Was für ein Optik nutzt denn der Richtschütze im Leo2?
Der Richtschütze hat als Primäroptik ein Binokular (also wie beim Fernglas für jedes Auge einen Einblick) mit 12x Vergrößerung und einem Wärmebildgerät. Allerdings wurde das Richtschützen-Wärmebildgerät seit Ewigkeiten nicht modernisiert und besteht aus Tecknik aus den 80er Jahren. Das Ding ist gut und präzise, man kann damit ordentlich arbeiten, aber es gibt inzwischen einfach viel schärfere Optiken. Der Einbau im Leopard 2 wäre auch kein Problem, aber für diese Dinge werden keine Gelder frei gemacht.
Im Puma hat der Richtschütze ja einen Monitor, so dass er viel bequemer sitzen kann. Mal schauen ob sich das bewährt - ich stelle es mir schwer vor auf einen Monitor zu schauen, wenn bei der Geländefahrt der ganze Panzer wackelt.
Und die Autoladergeschichte liest man ja immer wieder, wie ist da die Meinung der Truppe? Lieber 5 Mann und manuell laden oder doch mittlerweile 4 mit Lader, sind die mittlerweile besser? Afaik hat der neue Russentank ja auch einen Autolader, der Mann weniger ist halt echt ein starkes Argument, nehme ich an.
Moderne Autolader laden etwas schneller als ein menschlicher Ladeschütze. Allerdings war das Nachladetempo im Leo (dauert ca. 5 Sekunden) nie ein Problem, weil man ja in der Regel mit dem ersten Schuss ein Ziel vernichtet und dann sofort auf das nächste Ziel umschwenkt - es dauert aber 2-3 Sekunden bis der Pulverdampf wieder so licht geworden ist, dass man sicher weiterschießen kann.
Ich würde aber immer einen menschlichen Ladeschützen einer Automatik vorziehen, weil auf einem Panzer immer genug zu tun ist und man froh ist noch einen Soldaten extra zu haben. Der Ladeschütze kann beim Beobachten unterstützen (mit dem Fernglas über Luke), er kann den Panzer vertretungsweise führen, er funkt wenn Kommandant und Richtschütze gerade beschäftigt sind, er kümmert sich um die Maschinengwehre, tarnt den Panzer, man hat einen Mann mehr wenn man schichtweise arbeiten muss (zum Beispiel nachts im Alarmposten), bei Kettenarbeiten und sonstigem technischen Dienst ist ein Mann mehr ein großer Vorteil usw.
Mal ein blöde Frage, bei der Entwicklung eines neuen Kampfpanzers bin ich ganz naiv davon ausgegangen das so etwas wie Reißbrettstadium für einen neuen Kampfpanzer wahrscheinlich bei allen Militärs schon existiert (ich nehme an, dass ist noch nicht so teuer in der Planung, da ein paar Ing. mit Konzepten zu beauftragen), gerade in Hinblick auf den Next-Generation-T-14 Armata(?) der Russen.
Die Bundeswehr selbst entwickelt so weit ich weiß derzeit keine solcher Konzepte. Dort ist man noch damit beschäftigt die nächsten Kampfwertsteigerungen für den Leo voranzutreiben. Allerdings auf ganz kleiner Flamme und mit wenig Energie.
Richtige Prototypen baut ohnehin nur die Industrie, aber ich vermute, dass so etwas so kostenintensiv ist, dass es erst passieren wird, wenn ein daraus folgender Auftrag wahrscheinlich ist.
Die Entwicklung in Russland ist natürlich ein wichtiger Maßstab und es wird schon beobachtet, was diese neue Panzerfamilie für Fähigkeiten hat und wie man entsprechend reagiert. Das ist aber ein ganz anderer Maßstab, als ein komplett neues System zu entwerfen.
Wie lange dauert so ein Entwicklungszyklus?
Wo geht der Trend in Deutschland bei einer Neuentwicklung hin?
Mehr Panzerschutz (mehr aktive Abwehrsysteme)? Mehr Infanterieverteidigung? Mehr Tempo? Radarsignatur? Bessere Verladefähigkeit (ein Kampfanzer auf 2 A400M zu verteilen (Wanne 30t, Turm 20t? Reaktivpanzerung, Kette nochmal x t) könnte ja gerade so passen.
Wie lange ein Entwicklungszyklus dauert hängt natürlich davon ab, was für Vorgaben man macht und wieviel Druck (sprich Geld) hinter dem Auftrag steckt. Ich würde mindestens 10, eher 15 Jahre veranschlagen, wenn keine außenpolitischen Krisen eine Beschleunigung erzwingen.
Wohin der Trend geht, kann ich nicht sagen - aber es gibt Gerüchte, dass wir auf jeden Fall mehr Durschlagsleistung brauchen, um die neue russische Panzergeneration vernichten zu können. Ob man das mit verbesserter Munition oder einem größerem Kaliber schafft, weiß ich nicht. Dann gab es viele Entwicklungen, die man aus Geldmangel in der Bundeswehr noch nicht umgesetzt hat und die auf jeden Fall kommen müssen: Aktive Schutzsysteme, Laserwarner, Klimaanlage, neue Funkgeräte, digitale Führungssysteme usw. Aber das sind alles Komponenten, die man auch in den Leopard 2 einbauen kann.
Wenn man einen neuen Panzer baut, muss man ja grundsätzlich überlegen, wie in 30 Jahren gekämpft wird. Vielleicht ist das Hauptwaffensystem dann eine Mischung aus Drohne und Panzerabwehrrakete, die vom Panzer aus gesteuert wird und der Richtschütze sieht dadurch von oben auf das Schlachtfeld, während der Panzer in Deckung steht usw.
Grundsätzlich hat in der deutschen Armee die Feuerkraft des Panzers Priorität, dann die Geschwindigkeit und zuletzt die Panzerung und ich hoffe das bleibt auch so.
Was ich persönlich ausschließe, ist dass man den Fehler des Puma wiederholt und die Luftverlastbarkeit per A400M beschießt. Diese Gewichtsbeschränkung hat so erhebliche Nachteile in Form von Kostenerhöhung, Leistungsreduzierung und Verlängerung der Entwicklungszeit verursacht, dass man das wohl nicht noch einmal erleben will. Dann sollte man im Verlegefall lieber ein paar Wochen mehr einplanen und es per Schiff machen oder ein paar gebrauchte Galaxy kaufen/mieten. Da spart man sich erheblichen Ärger.