Sinnhaftigkeit der Philosophie

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Eine Gleichsetzung von Religion und Philosophie ist schon sehr großzügig. Allerdings ist eine nicht zweckentfremdete Religion immer auch Philosophie, insofern ist's vielleicht okay. (Das stört mich btw auch: Wenn Leute religiös sind, aber sich über Fragen wie Theodizee, Gottesbeweise etc. keine Gedanken machen, Religion ist kein Hobby und wer an Gott glaubt, soll auch dementsprechend Leben.)
Aber du findest die Fragen oben alle bestenfalls überflüssig? Fühlst du keine Verantwortung, weil du in einer demokratischen Gesellschaft lebst? Fühlst du keine besondere Verantwortung, weil du ein freier, vernunftbegabter Mensch bist? Ist dein Leben echt so sorgenfrei, dass du nicht ernsthaft nach Antworten suchst?
 

*Killian*

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Original geschrieben von MegaVolt


Deine Argumentation lässt sich zu 100% auf Religionen übertragen.
Damit sagst du also quasi: Für dich ist Philosophie so sinnvoll wie Religionen. Eine Aussage, die ich sofort unterschreiben würde ;) Nur sehe ich Religionen bestenfalls als überflüssig, schlimmstenfalls als gefährlich an ...


Heißt das jetzt, dass du dir noch nie eine der genannten Fragen gestellt hast, weil du sie für überflüssig hälst?
 
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Original geschrieben von Natural Born Farmer
Eine Gleichsetzung von Religion und Philosophie ist schon sehr großzügig. Allerdings ist eine nicht zweckentfremdete Religion immer auch Philosophie, insofern ist's vielleicht okay. (Das stört mich btw auch: Wenn Leute religiös sind, aber sich über Fragen wie Theodizee, Gottesbeweise etc. keine Gedanken machen, Religion ist kein Hobby und wer an Gott glaubt, soll auch dementsprechend Leben.)
Aber du findest die Fragen oben alle bestenfalls überflüssig? Fühlst du keine Verantwortung, weil du in einer demokratischen Gesellschaft lebst? Fühlst du keine besondere Verantwortung, weil du ein freier, vernunftbegabter Mensch bist? Ist dein Leben echt so sorgenfrei, dass du nicht ernsthaft nach Antworten suchst?

Man sucht nicht nach Antworten, indem man sich wilde Geschichten ausdenkt und diese mit wilden Geschichten anderer vergleicht.
Eine jede These muss überprüfbar sein.
Zu den meisten angeführten Fragen gibt es nunmal keine richigen Antworten. Gerade deshalb dreht sich die Philosophie ja auch so viel im Kreis - es werden nicht überprüfbare Fragen gestellt. Die Antwort ist dabei vollkommen trivial: Wenn du glücklich mit deiner Antwort bist dann ist das doch fein. Wer braucht hochtrabende Philosophen, um das herauszufinden? Denk dir selbst auf jede Frage eine für dich plausible Antwort aus, Problem gelöst.

Ich habe auch kein Problem damit, wenn jemand seine Zeit verschwenden will um substanzlosen unbeantwortbaren und hochgradig subjektiven Fragestellungen nachzujagen. Wie schon beschrieben ist Philosophie für mich eine Art Freizeitbeschäftigung ähnlich TV schauen oder computerspielen (und mehr nicht!). Ich würde es niemals verbieten und ich würde niemandem das Recht absprechen, sich in seiner Freizeit mit eventuell für ihn interessanten Fragestellungen zu beschäftigen.

Was mich einfach extrem stört ist die Tatsache, dass ich als Steuerzahler einen ganzen Haufen durchfüttern muss, der auf Staatskosten nichts anderes macht als "spielen".

Nochmal etwas genauer zu den Fragen:

Warum ist nicht nichts?
- Statistik. Wenn nichts wäre könnte keiner nach dem nichts fragen. Bedingte Ereignisse ...

Wie gehe ich mit meiner Sterblichkeit um?
- Garnicht. Sterben ist unvermeidlich. Tatsachen müssen akzeptiert werden.

Warum bin ich überhaupt?
- siehe erste Frage

Wie kann ich das Beste aus meinem Leben machen?
- Indem du dir selbst definierst, was "das Beste" bedeutet und genau das tust.

Ich habe achtzig Jahre Zeit (wenn es gut kommt, wenn ich Pech habe, sterbe ich morgen), wie kann ich die am besten nutzen?
- siehe vorher

Purer Hedonismus?
- letztendlich vollkommen egal, was auch immer dir Spaß macht

Kann ich mich durch Kunst verwirklichen?
- siehe vorher

Kann ich durch das Sorgen um andere Menschen mein eigenes Leben verbessern oder soll ich mich von allem abschotten und mein eigenes Ding durchziehen?
- siehe vorher

Warum bin ich so faul?
- biologische Frage

Warum habe ich keinen Antrieb?
- siehe vorher

Die Welt ist so groß, bietet so viel einzigartiges, warum lebe ich in einer ewigen Routine?
- Du lebst doch wie du willst. Dir gefällt was nicht? Ändere es halt! So schwer ist das nun wirklich nicht ...

Warum fühle ich in mir eine wahnsinnige Leere und warum habe ich das Gefühl, dass mir - wenn ich ganz ehrlich bin - alle anderen Menschen egal sind?
- biologische Frage

Warum bin ich unglücklich?
- biologische Frage (ja, ernsthaft!)

Wie soll ich mich dem Geld- und dem Spaßideal gegenüber verhalten?
- Diese Art der Fragerei nervt langsam ... wieso zum Teufel muss dir jemand sagen, wie du dein Leben zu leben hast? DU lebst es. Mach es doch einfach wie DU willst. Wo ist das Problem ?!

Soll ich versuchen viel Geld zu verdienen um Sicherheit zu haben und um mich durch Konsum von den Problemen abzulenken?
- was für Probleme?

Oder wird man durch ein kynisches/asketisches Leben glücklicher?
- wird "man" glücklicher? Nein, so eine blöde Frage habe ich mir noch nicht gestellt ;) Wenn dann: Wirst DU evtl glücklicher? Probier es halt ein Jahr lang aus. Ein Jahr lang darüber zu grübeln hilft sicher nicht weiter. Mehr machen, wengier labern.

Hilft mir das mit all den alltäglichen Enttäuschungen umzugehen?
- nein

Wie soll ich mich gegenüber gesellschaftlichen, politischen, globalen Problemen verhalten?
- Du schreibst doch, dass die letztendlich alle Menschen egal sind. Dann ignoriere doch einfach die großen Probleme. Macht alles viel einfacher.

Soll ich mich involvieren lassen oder soll ich mich davon distanzieren?
- siehe vorher

Habe ich die Pflicht für eine bessere Welt zu kämpfen auf die Gefahr hin, dadurch mein eigenes Gleichgewicht zu verlieren?
- Gleichgewicht? Ich falle selten um (ok, unter Alkoholeinfluss etwas öfter). Du meinst wohl eine Art metaphysisches Gleichgewicht. Sowas überhaupt als relevant anzusehen ist lustig ;)

Wie kann ich die Abhängigkeit von meinen eigenen Launen reduzieren?
- biologische Frage

Wie kann ich lernen mich überlegter zu verhalten?
- Mach es halt. Drumherum labern wird es ganz sicher nicht ändern. Das ist auch das zentrale Problem der Philosophie: EINFACH MACHEN, nicht labern. Dann existiert das Problem garnicht.

Wie kann ich mein Dasein in der westlichen Welt rechtfertigen, mir ist so viel geschenkt worden - wie kann ich mich dem würdig erweisen?
- Seit wann muss man dass? Die Frage kann ich nicht nachvollziehen.

Wie kann ich die Möglichkeiten, die mir mein Dasein bietet am besten nutzen?
- Nutze sie halt, d.h. handeln, nicht labern.

Welche Möglichkeiten zur Entwicklung habe ich und nutze ich diese angemessen?
- wirtschaftswissenschaftliche Frage ;)

Welche meiner Sinnsetzungen sind Götzen und Zeitverschwendung
- alle

Eine Therapiestunde bei MegaVolt, macht 99,98€ bitte. Danke, der nächste!
 
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Original geschrieben von MegaVolt


Deine Argumentation lässt sich zu 100% auf Religionen übertragen.
Damit sagst du also quasi: Für dich ist Philosophie so sinnvoll wie Religionen. Eine Aussage, die ich sofort unterschreiben würde ;) Nur sehe ich Religionen bestenfalls als überflüssig, schlimmstenfalls als gefährlich an ...

natürlich gehört religion auch in den philosophischen bereich wie alles andere eben auch. willkommen in der welt der menschen.
die qualität der wissenschaftlichkeit zeigt sich allgemein doch eher dadurch, wie kritisch man sich mit einem thema auseinandersetzen möchte. wie viele blickwinkel man eingenommen, wie tief man gegraben hat, um zum wahrscheinlichsten ergebnis zu kommen.

diskussionswürdig ist vielleicht zugegebener maßen der sinn des betreibens von philosophischen analysen, denn die anzahl der effektiv erbrachten ergebnisse im vergleich zu anderen wissenschaften mag relativ gering scheinen, was auch daran liegen könnte, dass man sie selten in form von neuesten fernsehgeräten oder atombomben o.ä. zu gesicht bekommt. man kann sie - kurz gesagt - schlecht aus totem material konstruieren. und doch beeinflussen diese ergebnisse das handeln der menschheit.
ach und gehen wir noch nen schritt weiter...
ohne philosophie keine "zivilisierte" gesellschaft, keine wissenschaftlichkeit überhaupt. sie ist sowohl ei als auch henne. (womit sich der kreis schließt)
 

Teegetraenk

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MegaVolt, du hast nicht ein philosophisches Problem mit deinen Fragen aufgeworfen. Aber Respekt an dein selbstsicheres Auftreten bei vollkommener Unwissenheit. Wenn du mal einen wissenschaftlichen philosophischen text lesen möchtest, PN an mich, ich schick dir gern einen zu, der wie maßgeschneidert auf dich ist.
 
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Original geschrieben von ArT-hirni


natürlich gehört religion auch in den philosophischen bereich wie alles andere eben auch. willkommen in der welt der menschen.
die qualität der wissenschaftlichkeit zeigt sich allgemein doch eher dadurch, wie kritisch man sich mit einem thema auseinandersetzen möchte. wie viele blickwinkel man eingenommen, wie tief man gegraben hat, um zum wahrscheinlichsten ergebnis zu kommen.

diskussionswürdig ist vielleicht zugegebener maßen der sinn des betreibens von philosophischen analysen, denn die anzahl der effektiv erbrachten ergebnisse im vergleich zu anderen wissenschaften mag relativ gering scheinen, was auch daran liegen könnte, dass man sie selten in form von neuesten fernsehgeräten oder atombomben o.ä. zu gesicht bekommt. man kann sie - kurz gesagt - schlecht aus totem material konstruieren. und doch beeinflussen diese ergebnisse das handeln der menschheit.
ach und gehen wir noch nen schritt weiter...
ohne philosophie keine "zivilisierte" gesellschaft, keine wissenschaftlichkeit überhaupt. sie ist sowohl ei als auch henne. (womit sich der kreis schließt)

Definiere Philosophie.
Natürlich macht sich jeder Mensch mal Gedanken über sein Leben. Einige sind damit glücklich, andere nicht. Dass man sich etwas darüber unterhält ist auch vollkommen natürlich. Immerhin sind wir keine Roboter ;)
Aber brauchen wir eine staatliche Einrichtung, die soetwas mit Steuergeldern betreibt? Gibt es irgendeinen auch nur annähernd relevanten gesellschaftsweiten Erkenntnisgewinn aus der an Universitäten betriebenen Philosophie? Wurde in den letzten 50 Jahren irgendetwas produziert, was unser Leben (zum besseren) verändert hat?

Aus den Philosophie-Hörsälen hier kommt im Wesentlichen: "Streik gegen Studigebühren" (lol, Studentenstreiks) und "Mehr Linkspartei!" und natürlich "Legalize it!".
Einen sinnvollen Beitrag zur Gesellschaft würde ich das kaum nennen ... und irgendwie tiefgründig ist das nun wirklich nicht. Jeder Stammtisch hat da mehr Niveau. Deshalb: Geldverschwendung, abschaffen bitte.


Original geschrieben von PivoUser_R7
MegaVolt, du hast nicht ein philosophisches Problem mit deinen Fragen aufgeworfen. Aber Respekt an dein selbstsicheres Auftreten bei vollkommener Unwissenheit. Wenn du mal einen wissenschaftlichen philosophischen text lesen möchtest, PN an mich, ich schick dir gern einen zu, der wie maßgeschneidert auf dich ist.

"Meine" Fragen? Ich habe die Fragen von der Vorseite kopiert. Meine waren das ganz sicher nicht (was glaube ich aufgrund meiner Kommentare zu den Fragen offensichtlich sein sollte).
 

shaoling

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Original geschrieben von PivoUser_R7
MegaVolt, du hast nicht ein philosophisches Problem mit deinen Fragen aufgeworfen. Aber Respekt an dein selbstsicheres Auftreten bei vollkommener Unwissenheit. Wenn du mal einen wissenschaftlichen philosophischen text lesen möchtest, PN an mich, ich schick dir gern einen zu, der wie maßgeschneidert auf dich ist.
An welchen hattest du da gedacht?
 
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Original geschrieben von MegaVolt


Wurde in den letzten 50 Jahren irgendetwas produziert, was unser Leben (zum besseren) verändert hat?


in den letzten 50 jahren ist es vielleicht besser zu fragen, was alles verhindert wurde.
und ja philosophie an unis bleibt sinnvoll, weil einfach immer und zu jeder zeit irgendwer (etwas sinnvolles) sagen muss, woran andere nicht denken. erhöht den grad der wissenschaftlichkeit und so...
 
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Original geschrieben von ArT-hirni


in den letzten 50 jahren ist es vielleicht besser zu fragen, was alles verhindert wurde.

Schön dass wir uns einig sind! Es wird Fortschritt verhindert, die Menschheit aufgehalten.
Es reicht ja nicht, dass die Kirche uns 1000 Jahre lang im finsteren Mittelalter gehalten hat. Jetzt muss man eben einen modernen Ersatz dafür finden.
 

DeCaY4

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t.t
Du bist so der typische Schrödertyp.. erstma vorpreschen. Stammzellenforschung -> yo mache mer, kann nützlich sein; nicht lang schnaggen Kopp in Naggen!
Also jetzt mal ne ganz praktische Frage: die Frage nach dem freien Willen. Wenn ich das so wie Du sehe, naturwissenschaftlich, dann gibt es vermutlich keinen freien Willen. D.h. dann ist im Grunde jeder Inhaftierte, jeder Verbrecher unschuldig. Wir alle sind für alles was wir tun nicht verantwortlich. Also können wir doch sofort alle Inhaftierten entlassen und das ganze Strafrecht abschaffen? Evtl. auch das Zivilrecht? Wie würde so eine Gesellschaft ausehen? Kann die überhaupt funktionieren? Muss man sich aber keine Gedanken drüber machen nehm ich an. Ist auch sowieso mehr Rechtswissenschaft als Philosophie.. man oh man
 

Clawg

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Naturwissenschaft macht keine Aussage über freien Willen / nicht-freien Willen.
 

shaoling

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Und warum tut sie das nicht?

Original geschrieben von DeCaY4
Also jetzt mal ne ganz praktische Frage: die Frage nach dem freien Willen.
Die Frage ist kein bisschen praktisch, sondern theoretisch wie nur irgendwas, für das praktische Leben geradezu irrelevant.
Original geschrieben von DeCaY4
D.h. dann ist im Grunde jeder Inhaftierte, jeder Verbrecher unschuldig.
1. Niemand sitzt in unseren Gefängnissen für das ein, was er will.
2. Wenn du merkst, dass die herkömmliche Kategorie der Schuld der Realität nicht mehr angemessen ist, wird sie erstmal unbrauchbar. Dann ist so jemand weder schuldig noch unschuldig. So eine Bewertung würde schlicht nicht mehr existieren, es sei denn, du würdest sie neu definieren.
 
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Original geschrieben von MegaVolt


Schön dass wir uns einig sind! Es wird Fortschritt verhindert, die Menschheit aufgehalten.
Es reicht ja nicht, dass die Kirche uns 1000 Jahre lang im finsteren Mittelalter gehalten hat. Jetzt muss man eben einen modernen Ersatz dafür finden.

Wer so über die Menschheit oder den Fortschritt denkt, beweisst höchsten, dass er den Sinn von Philosophie (an der Uni gelehrt) eben NICHT verstanden hat. Nämlich die Möglichkeit Begriffe und Kategorien zu hinterfragen und mit Hilfe der Logik und anderer Metauntersuchungen, wie der Sprachphilosophie (nein dieser Teil ist nicht unwichtig, nur weil man damit keine Brücken bauen kann), neue Kategorien zu bilden. Bzw. den Humanwissenschaften als übergeordnete "Hilfswissenschaft" (okay fieser Ausdruck) beiseite zu stehen, ähnlich der Mathematik. Oder gegebenenfalls Vorstellungen zu Vergleichen und nach Kriterien zu bewerten.

man müsste ja eigentlich Fragen: Wieso hat sich der Mensch TROTZ Philosophie/Religion seit 500 vor Christus (um mal für Europa und den Nahen Osten zu sprechen) so stark weiterentwickelt? Vielleicht besteht da ein kausaler Zusammenhang!!!!!!!!!!!

Achja und deine Konstruktion von "Philsoophiestudenten" beweisst höchstens, dass du Vorurteile hast und eine gewisse politische Einstellung. Allerdings war das auch schon vorher bekannt und dafür hättest du hier nicht soviel schreiben müssen.
 
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philosophy of science beschäftigt sich fast nur mit physik... und hat auch relativ großen einfluss auf die forschungswelt. zumindest taucht sowas immer in allen methodologischen büchern auf. genutzt wird es meist selten, vielleicht auch nicht ganz zu unrecht. aber grade im angloamerikanischen raum ist philosophie da sehr weit. an dt. philosophie-fakultäten verbringt man aber auch viel zeit mit nonsens wie lacan, heidegger oder schlimmeren verbringen.
 

shaoling

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Original geschrieben von OgerGolg
Wer so über die Menschheit oder den Fortschritt denkt, beweisst höchsten, dass er den Sinn von Philosophie (an der Uni gelehrt) eben NICHT verstanden hat. Nämlich die Möglichkeit Begriffe und Kategorien zu hinterfragen und mit Hilfe der Logik und anderer Metauntersuchungen, wie der Sprachphilosophie (nein dieser Teil ist nicht unwichtig, nur weil man damit keine Brücken bauen kann), neue Kategorien zu bilden. Bzw. den Humanwissenschaften als übergeordnete "Hilfswissenschaft" (okay fieser Ausdruck) beiseite zu stehen, ähnlich der Mathematik. Oder gegebenenfalls Vorstellungen zu Vergleichen und nach Kriterien zu bewerten.
Das ist doch mal ein Punkt, an dem man ansetzen könnte, wenn man über das gewöhnliche Philosophie-Studium spricht: Welche Kenntnisse und Fertigkeiten zeichnen einen Philosophiestudenten aus, welchen exklusiven Beitrag kann er damit leisten?

Natürlich spielen Vorurteile eine Rolle, aber dann sollte doch das Ziel sein, diese zu entkräften, sofern sie unberechtigt sind.
Und mit diesem Absatz da oben tust du schon wieder genau das Gegenteil: abstrakt, vage, eben nichts handfestes.

Wenn jemand wie MegaVolt nach dem Zweck eines Philosophiestudiums fragt - der, nur um das mal zu betonen, mir persönlich selbstverständlich ist, wenn auch auf andere Weise -, dann will er doch genau sowas nicht hören. Er will Fakten, harten Stoff. Er will von einem Philosophiestudenten wissen: Was lernst du in deinem Studium, was kannst du, weil du Philosophie studierst?
Stellt man diese Frage einem Mathematiker oder Chemiker, ist die Antwort sehr einfach.
Man strenge nur folgenden Vergleich an, dass man einen interessierten Laien in eine Hauptstudiumsveranstaltung für Mathematik oder Chemie setzt und anschließend in ein philosophisches Hauptseminar.
Der Unterschied wird gravierend sein.

Wohlgemerkt, ich greife hier nicht die Philosophie als solche an. Es geht um die Studienrealität an deutschen Hochschulen.
Und da muss ich z.B. sagen, dass durch meine, zugegebenermaßen noch sehr begrenzten Erfahrungen, der Vorwurf des Kuschelstudiums nicht gerade widerlegt wurde.
Da besteht der Studienalltag für einen Philosophen daraus, ein paar Seminare zu besuchen, ein bisschen zu diskutieren, nebenbei ein paar schlaue Bücher zu lesen und am Ende eine Hausarbeit darüber zu schreiben - das ist für viele, vielleicht bis auf letzteres, eine Freizeitbeschäftigung.
Jedenfalls hat es wenig mit dem Studienalltag eines Mathematikers oder Naturwissenschaftlers zu tun. Da kann ich persönlich es schon nachvollziehen, wenn da einer gewissen Geringschätzung oder ich sage mal vorsichtiger: einem gewissen Unverständnis Vorschub geleistet wird.
 

Teegetraenk

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Original geschrieben von Clawg
Naturwissenschaft macht keine Aussage über freien Willen / nicht-freien Willen.
Natürlich macht sie das. Sie leugnet ihn, da er nunmal mit den bisherigen naturwissenschaftlichen Methoden nicht beweisbar ist. Im Gegenteil, es wird versucht den Menschen als rein deterministisches Wesen zu erklären. Quasi der nomologische Monismus der teilursprünglichen Prinzipien (z.B. Prinz, Roth, Singer). Dagegen haben Leute wie Ansgar Beckermann ("Neuronale Determiniertheit und Freiheit") durchaus schlüssig argumentiert, wieso man die menschliche Natur auch als anormalen Monismus begreifen kann und auf keine Widersprüchlichkeit zwischen Naturwissenschaft und mentalen Zuständen trifft. Selbes bei Eberhard Schockenhoff.

Aber wie gesagt es gibt auch eine Menge Philosophen, die genau am Eliminativismus ansetzen und jegliche Freiheit des Geistes in Frage stellen, sprich behaupten, dass irgendwann alle geistigen/mentalen Zustände etc. entweder naturwissenschaftlich erklärbar sind oder als Illusion entlarvt werden.

Die Philosophie gibt keine Antworten, das muss man eben so akzeptieren. Sie wirft vielmehr Fragen auf, erweitert die erkenntnistheoretischen Methoden und verbindet die Wissenschaften interdisziplinär.

MegaVolt empfindet eher eine Ablehnung gegenüber einem bestimmten Typ Studenten als eine Ablehnung gegen die Philosophie. Ich glaube er könnte sich mit so einigen wirklich anfreunden, sprich Roth, Prinz, Habermas usw. Auch wenn ich deren Ansicht persönlich nicht teile, so sind sie nunmal Teil des philosophischen Diskurs' und als oberste Prämisse gilt ja immer noch, dass keine Theorie endgültig und vollständig ist und man immer in alle RIchtungen denken muss. Deshalb braucht die Naturwissenschaft die Philosophie auch heute noch.

@Shao: Hach war das toll als ich noch Scheine mit ner kleinen Klausur machen durfte. Manche warren härter (Latein, Logik) andere leichter (Geschichte) aber welche Arbeit in einer wissenschaftlichen und guten Hausarbeit steckt ist damit kaum zu vergleichen. Weder methodisch noch leistungsbezogen. Mir pers. fielen Klausuren leichter. Und nun frag mal einen Naturwissenschaftler, wie sinnvoll er seinen Studiumsalltag findet. Du würdest überrascht sein.
 

shaoling

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Nein, ich glaube nicht, dass eine solche Selbstbefragung mich überraschen würde.

Für einen Naturwissenschaftler stellt sich die Frage: Klausur oder Hausaufgaben übrigens nicht. Er muss fast immer beides machen.
Und nicht nach der Art: "Ich hätte innerhalb der nächsten zwei Monate dann schon ganz gerne noch ihre Hausaufgaben, damit sie ihren Schein bekommen."
 

Teegetraenk

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Ähm, eine Hausarbeit ist keine Hausaufgabe, jedenfalls versteh ich unter Hausaufgabe was anderes.
Und wenn du nun auf Protokolle anspielst, das ist mal was ganz anderes als eine Hausarbeit. Mittlerweile durchs Bachelor STudkum, müssen ja auch die Philosophen über jeden QUark eine Klausur schreiben, so what?
Es macht mich halt traurig, wenn ein Zweiti denkt hier schon alles gesehen zu haben.
 

shaoling

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Ich habe hier niemanden gesehen, der behauptet, alles gesehen zu haben.
Aber auf meine Versuche, die Diskussion irgendwie produktiv zu führen wird ja nicht eingegangen.
So kann man sich dem Problem natürlich nicht nähern.


Mit Hausaufgaben meinte ich hier in Bezug auf Philosophie natürlich die Hausarbeit, auch wenn der Begriff ungünstig war.
 

Teegetraenk

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Naja vielleicht solltest du auch mal drüber nachdenken, ob hier nicht das selbe geschieht, wie bei allen parallelen Gruppen. Jede hält sich für elitär und die anderen für eingeschränkt fähig. Ziemlich primitiv imo. -.-
 
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Ich für meinen Teil denke, dass Philosophie und Ethik heute praktisch omnipäsent und auch durchaus wichtig sind.
Eine Ganz andere Frage ist es jedoch, ob es nötig ist, das 15000 Studenten ein Studienfach belegen, das in keinem Beruf direkt Verwendung findet. (Jaja ich weiss... natürlich gibt es Leute die aus Interesse studieren, und zu keinem Zeitpunkt an das Leben danach denken.)
Studierte Philosophen haben im Alltag und im Berufsleben teilweise Vorteile, da sie oftmals besser klugscheissen können als andere (was keineswegs negativ belegt sein muss). Fachlich gesehn dürfte jedoch das Studium in den aller meisten Fällen für die Katz sein.
 

Teegetraenk

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Man studiert ja nicht nur Philosophie. Aber für einen Geschichts- oder Poilitikstudenten macht ein Philosophiestudium massiv Sinn und man kann das Wissen auch gut ins andere Fach einbringen, in beide Richtungen.
 
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Jo sollte man nicht. Gibt aber dennoch genug die sich ausschließlich mit Philosophie beschäftigen.
Sind allerdings auch meistens die, die auf philosophischen Weg erkennen, dass dieses Studium doch nichts für sie ist und schließlich lieber etwas komplett anderes machen.
(Fangen dann meistens noch heißere Fächer wie Linguistik oder so an :ugly:)

In Verbindung mit anderen Studienfächern kann Philosophie natürlich (auch aus den von mir genannten Klugscheissgrund) nie schaden. Einen wirklichen produktiven Nutzen kann man aber kaum oder fast gar nicht festzustellen, zumal die Grundzüge der Philosophie und Ethik eigentlich jeder früher oder später verinnerlichen sollte, um in der heutigen Gesellschaft klarzukommen.
 

Devotika

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Original geschrieben von BrotUser
Ich für meinen Teil denke, dass Philosophie und Ethik heute praktisch omnipäsent und auch durchaus wichtig sind.
Eine Ganz andere Frage ist es jedoch, ob es nötig ist, das 15000 Studenten ein Studienfach belegen, das in keinem Beruf direkt Verwendung findet. (Jaja ich weiss... natürlich gibt es Leute die aus Interesse studieren, und zu keinem Zeitpunkt an das Leben danach denken.)
Ist es denn nötig 15 Millionen meist niedrig qualifizierte Ausländer ins Land zu holen? Ist es nötig, in einigen Städten dabei zuzusehen, wie mafiöse Strukturen die Nachtclubszene dominieren? Ist es nötig zu ermöglichen, dass staatliche Förderbanken mehrere Milliarden Euro Steuergelder verpulvern?

Ich kann es nur nochmal betonen: ein paar Philosphiestudenten zuviel machen überhaupts nichts aus.
 
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Original geschrieben von Devotika
Bist du nicht Wi.Inf? Das ist doch größtenteils Mathe?!?
Jo, da sollte auch eigentlich Chemie stehen, kein Plan wieso ich Mathe geschrieben hab.
 

Teegetraenk

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Original geschrieben von BrotUser
Jo sollte man nicht. Gibt aber dennoch genug die sich ausschließlich mit Philosophie beschäftigen.
Sind allerdings auch meistens die, die auf philosophischen Weg erkennen, dass dieses Studium doch nichts für sie ist und schließlich lieber etwas komplett anderes machen.
(Fangen dann meistens noch heißere Fächer wie Linguistik oder so an :ugly:)

In Verbindung mit anderen Studienfächern kann Philosophie natürlich (auch aus den von mir genannten Klugscheissgrund) nie schaden. Einen wirklichen produktiven Nutzen kann man aber kaum oder fast gar nicht festzustellen, zumal die Grundzüge der Philosophie und Ethik eigentlich jeder früher oder später verinnerlichen sollte, um in der heutigen Gesellschaft klarzukommen.

Nein, man kann sich nicth ausschließlich mit Philo beschäftigen. Weder früher beim Magister, noch heute beim Bachelor.
Und natürlich ist es produktiver. Wenn ich in Geschichte eine Hausarbeit über ein Thema der Revolutions- oder Reformzeit schreibe und mich schon vorher tiefgreifend mit Mirabeau und der Berliner Aufklärung beschäftigt habe, dann ist die Qualität meiner Hausarbeit sicher deutlich besser. ;)
Aber darum gehts hier ja eigentlich nicht.
 
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Was ist mit der Aufklärung?!... zeigt dieses Beispiel nicht eindrücklich was für ein praktisches nutzen uns die Philosophie erbracht hat?

Zumal ist die philosophie unentbehrlich, wenn es darum geht unseren gegenwärtigen Zeitgeist verstehen zu wollen.
 
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Original geschrieben von PivoUser_R7

Aber darum gehts hier ja eigentlich nicht.

Ne, ich hatte mich jetzt auch eher aufs Berufsleben bezogen. Sicherlich wird es auch hier Vorteile geben, aber sie werden nicht wirklich signifikant ausfallen. Das man besser Note erwarten darf, wenn man sinnvoll Inhalte anderer Fächer einbringt, ist ja nun nicht grade eine Überraschung.

Warum kann man sich nicht ausschließlich mit Philosophie beschäftigen? Wenn man mal vom Nebenfach / Studium Generale / wie auch immer es an der brtreffenden Uni heißt absieht (was ja zwingend ist), ist es durchaus möglich als einziges Hauptfach Philosophie zu studieren. Ich kenne einige die dies tun bzw. getan haben. Als nebenfach hat z.B. Erziehungswissenschaften hergehalten. (Wenn es wirklich nicht geht, machen die wohl irgendwas falsch. :ugly: Könnt ich mir sogar gut vorstellen. )
 
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Original geschrieben von DeCaY4
t.t
Du bist so der typische Schrödertyp.. erstma vorpreschen. Stammzellenforschung -> yo mache mer, kann nützlich sein; nicht lang schnaggen Kopp in Naggen!
Also jetzt mal ne ganz praktische Frage: die Frage nach dem freien Willen. Wenn ich das so wie Du sehe, naturwissenschaftlich, dann gibt es vermutlich keinen freien Willen. D.h. dann ist im Grunde jeder Inhaftierte, jeder Verbrecher unschuldig. Wir alle sind für alles was wir tun nicht verantwortlich. Also können wir doch sofort alle Inhaftierten entlassen und das ganze Strafrecht abschaffen? Evtl. auch das Zivilrecht? Wie würde so eine Gesellschaft ausehen? Kann die überhaupt funktionieren? Muss man sich aber keine Gedanken drüber machen nehm ich an. Ist auch sowieso mehr Rechtswissenschaft als Philosophie.. man oh man

Ein schönes Beispiel für sinnloses philosophisches Gewäsch ;)
Angenommen der Willen wäre wirklich unfrei, wieso sollte das irgendeinen Einfluss auf die Gefängnisse haben?! Du denkst dir hier wild Kausalitäten aus ... höchst unwissenschaftlich.
 
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Wissenschaft -> Wissen. Und es beweisen.

Religion -> Glauben. z.B. an das Gute.

Beidem geht die frage "Warum" voraus.

Philosophie ist die Frage nach dem "Warum". und somit imo Voraussetztung/Grundlage/Ursprung für Wissenschaft und Religion.
 
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Original geschrieben von Telekolleg
Wissenschaft -> Wissen. Und es beweisen.

Religion -> Glauben. z.B. an das Gute.

Beidem geht die frage "Warum" voraus.

Philosophie ist die Frage nach dem "Warum". und somit imo Voraussetztung/Grundlage/Ursprung für Wissenschaft und Religion.

sry., dasd dum alles. die besten philosophen fragen oft nicht nach dem warum. und das man wissenschaftlich etwas beweisen kann oder das induktion funktioniert, wird heute selbst in fachdisziplinen, die gar nichts mit philosophen zu tun haen, angewnommen
 

Teegetraenk

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Original geschrieben von MegaVolt


Ein schönes Beispiel für sinnloses philosophisches Gewäsch ;)
Angenommen der Willen wäre wirklich unfrei, wieso sollte das irgendeinen Einfluss auf die Gefängnisse haben?! Du denkst dir hier wild Kausalitäten aus ... höchst unwissenschaftlich.
Wenn es keinen freien WIllen gibt und wir durch und durch determiniert wären, dann haben wir auch keinen Einfluss auf unsere Handlungen. Durch bestimmte Reize und EInflüsse würde unser Hirn uns auf ganz ebstimmte Weise steuern. Damit wäre kein Mensch mehr für seine Taten verantwortlich, da er genauso zu diesen gezwungen wurde, wie die Schwerkraft den Apfel zwingt vom Baum zu fallen. Damit wäre unsere Rechtsauffassung absurd. Ist natürlich eine extreme Meinung aber diese Konsequenz muss man sich als Determinist nunmal vorhalten lassen. Bär Bruno (determiniert) konnte schließlich auch nichts dafür, dass er eine Ziege zuviel gerissen hat.
 
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Das war jetzt ein schlechtes Beispiel, weil er trotz seiner "tierischen" Determinierung, der Todes"strafe" durch die Finnen ausgesetzt wurde!
"Unschuldig" und doch zu Recht ermordet, per staatlichen beauftragten Killern.

Eigentlich ein tragischer Fall.
 

shaoling

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Original geschrieben von PivoUser_R7
Ist natürlich eine extreme Meinung aber diese Konsequenz muss man sich als Determinist nunmal vorhalten lassen.
Naja, ein Determinist wird so eine Haltung nicht vertreten, weil er sich wünscht, dass es so ist, sondern weil er glaubt, dass es so ist.

Natürlich würde ein Teil unserer heutigen moralischen Maßstäbe dadurch auf den Kopf gestellt, aber die praktischen Auswirkungen wären doch überschaubar.

Es ist ein bisschen, als ob man versucht, den Schmerz zu reduzieren, indem man ihn durchschaut: Im Grunde ist es nichts, nur ein Nervenreiz. Trotzdem lege ich meine Hand nicht auf eine heiße Herdplatte. Denn der springende Punkt ist: Es tut immernoch weh.

Genauso werden wir als Menschen, ob determiniert oder nicht, niemals aufhören können, Entscheidungen zu treffen.
So ist es lediglich ein Problem, wie man das ganze intellektuell rechtfertigt. Dass Strafen dennoch notwendig sind, auch ohne unseren heutigen Schuldbegriff, wird niemand ernsthaft in Zweifel ziehen.
Sie wären dann vielleicht eher als Teil einer höheren, vorherbestimmten Gerechtigkeit aufzufassen.
Letztendlich läge diese Interpretation archaischen Auffassungen vom Sinn einer Strafe gar nicht so fern.

Unheimlich spannende Sache eigentlich.

Man muss ja nicht mit Kant gehen und meinen, dass Moralität einen freien Willen voraussetzt.
Wir finden in der Geschichte auch gänzlich andere Ansätze, etwa bei Spinoza.
 

Comeondieyoung

Guest
Wolf Singer tritt trotz seines deterministischen Menschenbildes ebenfalls dafür ein Vergewaltiger zum Wohle der Gesellschaft wegzusperren. Was sich nur laut Singer ändern würde ist eine höhere Akzeptanz für die Handlungen dieser Menschen in unserer Gesellschaft.

Singer und Roth sind mir allerdings auch ein wenig suspekt. Denn natürlich muss man als Gehirnforscher zwangsläufig zu dem Ergebnis kommen das der Mensch keinen freien Willen besitzt, da dies ja schon die Prämisse der Naturwissenschaften ist, jeder Prozess unterliegt einem Kausalitätsprinzip.
 

Teegetraenk

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Original geschrieben von sHaO-LiNg

Naja, ein Determinist wird so eine Haltung nicht vertreten, weil er sich wünscht, dass es so ist, sondern weil er glaubt, dass es so ist.
Wo hast du das denn her? :confused: Mir wäre keiner bekannt.

Ja, SInger ist nicht konsequent aber er vertritt eh wechselnde Positionen. Deutlicher sind da Roth oder und vor allem Prinz. Aber jetzt sind wir schon wieder Off Topic. Die Diskussion zeigt aber, wie die Philosophie Wissenschaften wie die Neurologie begleitet. Sie zeigt Schwachstellen auf, und gibt neue Forschungsgebiete vor, z.B. mentale Zustände.
 

Comeondieyoung

Guest
Die interessante Frage lautet jedoch, ob die Zukunft der Philosophie tatsächlich nur den Zustand einer Metawissenschaft, also Philosophen als solche die nur die Ergebnisse der Naturwissenschaftler ordnen und kommentieren, einnehmen wird.
 
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Original geschrieben von PivoUser_R7

Wenn es keinen freien WIllen gibt und wir durch und durch determiniert wären, dann haben wir auch keinen Einfluss auf unsere Handlungen. Durch bestimmte Reize und EInflüsse würde unser Hirn uns auf ganz ebstimmte Weise steuern. Damit wäre kein Mensch mehr für seine Taten verantwortlich, da er genauso zu diesen gezwungen wurde, wie die Schwerkraft den Apfel zwingt vom Baum zu fallen. Damit wäre unsere Rechtsauffassung absurd. Ist natürlich eine extreme Meinung aber diese Konsequenz muss man sich als Determinist nunmal vorhalten lassen. Bär Bruno (determiniert) konnte schließlich auch nichts dafür, dass er eine Ziege zuviel gerissen hat.

Genau deswegen halte ich Philosophie oftmals für etwas extrem unnützes.

Du machst ein Problem wos keines gibt.


Wenn Leute quasi als *böse* oder *schlecht* geboren werden und deswegen Verbrechen begehen, muss man die Allgemeinheit trotzdem vor diesen Individuen schützen. Egal ob diese etwas dafür können oder nicht.

Wir lassen ja defintiv psychisch kranke die 100% (oder 90% ;)) nichts für ihre Handlungen können auch nicht rummorden nur weil sie es nicht besser wissen oder einem Zwang unterliegen.

Der Sinn von Gefängnissen ist in vielen Fällen nicht die Bestrafung des Verbrechers. Der Sinn der Gefängnisse besteht darin, die Allgemeinheit vor gefährlichen Leuten zu schützen.



Ich find Philosophie durchaus intressant... Aber man sollte es nicht als Hauptfach studieren dürfen/können sofern man nicht für 100% der Kosten aufkommt.
 
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