Politik und Professionalität

parats'

Tippspielmeister 2012, Tippspielmeister 2019
Mitglied seit
21.05.2003
Beiträge
19.647
Reaktionen
1.487
Ort
Hamburg
Du hast aber nicht erst BJ gebraucht um zu merken, dass Politiker idR. sehr unfähig sind, oder?
 
Mitglied seit
28.07.2010
Beiträge
1.889
Reaktionen
0
Da ich noch recht jung bin, habe ich das erst an Merkel gemerkt. Aber BJ ist einfach ein Paradebeispiel für die Unfähigkeit.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
Mitglied seit
22.03.2004
Beiträge
6.077
Reaktionen
2.134
Du hast aber nicht erst BJ gebraucht um zu merken, dass Politiker idR. sehr unfähig sind, oder?


Ohne dir zu nah treten zu wollen, aber das ist halt schon auch eher eine infantile Sicht darauf, wie Politik funktioniert.
 

parats'

Tippspielmeister 2012, Tippspielmeister 2019
Mitglied seit
21.05.2003
Beiträge
19.647
Reaktionen
1.487
Ort
Hamburg
Was genau befähigt denn einen Minister das ihm anvertraute Ministeriums zu sorgfältig zu führen? Das hat nichts mit einer kindlichen Sicht zu tun, sondern ist eine berechtigte Fragestellung. Du siehst an aktuellen Problemstellungen in Deutschland ziemlich genau, dass fehlende fachliche Kompetenz (bspw. Maut oder Breitbandausbau) momentan das einzige ist, womit geglänzt wird. Es geht bewusst nicht um abstrakte Probleme wie die Schere zwischen arm und reich bzw. sozialer Ungerechtigkeit.

p.s. ohne dir zu nah treten zu wollen, aber deine grundsätzliche Anmaßung des allwissenden Almanach wird langsam etwas meh. ;)
 
Mitglied seit
09.12.2003
Beiträge
3.463
Reaktionen
542
Du hast nicht verstanden was die Aufgabe eines Ministers ist.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest
Naja es ist schon merkwürdig, dass in Deutschland bestimmte Ministerien von Menschen übernommen werden, die dafür eine gewisse Qualifikation haben (wann war zB. das letzte mal ein Nicht-Jurist Justizminister?), während so nebensächliche Dinge wie Verteidigungsministerium oder Bildung anscheinend von jedem der grad zu haben ist übernommen werden kann. Ich würde sehr gerne mehr Technokratie wagen und Ministerien an fachspezifische Qualifikationen knüpfen - und es sei es nur Erfahrung im Managment und Personalführung.
 

parats'

Tippspielmeister 2012, Tippspielmeister 2019
Mitglied seit
21.05.2003
Beiträge
19.647
Reaktionen
1.487
Ort
Hamburg
Du hast nicht verstanden was die Aufgabe eines Ministers ist.

Deine inhaltlosen Einzeiler sind für eine Diskussionskultur absolut unbrauchbar.
Heator spricht es doch direkt an und genau so würde ich es auch halten. Eine Verknüpfung von fachlicher Kompetenz mit den betreuten Aufgaben.
 
Mitglied seit
09.12.2003
Beiträge
3.463
Reaktionen
542
Eine Ministeriumsführung muss Hubschrauber sein, hohe analytische Fähigkeiten und Entscheidungskompetenzen an den Tag legen. Für fachliche Fragestellungen, die in die Tiefe gehen stehen viele Berater zur Verfügung. Zu erwarten, dass ein Politiker in einem solchen Spitzenamt sowohl in der Breite als auch in der Tiefe maximal aufgestellt ist zeigt wie weit der Normalo tatsächlich weg ist von der politischen Realität. Die meisten haben schlicht und ergreifend überhaupt keine Ahnung wie Führung auf absolut höchstem Niveau funktioniert.
 
Mitglied seit
16.08.2010
Beiträge
6.684
Reaktionen
1.293
Um die Aussagen eines Beraters einordnen zu können, ist manchmal ein gewisses Grundverständnis für die Thematik aber recht nützlich. Und woher nimmst du die Zuversicht, dass unsere Minister hohe analytische Fähigkeiten haben? Meinst Du wirklich, die Posten werden nach Intelligenz besetzt. Dass der Großteil unserer Politiker aus einem recht eng gesteckten Pool von Fachbereichen stammt, die auch nicht gerade für ihre Analytik bekannt sind, halte ich auch nicht unbedingt für optimal. Wenn man etwas übertreibt kann man schon fast von einer Politikerkaste sprechen.
 
Mitglied seit
28.07.2010
Beiträge
1.889
Reaktionen
0
Meinst Du wirklich, die Posten werden nach Intelligenz besetzt.

Genau. Die Posten werden u.a. nach Kriterien wie Loyalität, Karrierestreben und gehorsam der Parteilinie verteilt. Oder halt, wer gerade beliebt ist und gut für Wahlgewinne zieht. So funktioniert Politik leider.
 

Benrath

Community-Forum
Mitglied seit
19.05.2003
Beiträge
19.679
Reaktionen
727
Wieviele "Entscheidungen" fällt ein Minister überhaupt? Das ist vorher doch alles intern abgestimmt über drölf Abteilungen. Ihr habt ne verquere Vorstellung von großen Organisationen.

General Mackia würde bei der Reform der Bundeswehr glorreich scheitern, wenn er denkt er hätte jetzt den Plan wie alles in Zukunft zu laufen hat. Es gibt schon tausend Verordnungen usw. die man nicht mal eben mit einem Handstrich bei Seite schiebt.

Der Minister setzt am Ende seine Unterschrift unter nen Beschluss oder ne Verordnung und hat sich high Level erklären lassen warum die Verordnung so aussieht wir sie aussieht.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
Mitglied seit
22.03.2004
Beiträge
6.077
Reaktionen
2.134
Was genau befähigt denn einen Minister das ihm anvertraute Ministeriums zu sorgfältig zu führen? Das hat nichts mit einer kindlichen Sicht zu tun, sondern ist eine berechtigte Fragestellung. Du siehst an aktuellen Problemstellungen in Deutschland ziemlich genau, dass fehlende fachliche Kompetenz (bspw. Maut oder Breitbandausbau) momentan das einzige ist, womit geglänzt wird. Es geht bewusst nicht um abstrakte Probleme wie die Schere zwischen arm und reich bzw. sozialer Ungerechtigkeit.


Wie ein Minister sein Ministerium führt ist ein winziges Teil in einer ewig langen Kausalkette die zu policy outputs führt. Zu glauben "Minister weiß mehr" --> "Ministerium erarbeitet bessere Gesetzesvorschläge" ist in etwa so wie zu sagen VW verkauft mehr Autos als Mercedes weil der CFO bei VW mehr "Gespür" für Autos hat als der bei Mercedes. Politiker sind Politiker, für die Expertise sind Bürokraten zuständig.


p.s. ohne dir zu nah treten zu wollen, aber deine grundsätzliche Anmaßung des allwissenden Almanach wird langsam etwas meh. ;)

Zu wissen wie Politik funktioniert kannst du mir schon zutrauen glaube ich.
 

Gelöschtes Mitglied 160054

Guest
Hat hier jemand intimeren Einblick in die tatsächlichen Abläufe? Oder spekulieren alle?
 

parats'

Tippspielmeister 2012, Tippspielmeister 2019
Mitglied seit
21.05.2003
Beiträge
19.647
Reaktionen
1.487
Ort
Hamburg
Zu wissen wie Politik funktioniert kannst du mir schon zutrauen glaube ich.

Mitnichten streite ich dir Kompetenzen ab, im Gegenteil glaube ich, dass deine Aktivität hier in vielen Topics eine Bereicherung ist, da diese weit über das laute blöken von inhaltslosen Einzeilern hinausgeht. Dennoch schwallt immer der Zeigefinger im Subtext mit, egal ob gewollt oder nicht. ;)

Sicherlich ist der Minister nur ein kleines Rad im großen Uhrwerk, dennoch muss er bei der Besetzung seiner Top-Posten im Ministerium doch eine fachliche Einschätzung des Delegierten haben, oder nicht?
Wo wir schon bei Vergleichen zur realen Wirtschaft sind (eigentlich wollte ich es vermeiden), ein leitender Geschäftsführer der die Besetzung seiner Posten so dermaßen in den Sand setzt, dass die eigentlich gesteckten Ziele komplett vergeigt werden, muss seinen Hut schneller nehmen als er ihn am Ständer anhängen kann.
 

Benrath

Community-Forum
Mitglied seit
19.05.2003
Beiträge
19.679
Reaktionen
727
Muss er das? Ich hätte mal gesagt mehr als 5-10 Personen kannst du eh nicht wirklich intensiv beaufsichtigen. danach geht die Kette weiter nach unten
Wirklich intensiv sind es eher >5.
 
Mitglied seit
28.07.2006
Beiträge
3.920
Reaktionen
306
Mitnichten streite ich dir Kompetenzen ab, im Gegenteil glaube ich, dass deine Aktivität hier in vielen Topics eine Bereicherung ist, da diese weit über das laute blöken von inhaltslosen Einzeilern hinausgeht. Dennoch schwallt immer der Zeigefinger im Subtext mit, egal ob gewollt oder nicht. ;)

Sicherlich ist der Minister nur ein kleines Rad im großen Uhrwerk, dennoch muss er bei der Besetzung seiner Top-Posten im Ministerium doch eine fachliche Einschätzung des Delegierten haben, oder nicht?
Wo wir schon bei Vergleichen zur realen Wirtschaft sind (eigentlich wollte ich es vermeiden), ein leitender Geschäftsführer der die Besetzung seiner Posten so dermaßen in den Sand setzt, dass die eigentlich gesteckten Ziele komplett vergeigt werden, muss seinen Hut schneller nehmen als er ihn am Ständer anhängen kann.

wie kommst du denn auf die komische Idee, der Minister besetzte die top Posten persönlich und immer wieder neu bei einem Wechsel? Wie kann man so eine naive Sichtweise haben, unbegreiflich.... sorry bei deinem wissensstand wirst du noch viele Zeigefinger spüren, und zwar zurecht
 
Zuletzt bearbeitet:
Mitglied seit
09.07.2012
Beiträge
1.503
Reaktionen
0
Wie ein Minister sein Ministerium führt ist ein winziges Teil in einer ewig langen Kausalkette die zu policy outputs führt. Zu glauben "Minister weiß mehr" --> "Ministerium erarbeitet bessere Gesetzesvorschläge" ist in etwa so wie zu sagen VW verkauft mehr Autos als Mercedes weil der CFO bei VW mehr "Gespür" für Autos hat als der bei Mercedes. Politiker sind Politiker, für die Expertise sind Bürokraten zuständig.

Der vergleich mit dem produzierenden gewerbe ist interessant. Gerade dort scheint man doch gar nicht mal mehr so glücklich damit zu sein, dass führungskräfte beispielsweise zwar experten in der betriebswirtschaftslehre sind, jedoch vom produkt (herstellungsprozess, funktionsweise, materialzusammensetzung, etc..) nur rudimentäre kenntnisse vorweisen können. Es dürfte ja auch kein zufall sein, dass sich gerade hybridstudiengänge wie wirtschaftsinformatik und wirtschaftsingenieurwesen in den vergangenen jahren über regen zulauf freuen konnten.
 

parats'

Tippspielmeister 2012, Tippspielmeister 2019
Mitglied seit
21.05.2003
Beiträge
19.647
Reaktionen
1.487
Ort
Hamburg
wie kommst du denn auf die komische Idee, der Minister besetzte die top Posten persönlich und immer wieder neu bei einem Wechsel? Wie kann man so eine naive Sichtweise haben, unbegreiflich.... sorry bei deinem wissensstand wirst du noch viele Zeigefinger spüren, und zwar zurecht

Junge, wenn ich ein Resort leite, sollte ich ein Interesse daran haben, wer da so _direkt_ unter mir arbeitet und darauf einwirken, wenn es nicht meiner Vorstellung entspricht. Horsti hat auch seine 4 brudis benannt.
#JustTzuiThings ggnore danke.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mitglied seit
15.08.2000
Beiträge
10.012
Reaktionen
820
Muss er das? Ich hätte mal gesagt mehr als 5-10 Personen kannst du eh nicht wirklich intensiv beaufsichtigen. danach geht die Kette weiter nach unten
Wirklich intensiv sind es eher >5.

Es geht nicht ums Beaufsichtigen, sondern ums Führen und dann kann eine andere Person an der Spitze selbst für gewaltig große Organisationen einen riesen Unterschied machen. Du musst nicht jedem persönlich über die Schulter schauen, sondern die richtigen Ziele vorgeben, dafür sorgen, dass die Mittel bereitstehen und die Fortschritte kontrollieren (und das macht man auch nur stichprobenartig persönlich, sondern hauptsächlich durch das Einsetzen der richtigen Unterführer und das Auswerten der entsprechenden Reportings).
 
Mitglied seit
21.08.2010
Beiträge
7.800
Reaktionen
972
hohe analytische Fähigkeiten
[_] doubt.

Führung auf höchstem Niveau findest Du nicht in Ministerien/Behörden. Da sind einzelne Staatssekretäre und Leute aus der zweiten Ebene wirklich gut, aber der Regelfall ist es, dass dort insbesondere in den obersten Ebenen politische Überlegungen absolut dominieren. Quelle: Kenne Menschen die in relevanten Institutionen sind.

Zustimmung allerdings was die grundsätzlichen Aufgaben angeht. Dummerweise ist genau das etwas, was man bei den meisten Menschen in politischen Führungspositionen auch vergeblich sucht. Politik oder irgendwas mit Singen und Klatschen studiert und vielleicht auch abgeschlossen zu haben ist faktisch vollkommen ausreichend, um eine Karriere in der Politik zu machen. Relevante Fähigkeiten die über ein Grundverständnis des politischen Apparats hinausgehen sind da nonexistent. Allein wenn ich sehe wer aus meiner Unizeit es in den Bundestag geschafft hat. Die sind es geworden die von Anfang an ihre Zeit v.a. ins politische Engagement gesteckt haben und genau nicht ins Studium:
[1] https://www.bundestag.de/abgeordnete/biografien/A/amtsberg_luise-517914
[2] https://www.bundestag.de/abgeordnete/biografien/J/520698-520698

Wenn die irgendeine politische Frage besser beantworten können als viele hier, dann vor allem weil sie sich schon länger damit befassen, aber nicht weil sie irgendeine formal relevante Qualifikation haben. Die analytischen Fähigkeiten von [1] kann ich ganz gut einschätzen weil ich mich mit ihr rumschlagen musste als sie den AStA-Vorsitz hatte. Die analytischen Fähigkeiten des einen oder anderen Ministers (Heiko Maas, Uschi VdL z.B.) erscheinen mir anhand ihres Track-Record auch eher so Mittel zu sein.

Gustavo:
Der CFO von VW sollte ja auch mit Financials jonglieren. Beim Technik-Vorstand würde ich schon erwarten, dass der einen gewisses Verständnis hat. Es sind ja nicht alles Financials sondern eben auch und v.a. Richtungsentscheidungen.
 

parats'

Tippspielmeister 2012, Tippspielmeister 2019
Mitglied seit
21.05.2003
Beiträge
19.647
Reaktionen
1.487
Ort
Hamburg
Abgesehen davon sind gerade bei den Autokonzernen doch die Ingenieure weit oben. Egal was von man Winterkorn und Konsorten halten mag, sie kennen alle den Verbrennungsmotor und dieser ist nunmal das Herzstück...
 
Mitglied seit
21.08.2010
Beiträge
7.800
Reaktionen
972
Ernsthaft jetzt? Es liegt wohl daran, dass ich sie kenne und weiß wie unglaublich nervig und selbstgerecht sie ist, dass ich mich vom Blondchencharme nicht einwickeln lasse. Die war der Archetyp eines "SJW" bevor es den Begriff gab.
 
Mitglied seit
21.02.2003
Beiträge
22.827
Reaktionen
254
Ja, für soziale gerechtigkeit kämpfen ist voll verwerflich. :rolleyes:
 
Mitglied seit
28.07.2006
Beiträge
3.920
Reaktionen
306
die hat aber nen ordentlichen zinken im gesicht
 
Zuletzt bearbeitet:
Mitglied seit
10.08.2000
Beiträge
12.908
Reaktionen
1
Ohne dir zu nah treten zu wollen, aber das ist halt schon auch eher eine infantile Sicht darauf, wie Politik funktioniert.

Ohne dir zu nah treten zu wollen, aber es ist halt schon auch eher eine infantile Sicht zu denken, dass Politik "funktioniert" :deliver:

Ähnlich wie du, aber hier schreiben manche so, als hätten sie den sicheren Durchblick. Den hat aber offenbar niemand. Also großer Spekulatius.

Mit Durchblick zu Ministern kann ich nicht dienen aber Durchblick auf Hubschrauber-Management habe ich durchaus und da kann ich nur das, was hier mit gesundem Menschenverstand bereits geschrieben wurde, voll und ganz bestätigen: Natürlich muss auch die "high level"-Führung noch genug Fachkompetenz haben, um einschätzen zu können, ob die Berater da gerade den größtmöglichen Schwachsinn verzapfen oder nicht. Gerade bei externen Beratern ist das um so wichtiger.

Und auch wenn ein Minister in der Praxis wohl lieber repräsentiert als wirklich richtungsweisend zu entscheiden: Zumindest in der Theorie ist die Kompetenz schon da. Wer sich als Minister durchsetzen will kann das wohl auch. In Deutschland habe ich dafür gerade kein gutes Beispiel aber in den USA sehen wir bei Trump ja sehr gut, was passiert, wenn irgendjemand unter ihm nicht genau das macht was er soll. Seine vielen Personal-Veränderungen wurden ja durchaus massiv kritisiert aber sie wirken auch und dass sich sowas in Deutschland aktuell niemand traut bedeutet nicht, dass es nicht auch möglich wäre.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
Mitglied seit
22.03.2004
Beiträge
6.077
Reaktionen
2.134
Hat hier jemand intimeren Einblick in die tatsächlichen Abläufe? Oder spekulieren alle?


Ich kenne jemanden sehr gut, der Berufspolitiker und Landesminister in Hessen war und habe aus Gesprächen einen sehr guten Einblick, wie der Arbeitsalltag auf Landesebene aussieht.


Sicherlich ist der Minister nur ein kleines Rad im großen Uhrwerk, dennoch muss er bei der Besetzung seiner Top-Posten im Ministerium doch eine fachliche Einschätzung des Delegierten haben, oder nicht?
Wo wir schon bei Vergleichen zur realen Wirtschaft sind (eigentlich wollte ich es vermeiden), ein leitender Geschäftsführer der die Besetzung seiner Posten so dermaßen in den Sand setzt, dass die eigentlich gesteckten Ziele komplett vergeigt werden, muss seinen Hut schneller nehmen als er ihn am Ständer anhängen kann.


Von "in der echten Welt gibt es Problem X" zur Lösung ist es aber EWIG weit. Man bedenke alleine Folgendes:

1. Die Politik muss ein Problem überhaupt prinzipiell lösen können.
1a. Ist das Problem politischen Lösungen überhaupt zugänglich?
1b. Hat die Politik die gesetzliche Kompetenz, es zu lösen?
1c. Wenn die Politik die gesetzliche Kompetenz hat, wie steuerungsfähig ist sie in Frage von Problem X?
2. Wenn sie es lösen wollen. Was du und ich als Problem sehen, ist vllt. für jemand anderes vorteilhaft oder wünschenswert (oder beides).
3. Wenn sie es prinzipiell lösen kann und will, müssen auch die politischen Rahmenbedingungen stimmen:
3a. Gibt es genug Geld, um Problem X zu lösen?
3b. Wenn das Problem eine Gesetzesänderung erfordert, gibt es dafür eine Mehrheit in der Fraktion? Beim Koalitionspartner? Wenn es zustimmungspflichtig ist, gibt es eine Mehrheit im Bundesrat?
4. Gibt es den Willen, "politisches Kapital" dafür auszugeben?
4a. Gibt es wichtige Gegner in der eigenen Fraktion?
4b. Gibt es wichtige Interessengruppen, die dagegen agitieren würden?
4c. Lässt sich das Thema politisch durch den Gegner ausschlachten?

Effektiv brauchst du als Minister bei jeder mittelgroßen Änderung die Zustimmung von zig Personen, die alle mitreden wollen: Den Politikern in den Fachausschüssen, den Themenpolitikern in deiner Fraktion (und der des Koalitionspartners) usw. usf. Viele klassische Probleme der Politik passen nicht in den politischen Konjunkturzyklus: Abstrakt wollen fast alle, dass man dafür mehr Geld ausgibt, aber die Erträge fallen erst in ein paar Jahren oder sogar Jahrzehnten an, bis dahin könnte man aber längst abgewählt sein, weil die Wähler erwiesenerweise relativ kurzfristig denken. Aber vielleicht ist Problem X für den Gegner ja gar kein Problem, also muss man an der Macht bleiben, sonst würde gar nichts gelöst, also macht man Kompromisse. Ob ein Minister jetzt genau Bescheid weiß, wie die jeweilige Lösung funktionieren soll, ist dafür unerheblich, weil er bei den wirklich wichtigen Entscheidungen sowieso immer überstimmt werden würde, wenn er sich gegen die Interessen seiner Partei stellt. Die Probleme, die ein Minister mehr oder weniger alleine entscheiden kann, sind in der Regel Probleme, von denen du und ich gar keine Notiz nehmen, außer irgendetwas geht ordentlich schief. Das ist alles andere als einfach und alleine mit analytischer Fähigkeit ist es da nicht getan: Politik ist kein Denkwettbewerb und die meisten Leute, die als "Experten" in die Politik gehen, gehen baden weil man andere Kompetenzen braucht als in der freien Wirtschaft oder in der Wissenschaft.



Ohne dir zu nah treten zu wollen, aber es ist halt schon auch eher eine infantile Sicht zu denken, dass Politik "funktioniert" :deliver:

Hast du schon mal in einem Land gelebt, wo Politik tatsächlich nicht funktioniert? Wenn du hier einen Zaun um dein Grundstück ziehen willst, musst du jedenfalls nicht mit Bakschisch zur Gemeinde und falls du glaubst dass dir Unrecht getan wird kannst du gegen alle Entscheidungen klagen. Versuch das mal in einem Land, wo Politik tatsächlich nicht funktioniert.
 

Benrath

Community-Forum
Mitglied seit
19.05.2003
Beiträge
19.679
Reaktionen
727
Nicht zu vergessen, dass du dein Personal (sprich die Beamten) mit überzeugen musst. Jemand muss das Gesetz oder die Verordnung auch noch schreiben. Und die Leute sind teilweise nicht austauschbar und du bist von Ihnen abhängig.
 

parats'

Tippspielmeister 2012, Tippspielmeister 2019
Mitglied seit
21.05.2003
Beiträge
19.647
Reaktionen
1.487
Ort
Hamburg
Danke für den ausführlichen Post Gustavo. Würdest Du denn sagen, dass Politik in Europa bzw in Deutschland generell gut funktioniert?
Besteht nicht genau darin die Gefahr, dass die "zu" kurzsichtige Sichtweise der WählerInnen deine Darlegung auf lange Sicht torpediert, weil das eigentliche Ziel wohl möglich außerhalb des Mandats liegt und betreffende längst abgewählt sind. Ganz gleich ob man die Agenda 2010 als Erfolg oder Misserfolg wertet, aber das wäre genau so ein Fall, oder nicht?
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
Mitglied seit
22.03.2004
Beiträge
6.077
Reaktionen
2.134
Danke für den ausführlichen Post Gustavo. Würdest Du denn sagen, dass Politik in Europa bzw in Deutschland generell gut funktioniert?
Besteht nicht genau darin die Gefahr, dass die "zu" kurzsichtige Sichtweise der WählerInnen deine Darlegung auf lange Sicht torpediert, weil das eigentliche Ziel wohl möglich außerhalb des Mandats liegt und betreffende längst abgewählt sind. Ganz gleich ob man die Agenda 2010 als Erfolg oder Misserfolg wertet, aber das wäre genau so ein Fall, oder nicht?


Insgesamt würde ich sagen dass es in Deutschland ganz gut läuft, ja. Es ist zwar ein bisschen ausgelutscht, aber man sollte tatsächlich nicht nur nach der täglichen Zeitungslektüre gehen (die zu recht auf die Probleme hinweist, die es gibt) und sich im Gedächtnis halten, dass es uns doch ziemlich gut geht. Ich wohne die meiste Zeit des Jahres in einem Land, in dem die Leute auf den Staat spucken und eine Partei quasi nicht mal mehr den Anschein wahrt, als wolle sie mit den Instrumenten des Staates Probleme lösen.

Zum politischen Zyklus: Klar, das ist bis zu einem gewissen Grad überall ein Problem. In Deutschland haben wir leider zu viel Energie in die Lösung eines Problems gesteckt, das nicht wirklich existiert (übermäßige Verschuldung durch zu spendable Politiker) und zu wenig ein ein reales (wie kriegen wir den Staat dazu, mehr in seine Zukunft zu investieren), aber insgesamt könnte es auch hier schlechter laufen.
 
Mitglied seit
21.08.2010
Beiträge
7.800
Reaktionen
972
Ja, für soziale gerechtigkeit kämpfen ist voll verwerflich. :rolleyes:
Wir waren nicht dabei … oh Moment. Doch! Ich war dabei und Du nicht! Wie kommst Du eigentlich darauf das besser zu wissen als ich?

Sie war schon vor 10 Jahren eine Machtpolitikerin die genau dann Moral vorgeschoben hat wenn es ihr genutzt hat. Ich habe mich ihre ganze Zeit als AStA Vorsitzende damit herumschlagen müssen, dass alles blockiert wurde was nicht politisch in der korrekten Farbe eingefärbt war usw.–––Nicht, dass die JuSo ASten davor und danach besser gewesen wären. Es ging halt nie darum die Studienbegingungen wirklich zu verbessern sondern immer darum Bundestag zu spielen. Deswegen ja, das ist ziemlich verwerflich weil man sich so krasse Vollidioten nachzieht. Solche findest Du übrigens auch massenhaft im UK im HoC.
 
Mitglied seit
21.02.2003
Beiträge
22.827
Reaktionen
254
Wir waren nicht dabei … oh Moment. Doch! Ich war dabei und Du nicht! Wie kommst Du eigentlich darauf das besser zu wissen als ich?

Sie war schon vor 10 Jahren eine Machtpolitikerin die genau dann Moral vorgeschoben hat wenn es ihr genutzt hat. Ich habe mich ihre ganze Zeit als AStA Vorsitzende damit herumschlagen müssen, dass alles blockiert wurde was nicht politisch in der korrekten Farbe eingefärbt war usw.–––Nicht, dass die JuSo ASten davor und danach besser gewesen wären. Es ging halt nie darum die Studienbegingungen wirklich zu verbessern sondern immer darum Bundestag zu spielen. Deswegen ja, das ist ziemlich verwerflich weil man sich so krasse Vollidioten nachzieht. Solche findest Du übrigens auch massenhaft im UK im HoC.


Wenn du SJW als negativ konnotierten kampfbegriff verwendest darfst du dich nicht beschweren wenn man dich auf die dumheit davon hinweist.
 

Benrath

Community-Forum
Mitglied seit
19.05.2003
Beiträge
19.679
Reaktionen
727
Als für mich ist SJW auch eher negativ konnotiert, weil es eine Übertreibung für Leute ist, die bei jedem Thema ein Social Justice Fass aufmachen
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest
Wenn du SJW als negativ konnotierten kampfbegriff verwendest darfst du dich nicht beschweren wenn man dich auf die dumheit davon hinweist.

Was damit zusammen hängt, dass SJW in der Regel eben meinen für "Gerechtigkeit" zu kämpfen, dabei aber überwiegend bullshit fabrizieren, weil ihre Vorstellung von Gerechtigkeit bei Gleichheit aufhört. Und Gleichheit hat mit Gerechtigkeit nur stellenweise was zu tun bzw. ist an anderer Stelle auch ihr absolutes Gegenteil.

Außerdem steht der Begriff für Leute, die es allgemein übertreiben, verbissen sind, anstrengend und die eigentlich kein normaler Mensch ohne Dreadlocks mag :deliver:
 
Mitglied seit
17.10.2006
Beiträge
6.706
Reaktionen
1.022
Ort
Köln
Und wo wird der Begriff so definiert? In der rechten, thedonald und Incel-Szene. Begriffe geben dem Hörer eben Hinweise darauf, in welchem Umfeld sich der Sprecher bewegt. Benutzt du Begriffe wie "Umvolkung" oder "no go areas", weiß man, dass du aus dem rechten Spektrum stammst. Das gleiche passiert bei Begriffen wie "SJW", "cuck" oder "libtard". Habe gern informiert!
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest
Blödsinn, vielleicht hast du einfach keinen Einblick außerhalb von linken Bubbles, aber jeder auch unpolitische Mensch verbindet mit SJW nervige Schreifeministen und Diskriminierungsparanoiker. Das ist etwas völlig anderes als Umvolkung (no go areas sind dagegen auch mainstream).

Das mag wie gesagt für dich und deinen linken Zirkel als Distinktionsmerkmal taugen, entspricht aber ganz sicher nicht der Realität. Aber mach ruhig mal die Probe und frage deine Sekretärin oder die Putzfrau (soweit vorhanden) was sie so unter SJW verstehen oder ob sie den Begriff no go area nachvollziehbar finden. Ich garantiere dir, soweit sie diese Begriffe kennen, kennen sie sie so wie ich es sage.

Auch im akademischen Umfeld kenne ich wirklich keinen, der SJW nicht negativ benutzt - es sei denn er ist ganz offensichtlich extrem links aka Asta Vogel, Mitglied oder Sympathisant von Grünen oder Linken oder sonstwie "engagiert". Jeder normale Mensch, der sich um sich selbst kümmert, kennt den Begriff nicht oder hat ihn negativ besetzt weil er einfach mit nervigen Deppen verbunden ist.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Mitglied seit
09.12.2003
Beiträge
3.463
Reaktionen
542
Ich auch nicht. Klingt nach einem Kampfbegriff radikaler Rechter zur Abgrenzung/Diffarmierung/Hetze.
 
Oben