Original geschrieben von Childerich
Sry, Hauptschüler sind Kinder. Da finde ich zieht das "Jeder ist selbst verantwortlich" Argument nicht. Das gilt umso mehr, je jünger die Kinder sind. In D wird ja im Großen und Ganzen über die Zukunft der Kinder entschieden, wenn sie 10, 11 Jahre alt sind.
Zu den anderen Punkten habe ich teilweise schon weiter oben was geschrieben
Ich denke das nicht so. Das Problem der Durchlässigkeit stellt sich für Hauptschüler normalerweise erst am Ende ihrer Schullaufbahn, also ca. 16. Und in dem Alter ist man im eigentlichen Sinne kein Kind mehr, sondern sollte sich den Konsequenzen seines Handelns bewusst sein. (na gut, es interessieren wohl hauptsächlich die letzten 2 Jahre, also sagen wir 14-16)
Hat man also in der Zeit mitgearbeitet, hat man gute Noten und ist berechtigt, auf einer anderen Schule die Ausbildung fortzusetzen.
Hat man sich den ganzen Tag rumgetrieben und gesoffen, dann erfüllt man die Voraussetzungen eher nicht.
Und es ist mir auch furchtbar egal, was die (Landes-)Regierung für Argumente und Statistiken aus dem Hut zieht. Ich habe noch nie einen so aufgescheuchten Hühnerhaufen gesehen, wie zu dem Zeitpunkt, als die erste PISA-Studie veröffentlicht wurde.
Auf die Lösung, die Schulzeit um ein Jahr zu _verkürzen_, weil unsere Schüler angeblich zu schlecht ausgebildet sind, wäre ich nicht gekommen.
Es wird nur blinder Aktionismus verbreitet ohne sich Gedanken zu machen. Hier in Niedersachsen hat dieses Jahr das Kultusministerium mit Panik auf die Tatsache reagiert, dass durch die Verkürzung in drei Jahren zwei Jahrgänge gleichzeitig Abitur machen und man weder Ausbildungs- noch Studienplätze hat. Damit konnte man vor ein paar Jahren natürlich nicht rechnen.
Und natürlich ist das soziale Umfeld extrem wichtig. Ein behüteter Jugendlicher, um den man sich kümmert, ist auch besser in der Schule, das bestreitet ja keiner. Nur kann nicht die Gesellschaft den Ersatz für dusselige Eltern leisten (ja, es gibt auch unverschuldete, bevor da nun wieder einer drauf rumreitet).
Daher gibt es für mich keinen Grund, etwas an einem System zu ändern, dass imho ganz brauchbar funktionieren könnte.
Ja, könnte! Dass es nicht optimal läuft, sehe ich auch.
Die Hauptschule (früher "Volksschule", also für alle, das Volk halt) verkommt tatsächlich immer mehr zum Abschiebeplatz für renitente Jugendliche. Ich sehe das Hauptproblem darin, dass es immer weniger Ausbildungsplatze für diesen Abschluss gibt. Demnächst braucht auch ein Maler/Schlosser/Maurer mindestens Abitur.
Auch lässt die Qualität der Ausbildung an Hauptschulen ziemlich zu wünschen übrig. Aber dass auch viele Lehrer nur rumhängen und ihre Zeit absitzen, ist kein Problem des Schulsystems, sondern der Motivation und der Ausbildung der Lehrer.
Wenn ein sowohl uninteressierter als auch unfähiger Schüler auf einen unmotivierten Lehrer trifft, hat dies eine verheerende Ausbildung zur Folge. Und dass ein Jugendlicher, der nichtmal richtig Deutsch spricht und nichtmal die Zahlen zwischen 1 und 20 aufaddieren kann, Abitur macht und studiert, können doch wohl hoffentlich nichtmal die extremsten hier fordern.
Nochmal zusammengefasst:
Die Durchlässigkeit funktioniert durchaus. Es ist schwierig, wie hier einige sagen, aber imho nicht _zu_ schwierig. Es ist kein Automatismus, den man einfordern kann, sondern man muss es sich (hart) erarbeiten, was ich für absolut legitim halte.