verzwickte Angelegenheit, mal ein paar Gedanken...
zuersteinmal ist zu sagen dass es in der Fliegerei sehr wohl erhebliche Unterschiede zwischen staatlicher (militärischer) und ziviler Operation gibt. Diese zeigen sich sehr stark darin, wie die zwischenmenschliche Arbeit (crew resource managment, CRM), die aeronautische Entscheidungsfindung und das Hierarchiegefälle ausgebildet und propagiert werden. In der Airline-Fliegerei wird ein sehr flaches Hierarchiegefälle zwischen dem Kapitän und seinem ersten Offizier ("Copilot") angestrebt, beide sind gleichberechtigte Partner, der Kapitän hat jedoch auf Grund seiner größeren Erfahrung die finale Verantwortung. Ganz anders im Militär, das ja von Hierarchien durchsetzt ist und wie in diesem Fall sogar der höchste Chef mit an Board war.
In wie weit die polnische Militärpiloten im CRM ausgebildet sind, oder nach militärischen Hierarchien fliegen, weiß ich nicht.
Der Zielflughafen verfügte nur über das ungenaueste Anflugverfahren, das überhaupt heutzutage noch existiert. Das Wetter (vor allem die Sicht) war weit unter den dafür veröffenlichten Minima. Dazu der Vorfall von dem Georgienflug 2008 und der Chef der polnischen Luftwaffe an Board, also keine so gute Voraussetzungen.
Wenn wirklich vier Anflüge geflogen wurden (wobei es da auch unterschiedliche Quellen gibt, s.u.) kann ich mir folgende Situationen vorstellen:
1.) die crew war nach einigen Anflügen commited, da der Sprit nicht mehr ausreichte um einen Ausweichflughafen anzufliegen.
2.) die crew hatte "target fixation", d.h. unbewusster Druck an dem Airport landen zu müssen und ist aus eigenen Stücken keinen Alternate angeflogen.
3.) die crew wurde in welcher Form auch immer dazu gezwungen, in Smolensk zu landen.
Dazu kommen im Cockpit immer noch sehr viele Stressfaktoren, die die crew ablenken können. Diese Ablenkung hat es imo auf jeden Fall gegeben, denn für jedes Anflugverfahren ist eine Mindesthöhe veröffentlicht, unter die man nur sinken darf, wenn man die Landebahn in Sicht hat. Wie die Ablenkung so groß sein konnte, dass das Flugzeug schon ca 1,2 km vor der Landebahn ins Gelände schlug, darüber kann man nur spekulieren. Spontan fallen mir zwei Faktoren ein:
The air traffic controller at Smolensk Air Base (Northern Airport) said, that the communication between him and the crew was done in Russian, the crew understanding Russian but not being fluent in the language and having trouble to do their readbacks.
Außerdem verwenden die Russen in der Fliegerei metrische Einheiten, während der Rest der Welt Höhen in feet und Distanzen in nautischen Meilen angibt. Vorstellbar ist also dass es unter Stress zu einer Verwechslung kam.
In der Annahme, dass tatsächlich Kaczynski buchstäblich den Piloten die Pistole auf die Brust gesetzt und sie zur Landung gleich um welchen Preis genötigt hat, war der Absturz in Smolensk sozusagen der Schlussakkord der Tragödie Kaczynski.
Wobei ich denke im Endeffekt wird die offizielle Schuld "der Pilot"
haben.
gute Quelle imo, auch mit ausfühlrichen Wetterdaten:
http://avherald.com/h?article=429ec5fa&opt=2048