Planung der Rente / Entnahmephase

Wofür plant ihr, euer Vermögen zu nutzen?

  • Schließen der Rentenlücke

    Stimmen: 11 73,3%
  • Früher in Rente gehen

    Stimmen: 10 66,7%
  • Konkretes Fun-Sparziel wie freies Jahr und Weltreise

    Stimmen: 3 20,0%
  • Haus kaufen

    Stimmen: 3 20,0%
  • Vererben

    Stimmen: 2 13,3%

  • Anzahl der Umfrageteilnehmer
    15
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In diesem Thread soll es um die Fragen gehen: Wie plane ich meine Entnahmephase? Also den Zeitraum, wenn ich nicht mehr frisches Geld in den Vermögensaufbau investiere, sondern von meinem Vermögen leben möchte.

Da gibt es natürlich sehr unterschiedliche Szenarien:
  • Geht es nur um das klassische Schließen der Rentenlücke?
  • Oder plane ich, eine zeitlang bis zur Rente, nur vom Vermögen zu leben, weil ich bspw. mit 45 oder 55 in Rente gehen möchte?
  • Oder muss ich gar komplett von meinem Vermögen bis ans Lebensende lebenn, bspw. weil ich selbstständig bin und keine staatliche Rente erhalten?
Das mag für viele noch relativ weit weg sein, aber ich denke, dass selbst dann ein rudimentäres Wissen darüber sinnvoll ist, um auch in der Ansparphase die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und die grundsätzlichen Fragen und Mechaniken sind auch für den "normalen" Fall hoch relevant, dass man "nur" seine Versorgungslücke bzgl Rente stopfen möchte.

Welche großen Variablen gibt es?
  • Wieviel Geld brauche ich pro Jahr?
  • Ändert sich diese Zahl über Zeit? (bspw. Kinder an der Uni kosten mehr, Haus abbezahlt, Rente beginnt, ..)
  • Wie lange muss das Vermögen reichen? 10, 30, 60 Jahre?
  • Welches Risiko bin ich bereit einzugehen, dass sich mein Kapital aufbraucht? (bzw. dass ich den Gürtel deutlich enger schnallen muss als in der Planung, um die "Pleite" zu verhindern)
  • Welches Steuersystem erwarte ich? (Heutiges? Prognosen für die Zukunft? Plane ich, auszuwandern?)
  • Möchte ich was vererben?
Für mich sind die Antworten auf obige Fragen bspw:
  • Ich möchte grob mit 45-50 in Rente gehen, erwarte also dass ich 50 Jahre davon leben können muss.
  • Ich möchte etwas vererben, es müssen aber keine Unsummen sein. Das Haus bspw. würde reichen. Grund für den Wunsch zu vererben ist, dass ich recht pessimistisch bzgl. des Standorts Deutschland bin und zweifle, ob man selbst mit überdurchschnittlicher Bildung, zuverlässig ein tolles Leben führen wird können.
  • Ich möchte also ein sehr geringes Risiko haben, das Vermögen aufzubrauchen. 5% (basierend auf historischen Daten) wäre mir zuviel. Auch weil ich eben nicht schlimm fände, was zu vererben (eher im Gegenteil).
  • Ich erwarte, in Deutschland zu bleiben und rechne mit dem heutigen Steuersystem. Änderungen im Steuersystem gehören zu den vielen unwägbaren Risiken, die ich nicht kontrollieren kann -- ich sehe außer einer generell vorsichtigen Planung da jetzt aber kein total konkretes Szenario, dass sich etwas drastisch ändern sollte.
Meine Cashflows außerhalb der "normalen" Lebenshaltungskosten sehen vor,
  • dass wir höhere Kosten während der Schul- und insb- Studienzeit der Kinder ansetze (ich rechne vorsichtig mit 10 Jahren Studienzeit).
  • dass wir das Haus irgendwann abbezahlt haben, ich aber zeitlebens mit signifikanten Instandhaltungskosten rechne (BJ 1913)
  • dass irgendwann die Rente kommt, die aber nicht soo hoch sein wird, da ich aufgrund früher-in-Rente-gehens und 7 Jahren Ausland nicht so viele Rentenpunkte haben werde, und diese dazu noch discounte, weil ich hier weitere Verschlechterungen erwarte
Einige Erkenntnisse bei der konkreten Planung, die vielleicht auch für andere nützlich sind:
  • Ich bin zur Überzeugung gelangt, dass bei den heutigen Valuations eine Safe Withdrawal Rate von 3.3% für meinen Horizont (minimales Risiko, 50 Jahre) eher sinnvoll ist als die in der deutschen Bloggerszene immer noch oft zitierten 4% aus der Trinity-Study. Meine wichtigste Lektüre zu dem Thema ist die SWR-Serie von ERN, bei der man natürlich berücksichtigen muss, dass ein paar Themen wie Social Security oder Tax das ganze eine US-Perspektive hat (aber das meiste ist sehr gut übertragbar). Wichtig: Die SWR beinhaltet, dass man die Entnahmen jedes Jahr um die Inflation steigert!
  • Aus der gleichen Quelle bin ich zur Überzeugung gelangt, dass man zwar genau zu Rentenbeginn ungern in 100% Aktien sein möchte (erhöht das Sequence of Return Risk, SRR), aber auch eigentlich nie unter 60-70% sein will. Und dass man 100% Aktien bis relativ kurz (2-3 Jahre) vor der Rente machen kann, insbesondere wenn man etwas Flexibilität hat (d.h. "one more year" wäre kein Weltuntergang). Meine derzeitig favorisierte Strategie ist, sukzessive auf 100% Aktien zu kommen (bzw vielleicht 5% Crypto), dann 2-3 Jahre vor der Rente auf 20-30% Cash/Bonds zu shiften zur Abfederung des SRR -- und dann abhängig von der Entwicklung der Märkte wieder auf 100% Aktien zu gehen (bspw nach einem Crash).
  • Steuertechnisch rechne ich nur noch mit 5-10% Steuern, weil der Plan ja ist, möglichst ausschließlich in thesaurierenden ETFs zu sein. Neben den generellen deutlichen steuerlichen Vorteilen von thesauierern gegenüber Ausschüttern/Dividenden gibt es noch den Vorteil, dass ETF generell nur zu 70% besteuert, was übrigens ein ziemlich großer Vorteil gegenüber Einzelaktien ist. Dazu muss man ja berücksichtigen, dass man mit den relativ geringen zu versteuernden Erträgen dann teils nicht mehr so weit weg ist von den persönlichen Freibeträgen. Selbst wenn man €100k entnimmt, davon aber nur €50k Erträge sind, diese dann zu 70% besteuert werden, ist man bei nur €35k zu versteuerndem Einkommen, dem dann der persönliche Freibetrag von grob €20k (Ehepaar) gegenübersteht, so dass man nur noch auf €15k die 26,X% Steuern zahlt, was dann sogar unter 5% effektiver Steuerlast wäre.
  • Dieses stärkere Bedenken von Steuereffekten hat mir noch mehr geholfen, mich von der "Einzelaktiensucht" zu heilen. Es macht einfach keinen Sinn, wenn man nicht überzeugt ist, den Markt deutlich zu schlagen, weil man eben Nachteile bzgl. Steuern und Diversifikation hat.
  • Wer Einzelaktien mit hohen Buchgewinnen hat, den möchte ich an der Stelle nochmal erinnern, dass man die an die Kinder übertragen kann, die dann ihren eigenen persönlichen Freibetrag für den Verkauf und die Umschichtung in ETFs nutzen können. Das Geld gehört dann auch den Kindern, aber ich plane ja ohnehin, diese im Studium zu unterstützen, was dann genau der Zweck dieses Geldes sein wird.
Was sind eure Pläne?
Wie und wann wollt ihr euer Vermögen nutzen?
Habt ihr schon einen Detailplan?
Oder andere Learnings gemacht, die ihr teilen könnt?
 
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Du denkst ja schon weit voraus.
Wobei, wenn Du mit 45 in Rente gehst und ich mit 67 :8[: dann macht es auch Sinn, dass Du da weiter bist als ich.

Mein Plan ist:
- Abbezahlte Immobilie bewohnen
- 500.000 € oder mehr in Aktien und diese dann aktiv managen (also erwerbstätiger Rentner :| ) so dass ich damit im Monat 2.000 € erwirtschafte ohne an die Substanz zu gehen
- plus die ca. Hartz 4 Rente die wir dann vom Staat so erwarten können

Ach ja wichtig: In ca. 10 Jahren oder so muss ich zurück in die Gesetzliche Krankenversicherung, oder darauf bauen, dass PKV und GKV sowieso verschmolzen werden, damit ich im Alter nicht gefickt werde
 

parats'

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So richtig Gedanken haben wir uns bis jetzt nicht gemacht. Wir haben zwar ne ziemlich hohe Summe für unsere Verhältnisse auf der Seite und größtenteils investiert, aber so richtig die Gedanken zum exit sind wir noch nicht angegangen.
Primär liegt das daran, dass wir seit 2008/2009 in einer Hausse unterwegs sind und ich mir vorstellen kann, dass dies auf absehbare Zeit mal drehen könnte. Wir sind jetzt 33 und 31 Jahre alt, selbst bei einem fire um die 45 ist das noch ein langer Zeitraum wo soviel passieren kann, dass uns Planungen kaum was bringen.
Kurzum, wenn jetzt was grob geplant wird, sind da noch zuviele Variablen drin, die das ohnehin umwerfen können.
Der grobe Plan ist Richtung 40 mal die Überlegungen anzufangen.

Unser eigenes Ziel war damals 100k unter 30j und 1 Million unter 40j. Ziel 1 ging relativ schnell (shoutout an Papa Elon) und Ziel 2 hat ja noch ein paar Jahre. ;)
Eigentum war immer ein Wunsch, aber keine Pflicht. Dafür lebt es sich als Mieter in D ganz gut, allerdings würden wir wohl bei einer günstigen Gelegenheit zum Kauf tendieren. Kommt einfach dann auf die aktuellen Umstände an.
 
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Ja, stimmt -- mit dem Alter hat es natürlich zu tun. Mit 33 war mein Plan auch noch unkonkreter, vor Kindern etc. :)

Aber ihr seid ja auf einem guten Track, egal wie sich dann in einigen Jahren das konkrete Ziel gestalten wird.
 

parats'

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Genau. Wenn ich 45 bin (um mal beim Klassiker im fire zu bleiben), dann ist meine Tochter auch schon 17 und mein Sohn 16. Dann können wir hier sicherlich das ganze noch ein paar Jahre strecken und dann mit 50 "ohne" Kinder das Geld im Casino verzocken. :top:
 
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Ich habe jetzt Mal alles angehakt, ist bei mir irgendwo eine Kombination aus allen bzw der Enabler für verschiedene Szenarien, die ich heute noch nicht gut bewerten kann.
Die frühe Rente sehe ich aber eher als ATZ o. ä. Da ich aktuell einen erfüllten Job cooler als zuhause rumgammepn sehe. Wenn man keine Kinder hat / die dann schon >>20 sind und man sich geile Urlaube dauerhaft leisten kann ist das wohl anders.
Selbst wenn man 1 Mio auf Seite legt wären mir 3 -4% zu wenig für die Familie. Dann arbeite ich lieber länger und mache geile Urlaube.
 
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Das stimmt, die Million ist nicht mehr das, was sie mal war. €35k ist wenig, wenn man bspw Kunden das Studium finanzieren möchte etc
 

Benrath

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Das ist hier nicht das OT. Wenn ihr nichts beizutragen habt, braucht ihr nicht posten
 
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Ich persönlich verstehe das Prinzip überhaupt nicht sich in der Familiengründungsphase zu verausgaben und ordentlich anzusparen, um dann 10 oder 15 Jahre früher ein Rente zu gehen.
Mal davon abgesehen, dass ich bisher auch gar nicht die Möglichkeit hatte viel anzusparen, erwarte ich, dass mir Lebenszeit (und auch Geld) jetzt deutlich kostbarer sind, als wenn ich mit Anfang 50 in einer fertig eingerichteten 5-Zimmer-Wohnung hocke und die Kinder das Haus verlassen.
 
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Deutlich überdurchschnittlich reingehauen habe ich eher mit 26-33, bevor Kinder gekommen sind. Das war aber auch tatsächlich im Nachhinein sinnvoll, weil es den Grundstock gelegt hat für sowohl das Vermögen als auch die Karriere, welche jetzt eine Mischung ermöglichen aus Zeit für Familie, guter Sparquote und den Plänen für die Frührente.

Insofern halt eine Frage des Timings, des Glücks, aber natürlich auch dessen, was man investiert.
 
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