Heute morgen gab es zufälligerweise einen Bericht im ZDF zum Thema Onlinesucht. Da ich morgens eh kurz mal in die Glotze gucke (sonst läuft ja nichts, außerdem will man ja wissen, wie das Wetter wird), passend zum Thema, einerseits wurden da "Killerspiele" (diese standen aber nicht zur Debatte hier) gezeigt - immerhin StarCraft. Hauptsache PR - wenn auch negative, die Sender lieben so etwas

Zumindest hat der anwesende Psychologe die Spiele nicht pauschal verteufelt, sondern nur auf die üblichen - rellen - Warnzeichen hingeweisen, wenn das Spielen wirklich schon deutlich zur Sucht ausgeartet ist, beispielsweise Aggression oder Depression wenn dem Betroffenen das Spiel bzw. der Computer entzogen wird usw. Pauschal wurde behauptet, die Spiele an sich seien nicht "schlimm", der Mann hat auch eher über Onlinespiele gesprochen, mittendrin World of Warcraft, dass manche Leute empfänglicher und anfälliger seien als andere. Aber egal.
Ernsthaft, ich muß schon hier zustimmen - das Thema Onlinesucht erzeugt in den meisten Foren, wie hier im LSZ ja auch, sofort innerhalb von Minuten etliche Beiträge - "ach, ich kenne da so jemanden".
Computerspiele sind ein normales Hobby. Punkt. Nicht jeder ist gleich ein Kellerkind, wenn man mal wirklich eine Dauerzockerphase hat. Zu mir persönlich ist zu sagen, dass ich schon gerne früher das eine oder andere Spielchen gemocht habe (heute weniger, in Punkto Zeit und auch irgendwie ausgelutscht bzw. wenn ne neue Kiste fällig wird, dann nur, um mal aktuell auf dem Stand zu sein; hocke hier mit nem 2,8 GHz-Rechner mit 512 MB an Speicher, außer nem schnelleren Prozzi und viel mehr RAM brauche ich eigentlich nichts - stelle mir dann selbst ne 400-500 Euro-Kiste zusammen, die ne Weile reicht und gut is').
Von Fußball- oder Kartenspielsucht redet keiner, einfach eben deswegen weil da fast nur positive Aspekte genannt werden. Man bewegt sich, hat soziale Kontakte. Diese Kontakte hat man ja virtuell auch, aber wenn das die "echten Menschen" (im Sinne von persönlich gegenüber zu stehen, denn hinter Avataren und fiktiven Spielfiguren in Onlinespielen verbergen sich ja ebenso Leute) ersetzt, geht es abwärts.
Dürfte selbst eigentlich zur "gefährdeten" Gruppe gehören, was sowas angeht - aber weder WoW, noch Guild Wars, Ragnarok Online, Rubies of Eventide, Silkroad oder wie die heißen, konnten mich längere Zeit binden. Gebt mir einen guten Dungeon Crawler - offline (!), dann würde ich sogar heute noch ein paar Spielchen machen, ich will es durch haben und den Abspann sehen. Dann ist wieder Ruhe. Und online bitte nur mit RL-Freunden, die kennt man einfach persönlich, zudem kann man dann als Ausgleich zum Zocken auch mal Grillparys und wasweißich veranstalten
Das mit der Pokersucht finde ich irgendwie krass ... dachte an sich, dass es "normale" Spielsucht wäre, ähnlich wenn jemand in die Spielhalle rennt und sich ständig mit dem einarmigen Banditen die Klinke gibt. Aber dass gerade das Internet in Punkto Poker so extrem beigetragen hat? Ist ja immerhin reales Geld, was man verzockt oder gewinnt - was zumindest mich davon abhalten würde. Und mit Spielgeld wiederum würde ja niemand großartig oder ernsthafter was machen ...
Computer haben wieder den negativen Touch, da dieser trotz sehr großem Anteil am Leben nicht allen gleich zugänglich ist. Ein Nichtnutzer des Internets bzw. Spieler sieht das nicht, der sieht nur, dass ein Familienmitglied da drin ist, hält das vielleicht für Blödsinn. Wenn aber wirklich das Kind oder der Partner überdurchschnittlich viel alleine vor dem Rechner hockt, dass Familie, Karriere und Haushalt liegenbleiben, ist es schon schade.
Blizzard wird sich wohl bei jeder neuen Erweiterung die Hände reiben und die Sektkorken schon vor dem Release knallen lassen (in Zusammenarbeit mit den Spielern bzw. Betatestern würde es wohl kaum floppen), einen derartigen Dukatenscheißer zu haben, ist schon etwas.
Dennoch, wenn ich mal Kinder haben sollte, könnte ich zumindest teilweise mitreden. Ich würde einem Dauerzocker das Ding nicht sofort wegnehmen, sondern vielleicht versuchen über seine/ihre Ebene zu finden. Nicht nur Verbote, versuchen, das durch Anderes zu ersetzen bzw.l herunterzufahren. Klar, ist schwierig jemanden, der kurz vor'm "großen" Raid in WoW steht, das auszureden - die Neugier wäre schon auch vom Nicht-Suchti wohl da.
Und verschwendete Zeit habe ich sowohl am Computer als auch beim Kartenspielen oder saufen. Letzteres mache ich z. B. überhaupt nicht, ich trinke meine 2-3 Bier (im Sommer vielleicht etwas mehr - kommt schon genial, so ein eiskaltes Bierchen), aber vom Vollaufen halte ich persönlich ebensowenig wie Dauerzocken.
Das Hauptproblem bei jeder Suchtform ist bekanntlich die Selbsterkenntnis bzw. das Zugeben dessen. Wer wird, egal worin, schon gerne zugeben wollen, ernsthaft krank zu sein?
Therapie würde ja bedeuten, den süchtigmachenden Stoff, sei es Alkohol, Drogen, die Spielhalle oder eben die Computerspiele, zu verlieren - das kommt aber in dem Moment für die Leute keineswegs in Frage.
Mein Stiefvater ist Schwerstalkoholiker, der prepelt irgendwo herum, ist vom ehemaligen Sportler zum bierbäuchigen Kartoffelsack mutiert und braucht morgens schon seinen Pegel. Eine Langzeittherapie versagte. Dennoch verteufele ich Alkohol nicht, obwohl ich weiß, wie schlimm er werden
könnte. Ich kann mit und ohne Alkohol Spaß haben - ich hoffe, vorgewarnt zu sein in Zukunft. Wenn dein eigenes Leben z. B. plötzlich bergab geht, wirst du vielleicht - gerade wegen der eigenen Erlebnisse von Familienmitgliedern - vernünftiger handeln und nicht dieselben Fehler machen. Kann ich gerade nicht viel zu sagen, da die Vernunft eines Menschen durchaus mal über den Haufen geworfen werden kann.
Zuviele "" im Beitrag, aber sowas von egal
