Es gibt eine eher politische bzw. fast schon religiöse Strömung, die den Goldstandard gerne wieder hätte. Dass im Goldstandard Geld vernünftig gedeckt wäre ist aber auch nur ein Märchen. Woher meinst du kommt der Wert des Goldes? Gold selbst ist quasi nutzlos (ja, es gibt industrielle Verwendungsmöglichkeiten, die stehen aber in keinem Verhältnis zum Goldpreis), es hat den hohen Wert nur, weil es von Menschen als Wertaufbewahrungsmittel geschätzt wird. Der Goldpreis und damit der Wert des Goldes ist somit rein imaginär, genau wie der Wert des Papiergeldes. Wenn Menschen aufhören würden, an den Wert von Gold zu glauben, dann wäre es quasi wertlos (bis auf den Restpreis aufgrund der industriellen Nützlichkeit).
Eine Währung ohne intrinsischen Wert durch eine andere Währung ohne intrinsischen Wert zu decken ist aber einfach überflüssig. Die Währung an Gold zu koppeln macht also keinen Sinn.
Wenn du Geld wirklich mit intrinsischem Wert haben willst dann musst du es aus Äpfeln schnitzen, viel Spaß damit!
Nun ist Gold erst mal raus. Irgendein Geld brauchen wir, also Papiergeld. Das muss irgendwie geschöpft werden. Ganz trivial kann man das machen, indem man Scheine druckt und an Leute verschenkt. Das funktioniert wunderbar, ist aber etwas umständlich.
Nun wollen wir lieber ohne umständliche Scheine Geld erzeugen. Wie das geht kann man sich an einem einfachen Gedankenspiel klarmachen, ganz bewusst weit weg von jeglichen praktischen Überlegungen, ganz abstrakt und so simpel wie möglich:
Stellen wir uns mal vor wir haben eine Zentralbank. Die kann Geld beliebig erzeugen. Jetzt erfindet sie 100€ und überweist sie einer Firma als (zinslosen) Kredit. Diese Firma nimmt 100€, bezahlt damit einen Arbeiter, der für sie ein Haus baut. Am Ende hat die Firma 0€, der Arbeiter 100€. Jetzt kauft der Arbeiter das Haus von der Baufirma für 100€. Der Arbeiter hat das Haus, die Firma zahlt 100€ an die Zentralbank zurück.
Das Geld wurde also wenn es benötigt wurde (für den Hausbau) kurzfristig geschaffen und danach, als es nicht mehr benötigt wurde (Haus wurde gebaut) wieder vernichtet. Die Gesellschaft ist um ein Haus reicher und alle sind glücklich.
In der Praxis ist es natürlich nicht ganz so einfach, die Bank will Zinsen und die Baufirma will Gewinne machen. Aber auch das funktioniert, wenn man das Beispiel etwas ausweitet:
Man nehme eine Zentralbank, die 100€ an zwei Banken ausgibt und dafür dank Leitzins 102€ zurückbekommt.
Bank A leiht Firma X die 100€ um ein Haus zu bauen, Bank B leiht Firma Y die 100€ um ein Auto zu bauen, sie wollen jeweils incl. Zinsen 105€ zurück.
A beschäftigt Arbeiter I um das Haus zu bauen, B beschäftigt Arbeiter J um das Auto zu bachen.
A hat Gesamtkosten von 90€ dafür, B hat Gesamtkosten von 100€ dafür.
Nun nimmt I seine 90€ und kauft dafür das Auto, J nimmt seine 100€ und kauft das Haus.
Am Ende sind also I und J glücklich, sie haben ein Auto und ein Haus.
Firma A hat nun 110€ (100€ Startkapital, 90€ Lohnkosten, 100€ Einnahmen), Firma B (100€ Startkapital, 100€ Lohnkosten, 90€ Einnahmen) hat nur 90€.
Firma A zahlt ihren Kredit zurück und hat 5€ Gewinn gemacht, Firma B kann nicht zahlen und geht in die Insolvenz. Die Bank nimmt ihr die 90€ ab und bleibt auf dem Verlust sitzen, mehr Insolvenzmasse ist halt nicht da.
Bank A zahlt nun 102€ an die Zentralbank zurück und freut sich über 3€ Gewinn.
Bank B dagegen kann nicht zahlen und geht auch in die Insolvenz. Die Zentralbank holt sich die 90€ zurück, der Verlust stört sie nicht wirklich da sie sowieso unbegrenzt Geld schaffen kann.
Die restlichen 10€ verbleiben im Wirtschaftskreislauf und erzeugen dort dann ein bischen Inflation, stören aber auch nicht weiter.
Doof wird es nun aber, wenn man Bank B nicht pleite gehen lässt. Denn die Zentralbank will eigentlich 204€ insgesamt von Bank A und Bank B, obwohl es in der ganzen Welt nur 200€ insgesamt gibt. Wenn man Insolvenzen zulässt dann ist das unproblematisch, denn dann können diese "unmöglichen" Zinsen eben nicht gezahlt werden und fallen aus, sie vermehren sich nicht.
Wenn man Insolvenzen aber staatlich verhindert dann sorgt man dafür, dass effektiv der Steuerzahler dafür sorgt, dass die Zentralbank 204€ zurück bekommt. Was gar nicht geht bzw. nur dadurch geht, dass man sich die fehlenden 4€ erneut ausleiht. Für diese erneute Ausleihe will die Zentralbank aber ja wieder Zinsen. Diese Belastung wächst und wächst da sie prinzipiell unbezahlbar ist, sie kann nur irgendwann durch eine Insolvenz verschwinden.
Je länger man diese Insolvenzen verschleppt desto größer wird die Zinslast und desto größer wird der Knall.
Noch unangenehmer wird das dadurch, dass Banken sich von der Zentralbank Geld leihen und dafür Sicherheiten stellen. D.h. die Zentralbank bleibt i.d.R. eben nicht auf dem Verlust der Zinsen, die im Geldkreislauf gar nicht existieren, sitzen sondern holt sie sich über die Sicherheiten wieder rein. Damit hilft also nichtmal eine Bankinsolvenz, um die Gesamtzinslast zu reduzieren. Andererseits müssten die Zentralbanken dadurch immer reicher werden, was ja nicht der Fall ist.
Hier scheint also eine Unstimmigkeit im Gedankenspiel zu sein, für die mir jetzt auch keine direkte Antwort einfällt. Gibt es eine praktikable Lösung für dieses prinzipielle Problem, d.h. habe ich einfach was übersehen? Eigentlich sollte das doch im Rahmen dieses Gedankenspiels recht einfach aufzulösen sein, oder?