@Zweifeuerkraut: Ich rechne ehrlich gesagt nicht damit, dass ich vor 70+ auch nur daran werde denken können in Rente zu gehen. Bis dahin ist noch eine Weile, und die Entscheidungen der Babyboomer werden uns in Deutschland noch gründlich in mehreren Dimensionen (Sozialkassen, Verkehrspolitik, Infrastruktur, Umweltschutz…) ficken.
Ich habe nicht vorgeschlagen alle nach ihrer Berufslaufbahn auf die nächsthöhere Ebene zu befördern wie Du offenbar gedacht hast. Es gibt zig Möglichkeiten, um die Arbeitskraft eines Menschen zu bewahren. Ein erster Schritt werden sicher Exoskelette sein wie sie heute schon bei Toyota am Band zum Einsatz kommen.
Mich einerseits überheblich nennen, aber im gleichen Atemzug einen großen Anteil der Bevölkerung für zu dumm zum Scheißen zu erklären.
@Syzygy: Du scheinst auch zu denken, dass eine Veränderung zwingend nach oben stattfinden muss? Klar wird man sich Gedanken machen müssen welche Aufgaben man an wen vergibt. Aber es ist klar, dass es möglich sein wird Aufgaben nach körperlichem und geistigem Anspruch zu strukturieren, und somit auch in altersdiversen Teams eine Aufgabenverteilung zu schaffen, welche älteren und körperlich nicht mehr ganz fitten Menschen Raum gibt.
Erst "mit 50+" anfangen etwas anderes zu lernen halte ich für genau den falschen Ansatz. Der sinnvollste Weg dürfte sein, Menschen konsequent und andauernd weiterzubilden. Klar ist das eine Herausforderung, aber direkt von vorneherein zu sagen "das geht nicht weil ist halt so" ist ganz sicher nicht die richtige Herangehensweise an ein Problem dieser Größenordnung. Und verrenten und dann bis zum Exitus versorgen ist mE auch nicht die Lösung.
@Stirling: Das BGE halte ich für einen fatalen Irrweg, und zwar aufgrund der Bedingungslosigkeit. Wenn ein Individuum von der Gesellschaft bedingungslose Solidarität einfordern kann, unabhängig davon was dieses Individuum mit dieser Leistung macht, dann legt das langfristig eine Gesellschaftsspaltung an. Warum sollte eine Gesellschaft einen Menschen, der nicht bereit ist zu ihr beizutragen, unterstützen und aushalten? Klar, ein paar Künstler die sich dann selbst verwirklichen und bei denen das toleriert würde gäbe es sicherlich. Die Mehrzahl derer die das BGE in Anspruch nehmen würden, würden aber schlicht am Rechner sitzen und zocken, oder sonst irgendwie unproduktiv herumsiffen. Wenn man eine Gesellschaft über ein System wie das BGE dazu zwingt solche Menschen in ihrem Verhalten zu bestärken, und das auch noch (unzweifelhaft) mit der Menschenwürde begründet, dann legt man letztendlich die Axt an unsere Grundwerte wie genau ebenjene Menschenwürde.
Sobald die Gruppe der BGE-Bezieher groß genug ist, und in ihr der Anteil derer die nichts zur Gesellschaft beitragen, wird es eine Debatte geben warum diejenigen die Arbeiten diese Menschen überhaupt aushalten sollen. Und diese Debatte wird entweder mit einem Arbeitszwang o.ä. enden (adé Bedingungslosigkeit), oder mit dem Entzug von Rechten der Unproduktiven. Und genau an dem Punkt besteht die Gefahr, dass es dann auch Menschen erster und zweiter Klasse gibt, und zwar aus dem alleinigen Grund, dass ein BGE bedingunglos ist und ein Bezieher _unilateral_ bestimmen könnte was er/sie damit macht––und sich damit eben auch aktiv für eine anti-soziale/unsolidarische Nutzung entscheiden kann, was zweifellos geschehen würde.
Dies zu verhindern wäre möglich indem diese solidarische Sozialleistung auf sozialdienliche Nutzungen bedingt wird. Solidarität darf nicht gegen die Gesellschaft genutzt werden und auch nicht für irgendwelche Selbstverwirklichungstrips genutzt werden, ansonsten unterminiert ein solches System sich selbst.
Mit sozialdienlichen Nutzungen meine ich alles was der Gesellschaft nutzt, wozu obvsly auch Ausbildung, Kinderpflege, Altenpflege usw. zählen, aber eben nicht irgendwelche komplett brotlosen "alternativen Kunstprojekte" die keine Sau interessieren.
Der Gedanke klingt nett, aber der Kern ist sehr problematisch, da er ein unilaterales (und das ist das Problem) Ausklinken aus der Gesellschaft ermöglicht. Nehmen ohne zu geben ist zutiefst unsolidarisch und zerstört über kurz oder lang jede Gesellschaft. Ja, wären alle BGE Nutzer verantwortungsvoll und würden gesellschaftsdienliche Dinge machen, dann gäbe es das Problem natürlich nicht. Daran glaube ich aber nicht, und ich denke das ist keine starke Annahme. Im Gegenteil denke ich, dass jeder, der ernsthaft glaubt es würde plötzlich eine Welle sozial erwünschten Verhaltens über die Welt schwappen, furchtbar naiv ist. Und ich habe jetzt noch nichteinmal darüber angefangen nachzudenken wie man dann Ausländer behandeln könnte oder müsste. Dabei handelt es sich ja um eine Gruppe deren Mitglieder per Definition nicht Teil der Gesellschaft in dem Sinne sind, dass sie eben nicht die gleichen Rechte und Pflichten teilen. Ein Einbeziehen in ein BGE würde allerdings genau diese Trennung durchbrechen, bzw. noch weitere Probleme begründen: Muss man nicht nur Mitgliedern des "eigenen Stammes" sondern auch jedem beliebigen Menschen genau die selbe bedingungslose Solidarität zugestehen? Auch wenn es schön wäre wenn das klappte, daran glaube ich erst recht nicht. Viel eher gäbe es da Probleme in der Form, dass man entweder Ausländer ausschließt, oder, dass man das oben geschilderte Trittbrettfahrerproblem verschärft. Und was eine in der Ausprägung viel harmlosere Neiddebatte schon heute anrichtet sieht man an allem was mit "Flüchtingskrise", "AfD" und "Chemnitz" usw. verschlagwortet wurde.
Obvsly: Das gilt für gesunde arbeitsfähige Menschen. Jeder der aus irgendwelchen Gründen nicht arbeiten kann ist natürlich, wie aktuell auch, ausgenommen.
Zsfg.: Ein BGE das wirklich bedingungslos ist, ist ein sicherer Weg in die Aufhebung der Menschenwürde (oder Progrome) da die Arbeitenden früher oder später nicht mehr bereit wären diejenigen Nichtarbeitenden durchzufüttern, welche nur nehmen aber nicht geben.