Sag mal Heator, merkst du eigentlich noch was?
Sorry, aber ich seh wenig raum, hier überhaupt noch mit jemandem zu diskutieren, der anerkannte wissenschaftler als bescheuerte deppen bezeichnet und dann mit seiner eigenen unterrichtserfahrung argumentiert.
Ich machs mal trotzdem, weil mir das thema wichtig ist, und ich nicht will, dass hier zuviel bullshit unkommentiert stehen bleibt.
Ich würde nicht alles, was Ericsson sagt, unterschreiben. Er neigt wie leider 99% aller wissenschaftler dazu, oft mehr zu behaupten, als man gesicherterweie behaupten dürfte. Würden sie das nicht tun, stünden sie aber sehr viel seltener in der zeitung.
Das ist auch kein streit zwischen einzelnen wissenschaftlern, sondern zwischen fachgebieten: es gibt die traditionelle
begabungsforschung, die (überraschenderweise) begabung für ungeheuer wichtig hält und sehr viele phänomene darauf zurückführt. Und es gibt die sehr viel jüngere, nach meinem urteil aber näher an empirischen befunden orientierte
expertiseforschung, die herausfinden will, was menschen zu höchstleistungen führt.
Nun finden begabungsforscher es aber gar nicht nett, wenn plötzlich andere ein gebiet beforschen, über das sie bisher die deutungshoheit hatten, und dabei auch noch einen großteil der althergebrachten thesen der begabungsforschung links liegen lassen.
Ich habe mich nicht auf den standpunkt gestellt, dass jeder in allem weltspitze werden kann, sondern diese aussage sogar mehrfach zurückgewiesen.
Dass du immernoch versuchst, sie mir in die schuhe zu schieben, spricht nicht gerade für deinen diskussionsstil.
Hättest du übrigens den artikel zuende gelesen, den du selbst gepostet hast, dann müsstest du erröten, weil sich da nämlich kein einziges argument gegen Ericsson findet, außer die aus der luft gegriffene behauptung, er vertretene eine minderheitsmeinung.
Zwischen "Ericsson sagt auch dinge, die die allermeisten anderen wissenschaftler nicht unterschreiben würden" und "Ericsson steht mit seiner meinung allein" besteht nämlich ein gewaltiger unterschied. Die erste aussage ist trivial, weil jeder mensch andauernd meinungen äußert, die etwas übertrieben sind und daher von den allermeisten menschen nicht geteilt werden.
Um die an sich sehr interessante diskussion etwas zu versachlichen, nenne ich nochmal ein paar stichpunkte. Du darfst gern dagegen
argumentieren.
1. Es gibt nach jahrzehnten der begabungsforschung immernoch kein mir bekanntes unabhängiges verfahren, um so etwas wie begabung überhaupt festzustellen.
Was ist begabung überhaupt?
2. Es konnte bisher noch keine korrelation zwischen den üblichen kriterien für höchstbegabung und denen für höchstleistung nachgewiesen werden.
Es gab aber versuche, die gescheitert sind, siehe das berühmte "termiten"-experiment.
3. Es gibt erfolgreiche studien, die nahelegen, dass quasi jeder mit entsprechendem training zum experten auf einem gebiet werden kann.
4. Es gibt keinen nachweis für die existenz sogenannter "wunderkinder".
5. Studien, die gemeinsamkeiten von höchstleistenden in einem bestimmten bereich erforscht haben, sind immer wieder bei einer einzigen gemeinsamkeit gelandet: langes und hartes training.
Um nochmal eine deiner thesen aufzugreifen:
nochmals: glaubt ihr tatsächlich, dass 10000 stunden von komplett identischem training bei 10 verschiedenen personen, die alle gleich hart trainieren, alle 10 zu gleichen leistungen bringt?
Es gibt immer abweichungen. Aber vermutlich würden sehr viele probanden (>90%) sich am ende auf einem sehr ähnlichen leistungsniveau bewegen, ja.
Unter "komplett identischem training" verstehe ich aber "gleich gutes training", die förderung muss natürlich individuell und an die bedürfnisse jedes einzelnen angepasst sein: nicht jeder lernt gleich.
Auch gibt es einige gebiete, die man davon ausnehmen muss. Komm mir also nicht mit basketball. Es ist klar, dass die körpergröße da ein maßgebliche faktor ist und die keineswegs gleichverteilt ist.
Im weitesten sinne geht es um geistige tätigkeiten. Darum ist auch der kritische artikel aus der sportwissenschaft ziemlich unangebracht.