Saison: Eine Art Rückblick
Und noch kurz die Saison im Rückblick. Also, so eine Art Rückblick. Dank unserem tollen pikoresquen Snooker-Thread und der Fantasy-Liga habe ich eigentlich erst ab Fürth alles mitverfolgt. Wirkliche Recherche sieht anders aus.
Die Schiedsrichter
Ignoriert zu werden ist normalerweise kein Zeichen von Erfolg, außer man ist ein Referee am Snookertisch. Genau genommen sollte ein Schiedsrichter nicht wahrgenommen werden, obwohl sie eine Bärenarbeit leisten - man darf nicht im Weg stehen, muss mitzählen können, alle Regeln wissen und nur in der Not eingreifen - ein Knochenjob, der mehr Qualifikationen braucht als ein Ministerposten für Verteidigung in unserer Regierung.
Umso schöner ist es, dass es endlich ein Deutscher auf die Main Tour geschafft hat: Marcel Eckardt. Vor Jahren sah ich ihn in einer Exhibition, in der er schon verkündete, er wolle den Sprung in den professionellen Bereich schaffen - das hat er. Von allen Seiten wird er gelobt, ganz besonders von Rolf Kalb, Jan Verhaas und sogar dem BBC Kommentatorenteam. Auf die Leistung darf man stolz sein. Sogar Ronnie o'Sullivan zickte ihn von der Seite an - was auch eine Art von Lob ist.
Die anderen Schiedsrichternachrichten sind nicht so berauschend. Michaela Tabb, die erste Schiedsrichterin, die ein WM Finale leitete, ist wohl nun offiziell zurückgetreten. Schade eigentlich. Grund unbekannt.
Leo Scullion, einer der Veteranen, ist momentan auch nicht mehr aktiver Schiedsrichter - auch er ist inaktiv. Grund: Krebs.
Lukas Kleckers
Über Kleckers stolpert man derzeit wohl auf jeder halbwegs aktuellen, deutschen Snookerseite. Das Nachwuchstalent versucht auf der Main Tour Fuß zu fassen und spielte bereits in mehreren PTC Events mit - noch ohne großen Erfolg. In Erinnerung bleiben zwei Spiele, die er 1-4 gegen John Higgins und 0-4 gegen Mark Davis verloren hat. Trotzdem, auch etwas wert.
Ab
Samstag spielt er in Sheffield und versucht sich für die WM zu qualifizieren. Viel Glück, und in dem Sinne:
Machtkampf der Saison
Wie bereits in der Spielervorstellung erwähnt wurde, ein Duell der Extraklasse durfte man diese Saison nicht verpasst haben: Judd Trump vs. Ronnie o'Sullivan. Beide gehören zu der Art von Spielern, die von allen Kommentatoren als absolute Ausnahmetalente gelobt wurden. Beide spielen brilliantes Hau-Drauf-Snooker, sind Offensivkünstler, beherrschen dabei auch alle anderen Aspekte des Sports. In dieser Saison trafen sie sich gleich drei mal.
Im Finale der Champion of Champions zog o'Sullivan mit einem 3-8 davon, wobei er gleich zweimal das höchste Break des Turnieres aufstellte - erst eine 137, dann eine 139. Trump nahm die nächsten 382 Punkte mit und kam bis auf ein 7-8 heran, bevor Sullivan das Finale beendete. Bilanz: Sechs Centuries, Elf Breaks von 50 oder mehr Punkten.
Nicht einmal einen Monat später sahen sich die beiden Kontrahenten in einem zweiten Finale wieder - der UK Championship. Und wieder zog Sullivan mit einem 9-4 auf und davon; hier kam es zu einer Art Desaster für die Fans: Eurosport schaltete um, das Finale schien entschieden. Ungeachtet dessen kämpfte sich Trump bis auf einen Frame an den Gewinn heran, nur um letztendlich den finalen Schritt über die Ziellinie zu verpassen. Eine zweite Niederlage. Sullivans Kommentar: "Das härteste Finale meines Lebens".
Im World Grand Prix letzten Monats kam es zum dritten Treffen - wieder im Finale. Und wieder verschaffte sich ROS einen 4-7 Vorsprung, bevor Trump so richtig ins Rollen kam. Dieses mal gab es kein Halten mehr, eine 142 und sechs Frames später sicherte sich der Jüngere der beiden den Titel und schaffte die Revanche.
Unterm Strich führt Sullivan mit einem Frame: Sullivan 27 [2] - [1] 26 Trump. Theoretisch müsste man für diese Rivalität nur Superlative verwenden: Beste Frames, Spannenstes Finale, bestes Allroundspiel.
Bester Decider
Obwohl das Shoot Out nicht wirklich zu den wichtigen Turnieren gehört, hatte es einen sehr hohen Unterhaltungswert - auch wenn es recht schwer war, alle Matches irgendwie zu finden. Etwas genauer: Hier war der Modus unüblich. Nur ein Best of One pro Match, jede Runde ausgewürfelte Paarungen, eine Shot Clock und nur wenige Sekunden Zeit. Das führte unter anderem hierzu:
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Wie dem auch sei, der turbulente Modus führte dazu, dass zwei relative Außenseiter im Finale standen: Xiao Guodong und Michael White. Schaut einfach den 10 Minuten-Clip, er ist es wert:
Denkwürdiger Schlagabtausch, Teil 1: Offensive
Masters, Runde der letzten 16, Higgins vs. Allen. Obwohl Sullivan und Trump viel vorlegten, geht der Preis an die krasseste erste Hälfte eines Matches an den Iren und den Schotten. Unbeschreiblich, wie knapp und auf welchem Niveau beide in der ersten Runde agierten. Im Kontext des Turniers die wohl spannenste Partie.
Mind you, this is not an exhibition, this is the masters, one of the greatest tournaments the game has to offer - BBC Kommentar
In den ersten 35 Minuten legen beide Spieler drei Centuries auf den Tisch, die Lochquote beträgt für Higgins wahnsinnige 100% und für Allen immerhin "nur" 98%.
Denkwürdiger Schlagabtausch, Teil 2: Defensive
Eine ganz andere Art von Snooker wurde von Neil Robertson und Mark Davis im Decider der Ro16 des World Grand Prix ausgefochten. Der Frame war von Anfang an alles andere als flüssig, und auch alles andere als schlecht - beste Voraussetzungen für ein taktisches Duell zwischen zwei Meistern des Sports. Streckenweise mit Längen, aber in seiner Gesamtheit der wahrscheinlich härteste Frame des Turniers, bzw. der ganzen Saison.
Der Absturz der Saison
Wie wir bereits in unserer Fantasyliga feststellen durften, war einer der Verlierer der Saison: Ding Junhui. Ihm gelang so gar nichts, bis er in der China Open endlich wieder zeigte, dass er zur Weltspitze gehörte. Hatte er letzte Saison noch fünf Titel geholt, konnte er über seine einzige Halbfinalteilnahme dieses Jahr noch froh sein. Ob er seinen persönlichen Cruciblefluch brechen kann ist sehr zweifelhaft.
Paradox: Trotz schlechter Leistung führte der Chinese kurzzeitig sogar die Weltrangliste an.
Anderes
Willkommen in der Rubrik "anderes". Teil 1: Mark Selby, scherzend, Shaun Murphy, verwirrt, Schiedsrichter, selbstbewusst während der ET 2 in Fürth.
Three misses incident, Neil Robertson vs. Gary Wilson: