... spätestens ab hier ist doch klar worum es dir in dem beitrag geht.
Gut, dass es klar ist. Ich schreibe es nochmal nieder, damit ich selbst auch Bescheid weiß:
Es geht mir darum, dass es verschiedene Ansätze gibt Fußball zu spielen, die jeweils ihre Berechtigung haben. Diese sind nicht a priori besser oder schlechter. Weder in der Hinsicht das Spielziel zu erreichen ("besser sein", "dominieren") noch in moralischer Sicht ("wir hätten es verdient") und auch nicht, was bisher nur indirekt angedeutet wurde, in ästhetischer Sicht ("die spielen nicht schön").
Das alles wird nämlich sehr oft pauschal abgeurteilt: Ballbesitzfußball ist offensiv und schön, damit auch besser und deshalb dominiert die Ballbesitzmannschaft und hätte den Sieg folglich auch verdient.
wenn ein team in einem 433 mit 3 zm aufläuft und das mf beherrschen will un das andere mit einem verkappten 451/442, das seinen besten spielgestalter opfert um defensiv stabiler zu stehen, dann ist doch mehr oder minder vorprogramiert, dass die stürmer frankreichs viel besser aussehen als die deutschlands, v.a. ggn eine nicht eingespielte iv, wenn sie platz en masse haben.
Und warum werden diese beiden legitimen Strategien unterschiedlich bewertet? Wenn Frankreich das Mittelfeld zurückzieht, um gleichzeitig die Abwehr zu entlasten und Räume für den Sturm zu schaffen, ist das anscheinend Unsinn. Es gibt doch aber fast keine Umstellungen, bei denen für einen Vorteil nicht auch irgendwo ein Nachteil vorhanden ist. Die deutschen hatten mit Schweinsteiger, Kroos, Can und Özil quasi 4 zentrale Mittelfeldspieler und vorne hat deswegen vielleicht auch die Durchschlagskraft etwas gelitten. Später werden dann Götze und Sané für Can und Schweinsteiger eingewechselt, um eben vorne mehr power zu haben auf Kosten des Mittelfeldes. Wenn es nur um Mittelfeldkontrolle gehen würde, dann spielt man demnächst mit Torwart und 10 zms hat 100% Ballbesitz und 0 Torschüsse.
löw hat hier die bessere startegie gewählt, er hat das mf kontrolliert und den franzosen die größte stärke genommen, deschamps hat sich seinem schicksal aber bereitwillig ergeben, mit pogba seinen besten kreativen mf geopfert und letztlich gewonnen
Deutschland hat das Mittelfeld kontrolliert, nur hat Frankreich es auch freiwillig überlassen. Vielleicht haben die Franzosen ja erkannt, dass sie den Kürzen zögen, wenn sie es gegen Kroos und co. auskämpfen würden. Dann wollten sie sich halt erstmal zeigen lassen, dass ihre tiefe Verteidigung so ultrascheiße ist. Wenn ich Klitschko gegenüber stünde, dann hätte ich auch eher Lust auf "Schere, Stein, Papier" als auf Boxen.
bzgl. deiner aussagen über "dominanz" etc.
sv: Überlegen, aber doch verloren -
http://spielverlagerung.de/2016/07/0...doch-verloren/
zonalmarking: France 2-0 Germany: formation decisions enable Germany to dominate -
http://www.zonalmarking.net/2016/07/...y-to-dominate/
"In the first half, Germany played arguably the best spell of football Euro 2016 has witnessed – but they couldn’t find the breakthrough."
Ich habe da anscheinend eine andere Definition von Dominanz, die ich in den anderen Beiträgen ja schon dargelegt habe. Diagonalbälle, Mittelfeld, Passquote, Ballbesitz ist alles super. Aber vorne zählt halt auch. Cox hat wohl kein Problem damit trotzdem von Dominanz zu sprechen. Dem Spielverlagerungsartikel kann ich weniger zustimmen. Der spricht ja auch davon, dass es prinzipiell auch gut gepasst hat im letzten Drittel. Özil als besten Deutschen sehe ich auch anders. Martin Rafelt schreib auf twitter: "Leistungsbewertung vom Ergebnis lösen und so: 1. Hz war gut mit kleinen Mängeln, 2. Hz war aber schon ziemlich schlecht."
dass frankreich MINDESTENS ebenbürtig war ist aber mmn eine farce, deutschland war spielerisch überlegen und kontrollierte das spiel, zwei individuelle fehler und nachlässigkeiten im abschluss verhinderten das zählbares dabei rauskam.
Streich von mir aus das mindestens. Interessant, dass Spielkontrolle in die Gesamtnote eingeht, "individuelle Fehler" (ohne die es im Fußball keine Tore gibt) und "Nachlässigkeiten im Abschluss" aber nicht. Es stand zur Halbzeit 1:0. Da sollte man ja fast meinen in den restlichen 45 Minuten kann man als total überlegene Mannschaft mit Kontrolle den Ausgleich schießen.
oder um es mal anders zu formulieren: nenn mit mal bitte eine neutrale/seriäse quelle die das französische spiel bei der em bisher aus tatktischer sicht positiv hervorgehoben hätte...
Da weiß ich nicht, ob es da jemanden gibt, denn die Franzosen haben vor allem zu Beginn teilweise ziemlich kacke gespielt. Ich weiß auch nicht, ob du was gegen Deschamps hast. Es ist mir auch egal, ob die Frankreichtaktik gegen Deutschland von der Jungfrau von Guadalupe verkündet wurde, ob der französische Urs Siegenthaler die ausgeheckt hat oder ob die Spieler das auf dem Platz so ausgetüfftelt haben. Jedenfalls haben sie eben meiner Meinung nach anders, aber auf Augenhöhe mit den Deutschen gespielt. Die Deutschen waren gut, ich mache hier aber den advacatus diaboli, um meinen Standpunkt zu zeigen und weil die Gegenposition auch nicht verzerrungsfreie Sicht an den Tag legt. Solange warte ich dann auf das erste Tor, bei dem Neuer nicht reklamiert und auf das erste Spiel, welches Kroos, Schweinsteiger und Lahm nach eigener Aussage verdient verlieren.