Rentendiskussion

Scorn4

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Galubst du, dass die Xantos-Reform mehr Leute glücklich als unglücklich macht?

Die Empfänger werden langfristig deine 30€ nicht abfeiern, während das Geld dafür irgendwo anders weggenommen werden muss und in Summe wahrscheinlich ein großer Aufwand sein werden.
 
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Der bürokratische Aufwand ist genau null, da die Rentenpunkte ohnehin berechnet werden.

Wie hoch dann die tatsächliche Belastung für den Rentenhaushalt sein wird, hängt natürlich davon ab, wie stark dieses Element sein soll. Aber ich glaube es ist bedeutend günstiger als diverser Firlefanz, den wir uns jetzt so gönnen und seit Bankenrettung und Flüchtlingskrise scheint Geld ja ohnehin keine Rolle mehr zu spielen.
 
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man muss halt auch berücksichtigen, dass die gesellschaftliche spaltung großteils auf prekarisierung bis in die mittelschicht hinein zurückzuführen ist. abstiegsängste, absolute und relative armut, rückbau des sozialstaats, arbeitsmarkt nerfs etc pp.
ein höheres rentenniveau, insbesondere für die ganz kleine einkommen, muss eindeutig das ziel sein.
 
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lolnein. Zuallererst sollte man konsequent die Rente mit 67 und dann mit 70 durchsetzen. Effektiv das halbe Leben sich bei guter bis okayer Gesundheit von anderen durchschleppen lassen* ist das moralisch falscheste am Rentensystem.


*0-21 und 62-81, obvsly nur Durchschnittswerte für die Gesamtbevölkerung, aber es kommt ungefähr hin.
 
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wieso denn rente nicht gleich ganz abschaffen?
es gibt mitlerweile ganz taugliche exoskelette und wenn wir in der richtung noch etwas weiter forschen, können wir in ein paar jahren körperliche gebrechlichkeit als argument für ein rentensystem streichen. sagen wir der durchschnittsmensch baut etwa 3 jahre vor dem ableben kognitiv deutlich ab - da wär doch bald ne rente ab 80 möglich. mensch, da eröffnen sich ja ganz neue möglichkeiten!!!

zu den wertvollsten dingen im leben gehört frei verfügbare zeit. je früher man die möglichkeit schafft eine ordentliche rente zu beziehen, desto besser. ich finde es verquer technischen fortschritt mit einhergender explodierender produktivität in schlicht andere lohnarbeit umzumünzen.

wenn du solange für kohle arbeiten willst: gönn dir!
 
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Wenn du früh in den Sack hauen möchtest, dann gönn auch Du Dir!

Keiner hält Dich davon ab viel Kohle zu verdienen und Dich mit 50 in den wohlVERDIENTEN Ruhestand zu verabschieden.
Die Idee der Rente ist es aber nicht den Leuten möglichst viel "frei verfügbare Zeit" zu verschaffen, sondern sie zu versorgen, wenn sie aus Altersgründen nicht mehr arbeiten können.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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lolnein. Zuallererst sollte man konsequent die Rente mit 67 und dann mit 70 durchsetzen. Effektiv das halbe Leben sich bei guter bis okayer Gesundheit von anderen durchschleppen lassen* ist das moralisch falscheste am Rentensystem.


Stimme im Großen und Ganzen zu, allerdings mit Einschränkung dass man durchaus Abstufungen nach der Lebenserwartung machen sollte. Moralisch erscheint es mir unfair, dass jemand (selbst mit grauenhaftem Lebenswandel) fast sein komplettes Leben lang einzahlt, während Leute wie wir, die ihre (meist gut bezahlten) Jobs auch durchaus bis 70 machen können und vielleicht sogar wollen dann trotzdem im Schnitt noch mal 10+ Jahre leben.
 
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Bei der ganzen Sache darf man nicht vergessen, dass es von Berufsgruppe zu Berufsgruppe schlicht Unterschiede gibt. Wer geistig noch halbwegs fit ist der mag bis 67 oder 70 im Büro arbeiten können. Viele Politiker oder Unternehmer machen das ja durchaus vor. Aber Bau, unter Tage, Altenheim... hab meinen Lebtag noch keine 65jährige Krankenschwester gesehen, weil die mit Ende 50 so auf sind vom Körper her, dass die sich jedes Jahr quälen bis sie irgendwann mit Abschlägen in den Vorruhestand gehen oder sich kaputtschreiben lassen. Denen zu erzählen, sie sollen bis 70 arbeiten weil "man ja im Durchschnitt immer älter wird" ist ein schlechter Witz. Und Weiterbildung so dass man dann eben eher beratend und anleitend tätig ist, klappt auch nicht für jeden, so viele Jobs in dem Bereich gibts gar nicht, dass sich jede Krankenschwester oder jeder Altenpfleger ab 50+ aus dem "normalen" Dienst rausziehen könnte. Würde man denen ein Gehalt zahlen, dass die sich bis 60 'ne dicke private Altersvorsorge aufbauen könnten, okay. Ist aber nicht der Fall.

Und da gibt sicher noch andere Berufe in denen das kaum möglich ist, bis 70 auch nur ansatzweise volle Leistung zu erbringen. Bei der Polizei geht mancherorts schon der Witz um, dass die neue Definition von "Hundertschaft" in Zukunft so aussehen wird, dass zwei über 50jährige zusammen auf einem Funkwagen fahren.
 
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Stimme im Großen und Ganzen zu, allerdings mit Einschränkung dass man durchaus Abstufungen nach der Lebenserwartung machen sollte. Moralisch erscheint es mir unfair, dass jemand (selbst mit grauenhaftem Lebenswandel) fast sein komplettes Leben lang einzahlt, während Leute wie wir, die ihre (meist gut bezahlten) Jobs auch durchaus bis 70 machen können und vielleicht sogar wollen dann trotzdem im Schnitt noch mal 10+ Jahre leben.

Jo, das würde ich unter "auszudiskutierende Details" sehen.


Syzygy: Kein Mensch mir Hirn würde das fordern. Genau deshalb gibt es ja u.a. das Schlagwort lebenslanges Lernen. Und irgendwas kann man immer. Es geht mir persönlich dabei nicht darum die Menschen möglichst auszusaugen, sondern mehr darum, dass jeder nach bestem Vermögen zum Gelingen des gesellschaftlichen Miteinander beiträgt.
Wenn es nämlich einen Trend der letzten 60 Jahre gibt, dann eine stetig stärkere Betonung der individuellen Entfaltungsansprüche sowie eine stetige Verdrängung von Gemeinschaftsaufgaben auf anonyme Institutionen. Ich bin davon überzeugt, dass das anonymisieren/institutionalisieren von Dingen die eine Gemeinschaft ausmachen langfristig unangenehme Folgen für das menschliche Empathieempfinden und Sozialverhalten hat. Ich würde sogar behaupten, dass wir heute schon einige Folgen davon sehen. Man kann/könnte es auf die Formel bringen, dass eine soziale und solidarische Gesellschaft auch gelebt werden muss und nicht nur durch anonyme Verwaltungsakte existieren kann.
 
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Es gibt einen grossen Anteil unserer Bevölkerung, der schlicht zu dumm ist, mehr als einfache Arbeiten auszuführen. Und einen weiteren Anteil, der zu dumm ist, jedwege wirtschaftlich verwertbare Arbeit (ausser betreutes Arbeiten) zu verrichten.
Zudem kann nicht einfach jeder Bauarbeiter nach 30 Vorarbeiter werden. So viel Kader wird einfach nicht gebraucht. Also bleibt er sein Leben lang Bauarbeiter und ist mit 55 ein körperliches Wrack.

Mit hohem IQ gesegnet sein und sich bis 30 durchfüttern lassen um dann mit abgeschlossenem Studium und dicken $$$ entweder mit 50 frühpensionieren lassen oder bis 70 weiter im Sessel rumfurzen ist eine Sache. Zu glauben, das könnte einfach jeder, ist leider stark überheblich.
 
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Syzygy: Kein Mensch mir Hirn würde das fordern. Genau deshalb gibt es ja u.a. das Schlagwort lebenslanges Lernen. Und irgendwas kann man immer.
Ja, irgendwas kann man immer. Notfalls warme Luft zum Stinken bringen. Ob man das bezahlt bekommt ist doch 'ne ganz andere Sache. Wer 40 Jahre Altenpfleger war kann nicht zwingend Personalverantwortung tragen oder beratend bei 'ner Krankenkasse arbeiten oder als Ausbilder arbeiten. Einige werden das können, aber lange nicht alle. Und selbst wenn es alle könnten, gäbe es so viele Jobs auf diesen Gebieten nicht. Und mit 50+ nochmal was völlig fachfremdes Lernen, na holla. Das klingt total erfolgsversprechend. a) mit 20jährigen mithalten müssen die den Stoff viel schneller begreifen und mit modernen Medien aufgewachsen sind und b) dann mit genau diesen jungen dynamischen flexiblen Leuten um Jobs konkurrieren? Wunschdenken. In sehr vielen Berufen ist 50+ Ende der Karriereleiter, wenn man bis dahin in keiner non-Basic-Position gelandet ist, wird das auch nichts mehr. Und all diese Menschen (die man übrigens auch einfach an der Basis braucht, weil Erfahrung auch dort nötig ist), können schlicht und einfach nicht "länger arbeiten". Für die muss es Lösungen geben, dass die spätestens mit 60 abschlagsfrei in Rente gehen können, auch wenn statistisch ihr Jahrgang 85 Jahre alt wird. Werden die nämlich nur mit viel Glück und wenn überhaupt, dann sicher nicht "fit und gesund".
 
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@Zweifeuerkraut: Ich rechne ehrlich gesagt nicht damit, dass ich vor 70+ auch nur daran werde denken können in Rente zu gehen. Bis dahin ist noch eine Weile, und die Entscheidungen der Babyboomer werden uns in Deutschland noch gründlich in mehreren Dimensionen (Sozialkassen, Verkehrspolitik, Infrastruktur, Umweltschutz…) ficken.
Ich habe nicht vorgeschlagen alle nach ihrer Berufslaufbahn auf die nächsthöhere Ebene zu befördern wie Du offenbar gedacht hast. Es gibt zig Möglichkeiten, um die Arbeitskraft eines Menschen zu bewahren. Ein erster Schritt werden sicher Exoskelette sein wie sie heute schon bei Toyota am Band zum Einsatz kommen.
Mich einerseits überheblich nennen, aber im gleichen Atemzug einen großen Anteil der Bevölkerung für zu dumm zum Scheißen zu erklären. :rolleyes:

@Syzygy: Du scheinst auch zu denken, dass eine Veränderung zwingend nach oben stattfinden muss? Klar wird man sich Gedanken machen müssen welche Aufgaben man an wen vergibt. Aber es ist klar, dass es möglich sein wird Aufgaben nach körperlichem und geistigem Anspruch zu strukturieren, und somit auch in altersdiversen Teams eine Aufgabenverteilung zu schaffen, welche älteren und körperlich nicht mehr ganz fitten Menschen Raum gibt.
Erst "mit 50+" anfangen etwas anderes zu lernen halte ich für genau den falschen Ansatz. Der sinnvollste Weg dürfte sein, Menschen konsequent und andauernd weiterzubilden. Klar ist das eine Herausforderung, aber direkt von vorneherein zu sagen "das geht nicht weil ist halt so" ist ganz sicher nicht die richtige Herangehensweise an ein Problem dieser Größenordnung. Und verrenten und dann bis zum Exitus versorgen ist mE auch nicht die Lösung.

@Stirling: Das BGE halte ich für einen fatalen Irrweg, und zwar aufgrund der Bedingungslosigkeit. Wenn ein Individuum von der Gesellschaft bedingungslose Solidarität einfordern kann, unabhängig davon was dieses Individuum mit dieser Leistung macht, dann legt das langfristig eine Gesellschaftsspaltung an. Warum sollte eine Gesellschaft einen Menschen, der nicht bereit ist zu ihr beizutragen, unterstützen und aushalten? Klar, ein paar Künstler die sich dann selbst verwirklichen und bei denen das toleriert würde gäbe es sicherlich. Die Mehrzahl derer die das BGE in Anspruch nehmen würden, würden aber schlicht am Rechner sitzen und zocken, oder sonst irgendwie unproduktiv herumsiffen. Wenn man eine Gesellschaft über ein System wie das BGE dazu zwingt solche Menschen in ihrem Verhalten zu bestärken, und das auch noch (unzweifelhaft) mit der Menschenwürde begründet, dann legt man letztendlich die Axt an unsere Grundwerte wie genau ebenjene Menschenwürde.
Sobald die Gruppe der BGE-Bezieher groß genug ist, und in ihr der Anteil derer die nichts zur Gesellschaft beitragen, wird es eine Debatte geben warum diejenigen die Arbeiten diese Menschen überhaupt aushalten sollen. Und diese Debatte wird entweder mit einem Arbeitszwang o.ä. enden (adé Bedingungslosigkeit), oder mit dem Entzug von Rechten der Unproduktiven. Und genau an dem Punkt besteht die Gefahr, dass es dann auch Menschen erster und zweiter Klasse gibt, und zwar aus dem alleinigen Grund, dass ein BGE bedingunglos ist und ein Bezieher _unilateral_ bestimmen könnte was er/sie damit macht––und sich damit eben auch aktiv für eine anti-soziale/unsolidarische Nutzung entscheiden kann, was zweifellos geschehen würde.
Dies zu verhindern wäre möglich indem diese solidarische Sozialleistung auf sozialdienliche Nutzungen bedingt wird. Solidarität darf nicht gegen die Gesellschaft genutzt werden und auch nicht für irgendwelche Selbstverwirklichungstrips genutzt werden, ansonsten unterminiert ein solches System sich selbst.
Mit sozialdienlichen Nutzungen meine ich alles was der Gesellschaft nutzt, wozu obvsly auch Ausbildung, Kinderpflege, Altenpflege usw. zählen, aber eben nicht irgendwelche komplett brotlosen "alternativen Kunstprojekte" die keine Sau interessieren.

Der Gedanke klingt nett, aber der Kern ist sehr problematisch, da er ein unilaterales (und das ist das Problem) Ausklinken aus der Gesellschaft ermöglicht. Nehmen ohne zu geben ist zutiefst unsolidarisch und zerstört über kurz oder lang jede Gesellschaft. Ja, wären alle BGE Nutzer verantwortungsvoll und würden gesellschaftsdienliche Dinge machen, dann gäbe es das Problem natürlich nicht. Daran glaube ich aber nicht, und ich denke das ist keine starke Annahme. Im Gegenteil denke ich, dass jeder, der ernsthaft glaubt es würde plötzlich eine Welle sozial erwünschten Verhaltens über die Welt schwappen, furchtbar naiv ist. Und ich habe jetzt noch nichteinmal darüber angefangen nachzudenken wie man dann Ausländer behandeln könnte oder müsste. Dabei handelt es sich ja um eine Gruppe deren Mitglieder per Definition nicht Teil der Gesellschaft in dem Sinne sind, dass sie eben nicht die gleichen Rechte und Pflichten teilen. Ein Einbeziehen in ein BGE würde allerdings genau diese Trennung durchbrechen, bzw. noch weitere Probleme begründen: Muss man nicht nur Mitgliedern des "eigenen Stammes" sondern auch jedem beliebigen Menschen genau die selbe bedingungslose Solidarität zugestehen? Auch wenn es schön wäre wenn das klappte, daran glaube ich erst recht nicht. Viel eher gäbe es da Probleme in der Form, dass man entweder Ausländer ausschließt, oder, dass man das oben geschilderte Trittbrettfahrerproblem verschärft. Und was eine in der Ausprägung viel harmlosere Neiddebatte schon heute anrichtet sieht man an allem was mit "Flüchtingskrise", "AfD" und "Chemnitz" usw. verschlagwortet wurde.

Obvsly: Das gilt für gesunde arbeitsfähige Menschen. Jeder der aus irgendwelchen Gründen nicht arbeiten kann ist natürlich, wie aktuell auch, ausgenommen.

Zsfg.: Ein BGE das wirklich bedingungslos ist, ist ein sicherer Weg in die Aufhebung der Menschenwürde (oder Progrome) da die Arbeitenden früher oder später nicht mehr bereit wären diejenigen Nichtarbeitenden durchzufüttern, welche nur nehmen aber nicht geben.
 
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Deshalb muss man das BGE niedrig genug ansetzen, so dass es zwar reicht, um zu überleben (in einer extrem günstigen Umgebung, aufs Dorf ziehen ist da auf keinen Fall zu viel verlangt), aber dass jeder Empfänger immer noch motiviert genug ist, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Es darf kein angenehmenes Leben bezahlen.

Dann macht auch ein Rentensystem sinn, das dieses sehr niedrige BGE aufstockt.
 
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@Syzygy: Du scheinst auch zu denken, dass eine Veränderung zwingend nach oben stattfinden muss? Klar wird man sich Gedanken machen müssen welche Aufgaben man an wen vergibt. Aber es ist klar, dass es möglich sein wird Aufgaben nach körperlichem und geistigem Anspruch zu strukturieren, und somit auch in altersdiversen Teams eine Aufgabenverteilung zu schaffen, welche älteren und körperlich nicht mehr ganz fitten Menschen Raum gibt.
Es gibt in vielen Berufen schlicht keine (sinnvollen) Möglichkeiten, Arbeit irgendwie aufzuteilen, weil die Leute schlichtweg "alleine" arbeiten. Wer in der ambulanten Krankenpflege mit dem Auto von Patient zu Patient fährt, muss logischerweise *alles* machen was da anfällt. Du kannst weder drei Leute unterschiedlicher Fitness auf so ein Auto setzen noch kannst Du einen Patienten 3x von verschiedenen Autos anfahren lassen die alle was anderes machen. Du kannst auch nicht jeden von denen der nicht mehr fit genug ist zum Planer, Berater, Ausbilder weiterbilden weils schlicht zu viele sind.
Das selbe wenn einer im Altenheim für eine Station verantwortlich ist. Entweder er kann das was da anfällt, oder er wird durch einen ersetzt der das kann. Zwei Leute gleichzeitig bezahlt niemand. Zwei nacheinander von denen Nr1 nur die "leichten" Dinge macht und alles "schwere" übriglässt ist logistisch völliger Irrsinn. Und sowas kannste durch alle Branchen und Berufe ziehen.

Allein die Grundidee, dass man aus jedem "irgendwas" machen kann wenn man den schon früh/ausgiebig genug weiterbildet ist völlig unrealistisch. Ein guter Teil der Arbeitskräfte in diesem Land sind für absolute Basisarbeiten geeignet die sie durchaus verlässlich und genau ausführen können, die in ihrer Gesamtheit aber sehr übersichtlich und einfach strukturiert ist - und zum großen Teil eben auch einen gewissen Grad an körperlicher und geistiger Fitness (im Sinne von Konzentrationsvermögen und Aufmerksamkeit) verlangt. Aber eben keine komplexen Kompetenzen wie Führungsstärke, Organisationstalent, Verhandlungsgeschick etc. pp.. Das kannst Du Leuten aber auch nur begrenzt beibringen. An der Basis hast Du 'nen Haufen Kieselsteine, die kannst Du noch so lange schleifen, aus den wenigsten wird ein Diamant.

Erst "mit 50+" anfangen etwas anderes zu lernen halte ich für genau den falschen Ansatz. Der sinnvollste Weg dürfte sein, Menschen konsequent und andauernd weiterzubilden. Klar ist das eine Herausforderung, aber direkt von vorneherein zu sagen "das geht nicht weil ist halt so" ist ganz sicher nicht die richtige Herangehensweise an ein Problem dieser Größenordnung. Und verrenten und dann bis zum Exitus versorgen ist mE auch nicht die Lösung.
Dummerweise klappt genau dieser Ansatz nicht für jeden Arbeitnehmer. Ist genau das was ich sage: Wer in der Lage ist, sich beruflich zu entwickeln kann genau diese lebenslange Weiterqualifikation auch jetzt schon durchführen und sitzt dann mit spätestens Mitte 40 in irgend einer Position die er nicht wegen "Rücken" aufgeben muss. Aber ein Großteil der Belegschaft ist dafür einfach nicht geeignet. Es *können* nicht *alle* Chef, Supervisor, Ausbilder, Controller, QualityManager etc. pp. werden. Weil sie im Grunde nichts weiter können und wollen als ihre 7h Basisarbeit abreißen und dann nach Hause gehen. Die melden sich weder für irgend eine Fortbildung an noch machen die Zertifikate weil die im Grunde keine 45 Minuten Powerpoint ertragen ohne geistig völlig abzuschalten. Solche Leute findest Du überall und man muss sich schlichtweg damit abfinden, dass diese Menschen in einer Arbeitswelt die fast nur noch hochkomplexe Jobs bereit hält, einfach gar nicht mehr zu beschäftigen sind.
 
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Wer tut was genau? Bei 45min PP Vortrag abschalten? Sich überhaupt 45min PP reinziehen? Oder 45min PP Vorträge halten?
 
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@Syzygy: Ich glaube wir sind gar nicht so weit auseinander. Natürlich ist klar, dass nicht jeder alles machen bzw. können kann. Was teilweise notwendig sein wird ist, dass Arbeitsabläufe umstrukturiert werden, um genau den von Dir geschilderten Problemen in der Aufteilung zu begegnen. Außerdem wird es ggf. notwendig sein, dass manche Tätigkeiten dann relativ schlechter bezahlt sein werden. Und selbstverständlich wird man mit allem, was Medizin und ergonomische Technik hergeben, nachhelfen, um Menschen möglichst lange arbeits- und leistungsfähig zu halten.

Das Problem was ich sehe ist, dass die Gesellschaft sich für die Menschen die, wie Du schreibst, "gar nicht [mehr] zu beschäftigen sind", auch eine Lösung einfallen lassen _muss_. Denn ohne, dass man jedem, also wirklich _jedem_ eine Perspektive für ein produktives Leben in der Mitte der Gesellschaft gibt, wird man mittelfristig genau das gleiche Problem wie mit dem BGE bekommen: Wer nicht beiträgt wird über kurz oder lang seinen Nutzen für die Gesellschaft verlieren und unter Rechtfertigungsdruck für das eigene Existenzrecht kommen. Auch da droht über diese Schiene eine Zweiklassengesellschaft im Wortsinne. Es ist, zur Bewahrung der Menschenwürde, absolut notwendig Wege zu finden, um jedem Menschen etwas zu tun zu geben. Ich sehe die gleichen Probleme wie Du sie siehst, aber ich halte es für möglich und für notwendig sie zu lösen.
 

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Wer nicht beiträgt wird über kurz oder lang seinen Nutzen für die Gesellschaft verlieren und unter Rechtfertigungsdruck für das eigene Existenzrecht kommen. Auch da droht über diese Schiene eine Zweiklassengesellschaft im Wortsinne.
Wenn es also die beiden Klassen sind, die arbeitsfähigen auf der einen Seite und die nicht arbeitsfähigen auf der anderen Seite, ist damit jede derzeitige und historische Gesellschaft beschrieben. Das ändern zu wollen ist utopisch.
Wer nicht aus eigener Kraft sein hier und jetzt bestreiten kann, war und ist arm dran und daran wird (und darf?) sich nie etwas ändern.

Eine Gesellschaft kann das auffangen, dafür gibt es Sozialsysteme, aber den Unterschied zwischen beiden faktisch aufzuheben, ist nicht möglich. Und wenn es möglich wäre, wäre das ein Fehler. Der Staat kann hier und da Hilfestellungen bieten, aber die eigene Situation zu bewältigen, bleibt Aufgabe des Einzelnen. Das ist unfair. Das liegt daran, dass das Leben unfair ist.
 
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Eben, ich verstehe die Grundlagendiskussion nicht. Wir müssen lediglich "entscheiden" bis zu welcher Grenze wir den Support leisten (und damit bezahlen) wollen. Das Gerede von BGE ist "unwürdig" und co. kann ich schlicht nicht ernst nehmen. All die Rentner die wir seit Jahrzehnten "durchfüttern" führen doch kein "würdeloses Leben" in der Mitte der Gesellschaft? Das wird nur dann würdelos, wenn Gerechtigkeitsökonomen die Rente so zusammenkürzen, dass die Flaschen sammeln gehen müssen oder zum Sozialamt rennen, weil die Rente nichtmal für 'ne kleine Wohnung und Essen reicht. Zahlt man Rentnern 'ne angemessene Rente, dann haben die sehr oft sogar sehr engagiert Teil an der Gesellschaft und leben alles andere als "schief angeschaut von der arbeitenden Bevölkerung". Ich halte das für extremen Unsinn der völlig an der Realität vorbei läuft. Mir ist im Leben noch niemand begegnet, der abschätzig auf 'nen Frührentner geschaut hat, nur weil der mit 48 wegen Dauerschmerzen oder nach Unfall aus dem Arbeitsleben ausgeschieden ist und die letzten Jahre vom Sozialsystem lebt. Denn ganz ehrlich: Tauschen möchte mit diesen Leuten niemand, also kanns so geil wirklich nicht sein.

Die Finanzierung kommt aus der seit Jahrzehnten enorm gestiegenen Produktivität einzelner "Menschen". Wenn der Arbeitsplatz eines Hochtechnologieingenieurs eben ausreicht um 100 Leute zu versorgen die am gegebenen Markt schlichtweg keine bezahlte Arbeit mehr finden, sehe ich gar kein Problem darin, auch genau das zu tun. Die Gesellschaft ist reich bzw. die Wirtschaftsleistung hoch genug, um Leute durchaus auch mit 55 in Rente schicken zu können, wenn sie realistisch nicht mehr "arbeitsfähig" sind (in dem Sinne, dass es völlig unrealistisch wäre, die durch Umschulungen in irgendwelche pseudoproduktiven ABM-Maßnahmen zu bringen).

Bei der Diskussion wird nämlich eines völlig vergessen: Wenn Du Arbeit in "leichte" und "schwere" Tätigkeiten "umstrukturierst", so dass für die Älteren dann eben die "leichteren" Tätigkeiten vorgesehen sind die sie körperlich noch schaffen, ist die logische Konsequenz, dass die jüngeren Arbeitnehmer keinen Mix aus verschiedenen Tätigkeiten mehr ausüben sondern ausschließlich "schwere" Tätigkeiten, die die Älteren ja dann nicht mehr tun. Die 22jährige Krankenschwester wird sich aber bedanken, wenn sie quasi gar keine Verschnaufpause mehr hat und durchweg 100kg Patienten lagern und mobilisieren muss, während die 55jährige Kollegin "Pillen stellt" - und das 8h täglich. Dann kannst Du die "Junge" mit 30 wegen Rücken kaputt schreiben oder auch nur noch "Pillen stellen" lassen. Vom Betriebsklima ganz zu schweigen. Man nimmt immer mal gern im Team Rücksicht oder spricht sich ab, aber die generelle Aussicht, dass jeder Berufsanfänger die erste 30 Jahre im Grunde zur maximalen Maloche verdammt ist und von den geistig fordernden, interessanten und auch mal entspannenden Tätigkeiten (die man zur Regeneration dringend benötigt! Stichwort "Erhaltung der Arbeitskraft") quasi nichts sehen wird weil das die "Alten" machen, das fällt Dir doch nach ein paar Jahren komplett auf die Füße.
 

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All die Rentner die wir seit Jahrzehnten "durchfüttern" führen doch kein "würdeloses Leben" in der Mitte der Gesellschaft? Das wird nur dann würdelos, wenn Gerechtigkeitsökonomen die Rente so zusammenkürzen, dass die Flaschen sammeln gehen müssen oder zum Sozialamt rennen, weil die Rente nichtmal für 'ne kleine Wohnung und Essen reicht.
Das hört sich so an, als würden Rentner aus ihren Wohnungen vertrieben, weil sie sich die Miete nicht leisten können. Ist das ein weitverbreitetetes Phänomen?
Auch dafür gibt es Sozialleistungen, z.B. das Wohngeld.
 
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Keine Ahnung wie "weitverbreitet" es ist, scheinbar kommt es aber häufig genug vor, dass Leute ihre Rente auf H4 aufstocken müssen. Zumindest da würde es unsere Gesellschaft absolut nicht umbringen, wenn man schlichtweg H4+25% als "Mindestrente" definiert, die erstmal ab dem Renteneintritt "jeder" bekommt. Und dann das oben genannte Rentenpunktesystem bei dem sich jeder einzelne Rentenpunkt lohnen muss.

Um das obige noch etwas klarer zu stellen: Ich bin im Grunde gar kein Feind von "Optimierungen" sofern sie auf Grund neuer Technologien möglich sind, wenn sie sich anderswo in der Praxis bewährt haben (nicht in dem Sinne, dass sie auf dem Papier Geld einsparen sondern dass sie Gesundheit und langfristige Arbeitskraft der Mitarbeiter nachweislich fördern) oder man Synergieeffekte irgendwo mitnehmen kann. Aber: Meine Berufserfahrung zeigt mir einfach, dass in der Praxis eben diese "Optimierungen" immer auf dem Rücken der Basisarbeiter ausgetragen werden und die Gewinne daraus eben nicht den Mitarbeitern zu gute kommen sondern entweder den Eigentümern der Firma oder der Chefetage. In der "Controlling" Diskussion wurde ja mal treffend das Beispiel mit den "Keksen beim Meeting" genannt, da kam dann das Argument, das wäre ja nur ein winziges Mosaiksteinchen und in seiner Gesamtheit würde dann durch alle Einsparungen zusammen aber ein großes Potenzial genutzt. Ja das ist soweit richtig. Aber so simple Dinge wie Kekse beim Meeting sind eben auch ein winziges Mosaiksteinchen für die Mitarbeiterzufriedenheit und was ich in der Praxis erlebt habe sieht dann immer irgendwie so aus:

Bei allen Dingen die den einfachen Angestellten betreffen wird gespart. Spinde? Können sich die Schichten auch teilen, 3 Mann für einen Spind, nicht mehr jeder einen! Umkleideraum? Brauchen die nicht, schon gar nicht nach Geschlecht getrennt. Können sich im Spindraum umziehen, dann müssen halt alle warten bis einer fertig ist wenn der sich nicht in Unterwäsche zeigen will. Und mal bitte nicht so anstellen, notfalls kann man sich auch aufm Klo umziehen. Patientenmanagement wird "verbessert", eine Schwester hat nun nicht mehr 10 sondern 12 Leute zu betreuen dafür wird irgend ein tolles Konzept geschrieben wie man das angeblich in der gleichen Zeit machen kann wie vorher. Parkplätze? Kann man die Monatskarte für Mitarbeiter einfach im Preis anheben. Hauspost? Das sollen zukünftig die Mitarbeiter mitnehmen die Feierabend machen und beim gehen eben noch in die Poststelle bringen. Und im Meeting gibts keine Kekse mehr. -_- Und so weiter und so fort. Spart man ka. 50.000€ im Jahr. Wunderbar. Mit dem gesparten Geld wird dann "Öffentlichkeitsarbeit" betrieben und die Geschäftsführung least 3 Teslas, so voll grün und wir machen ja auf Umweltschutz und kommen in die Lokalpresse. Die stehen natürlich auf reservierten (und kostenlosen ^^) Chefparkplätzen, klar.

Fazit der "Optimierungen" - die Leute an der Basis bekommen die Sparmaßnahmen ab, das Management fährt schicke neue Luxuskarossen und klopft sich auf die Schulter was das für 'ne tolle Optimierung war. Berater klopft sich auch auf die Schulter ob des doch entdeckten Sparpotenzials und des zufriedenen Kundens. Ab zum Nächsten!
So oder in der Art schon auf mehreren Stationen meines Berufslebens erlebt. Da kann ich nur sagen: Sorry, aber solche "Optimierungen" lösen in der Praxis keine Probleme, schon gar keine die was an der Rentenfrage ändern. Denn das gesparte Geld wird eben in aller Regel nicht in die Bedürfnisse der Arbeitskräfte gesteckt, z.B. Gesunderhaltung, Stressvermeidung, höhere Gehälter, mehr Urlaubstage oder ähnliches. Es landet grundsätzlich bei Leuten die mit der Rentenfrage überhaupt keine Probleme haben, weil sie Bürojobs haben (aka selber lange arbeiten können) und so gut verdienen, dass sie ohne weiteres privat vorsorgen können. Genau deshalb bin ich da extrem skeptisch, dass "Optimierungen" auch nur im Ansatz zu irgend 'ner Lösung beitragen.
 
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Die Frage ist halt immer wer die Optimierungen macht. Das Wissen darüber sitzt meist an der Basis, die Entscheidungskraft an der Spitze. Solang man diese strukturell nicht zusammenführt, passiert nichts. Die eine Seite muss mehr Verantwortung übernehmen, die andere abgeben. Das zieht sich bis in das Karrieredenken mit rein, Management darf nicht mehr Teil der Karriereleiter sein sondern einfach ein separater Pfad.
 
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DAs Problem ist ja eigentlich ganz simpel: wir müssen den Reichen mehr Geld weg nehmen und es den armen geben. Die Frage ist allerdings, wie man das machen soll, ohne dass die Fabriken nach China und die Reichen in die Karibik abhauen?
 

Benrath

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Warum sollen den Rentner H4 + 25% bekommen? Entweder ist H4 Mindestsicherung oder nicht.
 
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Und wieso muss man "den Reichen" dafür mehr Geld wegnehmen? Wieso kann man nicht Strukturen effizienter gestalten, Missbrauch eindämmen, Verwaltungsapparate einsparen? "Die Armen" kriegen doch jetzt schon jede Menge Geld, wieso sollte man die Leistungsträger unserer Gesellschaft noch mehr belasten, wenn sie doch viel eher eine Entlastung verdient hätten?
 
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Wenn immer mehr Arbeiten durch Maschinen verrichtet werden bei höherer Produktivität, können die Gewinne doch nur bei den Unternehmen bzw. deren Besitzern hängen bleiben. "Missbrauch eindämmen" ist doch nur en Tropfen auf den heißen Stein, mit Ausnahme von Steuerumgehungen vielleicht.
 

Gustavo

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Deshalb muss man das BGE niedrig genug ansetzen, so dass es zwar reicht, um zu überleben (in einer extrem günstigen Umgebung, aufs Dorf ziehen ist da auf keinen Fall zu viel verlangt), aber dass jeder Empfänger immer noch motiviert genug ist, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Es darf kein angenehmenes Leben bezahlen.


Ich wüsste mal gerne, woher deine seltsame Obsession kommt, deutsche Dörfer zu Strafplaneten umzufunktionieren. Es ist doch völlig offensichtlich dass du niemandem einen Gefallen damit tust, Leute gegen ihren Willen auf Dörfer zu schicken.
 
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Wenn es also die beiden Klassen sind, die arbeitsfähigen auf der einen Seite und die nicht arbeitsfähigen auf der anderen Seite, ist damit jede derzeitige und historische Gesellschaft beschrieben. Das ändern zu wollen ist utopisch.
Wer nicht aus eigener Kraft sein hier und jetzt bestreiten kann, war und ist arm dran und daran wird (und darf?) sich nie etwas ändern.

Eine Gesellschaft kann das auffangen, dafür gibt es Sozialsysteme, aber den Unterschied zwischen beiden faktisch aufzuheben, ist nicht möglich. Und wenn es möglich wäre, wäre das ein Fehler. Der Staat kann hier und da Hilfestellungen bieten, aber die eigene Situation zu bewältigen, bleibt Aufgabe des Einzelnen. Das ist unfair. Das liegt daran, dass das Leben unfair ist.

Ja klar, unfair war das Leben schon immer. Allerdings ändert sich ein Zusammenhang mit einem BGE ganz entscheidend: Es wird möglich sich ohnen Not aus der Solidargemeinschaft zurückzuziehen, aber trotzdem von ihr zu leben. Wo liegt in einer solchen Gesellschaft der Anreiz für einen Menschen der schlau und fit genug ist, um arbeiten zu können, überhaupt zu arbeiten? Evtl. würden genau diese Menschen dann lieber woanders leben, wo sie für die gleiche Arbeit weniger unproduktive durchschleppen müssen, welche es sich in der Hängematte bequem machen (BGE) oder eben nicht arbeiten können weil sie "zu blöd dafür" sind (Zitat: Zweifeuerkraut/Syzygy).

Solange diese Gruppe klein genug bleibt, wie bisher in der Geschichte, ist das wie Du selbst schreibst kein Problem. Wenn aber diese Gruppe vom technischen Fortschritt gewissermaßen rechts überholt wird, dann ist das ein Problem, weil sie dann sehr viel größer wird als bisher in der Geschichte. Genau das wird dann den Unterschied machen.

@Syzygy: Ich glaube Du hast nicht verstanden worauf ich hinaus will. Der Punkt ist: Wenn es beliebigen Menschen ermöglicht wird, obwohl sie leistungsfähig sind, sich dem Arbeiten zu entziehen, aber trotzdem von den Errungenschaften der Gesellschaft zu profitieren, weil diese sie subventioniert. Dann ist das ein gesellschaftlicher Spaltpilz deluxe weil es eben nicht nur für soziale Projekte und freiwillige total wichtige Arbeit genutzt werden wird, sondern auch viel mehr von Slackern die rumhängen und am Tropf der Gesellschaft hängen werden. Da erwartet die Gesellschaft dann eine Diskussion wie in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit (Erinner Dich an die Schlagzeilen von damals "Arbeitslose sind Parasiten" usw.) nur eben nochmal deutlich schärfer.

Das ist kein Argument gegen Rente an sich, sondern gegen ein _bedingungsloses_ Grundeinkommen. Ich wäre prinzipiell schon für ein Grundeinkommenskonzept zu haben, nur eben eines mit Bedingungen, um die soziale Kohäsion der Gesellschaft zu bewahren. Im gleichen Schritt könnte man das Konzept Rente stark überarbeiten.

Eigentlich kamen wir ja auch aus der Richtung Lebensarbeitszeitverlängerung, was ja nochmal ein etwas anderer Schnack ist, wodurch wir ja auch erst zu den "harten" Tätigkeiten kamen, welche einen schneller und anders kaputt machen als ein Bürojob.
Ich stimme Dir bei allem zu was das Pseudo-Kürzen von Kleinkram zum Sparen von wenig Geld auf Kosten von viel Arbeitszufriedenheit angeht, ebenso Pseudo-Greenwashing usw.––aber ich stimme Dir absolut nicht zu bei so Dingen wie "Menschen mit 55 in Rente schicken anstatt ABM, wir haben es ja". Erstens habe ich nicht von ABM, sondern von sinnvoller Arbeit gesprochen, und zweitens ist absolut klar, dass die Institutionalisierung eines solchen Vorgehens es geradezu provoziert, dass es ausgenutzt werden wird, bzw. dass es, wie heute schon, Menschen geben wird, welche ihre gesamte Motivation und Kreativität darauf verwenden, möglichst früh und einfach an den Punkt zu kommen von der Arbeit anderer leben zu können.

Die Herausforderung wird mE sein, dass man genau den von Dir geschilderten körperlichen Verschleiß durch Technik und Medizin eben soweit einschränken kann, dass das Problem "5 Jahre Arbeiten, 50 Jahre Hängematte" gar nicht erst entsteht.

Die Besteuerungsdiskussion ist dann nochmal eine andere Baustelle.

@Claw: Manchmal existiert auch nirgendwo sinnvolles Wissen. Ich denke Deine Verallgemeinerung ist ein bisschen arg allgemein. Es ist zwar häufig so, dass Führungskräfte merkbefreit sind und die Indianer ständig nur facepalmen, aber häufig genug fehlt beim arbeitenden Personal genauso sehr die Fähigkeit etwas zu abstrahieren und den größeren Zusammenhang zu sehen. Unschuldig an Problemen ist da häufig keiner.

@Stirling: Im Grunde ja, aber halt auch nicht ausschließlich. Ein Teil dessen was MV schrieb sind schon relevante Baustellen/Einwände. Darüber hinaus muss man mE auch einmal selbständig gewesen sein oder es hautnah erlebt haben, um einschätzen zu können wie komfortabel z.B. eine abhängige Beschäftigung ist. Ein gewisses Lohndifferential ist mE schon berechtigt.
Es gibt volkswirtschaftlich einen Haufen Baustellen die man beackern könnte, wo auch konsensfähige Lösungen bekannt sind, welche aber politisch schlecht umsetzbar sind weil sie niemand anpacken will. Die Herausforderungen liegen da häufig im Abwickeln von Bestandsregelungen bzw. im Schaffen von akzeptablen Übergangsregelungen.
 

Benrath

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Ich muss mal Boot zustimmen, was beim BGE total vergessen wird ist der Anreizeffekt in der Mitte der Gesellschaft. Der Traum ist scheinbar das BGE so zu gestalten, dass es in der Mitte kaum Substitution von Arbeit zu Freizeit gibt, weil man die Steuersätze so anpasst, dass sich für den Mittelstand nichts ändert. Ich kann mir aber schwer vorstellen wir das laufen soll, wenn man von >1000€ BGE und weiterem träumt. Auch über MWST Erhöhungen usw. wird das schwer, weil dann die 1000€ auch wieder nicht reichen.

Ich bin eher für ne negative Einkommenssteuer mit langsamer Entzugsrate. Das bekämpft das Problem über das Xantos und Scorn sich vorhin gestritten haben imho am besten, weil man es immer irgendwie regeln muss was passiert, wenn jemand der X€ staatliche Hilfe bekommt verliert, wenn er zusätzlich Y€ selber verdient.
 
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Was das BGE angeht reicht eigentlich eine Betrachtung in realen Größen: Wäre man bereit für eine (oder eine halbe) zusätzliche Person mitzuarbeiten, welche man aushalten muss, aber gleichzeitig in keinster Weise bezüglich ihrer Freizeitgestaltung beeinflussen könnte?

So sozial ich mich auch selbst einschätzen würde, würde ich da sagen: never. Wenn ich wüsste, dass diese Person etwas sinnvolles mit ihrer Zeit machen würde, dann wäre es jedoch ein deutlich anderer Schnack.

back to Rente:

Prozentual auf die Lebenszeit gesehen gleich lange arbeiten und das vorhandene Wohlstandsniveau (pro Kopf) behalten/erhöhen oder

Prozentual auf die Lebenszeit gesehen immer kürzer arbeiten und dafür ein stetig sinkendes Wohlstandsniveau (pro Kopf)

Das sind imo die Optionen. Das Wohlstandniveau soll hier insb. als relativ zu anderen Ländern verstanden sein. D.h. selbst wenn man es schaffte das aktuelle Niveau zu bewahren, würden alle anderen (Länder), welche sich zum länger arbeiten entschließen, pro Kopf wohlhabender werden.
 
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@Zweifeuerkraut: Ich rechne ehrlich gesagt nicht damit, dass ich vor 70+ auch nur daran werde denken können in Rente zu gehen. Bis dahin ist noch eine Weile, und die Entscheidungen der Babyboomer werden uns in Deutschland noch gründlich in mehreren Dimensionen (Sozialkassen, Verkehrspolitik, Infrastruktur, Umweltschutz…) ficken.
Ich habe nicht vorgeschlagen alle nach ihrer Berufslaufbahn auf die nächsthöhere Ebene zu befördern wie Du offenbar gedacht hast. Es gibt zig Möglichkeiten, um die Arbeitskraft eines Menschen zu bewahren. Ein erster Schritt werden sicher Exoskelette sein wie sie heute schon bei Toyota am Band zum Einsatz kommen.
Mich einerseits überheblich nennen, aber im gleichen Atemzug einen großen Anteil der Bevölkerung für zu dumm zum Scheißen zu erklären. :rolleyes:
Muss mich hier noch erklären: Hatte da eine Aussage im Kopf, wo gesagt wurde, dass Menschen mit einem IQ von <85 kaum wirtschaftlich verwertbare Arbeit ausführen können, und dass das immer noch rund 10-15% der Bevölkerung träfe.
Scheint, als wären das Zahlen aus Studien (va aus den '70er), die allenfalls nicht haltbar sind. Hab aber schlussendlich nix schlaues dazu gefunden. Ich wollte mich also keinesfalls als überheblich darstellen, sondern bin davon ausgegangen, dass ein (relativ) grosser Anteil unserer Bevölkerung nicht intelligent genug sind, wirtschaftlich sinnvolle, einfache Arbeiten zu verrichten. Und da reden wir von einfachen Arbeiten, und nicht Vorarbeiter oä.
Mein Argument war also, dass wir nunmal solche Menschen haben und dass es unrealistisch ist zu glauben, die könnten sich halt einfach alle mal fortbilden um anschliessend etwas gscheites zu machen. Das sollte also kein Angriff meinerseits sein, sondern meine Sorge zum Ausdruck bringen, was mit solchen Menschen in der fortschreitenden Automation geschehen soll (va auch wenn du am Ende nicht mehr 5 Lageristen brauchst, sondern nur noch einen im Exoskelett).
 
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Jo, verstehe ich, und es ist sicherlich auch in einem gewissen Rahmen richtig. Aber imho wächst sozial erwünschte Arbeit eigentlich auf Bäumen. D.h. es wäre immer irgendetwas zu tun was sozial sinnvoll wäre, was auch Hein Blöd machen kann. Klar kann man das böse ABM nennen, aber die "freiwillige soziale Betätigung" im Rahmen eines BGE wäre effektiv das gleiche. Und wenn man durch technischen Fortschritt Ressourcen wür solche Tätigkeiten freibekäme, dann wäre das ja durchaus ein Gewinn––nur glaube ich halt nicht daran, dass die Mehrzahl der Menschen in der aktuellen Gesellschaft dies freiwillig und ohne Impuls von außen täten.
 
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Dem kann ich zustimmen. (B)GE an eine irgendwie geartete gemeinnützige Arbeit zu koppeln könnte ich mir schon vorstellen. Dies wird aber imho staatlich/kommunal organisiert werden müssen. Meine Argumentation oben bezog sich primär darauf, dass es langfristig ohnehin unmöglich sein dürfte, große Teile der Bevölkerung auf dem "freien Markt" in "Erwerbsarbeit" zu bringen. Spätestens wenn die Autonomie von Maschinen so groß wird, dass wir weder für Amazons Lager noch für Fernlastverkehr noch für Züge, Flugzeuge, Busse, Taxen und whatnot überhaupt menschliches Personal brauchen ausser vielleicht ein kleines Team für Wartung und Überwachung welches im Notfall den Stecker zieht und Defekte repariert. Dann werden so viele Menschen arbeitslos werden, dass überhaupt keine realistische Chance besteht, dass die in anderen Firmen Anstellung finden, egal als was.

Gemeinnützige Arbeit (der Bedarf ist ja jetzt schon da, es bezahlt oft nur niemand) dann an ein Grundeinkommen als Art "Bezahlung" zu koppeln könnte schon gehen, jedoch halte ich es für unrealistisch da zu erwarten, dass die Leute damit 8h/täglich beschäftigt werden können Parks aufzuräumen, die Städte sauber zu halten oder in Suppenküchen zu helfen. Dazu werdens einfach viel zu viele sein.
 
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gemeinnützige arbeit einzufordern setzt voraus, dass es noch sinnvolle tätigkeiten gibt, die nicht vom "markt" übernommen werden. jede notwendige arbeit wird weiterhin gegen geld erledigt und der rest - ja, welcher rest?!
 
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Es gibt durchaus nicht streng notwendige Arbeiten, bei denen es dennoch nett wäre, wenn sie übernommen werden.
Die Straßen "müssen" nicht perfekt sauber sein, d.h. im idealen freien Markt würde man sich auf ein tolerierbares Verschmutzungs-Level einigen, das das Kosten/Nutzen-Verhältnis aus Sauberkeit und Arbeit zur Reinigung optimiert.
Wenn man jetzt komplett kostenlos noch eine Horde Arbeitsloser zur Straßenreinigung abstellen kann dann hat die Allgemeinheit durchaus etwas davon (etwas sauberere Straßen, plus weniger Leute die beschäftigungslos gelangweilt sind und sich den ganzen Tag nur zusaufen und dann herumpöbeln) und der Markt würde das nicht von alleine regeln.
Das ist nur ein Beispiel, sicherlich würden sich noch andere, ähnliche Szenarien finden lassen.
 
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das läuft aber darauf hinaus, dass menschen steine den berg hinaufschleppen, runter rollen lassen, um sie dann wieder nach oben zu tragen. arbeit um der arbeit willen ist nicht progressiv
 
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Es gibt durchaus nicht streng notwendige Arbeiten, bei denen es dennoch nett wäre, wenn sie übernommen werden.
Die Straßen "müssen" nicht perfekt sauber sein, d.h. im idealen freien Markt würde man sich auf ein tolerierbares Verschmutzungs-Level einigen, das das Kosten/Nutzen-Verhältnis aus Sauberkeit und Arbeit zur Reinigung optimiert.
Wenn man jetzt komplett kostenlos noch eine Horde Arbeitsloser zur Straßenreinigung abstellen kann dann hat die Allgemeinheit durchaus etwas davon (etwas sauberere Straßen, plus weniger Leute die beschäftigungslos gelangweilt sind und sich den ganzen Tag nur zusaufen und dann herumpöbeln) und der Markt würde das nicht von alleine regeln.
Das ist nur ein Beispiel, sicherlich würden sich noch andere, ähnliche Szenarien finden lassen.
Wie kommst du darauf, dass das kostenlos wäre? Arbeitslose zum Strassenputzen zwingen? Also quasi Zwangsarbeit?
 
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ich verstehe nicht, weshalb sich viele mit der idee schwertun, dass menschen ohne lohnarbeit ein gutes leben führen können. solange die "lohnarbeiter" einen anständigen mehrwert haben ist doch an alle gedacht.
 
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Weil die meisten Menschen selbst so langweilig und uninspiriert sind, dass sie ihren Tag nicht sinnvoll füllen können ohne Arbeit. Daher kann das auch niemand anders. Zwei Wochen Urlaub oder drei Tage krank zu Hause: "oh Mann mir fällt die Decke auf den Kopf!!1!"
 
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