General Mengsk
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Ich hatte gestern angefangen was zu schreiben, bin aber dann nicht weiter dazu gekommen. Vieles wurde inzwischen schon gesagt. Btah hat eines sehr gut auf den Punkt gebracht:
Was manche der Wissenschaftler im Artikel irgendwie nicht wahrhaben wollen, ist, dass es so etwas wie einen unverkrampften Umgang mit dem eigenen Land und dessen Symbolen durchaus geben kann. Nicht umsonst sind die heutigen Farben schwarz-rot-gold und eben nicht schwarz-weiß-rot. Warum das so ist, weiß sicher nicht jeder Partyfan, wahrscheinlich sogar nur eine Minderheit, aber es sind eben Farben, die auch für die demokratischen Bestrebungen und Werte stehen und nicht im negativen Sinne belastet sind, so dass man sich davor in irgendeiner Weise gruseln müsste.
Was in dem Artikel nun gemacht wird, oder genauer gesagt in der Studie von Dagmar Schediwy, ist auf den Fanmeilen Leute zu fragen. In einem Partyumfeld willkürlich Leute zu befragen dürfte allein schon dafür sorgen, dass man nicht die differenziertesten Antworten bekommt. Was man dann aber noch macht, ist das offenbar persönliche allgemeine Unbehagen über Flaggensymbolik:
Fans wollen sich also mit ihrer Mannschaft identifizieren. Das ist bei einzelnen Vereinen so und eben dann zur WM und EM auch mit der Nationalmannschaft. Als Symbol stehen hier statt den Vereinsfarben eben die Farben der deutschen Fahne. Der Trick ist, dass man nun eben, wie Heitmeyer es tut, diese Identifikation als "Nationalismus" definiert.
Die Identifikation mit der eigenen Mannschaft und auch mit dem eigenen Land ist eben kein Nationalismus. Denn Identifikation ist doch nicht gleichzusetzen mit einer völlig unkritischen Haltung. Viele Menschen fühlen sich mit etwas verbunden, beispielsweise ihrer Familie, ihrem Heimatort oder eben einem Sportverein. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie automatisch andere ablehnen oder herabsetzen. Wenn ich meine Familie unterstütze, werte ich dann andere Familien ab? Sicherlich nicht. Und wer seinen Verein unterstützt, der möchte natürlich nicht, dass die Mannschaft, gegen die der gerade spielt, gewinnt. Entsprechend ist es auch bei der Nationalmannschaft. Klar freut sich dann auch mal wer, wenn z.B. Italien oder Spanien verlieren, weil eben die die letzten Male die deutsche Mannschaft geschlagen haben, und in der heiteren Fanatmosphäre können da auch mal dumme Sprüche oder Schmähungen passieren, aber solange das bei Sprüchen bleibt und nicht in ernste Streitigkeiten mündet und die Leute nicht persönlich auf Fans anderer Mannschaften sauer sind, ist das überhaupt kein Problem. Natürlich ist so ein Umfeld im Stadion oder auf einer Fanmeile nicht etwas für jeden, aber niemand zwingt einen ja dorthin zu gehen. Was natürlich nicht geht, ist wenn beispielsweise die Anhänger der anderen Mannschaften sich dort nicht blicken lassen dürften, aber das hätte auch nichts mehr mit Verbundenheit zu tun, sondern mit Ablehnung und Hass und genau darum geht es eben nicht.
Die Verbundenheit mit einer Nation ist letztlich nur eine weitere Ebene. Kann das Konflikten führen? Sicherlich, aber das kann auch schon bei der Verbundenheit mit der eigenen Familie passieren, wenn sich beispielsweise Verwandte da zerstreiten und man gedrängt wird Stellung zu beziehen.
Nun wird in dem Artikel, insbesondere auf der dritten Seite von Ulrich Wagner suggeriert, es bräuchte heutzutage eben keine Identifikation mit einer Nation mehr, sondern internationale Zusammenarbeit. Der Fehler dabei ist, diese beiden Dinge als Gegensätze zu sehen. Um wirklich gut mit anderen zusammenarbeiten zu können, muss man auch wissen wer man selbst ist und was man selbst will. Denn ob man es will oder nicht, die Geschichte hat Länder und Menschen geprägt, nicht nur bewusst, sondern gerade auch unterbewusst. Bestimmte Denkweisen fußen teilweise auch jahrhundertealten Erfahrungen, die eben auch das aktuelle Handeln von Leuten prägen können. Wenn man das für sein eigenes Land weiß, dann kann man auch einen Blick dafür entwickeln, dass andere Nationen und die Menschen darin andere Erfahrungen gemacht haben und eben deswegen vielleicht anders denken und handeln. Wer sich mit dem eigenen Land nicht unkritisch auseinander setzt und sich ihm dennoch verbunden fühlt, der kann im besten Sinne eine Patriot sein. Ein solcher, unverkrampfter, Umgang mit der eigenen Nation und auch dessen Symbolik ist meiner Meinung nach sogar das beste Mittel gegen dumpfen Fremdenhass und Ausgrenzung. NPD und co. waren 2006 ziemlich irritiert vom plötzlichen Flaggenmeer. Je normaler der Umgang mit schwarz-rot-gold, desto weniger können sich solche Kräfte als "Patrioten" tarnen und damit versuchen Leute einzufangen.
Am Ende kommt es natürlich nicht auf die Fahnen an, sondern darauf, ob jemand informiert ist. Demokratie lebt davon, dass sich die Leute informieren, über ihr Land, über seine Geschichte, über die aktuelle Politik, über so viel wie möglich. Je weniger Information, je weniger Bewusstsein, desto gefährlicher für die Demokratie. Deswegen zitiert ich zum Schluss einfach mal Pivo:
Sicher kann sich eine Gruppe Nationalisten wunderbar unter fahnenschwenkenden Fußballfans "verstecken" und hier und da ggf auch mal wen "für sich" dazugewinnen, aber generell würd ich ja eher den Vergleich zum Vereinsfußball ziehen. Denn wenn jemand das Trikot von seinem Verein trägt oder gar ne Fahne davon hat, würd den ja auch wohl niemand deswegen als Regionalist/Lokalist oder wie auch immer man das nennen will, bezeichnen.
Was manche der Wissenschaftler im Artikel irgendwie nicht wahrhaben wollen, ist, dass es so etwas wie einen unverkrampften Umgang mit dem eigenen Land und dessen Symbolen durchaus geben kann. Nicht umsonst sind die heutigen Farben schwarz-rot-gold und eben nicht schwarz-weiß-rot. Warum das so ist, weiß sicher nicht jeder Partyfan, wahrscheinlich sogar nur eine Minderheit, aber es sind eben Farben, die auch für die demokratischen Bestrebungen und Werte stehen und nicht im negativen Sinne belastet sind, so dass man sich davor in irgendeiner Weise gruseln müsste.
Was in dem Artikel nun gemacht wird, oder genauer gesagt in der Studie von Dagmar Schediwy, ist auf den Fanmeilen Leute zu fragen. In einem Partyumfeld willkürlich Leute zu befragen dürfte allein schon dafür sorgen, dass man nicht die differenziertesten Antworten bekommt. Was man dann aber noch macht, ist das offenbar persönliche allgemeine Unbehagen über Flaggensymbolik:
Seite 2 des Artikels, 3. Absatz: Es geht vielen um den Partyspaß und den Sport - dafür aber bräuchte man keine Fahnen. Den meisten aber scheint es um das Gefühl der Zusammengehörigkeit, der Identifikation mit einer Gruppe zu gehen, deren Mitglieder man an den nationalen Insignien erkennt.
Fans wollen sich also mit ihrer Mannschaft identifizieren. Das ist bei einzelnen Vereinen so und eben dann zur WM und EM auch mit der Nationalmannschaft. Als Symbol stehen hier statt den Vereinsfarben eben die Farben der deutschen Fahne. Der Trick ist, dass man nun eben, wie Heitmeyer es tut, diese Identifikation als "Nationalismus" definiert.
Die Identifikation mit der eigenen Mannschaft und auch mit dem eigenen Land ist eben kein Nationalismus. Denn Identifikation ist doch nicht gleichzusetzen mit einer völlig unkritischen Haltung. Viele Menschen fühlen sich mit etwas verbunden, beispielsweise ihrer Familie, ihrem Heimatort oder eben einem Sportverein. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie automatisch andere ablehnen oder herabsetzen. Wenn ich meine Familie unterstütze, werte ich dann andere Familien ab? Sicherlich nicht. Und wer seinen Verein unterstützt, der möchte natürlich nicht, dass die Mannschaft, gegen die der gerade spielt, gewinnt. Entsprechend ist es auch bei der Nationalmannschaft. Klar freut sich dann auch mal wer, wenn z.B. Italien oder Spanien verlieren, weil eben die die letzten Male die deutsche Mannschaft geschlagen haben, und in der heiteren Fanatmosphäre können da auch mal dumme Sprüche oder Schmähungen passieren, aber solange das bei Sprüchen bleibt und nicht in ernste Streitigkeiten mündet und die Leute nicht persönlich auf Fans anderer Mannschaften sauer sind, ist das überhaupt kein Problem. Natürlich ist so ein Umfeld im Stadion oder auf einer Fanmeile nicht etwas für jeden, aber niemand zwingt einen ja dorthin zu gehen. Was natürlich nicht geht, ist wenn beispielsweise die Anhänger der anderen Mannschaften sich dort nicht blicken lassen dürften, aber das hätte auch nichts mehr mit Verbundenheit zu tun, sondern mit Ablehnung und Hass und genau darum geht es eben nicht.
Die Verbundenheit mit einer Nation ist letztlich nur eine weitere Ebene. Kann das Konflikten führen? Sicherlich, aber das kann auch schon bei der Verbundenheit mit der eigenen Familie passieren, wenn sich beispielsweise Verwandte da zerstreiten und man gedrängt wird Stellung zu beziehen.
Nun wird in dem Artikel, insbesondere auf der dritten Seite von Ulrich Wagner suggeriert, es bräuchte heutzutage eben keine Identifikation mit einer Nation mehr, sondern internationale Zusammenarbeit. Der Fehler dabei ist, diese beiden Dinge als Gegensätze zu sehen. Um wirklich gut mit anderen zusammenarbeiten zu können, muss man auch wissen wer man selbst ist und was man selbst will. Denn ob man es will oder nicht, die Geschichte hat Länder und Menschen geprägt, nicht nur bewusst, sondern gerade auch unterbewusst. Bestimmte Denkweisen fußen teilweise auch jahrhundertealten Erfahrungen, die eben auch das aktuelle Handeln von Leuten prägen können. Wenn man das für sein eigenes Land weiß, dann kann man auch einen Blick dafür entwickeln, dass andere Nationen und die Menschen darin andere Erfahrungen gemacht haben und eben deswegen vielleicht anders denken und handeln. Wer sich mit dem eigenen Land nicht unkritisch auseinander setzt und sich ihm dennoch verbunden fühlt, der kann im besten Sinne eine Patriot sein. Ein solcher, unverkrampfter, Umgang mit der eigenen Nation und auch dessen Symbolik ist meiner Meinung nach sogar das beste Mittel gegen dumpfen Fremdenhass und Ausgrenzung. NPD und co. waren 2006 ziemlich irritiert vom plötzlichen Flaggenmeer. Je normaler der Umgang mit schwarz-rot-gold, desto weniger können sich solche Kräfte als "Patrioten" tarnen und damit versuchen Leute einzufangen.
Am Ende kommt es natürlich nicht auf die Fahnen an, sondern darauf, ob jemand informiert ist. Demokratie lebt davon, dass sich die Leute informieren, über ihr Land, über seine Geschichte, über die aktuelle Politik, über so viel wie möglich. Je weniger Information, je weniger Bewusstsein, desto gefährlicher für die Demokratie. Deswegen zitiert ich zum Schluss einfach mal Pivo:
Insgesamt ist es wie bei vielen anderen Dingen. Man muss sich selbst ehrlich überprüfen, man muss die Gefahren und die oberflächlich subtilen aber in ihrer Bedeutung gravierenden Unterschiede und Abgrenzungen von Begriffen und Handlungen kennen. Dann darf man auch unbeschwert die Fahne schwenken und Deutschland feiern ohne Gefahr zu laufen in nationalistische Ressentiments abzudriften.
In diesem Sinne