Diskussion eigentlich ist, wenn man schon mit non-sens wie "Schule und Unterricht kann nur mit offenen Gesichtern funktionieren" argumentieren muss.

Ich finde es macht schon einen. Draußen auf der Straße kann es mir ja herzlich egal sein, wie jemand herumläuft, ich kann den Kontakt einfach meiden, wenn mir die Kommunikation mit jemand vermummten nicht gefällt. In der Schule befinden sich Leute halt zwangsweise auf engem Raum, und damit das ganze funktioniert ist halt mehr Konformismus gefordert. Wenn die Mehrheit der Leute, oder auch einfach die Mehrheit der jeweiligen Schüler, der Meinung ist, dass sie bei der Kommunikation das Gesicht des Gegenübers sehen wollen, wird das halt in eine Regel gegossen. Eine Gesellschaft braucht halt eine ganze Menge an Kitt, in Form von Regeln. Diejenigen, die da eine Minderheitenmeinung vertreten, haben dann das Nachsehen, und ehrlich gesagt, bin ich nicht traurig darum.
 
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jo. finde auch dass die gleichsetzung mit "ist ja nur ein religiöses symbol" an der stellt hinkt. dabei geht es mir viel weniger um die verteidigung der vermuteten beschnittenen selbstbestimmung der frau - juckt auch sonst niemanden wenn die frau familiär (unsichtbar) unterdrückt wird. sondern vielmehr darum, dass menschliche kommunikation nunmal nicht nur verbal funktioniert. ich vermute, haschischtasche hat noch nie unterrichtet, sonst würde er nicht behaupten, dass es non-sense wäre, dass schule und unterricht nicht vollverschleiert funktionieren könnte. die schule hat nicht nur einen bildungs-, sondern auch einen erziehungsauftrag. soziale interaktion zwischen lehrern, schülern und vermummten personen kann offensichtlich nicht funktionieren, da die vollverschleierung auch in diesem raum ihren zweck erfüllt, sozial abzuschotten.
 

Gustavo

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Halte so ein Verbot auch für richtig. Der einzige Grund, den ich theoretisch akzeptieren könnte, wäre wenn mir jemand glaubhaft beweisen könnte, dass es für die betroffenen Frauen tatsächlich ihre Situation schlimmer macht. Das wird gerne mal als Argument angeführt, aber ich habe noch nie irgendwo gesehen, dass jemand das empirisch belegt. Ansonsten klar für ein Verbot.
 

haschischtasche

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Ob Kreuz, Kippa oder meinetwegen sogar Kopftuch, das ist alles etwas völlig anderes als die Identität eines Menschen im öffentlichen Raum auszulöschen.
Weil die Identität eines Menschen primär auf dem Aussehen des Gesichtes beruht? :confused:

ich vermute, haschischtasche hat noch nie unterrichtet, sonst würde er nicht behaupten, dass es non-sense wäre, dass schule und unterricht nicht vollverschleiert funktionieren könnte. die schule hat nicht nur einen bildungs-, sondern auch einen erziehungsauftrag. soziale interaktion zwischen lehrern, schülern und vermummten personen kann offensichtlich nicht funktionieren, da die vollverschleierung auch in diesem raum ihren zweck erfüllt, sozial abzuschotten.
Einerseits, ja, ich habe nie unterrichtet. Andererseits habe ich knapp 3 Jahre meines Lebens in einer medizinischen Ausbildung verbracht, bei der so grob geschätzt 65% der Zeit mit vermummten Gesicht sozial interagiert wurde.
 

ReVenger!

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Wir identifizieren Menschen nunmal absolut primär über deren Gesicht, und legen auch auf Mimik beim Gespräch großen wert. Gerade Männer verfolgen, noch mehr als Frauen, beim Reden des anderen die Bewegungen des Mundes. Dies gehört auch zu jener Art Handlungen, die wir nicht erlernen müssen, sondern vererbt werden.
Hättest du dich nicht wohler gefühlt, wenn du deren Gesichter gesehen hättest? Es geht auch nicht darum, dass es geht, sondern darum, was gewünscht ist.
 

haschischtasche

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Hättest du dich nicht wohler gefühlt, wenn du deren Gesichter gesehen hättest?
Eigentlich nicht. Augen halte ich schon für relativ wichtig, Mund eher nicht so. So eine "richtige" Burka würde ich schon als problematisch betrachten, aber auch nicht als unüberwindbares Hindernis in der Kommunikation. Dafür hatte ich zuviel mit Blinden und Gehörlosen zu tun. Wenn einem Mensch etwas fehlt, dann lernt der sekundäre Kommunikation vermehrt über andere Mechanismen zu führen. (Im Falle von Burkaträgerinnen dann wohl Gestik und Tonfall.)
Muss der Gegenüberliegende dann eben "lesen" lernen.
 

Gelöschtes Mitglied 160054

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Pro Verbot, vielmehr kann ich gar nicht beitragen, alles Relevante hat Heator schon genannt.
 
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Jeder Mensch darf sich kleiden wie ihm/er/sie/es aus freien Stücken beliebt. Eine Einschränkung muss wirklich wohl begründet sein. Burka-Verbot? Nein! Verschleierungsverbot (alle) - okay, kann man drüber streiten.

@Heator: ich meinte natürlich vollverschleierte Frauen. Die werden nicht gefragt, da man per se davon ausgeht sie seien unmündig. Wie bequem. Mal wieder wird über und nicht mit Menschen geredet. Das macht die Diskussion für mich unglaubwürdig; hier gehts mE nicht um die Frauen, sondern den "Kulturkampf" gg den Islam. Wenn man die Gesichtszüge von Menschen grundsätzlich immer sehen will im Stadtbild heißt die Lösung "Vermummungsverbot" (oder so ähnlich), und nicht "Burkaverbot" (oder so ähnlich).
 
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Ich habe echte zweifel daran, dass es in dieser Diskussion um die Frauen geht. Man möchte - so deute ich das jedenfalls - Symbole dieser Art einfach nur nicht sehen. Das genügt bereits. Ginge es um die Frauen würde man die in der Diskussion mindestens einmal zu Wort kommen lassen. Davon sehe und lese ich aber nichts. Symptombekämpfung. Nichts weiter.
Lässt du dasselbe Argument gelten, wenn es um Hakenkreuzträger geht? Sowas zu verbieten dient nicht dazu, den Betreffonen aus ihrer geistigen Misere zu helfen, trotzdem tut man es.
Imo ist es eine ziemlich beliebige Entscheidung, ob man bestimmte als Symbole des Hasses und der Unterdrückung komplett oder wenigstens aus bestimmten Kontexten verbannt. Natürlich ist das Symbolpolitik, aber das macht es nicht schlecht oder unnötig.


Jeder Mensch darf sich kleiden wie ihm/er/sie/es aus freien Stücken beliebt. Eine Einschränkung muss wirklich wohl begründet sein. Burka-Verbot? Nein! Verschleierungsverbot (alle) - okay, kann man drüber streiten.
Also bei uns in der Schule war auch das Tragen von Basecaps und anderen Kopfbedeckungen sowie Sonnenbrillen selbstverständlich nicht erlaubt. Ich gehe davon aus, dass das an vielen Schulen üblich ist. Damit ist die Frage, ob man eine Ausnahme für den Schleier macht, weil er ein regliöses Symbol ist. Sieht man ihn aber primär als ein Symbol der Unterdrückung und Ausgrenzung, statt der freien Religionsausübung, dann wirkt dieses Argument nicht mehr.
 
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Gelöschtes Mitglied 160054

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Also meine Basecap war mir immer sehr wichtig, bedeckte sie doch mein schrumpfendes Haar. Wieso sollte es eine Ausnahme für religiöse Symbole geben?
 
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[…] hier gehts mE nicht um die Frauen, sondern den "Kulturkampf" gg den Islam. […]
Eindeutiges Jein. Auch wenn viele das undifferenziert zusammenwerfen werden geht es den allermeisten wohl zuerst um die Ablehnung eines autoritären und patriarchalischen Gesellschaftsverständnisses. Dass das mit diversen anderen Vorurteilen parallel/gleichzeitig auftritt ist mE ein Zusatzaspekt an der Sache. Was in so einer Abgrenzung unter "der Islam" verstanden wird ist das was präziser/korrekter mit "politischer extremistischer Islamismus" bezeichnet wäre. Also etwas was für Muslime in etwa eine so passende Pauschalbeschreibung ist wie Nazi für Deutsche. Es mag manchmal zutreffen, aber in der überragenden Mehrheit der Fälle halt nicht.

Wie in so vielen Fällen sind halt die Flachpfeifen jeweils die lautesten die auch in der Öffentlichkeit auffallen–––und ausbaden müssen es die normalen Menschen. Ich würde mich persönlich mit aller Vehemenz für eine freiheitliche und demokratische Gesellschaft aussprechen, für alle und auch mit Religionsfreiheit usw.––aber eben auch mit einer relativ rigorosen Politik gegen religiösen und sonstigen Gesinnungsextremismus plus eine nachhaltige Kohäsionspolitik (= Kita-Pflicht, heterogene Schulklassen, Dienstpflicht in möglichst heterogenen Mannschaften). Was das angeht glaube ich, auch aufgrund meiner eigenen Geschichte, daran, dass Kontakt und Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und -teilen für Verständnis sorgt. Bringschuld, Holpflicht usw. blafasel … freue mich auf entsprechende Diskussionen zum OTT. Wage es also nicht nicht aufzutauchen.
 

Benrath

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Ich sehe es wie Benrath, dass jemand, der nicht von frühester Kindheit an oder eben in einem anderen beeinflussbaren Alter einer entsprechenden Gehirnwäsche (aka Werteerziehung) unterzogen wurde sowas freiwillig tut, halte ich für sehr schwer vorstellbar. Und ich möchte mich ganz entschieden gegen den deutschen Relativismus gewisser Kreise stellen, der hier stellvertretend von haschischtasche artikuliert wird. Vollverschleierung ist einfach scheisse und Punkt. So viel Gehirnakrobatik wie man dort anstellen muss, um diese mit einem humanistischen Menschenbild zu vereinbaren, kann ich nicht betreiben. Es ist auch null vergleichbar mit anderen religiösen Symbolen. Ob Kreuz, Kippa oder meinetwegen sogar Kopftuch, das ist alles etwas völlig anderes als die Identität eines Menschen im öffentlichen Raum auszulöschen.

eigentlich trifft es das ganz gut.

Mir ist der Islam eigentlich ziehmlich egal, aber wenn Heators Artikel recht hat, wäre das Kopftuch gar nicht das Symbol des Islams, sondern wird von extremen Kräften zur eigenen Separation missbraucht.

Das lustige ist auch, dass das Kopftuch, Burka und Nikab genau so wenig etwas mit dem Islam bzw. mit einer Tradition im Islam zu tun hat, wie der Schottenrock in Schottland oder das Dirndl in Bayern (ur)historische Wurzeln hat (Dirndl wurde im 19Jh. erfunden, Schottenrock mE im 18 Jh.). Es handelt sich um nachträglich erfundene bzw. umgewidmete Identitätssymbole, die so ein gutes Framing bekommen haben, dass heute jeder denkt, dass der Schottenrock ein klassisches schottisches Kleidungsstück wäre und Musliminnen in früheren Zeiten alle verschleiert waren. Dabei ist das Gegenteil der Fall, das Kopftuch wurde erst sehr spät in der islamischen Geschichte als konservativer Backlash zum Symbol gemacht um Frauen zu "sittsamerer" Kleidung zu zwingen: ganz ähnlich den damals im Christentum vorherrschenden Vorstellungen einer "sittsamen" Kleidung. Sehr spannender Artikel dazu:

https://www.zeit.de/2020/06/kopftuch-debatte-islam-religion-historie-dilemma

Um mich jetzt ganz weit vorzuwagen bzw. saisted zu folgen, ich seh die Niqua und Burka ganz knapp hinter dem Hakenkreuz. Sonst bitte konsequent auch sagen, dass die Leute in SS Uniform rumlaufen dürfen. Es ist sehr nah dran.
 
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Ich sehe es wie Benrath, dass jemand, der nicht von frühester Kindheit an oder eben in einem anderen beeinflussbaren Alter einer entsprechenden Gehirnwäsche (aka Werteerziehung) unterzogen wurde sowas freiwillig tut, halte ich für sehr schwer vorstellbar. Und ich möchte mich ganz entschieden gegen den deutschen Relativismus gewisser Kreise stellen, der hier stellvertretend von haschischtasche artikuliert wird. Vollverschleierung ist einfach scheisse und Punkt. So viel Gehirnakrobatik wie man dort anstellen muss, um diese mit einem humanistischen Menschenbild zu vereinbaren, kann ich nicht betreiben. Es ist auch null vergleichbar mit anderen religiösen Symbolen. Ob Kreuz, Kippa oder meinetwegen sogar Kopftuch, das ist alles etwas völlig anderes als die Identität eines Menschen im öffentlichen Raum auszulöschen.
Ich greife das jetzt mal auf, stellvertretend für die dominierende Meinung im Thread. Finde ich Vollverschleierung scheiße? Joa. Aber ich finde ziemlich viele Dinge scheiße, die Eltern mit ihren Kindern machen. Eigentlich die Mehrheit der Dinge, wenn ich mir die schlechteren Eltern mal so angucke. Daher ist das Argument mit der Gehirnwäsche für mich nicht ausreichend.
Bei der Bewertung der jeweiligen Sache muss man imo das Wohl des Kindes und das Recht der Eltern gegeneinander abwägen und auf dieser Basis verhältnismäßig zum richtigen Ergebnis kommen. An der Stelle wäre das für mich die Trennlinie zwischen Schleier und Kopftuch, also ersteres bäh, zweiteres okay.
Natürlich alles nur bezogen auf Minderjährige. Erwachsene sollten sich (normalerweise) kleiden sollen, wie sie wollen. Wie kain gesagt hat, dann müsste man schon ein allgemeines Vermummungsverbot einführen, was imo übertrieben wäre.


€:
Um mich jetzt ganz weit vorzuwagen bzw. saisted zu folgen, ich seh die Niqua und Burka ganz knapp hinter dem Hakenkreuz. Sonst bitte konsequent auch sagen, dass die Leute in SS Uniform rumlaufen dürfen. Es ist sehr nah dran.
Meh das ist ja nun wiederum Schwachsinn. Wie ist das dann mit anderen extremen Formen der Religion und ihren Zeichen? Die Backenlöckchen der orthodoxen Juden? Die Bärte der amish people? Das bringt Träger von Niquab und Burka notwendigerweise auf eine Stufe mit gewaltvollem Extremismus, wie es das Hakenkreuz bei seinem Träger zurecht tut. Es ergibt übrigens auch in deinem Weltbild keinen Sinn: Du bezeichnest ja die Träger von diesen Gewändern als unterdrückt, gleichzeitig soll der Träger quasi mit einem Nazi gleichgesetzt werden? Finde das von vorne bis hinten irgendwie Blödsinn.
 
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Gelöschtes Mitglied 137386

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Natürlich alles nur bezogen auf Minderjährige. Erwachsene sollten sich (normalerweise) kleiden sollen, wie sie wollen. Wie kain gesagt hat, dann müsste man schon ein allgemeines Vermummungsverbot einführen, was imo übertrieben wäre.

Warum muss man das denn? Das Gleichheitsgebot sagt ja gerade nicht aus, dass alles was entfernt irgendwie ähnlich ist gleich zu behandeln ist. Es sagt sogar im Gegenteil, dass man Gleiches gleich und ungleiches Ungleich zu behandeln hat. Jedem dürfte doch einleuchten, worin der Unterschied zwischen einem ums Gesicht gewickelten Schal im tiefsten Winter und einer Burka besteht.

Ich habe aber gar nichts dagege ein vernünftiges Verschleierungsverbot im Allgemeinen einzuführen. Da braucht man mE auch keine Angst vor dem Dammbruch haben, es ist durchaus möglich Gesetze vernünftig auszulegen und nicht jeden Motoradfahrer an der Tankstelle anzuklagen. In der Innenstadt muss aber keiner mit einer Sturmmaske rumlaufen.

Das bringt Träger von Niquab und Burka notwendigerweise auf eine Stufe mit gewaltvollem Extremismus, wie es das Hakenkreuz bei seinem Träger zurecht tut. Es ergibt übrigens auch in deinem Weltbild keinen Sinn: Du bezeichnest ja die Träger von diesen Gewändern als unterdrückt, gleichzeitig soll der Träger quasi mit einem Nazi gleichgesetzt werden?

Das ist für mich überhaupt kein Widerspruch, auch im NS Regime waren viele Menschen Täter und Opfer zugleich. Einerseits gehirngewaschen und radikalisiert, andererseits eben verbrecherisch zu anderen - was aber eben in Teilen an dem System und dem Druck darin gebunden war (dass es auch so genug Sadisten und Psychopathen gab, ist natürlich klar). Insofern ist es mE nicht zwingend NUR Opfer oder Täter in diesem Kontext zu sein. Diese Frauen sind ebenfalls beides, weil sie einerseits in dieser Ideologie gefangen sind, andererseits sie eben aktiv fördern und - das ist eigentlich das schlimmste - ihre (vielen) Kinder vermutlich ebenso radikalisieren. Die richtige Herangehensweise wäre hier eigentlich bei den Kindern anzusetzen und diese Familien zu pesten bis zum geht nicht mehr (in dem Sinne, dass man ihnen die Kinder nicht zur freien Verwahrlosung überlässt, sondern eben durch zwingende Kitabesuche, lange Schulzeiten usw. den Einfluss der Familie möglichst minimiert und im besten Fall die Kinder zur Rebellion gegen ihre Eltern bringt, indem man ihnen eine bessere Alternative im Leben anbietet).
 
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Warum muss man das denn? Das Gleichheitsgebot sagt ja gerade nicht aus, dass alles was entfernt irgendwie ähnlich ist gleich zu behandeln ist. Es sagt sogar im Gegenteil, dass man Gleiches gleich und ungleiches Ungleich zu behandeln hat. Jedem dürfte doch einleuchten, worin der Unterschied zwischen einem ums Gesicht gewickelten Schal im tiefsten Winter und einer Burka besteht.
Und wie würdest du das jetzt formaljuristisch trennen? Dürfen dann Frauen im tiefsten Winter zumindest ne Burka tragen? Muss die dann bunt sein? Aber es gibt auch schwarze Schals. Für mich ist das schwammig und nicht klar.

Das ist für mich überhaupt kein Widerspruch, auch im NS Regime waren viele Menschen Täter und Opfer zugleich. Einerseits gehirngewaschen und radikalisiert, andererseits eben verbrecherisch zu anderen - was aber eben in Teilen an dem System und dem Druck darin gebunden war (dass es auch so genug Sadisten und Psychopathen gab, ist natürlich klar). Insofern ist es mE nicht zwingend NUR Opfer oder Täter in diesem Kontext zu sein. Diese Frauen sind ebenfalls beides, weil sie einerseits in dieser Ideologie gefangen sind, andererseits sie eben aktiv fördern und - das ist eigentlich das schlimmste - ihre (vielen) Kinder vermutlich ebenso radikalisieren. Die richtige Herangehensweise wäre hier eigentlich bei den Kindern anzusetzen und diese Familien zu pesten bis zum geht nicht mehr (in dem Sinne, dass man ihnen die Kinder nicht zur freien Verwahrlosung überlässt, sondern eben durch zwingende Kitabesuche, lange Schulzeiten usw. den Einfluss der Familie möglichst minimiert und im besten Fall die Kinder zur Rebellion gegen ihre Eltern bringt, indem man ihnen eine bessere Alternative im Leben anbietet).
Das ist jetzt ein dicker Absatz aber ändert nichts an meinem Argument. Denn zu meinen Beispielen: Würdest du orthdoxe Christen und Juden denn genauso betrachten? Die Rolle der Frau bei orthodoxen Juden ist der Rolle der Frau im rückständigen Islam doch quasi identisch. Was diese Eltern mit ihren Kindern anstellen ist nichts anderes. Da sind die Eltern also auch Täter und Opfer zugleich, die sind ja auch wiederrum sozialisiert wurden. "Täter und Opfer zugleich" ist für eine Analogie zum Nationalsozialismus doch nie und nimmer hinreichend. Nichtmal ansatzweise.
Zum zweiten Teil des Absatzes: Das sehe ich ja genauso. Die Kinder müssen aus diesen Familien möglichst viel raus und ihr eigenes Leben ausbilden können. Das gilt dann aber eben für alle Kinder, nicht nur für die, die "sichtbar" zuhause misshandelt werden (in Form von Schleiern und co.)
 
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Finde ich Vollverschleierung scheiße? Joa. Aber ich finde ziemlich viele Dinge scheiße, die Eltern mit ihren Kindern machen.
jetzt mal butter bei die fische. was ist vergleichbar oder gar schlimmer als frühkindliche indoktrination mit ideologien? sicherlich gewalt, aber sonst sehe ich da ehrlich gesagt nicht viel. dieses ewige relativieren aus schwer moderaten kreisen im 21ten jahrhundert ist es, das uns auch in 1000 jahren noch die immergleichen kämpfe austragen lassen wird. wenn wir nicht mal grotesken monstren wie niqab und burka einen riegel vorschieben können, was können wir dann? wo ist hier die wehrhafte demokratie?

muslime haben in diesem fall das pech, dass sie exorbitant stark auffallen. christlicher hokuspokus bzw. das ewig herunterhängende damoklesschwert der sünde und die damit verbundene angst vor irgendeiner imaginären hölle hingegen fallen im gesellschaftlichen alltag wenig bis gar nicht auf.
 
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jetzt mal butter bei die fische. was ist vergleichbar oder gar schlimmer als frühkindliche indoktrination mit ideologien? sicherlich gewalt, aber sonst sehe ich da ehrlich gesagt nicht viel. dieses ewige relativieren aus schwer moderaten kreisen im 21ten jahrhundert ist es, das uns auch in 1000 jahren noch die immergleichen kämpfe austragen lassen wird. wenn wir nicht mal grotesken monstren wie niqab und burka einen riegel vorschieben können, was können wir dann? wo ist hier die wehrhafte demokratie?
Ich schreib doch ich finde es scheiße. Wo relativere ich da also? Dass ich der Meinung bin, dass es allgemein viel zu viel Scheiße gibt, die Eltern über ihren Kindern abladen können? Meine Konsequenz daraus ist ja nicht, Kinder fröhlich in Niquabs rumlaufen zu lassen, sondern _alle_ Kinder möglichst aus ihren Elternhäusern rauszuholen, wenn diese spinnen.
Meine beste Freundin leitet ne OGS in einem Problembezirk, was meinst du was ich da regelmäßig an Geschichten höre von Verwahrlosung und Gewalt? Und was meinst du wie schwer es ist, bis tatsächlich der Tatbestand der akuten Gefährdung erreicht ist?
Die Demokratie muss wehrhaft sein, wenn jemand die Demokratie angreift. Muslime, die die Scharia einführen wollen oder die anderweitig mit Gewalt ihre Ziele erreichen wollen, gehören verfolgt und gestoppt. Realistisch gibt es wohl eine große Schnittmenge zwischen Menschen, die das verfolgen und ihre Frauen vollverschleiern. Aber: Es gibt auch Radikale, die sich von diesen alten Bildern distanzieren. Und es gibt ansonsten friedliche Menschen mit Vollverschleierung. Heißt ja nicht, dass man nicht mit diesen Personen redet und versucht, sie da rauszuholen.
Aber so schwer ist meine Herangehensweise doch nicht zu verstehen: Gewalt ist pfui, Freiheit ist hui. Da muss man dann jeweils abwägen.
 
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@ticor: ich gehe zum allergrößten teil mit dir mit. ich drehe gerne und schnell volle pulle auf, wenn es um religionsbashing geht, von daher take it with a grain of salt.

ich finde dennoch, dass du an der stelle etwas relativiert hast. warum? weil dein beitrag implizierte, dass du vollverschleierung "nur" scheiße findest wie viele andere sachen auch (ohne diese anderen sachen explizit zu spezifizieren). vollverschleierung ist z.b. leider auch ein instrument der macht von beschissenen männern (väter, brüder, onkel, cousins etc.) über die frauen der familie. auch beraubt es frauen aktiv ihrer chancen einer wirklichen entfaltung in unserer gesellschaft, was nebenbei bemerkt auch sinn und zweck der ganzen sache sein kann oder sogar soll.
 
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Naja insofern habe ich, aus deinem Standpunkt, tatsächlich relativiert. Weil ja, ich finde Vollverschleierung scheiße wie andere Sachen, einige Dinge sogar schlimmer, z.B. Gewalt und Verwahrlosung. Dazu habe ich schon mit sehr intelligenten und selbstbewussten Muslimas geredet, die mit Kopftuch ihr Leben gut regeln können und das Kopftuch aus "freien" Stücken tragen (Indoktrination natürlich vorhanden), das hat ja letztlich auch keinen anderen Zweck. Klar sehe ich da aber auch den Unterschied zwischen Vollschleier und Kopftuch.
Dass du da mit deinem Hintergrund natürlich empfindlicher bist, kann ich aber auch nachvollziehen. Ich muss auch zugeben, dass ich mit vollverschleierten Frauen bisher keinerlei Kontakt hatte. Ist ja auch, wie du sagt, Sinn und Zweck des ganzen.
 
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Meh das ist ja nun wiederum Schwachsinn. Wie ist das dann mit anderen extremen Formen der Religion und ihren Zeichen? Die Backenlöckchen der orthodoxen Juden? Die Bärte der amish people? Das bringt Träger von Niquab und Burka notwendigerweise auf eine Stufe mit gewaltvollem Extremismus, wie es das Hakenkreuz bei seinem Träger zurecht tut. Es ergibt übrigens auch in deinem Weltbild keinen Sinn: Du bezeichnest ja die Träger von diesen Gewändern als unterdrückt, gleichzeitig soll der Träger quasi mit einem Nazi gleichgesetzt werden? Finde das von vorne bis hinten irgendwie Blödsinn.

Das Tragen eines Hakenkreuzes weist einen nicht notwendigerweise als Vertreter eines "gewaltvollem Extremismus" aus. Ich kann glühender Hitlerverehrer sein und das offen zeigen, ohne einer Fliege was zu leide zu tun. Insbesondere gibt es in Deutschland viele Nazis, von denen nur eine kleine Minderheit gewaltbereit oder gar gewalttätig ist.
Dein "Ihr wollt vollverschleierte Frauen mit Nazis gleichsetzen"-Argument ist Käse. Denn das Hakenkreuz ist nicht verboten, weil der Träger ein Nazi ist, sondern aufgrund dessen, was es symbolisiert. Und wenn es um die abstrakte Verbindung von Symbol und Ideologie geht, sehe ich keinen kategorischen Unterschied zwischen Burka und Hakenkreuz. Beides dürfte regelmäßig Symbol einer Ideologie sein, die mit dem Geist unseres Grundgesetzes unvereinbar ist.
Deinem Gedanken folgend müssten wir ja erlauben, dass Kinder das Hakenkreuz zur Schule tragen, weil wir regelmäßig davon ausgehen können, dass nicht das Kind ein Nazi ist, sondern seine Eltern. Du siehst, wie "schwachsinnig" diese Herangehensweise ist.

Und wenn es um die Auswirkungen dieser Symbole auf das soziale Miteinander geht, dann würde ich mich sogar so weit aus dem Fenster lehnen zu sagen, dass das Tragen eines Vollschleiers für die Mitmenschen eine größere Beeinträchtigung darstellt als das Tragen eines Hakenkreuzes. Das dürfte insbesondere in der Schule gelten, wo die wenigstens Kinder bereits ein fein ausgeprägtes Gespür für die historische Symbolkraft haben.
 
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Benrath

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An sich muss ich nichts wirklich beitragen, weil vieles schon gesagt wurde.
Was ich nur blöd finde wie ticor bei den Anekdoten von Niqua zu Kopftuch und zurück springt.
Zwar find ich Kopftuch auch schon scheise, wie generell fast alle religiösen Symbole, z.B. löckchentragende Juden.
Aber Vollverschleierung ist noch mal ne ganz andere Kiste und Form der Unterdrückung, die im Namen der Religionsfreiheit verteidigt wird.
Warum schlägt Religion da alles andere?

Nicht dass ich jetzt ad hoc die scharfe Trennlinie definieren kann. Kopftuch noch ok, niqab too much.
 
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Dein "Ihr wollt vollverschleierte Frauen mit Nazis gleichsetzen"-Argument ist Käse. Denn das Hakenkreuz ist nicht verboten, weil der Träger ein Nazi ist, sondern aufgrund dessen, was es symbolisiert. Und wenn es um die abstrakte Verbindung von Symbol und Ideologie geht, sehe ich keinen kategorischen Unterschied zwischen Burka und Hakenkreuz. Beides dürfte regelmäßig Symbol einer Ideologie sein, die mit dem Geist unseres Grundgesetzes unvereinbar ist.
Ich würde aber argumentieren, dass nationalsozialistische Symbole _notwendigerweise und ausnahmslos_ mit dem Grundgesetz unvereinbar sind. Die nationalsozialistische Ideologie definiert sich ja über Rassismus und hat keine mögliche "harmlose" Auslegung. Das ist beim Islam natürlich anders, wobei die Vollverschleierung automatisch dem radikalen Islam zugeschoben wird. Das kann ich verstehen, aber hier gehe ich nicht ganz d'accord. Es ist nämlich entweder der radikale oder der rückständige Islam, und letzteres finde ich auch scheiße, aber da gucke ich trotzdem anders drauf, nämlich genauso wie auf rückständiges (orthodoxes) Christen- und Judentum.

Und wenn es um die Auswirkungen dieser Symbole auf das soziale Miteinander geht, dann würde ich mich sogar so weit aus dem Fenster lehnen zu sagen, dass das Tragen eines Vollschleiers für die Mitmenschen eine größere Beeinträchtigung darstellt als das Tragen eines Hakenkreuzes. Das dürfte insbesondere in der Schule gelten, wo die wenigstens Kinder bereits ein fein ausgeprägtes Gespür für die historische Symbolkraft haben.
Klar, das sehe ich ein. Darum ist ja auch die Diskussion um Vollschleier eine andere. Es würde auch eine größere Beeinträchtigung darstellen, im rosa Dinosaurierkostüm zur Schule zu kommen als mit Hakenkreuz. Macht das erstere trotzdem nicht schlimmer als letzteres.

€ @Benrath: Was das Kopftuch angeht kam ich dazu, weil ich tatsächlich ne Diskussion zwischen uns beiden im Kopf hatte, wo es auch darum ging. :D Kannst du aber bitte mal darlegen, wer hier Vollverschleierung im Namen der Religionsfreiheit verteidigt? Ich habe ganz klar Vollverschleierung in der Schule abgelehnt und für erwachsene Menschen im öffentlichen Leben im Namen der persönlichen Freiheit verteidigt. Gleichzeitig habe ich, aus meiner Sicht, begründet, warum das nicht gleichzeitig das Tragen einer SS-Uniform als Ausdruck persönlicher Freiheit erlauben sollte. Mag man natürlich unterschiedlicher Meinung zu sein, aber Sonderrechte für Religion will ich gar nicht.
Um das mit dem Absatz darüber zu verbinden: Letztlich sind die Ansichten eines rückständigen Islams oder Christentums natürlich auch nicht mit dem Geist unseres Grundgesetzes vereinbar. Aber ich würde argumentieren, dass wir hier in Deutschland eben dem Nationalsozialismus eine Sonderrolle zuordnen, nicht den Religionen. Und das ja nunmal aufgrund unserer Geschichte.
 
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Benrath

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Ich würde aber argumentieren, dass nationalsozialistische Symbole _notwendigerweise und ausnahmslos_ mit dem Grundgesetz unvereinbar sind.

Warum gilt das dann nicht für alle Symbole die nicht mit dem Grundgesetzt vereinbar sind?

Das ist für mich halt der entscheidende Punkt. Du verteidigst so ein Symbol, weil es ja eventuell doch jemanden geben könnte, der das freiwllig macht mit enorm hohen Kosten für alle die, die das Symbol tragen müssen, weil sie keine Wahl haben und gezwungen werden.

Wenn man das anspricht wird einem dann en passent von Leuten wie Kain Islamphobie, Rassismus etc. vorgeworfen.
 
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Ich würde aber argumentieren, dass nationalsozialistische Symbole _notwendigerweise und ausnahmslos_ mit dem Grundgesetz unvereinbar sind. Die nationalsozialistische Ideologie definiert sich ja über Rassismus und hat keine mögliche "harmlose" Auslegung. Das ist beim Islam natürlich anders, wobei die Vollverschleierung automatisch dem radikalen Islam zugeschoben wird. Das kann ich verstehen, aber hier gehe ich nicht ganz d'accord. Es ist nämlich entweder der radikale oder der rückständige Islam, und letzteres finde ich auch scheiße, aber da gucke ich trotzdem anders drauf, nämlich genauso wie auf rückständiges (orthodoxes) Christen- und Judentum.
Letztlich kann man sich zu jeder Ideologie wohl eine Auslegung überlegen, die zwar schon radikal, aber irgendwie noch mit unserer FDGO vereinbar ist. Wenn der Rassismus des Nazis sich darin erschöpft, dass er nicht "beim Türken" kauft und bei der AfD sein Kreuz macht, kann man sich drüber aufregen, aber gefährlich ists nicht. Ebenso gibt es viele Islamisten, für die Gleichberechtigung von Mann und Frau kein Thema ist und die jubeln, wenn in Israel ein Bus explodiert, die aber trotzdem friedlich hier leben.
Was man davon jetzt wie bewertet, ist relativ müßig und darum geht es imo auch nicht primär, sondern darum, wie sich die zugrunde liegende Ideologie auf das Zusammenleben als Gesellschaft auswirkt. Und da sehe ich sowohl beim Hakenkreuz als auch beim Vollschleier - und offen gestanden bei letzterem sogar noch mehr - negative Auswirkungen, die ein Verbot in gewissen Kontexten rechtfertigen. Die Schule ist einer davon.
Beim Kopftuch sehe ich das anders. Den würde ich weder für Schülerinnen, noch für Lehrerinnen verbieten.
 
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Ich glaube für manchen liberalen Verbotsgegner stellt die willkürliche Abgrenzung/Definition von Gegenständen ein Problem dar. Alle Kleidungsstücke sind gleich; eine Unterscheidung zwischen Niqab, Burka, Kopftuch, Kippa oder religiösen Kettchen zu machen wird als willkürlich und nicht trennscharf aufgefasst. Das Problem bei dieser Betrachtungweise: So ziemlich jede "Alltagsdefinition" eines Gegenstandes ist willkürlich.

Die Kopftuchdiskussion habe ich ja hier im Forum vor einigen Jahren angeregt mit Gustavo geführt. Damals ging es nicht um Schüler sondern um Lehrer (bzw. Beamte allgemein) und wir standen auf verschiedenen Seiten der Argumentation. Hier im Thread sind wir jedoch einer Meinung. Es gibt offensichtlich Abstufungen, und jeder zieht seine Schmerzgrenze woanders. Die Kopftuchdiskussion würde ich deshalb insofern ausklammern, weil es eben für die meisten Menschen komplett verschiedene Sachverhalte sind (auch für mich, obwohl ich kein Kopftuchfan bin). Selbst innerhalb der praktizierenden muslimischen Community ist das Niqab-Tragen eine absolute Ausnahme, allein dadurch sollte der extremistische und abgrenzende Charakter des Kleidungsstücks deutlich werden. Man kann natürlich Szenarien konstruieren, bei denen eine Entscheidung schwerer fällt: Ist ein spezifisches Kleidungsstück noch eine Niqab, oder "nur" eine Chador/Hijab? Gehören letztere auch verboten? Wie weit sollte man gehen?
Das sind alles Gespräche die man führen kann - und ja, die Entscheidung wird am Ende ein Stück weit willkürlich sein. Damit muss man leben lernen, man kann es doch aber nicht als Grund heranziehen, die Handlungsfähigkeit des Staates zu lähmen, und sinnvolle Verbote von vorne herein abzulehnen.

Um auf den imo passenden Hakenkreuzvergleich zurückzukommen: Nazis werden gerne kreativ wenn es um die Abwandlung des Hakenkreuzes geht. Nicht alles davon kann man verbieten. Der pragmatische Ansatz ist, sie schlicht erstmal machen zulassen und wenn ein bestimmtes Symbol populärer wird, ein entsprechendes Verbot durchzusetzen. Irgendwann wird die ursprüngliche Symbolik dann derart stark verfremdet, dass man womöglich ganz ohne Verbot auskommt (insofern das neue Symbol nicht mit einer der modernen gewalttätigen Nazigruppierungen assoziiert wird.)
Ganz ähnlich halte ich es bei der Niqab. Ich finde, es wäre schon viel geholfen, wenn extremistische Muslime dazu genötigt würden, ihre Töchter "nur" noch in eine Chador zu stecken. Letztere finde ich zwar auch nicht gut, aber alleine durch die Sichtbarkeit des Gesichts sollte der abgrenzende Charakter innerhalb des Klassenverbandes viel geringer ausfallen.
 
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Wie ich bereits oben schrieb stört mich euer Bias mit dem ihr euch an das Thema anzunähern sucht. Wenn die Grundannahme ist, dass man hier per se über unmündige Menschen spricht und Entscheidungen, die ihr Leben betreffen, ohne sich mit ihnen auszutauschen getroffen werden sollen, seid ihr mE bereits in unzählige moralische Gruben gestürzt.

Wenn es darum geht religiöse Symbole von öffentlichen Einrichtungen wie Schulen fernzuhalten, müssen bspw. die Kreuze in bayrischen Schulen & co. ebenfalls weg! Wenn es darum geht, dass wir in einer Gesellschaft den Menschen ins Gesicht schauen können wollen muss ein Vermummungsverbot her!
 
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Wie hier schon mehrmals erwähnt wurde, gilt in Schulen de facto ein Vermummungsverbot, weil kein Schüler auf die Idee kommt in der Schule mit Sturmmaske aufzulaufen oder man ihm bestimmt klar machen wir, dass das inakzeptabel ist.
Insofern ist es hier eine religiöse Minderheit, die eine Ausnahme für sich fordert, nicht umgekehrt.
Ob man diese Ausnahme aus religiösen Gründen gewährt oder nicht, ist eine Frage, die die Gesellschaft beantworten muss. Sie wird auch davon abhängen als wie "gesund" und gesellschaftsverträglich man diese spezielle Form des religiösen Ausdrucks einschätzt.
 
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gilt in Schulen de facto ein Vermummungsverbot

Ist das so richtig? Meines Wissens existiert kein solches Gesetz und wird über das "Hausrecht" der jeweiligen Schulen geregelt. Ein solches Hausrecht unterliegt aber diversen Einschränkungen.

3.Rechtslage in Deutschland

3.1.Vollverschleierung im öffentlichen Raum

In der Bundesrepublik Deutschland gibt es derzeit keine Rechtsgrundlage, die das Tragen der Vollverschleierung im öffentlichen Raum generell verbietet.

https://www.bundestag.de/resource/b...bb1630f8d3d4224d7932/wd-3-082-15-pdf-data.pdf
 
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Ist das so richtig? Meines Wissens existiert kein solches Gesetz und wird über das "Hausrecht" der jeweiligen Schulen geregelt. Ein solches Hausrecht unterliegt aber diversen Einschränkungen.

Das Gesetz über Verbote der Gesichtsverhüllung in Bayern vom 12. Juli 2017[20] führte mit Wirkung vom 1. August 2017 entsprechende Bekleidungsregeln in das Bayerische Beamtengesetz ein (Art. 75 und 145 BayBG). Ebenso dürfen Mitglieder einer Hochschule in Hochschuleinrichtungen und bei Hochschulveranstaltungen ihr Gesicht grundsätzlich nicht verhüllen (Art. 18 Abs. 3 BayHSchG). Dasselbe gilt in der Schule und bei Schulveranstaltungen (Art. 56 Abs. 4 Satz 2 BayEUG) und für Beschäftigte in Kindertageseinrichtungen während der Besuchszeit sowie für Tagespflegepersonen (Art. 9a BayKiBiG).
..
 
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Ich weiß, für einen Bayer schwer vermittelbar, aber Bayern ist nicht die BRD, sondern ein Bundesland von 16...
 
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Bildung ist halt Ländersache, daher wird da jedes Land was eigenes zusammenmurksen.
 
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