Gratulation an Carlsen. Verdient gewonnen, war taktisch und positionell immer auf der Höhe und stärker als Anand. Immerhin konnte letzterer zeigen, dass der Norweger nicht unschlagbar ist.
Das war es wohl für Anand als WM-Herausforder - bleibt die Frage, wer Carlsen nächstes Jahr herausfordert. Aktuell erscheint das wohl Fabiano Caruana, der sowohl Elo-technisch als auch vom Alter nahe an Carlsen dran ist.
Insgesamt eine etwas bessere WM als letztes Jahr, auch wenn die Pressekonferenzen enormen Fremdscham ausgelöst haben. Carlsen wird auch 2015 als junges Gesicht dem Schach mehr Aufmerksamkeit verschaffen und sich nicht von der FIDE kontrollieren lassen.
Weil ich gerade die Kommentare jetzt lese:
Hätte sowas wieder gerne auf Profiniveau: Mikhail Tal's Top 10 Chess Sacrifices of all time! - (or at least in top 50 of most lists!). Einfach wieder so "WTF, was macht der da?!" Sachen. Das findet man eigentlich nur noch bei Blitz.
Sowas gibt es auch im Profischach, ist eine Sache des Stils (siehe Alexej Shirow). Wenn du regelmäßig größeren Turnieren folgst, wirst du auch extrem aggressive Partien mit schönen Opfern untern Top-GMs sehen.
- Königsangriffe führen so selten zum Erfolg, dass es sich so gut wie nie lohnt. Deshalb spielen fast alle strategisch auf Stellungsvorteile und dann auf das Endspiel was total langweilig ist.
Siehe oben, würde das so definitiv nicht unterschreiben. Positionelles Schach halte ich im Übrigen auch um einiges ansprechender - schau dir ein paar gut kommentierte Partien von Karpow an, in denen er konsequent den gegnerischen Plan mit oftmals minimalen Manövern vereitelt.
- Ab einem bestimmten Niveau besteht ein sehr grosser Teil nur noch aus dem Lernen von Theorie.
Das ist wahr, dieses Niveau - ich behaupte mal ab ca. 2400 (IM) - erreichen aber nur die Wenigsten. Ich habe auf Turnieren nie diese ominösen Theorie-Haie gesehen, die ständig die neuesten Varianten parat hatten. Auf dem Amateurniveau ist sowas ohnehin sinnlos, weil man damit z. B. nicht auf den zweit- oder drittbesten Zug des Gegner reagieren kann. Die Stellung muß man trotz Eröffnungstheorie immer noch selbst verstehen und spielen.
- Egal wie gut man ist, man erreicht nie das Level seines PCs zu Hause.
Ein Mensch wird auch nie schneller als ein Auto sein, trotzdem gibt es noch Wettkämpfe in der Leichtathletik.
Das Spiel GO find ich viel geiler, das kann schon wegen seiner deutlich höheren mathematischen Komplexität nicht so ausanalysiert sein wie Schach.
Das ist so ein Standardargument, das ich absolut nicht mag. Schach ist noch nicht ausanalysiert worden, es gibt immer noch theoretische Neuerungen und der Remis-Tod ist immer noch nicht eingetreten. Man kann auch mit verhältnismäßig wenig Eröffnungstheorie auf einem akzeptablen Niveau spielen. Ich würde mir auch nach über zwanzig Jahren Schach niemals anmaßen, das Spiel und seine Komplexität begriffen zu haben bzw. einen Vergleich mit anderen Spielen zu ziehen.
Fand die WM Spiele zwischen den Beiden bisher alle kackenlangweilig. Alles son risikoloses schon 1000mal analysiertes Safety-Rumgeschiebe. Ich will damit nicht sagen, dass es anspruchslos ist, nur eben sauöde.
Kann ich zum Teil gut nachvollziehen. WM-Wettkämpfe haben eine ganz eigene Dynamik, die "Mit Weiß gewinnen und mit Schwarz remis machen" Mentalität wird nochmal wichtiger, man kennt seinen Gegner sehr gut und strebt ganz bestimmte Stellungen an, das Überraschen in der Eröffnung hat ebenfalls einen ganz anderen Stellenwert. Ich fand die Sofia-Regel einen Schritt in die richtige Richtung, vielleicht findet sich sowas auch für WM-Wettkämpfe.