In der Pflege zu arbeiten ist echt der letzte Scheiss.
Die meisten Horrorgeschichten im Zusammenhang mit Krankenhaus/Pflege hab ich am eigenen Leib während meines 3monatigen Pflegepraktikums für mein Studium erlebt.
Nach zwei Wochen oder so wurde ich als VOLLZEITSTELLE in den Dienstplan integriert, das bedeutete für mich als Gratispraktikant u.a. auch 14 Tage durcharbeiten ohne frei (und dann Mo+Di frei bekommen) und gerne mal ein paar Überstunden machen durfte wenns noch Arbeit gab (es gibt immer Arbeit).
Das führte dann auch zu so lustigen Situationen wie der als ich als Praktikant und ein Pfleger der gerade aus der Ausbildung kam alleinverantwortlich für die Spätschicht in einer Station mit ~20 Patienten waren (die dritte Kraft ist krank geworden).
In der Schicht haben uns dann auch nette Kollegen ein Bett mit einer bis unters Kinn zugedeckten Frau vor die Tür gestellt nach dem Motto "hier nehmt die mal auf". Wir schieben sie also aufs Zimmer und gucken mal unter die Decke: Die Frau ist völlig apathisch und das ganze Bett von oben bis unten mit flüssigen Durchfall vollgekackt. In dem Zustand haben sie uns die Frau vor die Tür gestellt damit wir sie ins Zimmer einsortieren. Der ganze Stationsablauf ist natürlich völlig aus den Fugen geraten weil wir erstmal mindestens 30min die Frau wieder auf den Damm bringen mussten und die ganze Wäsche wechseln etc. und keiner da war um den Rest zu machen.
Dann natürlich auch völlige Missachtung für die Arbeit die man da macht.
Ich weiss noch wie der Chef der Inneren ankam um ne Patientin mit künstlichen Darmausgang zu untersuchen und zu mir meinte "holen Sie ma paar Tücher!". Da ich neu war, musste ich erstma 2min suchen und bin dann mit den Tüchern zurück, das hat ihm anscheinend zu lange gedauert und er hat schon am AP rumgeschraubt und alles mit Scheiße vollgespritzt (Bettwäsche etc.) und is dann direkt wieder abgehauen als ich kam mit den Worten "Zu langsam. Das ist alles Ihre Schuld. Machen Sie das jetzt sauber!". Der Patientin war das richtig unangenehm.
Witzigerweise war der Chef ein der Partner von ner guten Freundin von meiner Mutter. Während des Dienstes behandelt er mich wie Scheiße und nach Feierabend zischt er dann Piccolos mit meiner Mutter.
Auf der Chirurgiestation hatte der Kühlschrank ne riesige Delle, weil der völlig gestörte Chef der Chirurgie im Schwesternzimmer mal n Ausraster hatte weil irgendwas nicht gemacht wurde und dann den Kühlschrank eingetreten hat.
Für mich als Praktikanten gabs natürlich nicht mal was zu fressen zum Mittag (zu teuer fürs KH), aber immerhin konnte man illegal Patientenessen abstauben wenn mal wieder einer entlassen oder gestorben war. Die Schwestern haben mir das dann immer aus Mitleid überlassen. Leider wars so, dass zur Mittagszeit immer die benachbarten Urologen über unsere Station herfielen, das ganze Essen leergefressen haben und sich dann wieder verpissten.
Hab also klugerweise ein Essen im Schrank versteckt mit Zettel drauf "bitte stehenlassen", weil ich schon wusste, dass die gleich kommen und hab weiter meine Arbeit gemacht und als ich wieder ins Schwesternzimmer kam, seh ich wie da son Urologe mein Mittag wegfrisst. Meinte dann "Hast du nicht gesehen, dass da n Zettel dranhing und das im Schrank stand?"
Seine aufmunternde Antwort: "Tjo schade für dich. Hier gibts ne Hierarchie, gewöhn dich besser frühzeitig dran."
Ich weiss auch noch wie Oberschwester Bärbel mit mir Morgenrunde gemacht hat: "Wir machen jetzt Arbeitsteilung! Ich schüttel die Betten auf und du wäscht die Patienten!"
Eine andere "lustige" Story war, wie ich grade über den Gang lief und n Typ von der anderen Station meinte "He du, komma mit hier, ich brauch mal ne Hand!". Stellte sich heraus, dass er die Hand brauchte um im Leichenkeller tote Omas in Fächer einzusortieren. Das wär übrigens das erste Mal, dass ich überhaupt nen Toten gesehen hab.
Auch ne gute Story war, wie ich in ein Zimmer geklingelt wurde, weil der Patient auf den Topf musste, also ich hin und das ganze Programm mit Topf und Arschabwischen etc. durchgezogen und WÄHREND ICH IM ZIMMER WAR haben sie draussen das "MRSA Biohazard"-Schild und die ganze Schutzkleidung aufgebaut und als ich rauskam dachte ich nur "What the fuck!". Der Befund kam wohl grade rein als ich zum Zimmer gegangen bin oder so.
Bin dann zum Oberpfleger hin und hab ihm das erzählt und gefragt, was ich jetzt machen soll. Seine Originalantwort: "Beten."
(Mittlerweile weiss ich natürlich, dass das MRSA eher für die anderen Patienten ne Gefahr ist als für mich, was die Situation aber im Endeffekt nicht viel toller macht um ehrlich zu sein)
In meiner jetztigen Uniklinik gibts übrigens den sarkastischen Spruch "Der Chef ist immer steril." weil der Typ ohne Handschuhe und Desinfektion an Wunden und Verbänden rumwurschtelt und damit von einem zum anderen Patienten geht, aber keiner traut sich was zu sagen, da auf seiner Station ein Klima der Angst (vor ihm) herrscht.
Das ist aber ne ziemliche Ausnahme, ansonsten ist das KH ziemlich professionell und ich hab da eigentlich keine negativen Erfahrungen gemacht (konnte das natürlich auch nur als Student und nicht live in der Pflege mitbetrachten), aber das sollte man eig. auch von einem der größten Unikrankenhäuser in Deutschland erwarten. Die Horrorstorys weiter oben kommen aus nem Provinzkrankenhaus das privatisiert wurde.
Willkommen in der Pflege!