Mietpreisdeckel

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Berliner Mietendeckel wurde abgeräumt.

Ich bin inhaltlich immer noch gespalten über das Thema. Grundsätzlich befürworte ich weitreichende staatliche Regulierung des Mietmarkts. Aber an den Mietendeckel in der vorliegenden Form hatte ich zuletzt auch nicht mehr geglaubt.
 

parats'

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Gott sei Dank kehrt wieder Vernunft ein.
 

Gustavo

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Berliner Mietendeckel wurde abgeräumt.

Ich bin inhaltlich immer noch gespalten über das Thema. Grundsätzlich befürworte ich weitreichende staatliche Regulierung des Mietmarkts. Aber an den Mietendeckel in der vorliegenden Form hatte ich zuletzt auch nicht mehr geglaubt.


Im Minimum muss man wohl sagen, es wäre vielleicht besser gewesen, die Mietbremse nicht rückwirkend für unzulässig zu erklären. Da sind schon einige soziale Härten zu erwarten, da ein guter Teil der Nachzahlungen in der Corona-Zeit angefallen sind.
 

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Im Minimum muss man wohl sagen, es wäre vielleicht besser gewesen, die Mietbremse nicht rückwirkend für unzulässig zu erklären. Da sind schon einige soziale Härten zu erwarten, da ein guter Teil der Nachzahlungen in der Corona-Zeit angefallen sind.

Wieso? Menschen mit wenig Geld in den nicht so guten Vierteln haben ja eh so gut wie nie von dem Instrument profitiert. Man hat mal wieder nur das Wohnen für die eh schon Wohlhabenden in den attraktiven Vierteln günstiger gemacht. Diese wussten außerdem, dass sie die gesparte Miete bei einer negativen Entscheidung des BVerfG zurückzahlen müssten, haben sie also vernünftigerweise liegenlassen und abgewartet. Wer auf Risiko gespielt hat ist dann echt selbst Schuld.
 

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Um die geht es aber nicht, sondern um das gemeine Fußvolk. Dass will gefälligst mehr für sich und wie das insgesamt funktionieren soll ist nicht so wichtig. Sollen "die da oben" halt mehr bezahlen oder weniger kriegen oder so.
 
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Also die Nichtigkeitserklärung ist ja erstmal der Regelfall und die Unvereinbarkeitserklärung mit ggf Übergangszeiten für den Gesetzgeber nur in engen Ausnahmefällen. Dass bei einer formellen verfassungswidrigkeit wegen fehlender gesetzgebungslompetenz mal jemals von der Nichtigkeitserklärung abgewichen wurde, wäre mir nicht bekannt. Da gibts ja auch nichts nachzubessern für den Gesetzgeber, wenn er schlicht nicht befugt dazu ist.
 
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Im Minimum muss man wohl sagen, es wäre vielleicht besser gewesen, die Mietbremse nicht rückwirkend für unzulässig zu erklären. Da sind schon einige soziale Härten zu erwarten, da ein guter Teil der Nachzahlungen in der Corona-Zeit angefallen sind.
Naja. Es war ja bekannt, dass das kippen kann und man dafür zurücklegen sollte. Gerade Vermieter werden so ziemlich an jeder Stelle darauf hingewiesen haben, weil sie selbst ein großes Interesse daran haben, das Geld jetzt wiederzukriegen.
 

Gustavo

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Wieso? Menschen mit wenig Geld in den nicht so guten Vierteln haben ja eh so gut wie nie von dem Instrument profitiert. Man hat mal wieder nur das Wohnen für die eh schon Wohlhabenden in den attraktiven Vierteln günstiger gemacht. Diese wussten außerdem, dass sie die gesparte Miete bei einer negativen Entscheidung des BVerfG zurückzahlen müssten, haben sie also vernünftigerweise liegenlassen und abgewartet. Wer auf Risiko gespielt hat ist dann echt selbst Schuld.

Das ist imho die unberechtigste Kritik an der Geschichte. Ja, solche Leute gibt es. Aber sie sind mehr die Ausnahme als die Regel. Es kann nicht anders sein, einfach weil wir die Durchschnittslöhne und die Durchschnittsmieten kennen und sie nicht mehr im Verhältnis stehen. Das wirkliche Problem ist, dass man dadurch den Wohnraum künstlich noch mehr verknappt, weil niemand mehr umziehen will. Aber aus der Zeit, als Milton Friedman noch "ich habe das mal an meiner Schiefertafel durchgerechnet und es funktioniert schlechter als der freie Markt" sind wir nun mal auch raus, seit wir Ökonomie mit Daten haben. Der freie Markt regelt dieses Problem nicht ohne starkes Zutun der staatlichen Hand und wenn man sich gänzlich rauszieht, kann man bei echten Disastern landen, siehe etwa London oder Vancouver.


Naja. Es war ja bekannt, dass das kippen kann und man dafür zurücklegen sollte. Gerade Vermieter werden so ziemlich an jeder Stelle darauf hingewiesen haben, weil sie selbst ein großes Interesse daran haben, das Geld jetzt wiederzukriegen.

Das ist natürlich in der Theorie wahr, aber in der Praxis muss man halt als Staat damit arbeiten was man bekommt und das ist nun mal eine ziemlich myopische Bürgerschaft.
 
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Bzgl. Mieten:
Der Staat hätte den sozialen Wohnungsbau nicht veräußern dürfen. Hier in Muc merkt man das atm extrem. Der Freistaat hat u.a. damals im Zuge der Bankenkrise (Hypo etc.) richtig dick Staatswohnungen verkauft. Die wurden dann natürlich weggentrifiziert. Dazu dann noch eine Stadt, die boomt, und fertig ist der Salat. Die Mietpreise hier sind NICHT normal, da braucht mir auch keiner mit "der Markt regelt" usw. kommen. Da muss der Staat in irgendeiner Form eingreifen, weil es schlicht nicht gerecht ist, wenn ein Loch mit 30 m² z.T. 1000 Euro Monatsmiete kostet. Das ist völlig Banane.

Aber natürlich gibt es da keine kurzfristigen Werkzeuge. Der Mietendeckel nach Berliner Vorbild ist wirklich Quatsch. Es müssen Wohnungen gebaut und gekauft werden. Für sowas wäre ich auch bereit, mehr Steuern zu zahlen.
 
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Knapp zwei Millionen reingewarpte menschen in Deutschland dürften auch ihren anteil an dem problem haben. Schließlich müssen die alle ne Wohnung bekommen
 
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Das Problem am Mietmarkt ist für mich, dass es hier nicht nur im klassisches Marktversagen geht in dem Sinne, dass die Kombination aus Eigentum und Vertragsfreiheit zu suboptimalen gesellschaftlichen Ergebnissen führt, sondern dass es schon a priori keine gute Rechtfertigung für unbeschränktes Eigentum an Wohnraum gibt. Das Haus in Berlin Mitte oder München oder ja nicht so viel Wert, weil sie so toll gebaut wurde, sondern weil es einen sehr attraktiven Wohnraum belegt - erst recht gilt das für die horrenden Wertsteigerungen der letzten Jahre. Den Wohnraum kann man aber nicht herstellen, er ist einfach da und wie viel er wert ist, hat wenig mit dem Schaffen des Eigentümers zu tun. Darum sehe ich überhaupt keine Rechtfertigung dafür, dass die besitzende Klasse der Immobilieneigentümer von dieser Entwicklung in der gegenwärtigen Art profitieren sollte.

Schwieriger scheint mir die Frage, wie man es politisch sinnvoll regelt. Massive Investitionen in sozialen Wohnungsbau sind eine Möglichkeit. Gerade in Berlin scheitert der Ausbau von Wohnraum auch an einer unsäglichen NIMBY-Mentalität vieler Einwohner (Musterbeispiel: Tempelhofer Feld).
Auf der anderen Seite trägt es langfristig auch nichts, alles mit Mietskasernen zuzupflastern. Die tieferliegende Frage ist ja, wem welcher Zugriff auf die knappe Ressource Wohnungsraum in beliebten Innenstädten zustehen sollte. Das ist eine politische Frage, auf die ich persönlich auch keine klare Antwort habe.
Soziale Durchmischung klingt romantisch, aber wenn ich mich hier im Wedding umgucke, könnte der Bezirk noch einiges an Gentrifizierung vertragen, bis ich hier freiwillig langfristig wohnen bleiben würde. :troll:
 

parats'

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Das ist imho die unberechtigste Kritik an der Geschichte. Ja, solche Leute gibt es. Aber sie sind mehr die Ausnahme als die Regel. Es kann nicht anders sein, einfach weil wir die Durchschnittslöhne und die Durchschnittsmieten kennen und sie nicht mehr im Verhältnis stehen. Das wirkliche Problem ist, dass man dadurch den Wohnraum künstlich noch mehr verknappt, weil niemand mehr umziehen will. Aber aus der Zeit, als Milton Friedman noch "ich habe das mal an meiner Schiefertafel durchgerechnet und es funktioniert schlechter als der freie Markt" sind wir nun mal auch raus, seit wir Ökonomie mit Daten haben. Der freie Markt regelt dieses Problem nicht ohne starkes Zutun der staatlichen Hand und wenn man sich gänzlich rauszieht, kann man bei echten Disastern landen, siehe etwa London oder Vancouver.

Aber die Lösung ist doch nicht eine Deckelung der Mieten. Gerade Berlin hatte in den 90ern einen massiven Investitionsstau in den städtischen Mietobjekten und hat diese an private Investoren verscherbelt. Ein Deckelung der Rendite fördert nur, dass die Anzahl der Neubauten in privater Trägerschaft zurückgehen und der Investitionsstau wieder ansteigt. Damit wird Wohnraum auf dem Papier nicht teurer, aber qualitativ schlechter. Es gibt durchaus bessere Modelle wie hier in Hamburg mit dem Drittelmix, der zumindest den Anstieg mal abgeschwächt hat.
Ich als Investor würde mich ziemlich verarscht fühlen, wenn ich gerade eine große Finanzierung für mein Mietobjekt angestoßen habe und mir dann die Grundlage dafür mehr oder minder entzogen wird.

Am Ende wird es natürlich nicht damit getan sein, dass man in den Ballungsräumen überall wo es geht nachverdichtet. Sondern auch wieder versucht in der Fläche attraktive Wohnmöglichkeiten zu schaffen, die stand jetzt aufgrund der erforderlichen Nähe zum Arbeitsplatz natürlich eher unattraktiv sind. Eine der großen Chancen der letzten 13 Monate könnte nämlich die Abkehr der Präsenzpflicht sein.
 
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Warum sollte durch eine Deckelung der Mieten für Bestandsimmobilien die Anzahl der Neubauten zurückgehen? Und dass Investitionsstau per se ein Problem sei, scheint mir eine recht einseitige Betrachtung. Ich kenne jedenfalls wenige keine Mieter, die seit Jahren sehnsüchtig auf ihre Badsanierung, den neuen Fassadenanstrich oder eine Einbauküche warten.

Selbst unter den Bedingungen des Berliner Mietendeckels (und der Pandemie) konnten 2020 viele Investoren (Bsp.: Deutsche Wohnen) ihre Gewinne steigern. Bevor ich überzeugt bin, dass horrende Gewinne am Wohnungsmarkt ein notwendiges Übel sind, hätte ich doch gern etwas härtere Fakten als das ewig marktliberale Credo von der gemeinwohlstiftenden Wirkung privater Investitionen.
 
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parats'

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Warum sollte durch eine Deckelung der Mieten für Bestandsimmobilien die Anzahl der Neubauten zurückgehen? Und dass Investitionsstau per se ein Problem sei, scheint mir eine recht einseitige Betrachtung. Ich kenne jedenfalls wenige keine Mieter, die seit Jahren sehnsüchtig auf ihre Badsanierung, den neuen Fassadenanstrich oder eine Einbauküche warten.
Weil der Wohnungsmarkt Berlin für Investoren dadurch uninteressanter wird. Wenn die upside, bei unverändertem Risiko, begrenzt wird, dann wird einfach in Zukunft weniger investiert. Wenn die Stadt Berlin selbst investiert ist das vielleicht noch was anderes, aber für private Investoren ist sowas der Genickschuss und das sind nicht nur die großen Konzerne.
Deine Beispiele zur Modernisierung zeigen, dass Du überhaupt gar keine Ahnung hast worum es geht. Es geht nicht um eine tolle neue Küche oder ein modernes Bad oder neue Farbe an der Hauswand. Es geht vor allem um den Erhalt der Bausubstanz und die energetische Modernisierung der Objekte. Dir wird kaum ein Mieter sagen, dass die Deckendämmung des Kellers mal auf den neusten Stand gebracht werden sollte, weil es schlicht niemanden interessiert. Am Ende zahlt man Energieverlust ohnehin über die Nebenkosten in Form des Mehrverbrauchs.
Der Thread zur Altersvorsorge hat schon gezeigt, dass hier einige eine Vorstellung von Immobilien haben, dass man die kauft und dann werden die einfach so teurer. Das man dafür immer wieder investieren muss, versteht wieder keiner. Von Tag 1 verliert eine Immobilie an Wert gemessen am Materialwert, die Steigerung kommt entweder durch äußere Faktoren oder durch eine Sanierung/Modernisierung.
Wenn ich einfach gar nichts investiere, kann ich nach 30 Jahren das Haus mit einem Schuhlöffel abreißen.

Super Beispiel aus meinem direkten Umfeld. Ein guter Freund von mir hatte neben einem seiner MFHs eine Nachverdichtung mit Kellerbau.
Bei der Grundwasserabsenkung wurde scheinbau unsauber gearbeitet - das Ergebnis ist eine minimale Setzung des Fundaments und Rissen an anliegenden Wohnungen der betroffenen Seite. Kosten für sind aktuell 5 stellig und es steht die gerichtliche Klärung aus. Darf er dieses Risiko dann auch deckeln und die Mieter zahlen den Rest?

€: Nur damit es einmal klar ist. Ich bin Mieter und das aus voller Überzeugung. Die Immobilie zur eigenen Nutzung ist das eine, aber bei der aktuellen Lage würde ich pers. einen Teufel tun und in Deutschland privater Vermieter werden. Ich habe als Mieter so unglaublich viele Rechte und so wenig Pflichten im Umgang mit fremdem Eigentum.
 
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Auf dem Niveau können wir jetzt Stunden weitermachen, aber es bleibt letztlich fluff talk. Wenn du mir Zahlen zeigen kannst, die die von dir behaupteten Zusammenhänge belegen, dann her damit. Ich bin kein Ideologe. Aber aufgrund meiner (zugegebenermaßen begrenzten) Erfahrung bezweifle ich einfach die von dir behaupteten Zusammenhänge.
Es gibt einfach keinen klaren Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Immobilienpreise, der Attraktivität für Investoren und der Qualität der Bausubstanz. Sonst müsste die Bausubstanz in Städten wie London, Paris oder New York ja Spitze sein.
Du unterstellst einfach, dass für Eigentümer der Erhalt von Bausubstanz grundsätzlich vorrangig gegenüber Gewinnabsicht ist. Das mag auf manche zutreffen, ist aber kein allgemeingültiges Gesetz.
Ich wohne seit über 15 Jahren in Berlin zur Miete und die Mehrzahl aller Modernisierungsmaßnahmen, von denen ich in den letzten Jahren mitbekommen habe, hatte mit dem Erhalt von Bausubstanz nich das Geringste zu tun.
Es ist imo überhaupt ne ziemlich steile These, dass Berlin durch den Mietendeckel drohte zur Investitionswüste zu werden, wenn die Preise davon völlig unbeeindruckt weiter steigen und Immobilienkonzerne Rekordgewinne vermelden. Und wenn das Dasein als "privater Vermieter" durch Regulierung unattraktiv wird, dann gibt es eben weniger private Vermieter. Katastrophe?
 

Gustavo

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Aber die Lösung ist doch nicht eine Deckelung der Mieten. Gerade Berlin hatte in den 90ern einen massiven Investitionsstau in den städtischen Mietobjekten und hat diese an private Investoren verscherbelt. Ein Deckelung der Rendite fördert nur, dass die Anzahl der Neubauten in privater Trägerschaft zurückgehen und der Investitionsstau wieder ansteigt. Damit wird Wohnraum auf dem Papier nicht teurer, aber qualitativ schlechter. Es gibt durchaus bessere Modelle wie hier in Hamburg mit dem Drittelmix, der zumindest den Anstieg mal abgeschwächt hat.
Ich als Investor würde mich ziemlich verarscht fühlen, wenn ich gerade eine große Finanzierung für mein Mietobjekt angestoßen habe und mir dann die Grundlage dafür mehr oder minder entzogen wird.


Na ja, ob man es jetzt tatsächlich deckeln muss glaube ich nicht, aber doch, ich denke schon dass eine relativ harte Mietpreisregulierung tatsächlich notwendig ist. Die Idee, dass man einfach nur genug bauen müsste ist einfach unrealistisch, weil Menschen einfach nicht in immer weiter verdichteten Städten wohnen wollen. Klar kann man mit dem Tempelhofer Feld kommen (und ja, das hat mich auch geärgert, auch weil meine Freundin dagegen gestimmt hat), aber das sind letztendlich kleinere Effekte. Klar muss das Ziel sein mehr zu bauen, aber aus dem Problem rauszuwachsen ist einfach unrealistisch und wird, wie bereits erwähnt, durch den Mietpreisdeckel auch nicht tangiert.
Ich habe es hier schon mal gesagt und ich weiß, es ist nicht populär, aber letztendlich ist es einfach ineffizient, dass zu viele Leute für ihre Verhältnisse in zu großen Wohnungen leben. Häufig sind das dann auch schon sehr lang bestehende Mietverträge, die außergewöhnlich günstig sind. Das und Zweitwohnungen sind in Berlin die ersten Stellschrauben, an denen ich drehen würde. Auflagen bzgl. sozialem Wohnungsbau sind richtig, wirken aber erst auf lange Sicht tatsächlich.



Am Ende wird es natürlich nicht damit getan sein, dass man in den Ballungsräumen überall wo es geht nachverdichtet. Sondern auch wieder versucht in der Fläche attraktive Wohnmöglichkeiten zu schaffen, die stand jetzt aufgrund der erforderlichen Nähe zum Arbeitsplatz natürlich eher unattraktiv sind. Eine der großen Chancen der letzten 13 Monate könnte nämlich die Abkehr der Präsenzpflicht sein.


Das sehe ich einfach nicht. Ist ja ein frommer Gedanke, aber ich glaube einfach nicht, dass Leute aus der Stadt wegziehen würden, wenn ihre Arbeitsplätze sie nicht binden würden. Selbst die Leute, die irgendwann weiter raus wollen, weil es sich mit Kindern nicht mehr so toll in Kreuzkölln lebt, würden dann mit Kusshand nach Zehlendorf ziehen, wenn sie dort etwas Bezahlbares finden, aber eben nicht ins flache Land in Brandenburg.
 
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Ich habe es hier schon mal gesagt und ich weiß, es ist nicht populär, aber letztendlich ist es einfach ineffizient, dass zu viele Leute für ihre Verhältnisse in zu großen Wohnungen leben. Häufig sind das dann auch schon sehr lang bestehende Mietverträge, die außergewöhnlich günstig sind. Das und Zweitwohnungen sind in Berlin die ersten Stellschrauben, an denen ich drehen würde. Auflagen bzgl. sozialem Wohnungsbau sind richtig, wirken aber erst auf lange Sicht tatsächlich.
Wie würdest du das Problem angehen?
 

parats'

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Wenn Du weder an Mietpreisreduktion durch mehr Wohnungen noch an Mietpreisreduktion durch Ausbreitung in die Fläche glaubst, dann bleibt dir nur die Deckelung - die Ansicht teile ich einfach nicht. Wenn wir hier von einem städtischen Vermieter sprechen gehe ich gerne mit, da kann die Stadt vma kostendeckend arbeiten, aber ich sehe halt die private Seite und die ist so sehr unattraktiv.

Ich habe es hier schon mal gesagt und ich weiß, es ist nicht populär, aber letztendlich ist es einfach ineffizient, dass zu viele Leute für ihre Verhältnisse in zu großen Wohnungen leben. Häufig sind das dann auch schon sehr lang bestehende Mietverträge, die außergewöhnlich günstig sind. Das und Zweitwohnungen sind in Berlin die ersten Stellschrauben, an denen ich drehen würde. Auflagen bzgl. sozialem Wohnungsbau sind richtig, wirken aber erst auf lange Sicht tatsächlich.

Da gehe ich übrigens voll mit und so unpopulär ist deine Meinung nicht, zumindest nicht in der Generation die unter dem Problem wohl eher leidet.

€:
Auf dem Niveau können wir jetzt Stunden weitermachen, aber es bleibt letztlich fluff talk. Wenn du mir Zahlen zeigen kannst, die die von dir behaupteten Zusammenhänge belegen, dann her damit. Ich bin kein Ideologe. Aber aufgrund meiner (zugegebenermaßen begrenzten) Erfahrung bezweifle ich einfach die von dir behaupteten Zusammenhänge.
Es gibt einfach keinen klaren Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Immobilienpreise, der Attraktivität für Investoren und der Qualität der Bausubstanz. Sonst müsste die Bausubstanz in Städten wie London, Paris oder New York ja Spitze sein.
Du unterstellst einfach, dass für Eigentümer der Erhalt von Bausubstanz grundsätzlich vorrangig gegenüber Gewinnabsicht ist. Das mag auf manche zutreffen, ist aber kein allgemeingültiges Gesetz.
Ich wohne seit über 15 Jahren in Berlin zur Miete und die Mehrzahl aller Modernisierungsmaßnahmen, von denen ich in den letzten Jahren mitbekommen habe, hatte mit dem Erhalt von Bausubstanz nich das Geringste zu tun.
Es ist imo überhaupt ne ziemlich steile These, dass Berlin durch den Mietendeckel drohte zur Investitionswüste zu werden, wenn die Preise davon völlig unbeeindruckt weiter steigen und Immobilienkonzerne Rekordgewinne vermelden. Und wenn das Dasein als "privater Vermieter" durch Regulierung unattraktiv wird, dann gibt es eben weniger private Vermieter. Katastrophe?

Die Auswirkung ist doch nicht sofort ersichtlich, allgemein ist der Immobilienmarkt sowieso sehr träge. Der Deckel ist jetzt seit afaik Anfang 2020 in Kraft, gib dem Ganzen mal einige Jahre (oder auch nicht, wurde ja gekippt).
Weniger private Vermieter wäre eine tolles Ergebnis, aber Berlin hat in den 90ern gezeigt, dass es seine Mietobjekte nicht im Griff hatte und diese ziemlich günstig an private Firmen verkauft. Davon mal ab halte ich den Staat für einen ziemlich schlechten Investor, das zeigen die ganzen Leuchtturmprojekte eindrucksvoll und in der Masse darunter ist es ähnlich.
Von der wirtschaftlichen Seite mal weg - ich finde die Außenwirkung des Mietendeckels schon sehr fragwürdig, immerhin handelt es sich hier um Eigentum und da hat der Staat nicht reinzufummeln.
 
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Durch Negativzinsen und Billionen von Dollars die auf der Welt umherschwirren, wird jeglicher Wohnraum in Metropolen weiter teurer.
Das ist wesentlicher Treiber und einzig und allein von der Politik zu verantworten.
Genauso wie die gestiegene Nachfrage durch über eine Million "Neubürger", die auf Staatskosten untergebracht werden und mit den unteren Einkommensschichten um Wohnraum konkurieren.
Dazu kommen noch die absurden Kosten von Neubauten, die nicht ganz unwesentlich von politischen Vorgaben zur Energieeffizienz verteuert werden und die allseitss beliebte Grunderwerbssteuer.

Fassen wir es zusammen: Der Staat ist einer der größten Treiber von steigendenen Immobilienpreisen.
Das sollte man erstmal zur Kenntnis nehmen, bevor sich solche Blindfische wie Herr Scholz zu Worte melden.

Was kann man machen?
- Vorschriften zum energieeffizienten Bauen reduzieren, Grunderwerbssteuern senken
- Mehr Bauland ausweisen, mit der Pflicht einen Prozentsatz X mit günstigen Mietwohnungen zu bebauen
- Den Erwerb von Immobilien für Ausländer und Menschen die hier nicht dauerhaft leben erschweren
und vor allem
- die Verkehrsanbindung und Förderungen für Nicht-Boomregionen stärken. Es muss nicht jeder in Berlin und München wohnen und es stehen hunderttausende Wohnungen in Deutschland leer.
- Zu guter letzt natürlich noch alles an Asylanten abschieben oder in C-Städte umziehen lassen, was geht :deliver:

Aber der Mietendeckel wird das Problem nicht lösen.
 
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Ich finde, ihr habt einen Punkt übersehen: Die Mietpreisbremse gilt nicht für Neubauten - somit ist aus meiner Sicht das Argument, es gebe keine Investitionen in neubauten, kein treffendes - wenns überhaupt eins war. Zusätzlich heißt es ja nicht, dass Mieten nicht steigen dürfen. beiu Neuvermiertungen dürfen halt nicht mehr als 10% draufhauen. Das hat den Grund, dass viele Mieter wegen "Verschönerungen" absurd hohe Mieterhöhungen bekommen haben. Dass dann nur die Fassade neu gemacht wird und fertig, finde ich ne Frechheit (Fenster vielleicht nicht - ist aber nur eine subjektive Sicht).
Ich denke, dass die Mietpreisbremse gut ist, da mieten immer noch bezahlbar sein muss. Das ist in Grostädten nicht mehr der Fall (ich Hamburg haben wir ja gelesen, dass dort ne Wohnung mit 120qm über 2k kostet - wtf?!?), und man darf nicht vergessen, dass die Lohnsteigerungen nicht so üppig ausfallen. Hinzu kommen noch die Nebenkosten (nicht um sonst die zweite Miete genannt).
Des Weiteren sind die Mieterhöhungen, wie schon geschrieben (weiß leider nicht mehr von wem), ja nicht kostendeckend mit den Investitionen, sondern da kommt noch was drauf (irgendwo muss ja Rendite her). Somit ist der Mieter günstiger, wenn er über die Mietnebenkosten die Mehrkosten der Heizung bezahlt anstatt mehr (Sanierung + Mieterhöhung - Sparen durch weniger heizen).
Ich finde, dass die Aussage "zieh doch in die Walamucki" (anstatt in Berlin wohnen zu bleiben) ist zu kurz gegriffen. Klar, da spart man Geld für die Wohnung, aber dann kommt wieder auch einiges drauf: Zweitauto, mehr Spritkosten, Versicherung eventuell auch weniger an kulturellem Angebot oder die schlechtere Versorgung mit Ärzten und Krankhäusern. Und abschließend noch zu fordern, dann bau doch oder kauf dir ne Immobilie: Da fehlt Geld als Eigenkapital (ja, bin da altmodisch) und dass investiert werden muss, ist auch klar (wobei man als erstes auch was nach hinten schieben kann).
 
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Ja, der Mietpreisdeckel gilt nicht für Neubauten. Aber in einer Stadt, in der ...
  • Ein Mietpreisdeckel für die Neubauten von vor einigen Jahren verhängt wird
  • Enteignungen unter Marktwert diskutiert werden
... der weckt ja kein Vertrauen. Der Investor muss damit rechnen, dass in einigen Jahren er dann dran sein könnte mit seinen Neubauten.

Ich denke auch, dass die Mietpreisbremse und -deckel ganz schlechte Ideen waren. Was ich für sinnvoll erachte:
  • Sozialer Wohnungsbau von kleinen Einheiten in günstiger Bauweise in der Nähe von ÖPNV-Hubs. Damit gerade Geringverdiener, die in die Stadt pendeln müssen, eine Chance haben.
  • Deregulierung von Baurecht. Bspw Geschosszahl, Dichte. Damit bauen gerade in den wichtigen Lagen günstig ist, und dort wo gebaut wird, möglichst viel Wohnraum entsteht.
  • Besteuerung von Bodenwert statt Gebäudewert und Transaktionen
@Gustavo in der Diagnose stimme ich dir zu -- dass die Leute nicht umziehen und in zu großen Wohnungen bleiben ist ein Problem. Gerade der Deckel verschärft dieses Problem aber doch, weil der Preisvorteil von alten Bestandsmietern noch vergrößert wird.

Um die Umzugsfreude zu erhöhen würde ich versuchen beim Thema Eigentum Transaktionskosten reduzieren (Grunderwerbssteuer, Notar, Makler) und beim Thema Miete zu versuchen, dass das Delta zwischen Bestandsmiete und Neuvermietungspreis nicht zu krass wird.
 
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Hatte seit Dezember 2020 durch die Mietpreisbremse knapp 70 Euro monatlich gespart, die jetzt zurückgefordert werden (großer Vermieter, Info aus der lokalen Zeitung). Meine Mietwohnung ist/war für die Ecke und das Alter deutlich zu teuer, allerdings bin ich abgesehen davon mit der Wohnlage wirklich zufrieden. Supermarkt vor der Tür, relativ ruige Nebenstraße und ÖPNV vor der Tür, dennoch nicht weit bis zur nächsten Hauptstraße. Deshalb ziehe ich jetzt auch nicht um, wobei ich aktuell nicht mal weiß, wie prekär die Lage jetzt ist (2015 hatte ich wirklich händeringend gesucht) und inwiweit die Pandemie die Nachfrage betrifft.

Mich betrifft die gestoppte Mietpreisbremsde weniger, da ich im Bundesdurchschnitt vom Verdienst etwa in der Mitte liege und die nun wieder ursprüngliche Miete nur knapp über 20 Prozent meines Nettoeinkommens beträgt. Allerdings habe ich auch nicht das dicke Geld, um mir Wohneigentum zu leisten, um einen Batzen als Eigenkapital anzusparen und die Raten verträglich zu halten. Mein Job ist zwar relativ sicher, aber man weiß wirklich nie. Im Umfeld gab es außer selbstverschuldeten Problemen nicht nur einen Fall, wo Arbeitslosigkeit oder Krankheit den Traum des Eigenheims zerstörte (dafür kann die Wohnwirtschaft ja nichts und ist nicht deren Problem, logisch) und die nicht mal mehr lange abzuzahlende Wohnung bzw. Haus dann doch zwangsversteigert wurde.

Ich möchte den Wohnungseigentümern nicht zu nahe treten und verstehe vollkommen, dass die Wohnlage (junge, gesunde und flexible Menschen ohne große Familie haben es einfacher als Familien oder/und eingeschränkte Personen auch mal an den Stadtrand zu ziehen), die Kosten und den langen Weg, säumige Mieter oder Mietnomaden rauszuklagen, durchaus eine Rolle spielen. Keiner muss zwingend in der Innenstadt wohnen und quasi nichts bezahlen (wohne im Süden Berlins und will da gar nicht erst hin ;)) Mich persönlich betrifft es wie gesagt nicht.

Aber ein bißchen ist das Urteil schon ein Armutszeugnis. Ich finde die Mietpreisbremse schon gut wegen den o. g. Fällen, würde sie mir wieder wünschen - meinetwegen auch gerne in abgeschwächter Form.
 
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Naja, das Urteil erging ja aus dem Grund, dass der Bund mit BGB und Mietpreisbremse das Gebiet abschließend geregelt hat und die Länder daher keine Kompetenz haben.
Damit liegt der Ball jetzt wieder bei der Bundespolitik. Von daher bin ich mir nicht mal sicher, ob das Urteil jetzt eher ne Ohrfeige für R2G in Berlin ist oder ein Eigentor für Union/FDP im Bund. Denn es bietet eine Steilvorlage für SPD & Co das Thema Mietpreisregulierung im BT-Wahlkampf auszuschlachten.
Wenn man es geschickt anstellt, könnte man mit einem klugen Konzept sicher bei vielen Menschen Anklang finden.
Man bräuchte ja nicht mal eine super invasive Regelungen. Schon eine leicht verschärfte Mietpreisbremse mit einer Öffnungsklausel für landeseigene Regelungen würde von Union und FDP wohl hart bekämpft werden, bei den Bürgern aber tendenziell großen Anklang finden.
 
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Mietpreisdeckelbefürwortung ist ein Eintreten für Besitzstandswahrung. Alles soll bleiben wie es ist und der Rest der Welt soll da bleiben wo er ist.
Es profitieren die die eine Wohnung haben und von denen die keine Wohnung haben profitieren die die am ehesten glaubhaft machen können, dass sie regelmäßig zahlen, die überteuerte Küchenablöse zahlen und ins Wunschmenschenbild des Vermieters passen.

Sehr viel asozialer geht es eigentlich nicht, denn benachteiligt sind alle die umziehen oder umziehen müssen und dummerweise kein Geld haben oder zu ausländisch aussehen. Danke liebe "linke" Initiative.
(Die Mobilität der Bürger allgemein befördert es auch nicht gerade.)

Was wäre zu tun? Keine Ahnung, bin kein Experte. Aber helfen dürfte:
  • Drittelregelung beim Bau wie in HH (siehe Parats) ggf. verschärft und an den Bedarf angepasst.
  • Weniger Platz je (neu gebauter) Wohnung weil es wohl besser ist eine zu haben die nicht ganz so groß ist wie man es sich wünscht als gar keine.
  • Anreize für Aufstockung (keine Ahnung ob das schon existiert)
  • Bessere Informationen für Mieter was gängige Preise bei gegebener Ausstattung und Fläche angeht
  • Ähnlich wie Punkt 1: eine sinnvolle Regulierung dessen was gebaut und angeboten wird.
  • Für Berlin: Tempelhofer Feld jetzt bitte 100% mit Wohnsilos bebauen. Am besten einfach einen fetten 500m hohen Megablock hinsetzen und ihn "Peach Trees" nennen.
 
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Mal so eine spontane, unausgegorene Idee: vielleicht ein Mindestlohn, der an den Mietspiegel gekoppelt ist? Dadurch würde zumindest im unteren Lohnsegment (die ja wahrscheinlich auch am meisten unter den hohen Mieten leiden) eine teure Stadt zum Standortnachteil werden und Firmen eventuell dazu bewegen, in weniger überlaufene Städte auszuweichen.
 

parats'

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Mal so eine spontane, unausgegorene Idee: vielleicht ein Mindestlohn, der an den Mietspiegel gekoppelt ist? Dadurch würde zumindest im unteren Lohnsegment (die ja wahrscheinlich auch am meisten unter den hohen Mieten leiden) eine teure Stadt zum Standortnachteil werden und Firmen eventuell dazu bewegen, in weniger überlaufene Städte auszuweichen.

Dafür ist eigentlich der WBS gedacht. Das bedingt natürlich dem Angebot an sozial geförderten Wohnungsbau. In Hamburg liegt die Grenze für den Single bei 12k Netto (+6k je weiterer Person), dass ist nicht üppig.
 
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  • Weniger Platz je (neu gebauter) Wohnung weil es wohl besser ist eine zu haben die nicht ganz so groß ist wie man es sich wünscht als gar keine.
Das find ich einen sehr interessanten Punkt, wenn ich die letzten Jahre irgendwelche Wohnbauprojekte mitbekommen hab in den "schlimmen" Großstädten der Region ging es irgendwie immer um Wohnungen 60+ m², gern auch mal 80+ m². Aber hab irgendwie nie von dem großen neuen Wohnhaus voller Single-Wohnungen (in Single-Größe) gehört, obwohl das ja eher der gesellschaftlichen Entwicklung entsprechen würde.

Deutschlandweit sind wir ja schon bei 47 m²/Einwohner ('91 waren es noch knapp 35 m²) und das findet ja keineswegs nur auf dem Land statt. Hab mal ein paar Zahlen für Düsseldorf gegoogelt: Durchschnittliche Wohnungsgröße 76,3 m², damit 42,7 m²/Kopf. Nun könnte man ja noch auf die Idee kommen man bräuchte Wohnraum für Familien mit Kindern, nur ist da der Haken, dass es den eigentlich gibt, nur eben nicht in der Hand von Familien mit Kindern. Zwar schon ein bisschen älter, aber würde eher vermuten, dass sich das verschlimmert hat:
1618660621024.png
Vermutlich können die meisten Menschen mit Kind(ern) sich einfach die große Wohnung in Düsseldorf erst gar nicht leisten.
 
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Mietpreisdeckelbefürwortung ist ein Eintreten für Besitzstandswahrung. Alles soll bleiben wie es ist und der Rest der Welt soll da bleiben wo er ist.
Es profitieren die die eine Wohnung haben und von denen die keine Wohnung haben profitieren die die am ehesten glaubhaft machen können, dass sie regelmäßig zahlen, die überteuerte Küchenablöse zahlen und ins Wunschmenschenbild des Vermieters passen.

Sehr viel asozialer geht es eigentlich nicht, denn benachteiligt sind alle die umziehen oder umziehen müssen und dummerweise kein Geld haben oder zu ausländisch aussehen. Danke liebe "linke" Initiative.
(Die Mobilität der Bürger allgemein befördert es auch nicht gerade.)
Inwiefern sind denn durch einen Mietendeckel die Incumbents stärker bevorteilt als durch die herkömmlichen Beschränkungen für Mieterhöhungen, die im Mittel dazu führen, dass jeder Umzug mit ner deutlichen Mietsteigerung einhergeht?
Der Charme einer allgemeinen Obergrenze ist ja gerade, dass sie für Neuvermietung und Bestandsmieten gleichermaßen gilt. Wenn man Aktiverträge unangetastet ließe, hätte man sogar einen starken Anreiz die Wohnung zu wechseln.

Wie man das Verteilungsproblem besser löst, weiß ich auch nicht.
Zunächst mal wäre eine Reform des Wohngeldes angezeigt. Das verhilft Stand heute nämlich niemandem zu einer Wohnung, die er sich nicht eh leisten kann, zumal die Bearbeitung vielerorts Monate dauert.
Andererseits sehe ich die Lenkungswirkung des Wohngelds durchaus auch kritisch. Ich kenne Fälle, wo Familien mit nur etwas weniger Einkommen sich eine deutlich größere und teurere Wohnung leisten können als andere, weil der Staat für einen beträchtlichen Teil der Miete aufkommt.

Wie wäre es mit einer Wohnraumsteuer? Für jeden Quadratmeter, der den Bedarf übersteigt, wird was auf die Einkommensteuer draufgeschlagen. :troll:
 
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Dafür ist eigentlich der WBS gedacht. Das bedingt natürlich dem Angebot an sozial geförderten Wohnungsbau. In Hamburg liegt die Grenze für den Single bei 12k Netto (+6k je weiterer Person), dass ist nicht üppig.
Aber dadurch steht in der überfüllten Stadt ja noch mehr Arbeitskraft zur Verfügung, die Unternehmen anlockt und die Spirale dreht sich weiter. Der WBS befeuert das ganze eher noch, weil Menschen trotz geringem Lohn in den teuren Städten wohnen können. Es gibt keine Notwendigkeit für den Arbeitgeber, höheren Lohn zu zahlen.
Es geht mir eigentlich weniger darum die Arbeitnehmer zu entlasten, sondern darum hohe Mieten zu einem Standortnachteil für Unternehmen werden zu lassen. Um eine Entzerrung von Arbeitsplätzen und darauf folgend Wohnraum aus den Metropolen zu bewirken.
 

parats'

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Du kannst mit einem WBS nicht jede Wohnung anmieten. Wenn es keine geförderten Wohnungen mehr gibt, musst du sehen wo du bleibst.
Ich bin bzgl. der Entzerrung bei dir, das würde wohl am ehesten helfen. Meine Hoffnung ist wie gesagt ein umdenken beim Thema Tele-Arbeitsplatz. Dafür ist aber noch nichtmal der Arbeitsschutz angepasst..
 
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Inwiefern sind denn durch einen Mietendeckel die Incumbents stärker bevorteilt als durch die herkömmlichen Beschränkungen für Mieterhöhungen, die im Mittel dazu führen, dass jeder Umzug mit ner deutlichen Mietsteigerung einhergeht?
Der Charme einer allgemeinen Obergrenze ist ja gerade, dass sie für Neuvermietung und Bestandsmieten gleichermaßen gilt. Wenn man Aktiverträge unangetastet ließe, hätte man sogar einen starken Anreiz die Wohnung zu wechseln.
Naja, sie haben eine Minderung des Mietpreises plus sie haben eine Wohnung … und zero Anreiz umzuziehen. Dadurch sinkt der Anteil der Wohnungen die pro Zeiteinheit den Mieter wechseln, entsprechend sinkt das Angebot pro Zeiteinheit … was den Wettbewerb für diejenigen die eine Wohnung brauchen stärker macht.

Die Deckelung des Mietpreisanstieges macht nicht in der Miete enthaltene Faktoren wichtiger welche zur Vermieterentscheidung hinzugezogen werden, also wie nett lächeln die potentiellen Mieter, haben sie einen ordentlichen deutschen Namen, bezahlen sie eine überhöhte Ablöse für die Küche. Das sind alles Dinge die Minderheiten/Randgruppen/Unterprivilegierte unter den Wohnungssuchenden benachteiligen, weil das blonde blauäugige Paar promovierter Juristen, das sich jede Miete leisten kann, in jedem Wettbewerb jetzt noch leichter durchsetzt.

Incumbents sind nicht über die Mietsenkung hinaus bevorteilt, aber es ist schon ein ordentlicher Vorteil wenn man für 10 EUR pro qm in einen Vertrag eingestiegen ist, und sich durch diese Zahlungsbereitschaft die Wohnung gesichert hat, und jetzt mit der Preisdeckelung große Windfallgains hat. Anreize zum Umziehen sind da Null … zugegeben Dein Vorschlag mit Bestand der Altmieten hätte was, aber er löst das Problem ja auch nicht.
Die Mietsteigerungen sind in Berlin ja ebenfalls begrenzt worden.
Es ist halt das erwartete Ergebnis wenn man auf einem Markt den Preis auf ein Niveau beschränkt, das nicht markträumend ist und auch nichts existiert was das Angebot erhöhen würde.

Man könnte sagen: Die Bevorteilung der Bestandsmieter entsteht durch die starke Benachteiligung der schwächsten unter den Mietinteressenten. Eine wunderbare Verteilung der Renten in Richtung Bestand und denen die ohnehin schon besser dastehen. Das ziemlich exakte Gegenteil von sozialer Politik … aber dafür ganz tolle Symbolpolitik.
 
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Naja, die Probleme und Ungerechtigkeiten, die du aufzählst, gibt es immer. Ich sehe jetzt nicht, inwiefern es unterprivilegierten Mietern irgendwas bringen soll, dass das Anwaltspaar mehr für seine Wohnung zahlt. Im Fokus steht hier halt eher die Familie, die ohne Mietendeckel niemals in eine angemessen große Wohnung hätte einziehen können, respektive dadurch nicht ausziehen muss. Die Deckelung der Miete macht nämlich nicht pauschal andere Faktoren wichtiger, sondern erweitert in erster Linie mal den Kreis der Leute, die überhaupt prinzipiell die Möglichkeiten hätten die Wohnung anzumieten. Ob sie sie dann bekommen, ist ne andere Frage. Aber du siehst jetzt den hochbezahlten indischen IT-Spezialisten benachteiligt, weil der sich die 20 Euro pro Quadratmeter leisten könnte, aber bei 10 Euro pro Quadratmeter keine Chance gegen das deutsche Beamtenpaar im mittleren Dienst hat? Scheint mir etwas weit hergeholt.

Trotzdem sehe ich durchaus deinen Punkt. Ich hatte vor Jahren über die Mietpreisbremse eine Diskussion mit einem guten Studienfreund, dessen Vater einen Gründerzeitaltbau in Charlottenburg besitzt. Der war der Auffassung, dass die Mietpreisbremse genau nichts an der Auswahl der potentiellen Mieter ändere, sondern lediglich dazu führe, dass dieselben Leute dann weniger zahlen.
Ob man das allerdings so verallgemeinern kann, kA. Ich weiß aus erster Hand, dass der erwähnte Vermieter auch keine Familien einziehen lässt, nach Möglichkeit nicht mal Paare im zeugungsfähigen Alter. :ugly:
 
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Naja, direkt hat der Suchende nichts davon, wenn der Anwalt mehr zahlt.

Aber indirekt:
  • Hat der Fokus auf diese nicht-funktionierenden Instrumente ja eine Debatte über andere Maßnahmen (viele Optionen wurden hier genannt) verhindert
  • Durch weniger Neubauten und auch mehr Umwandlungen in Eigentumswohnungen wird das Angebot gesenkt, und das schadet allen Suchenden absolut
 
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Den zweiten Punkt kann ich nicht nachvollziehen. Ob jemand eine Mietwohnung oder eine Eigentumswohnung belegt, ändert am Angebot genau nichts. Der erste Punkt ist ein politisches Problem, das prinzipiell unabhängig ist. Natürlich sollte eine Mietendeckelung nicht das einzige Instrument sein.
 
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ETW können frei bleiben, bspw weil als langfristiges Investitionsobjekt gedacht. So oder so stehen sie den Mietmarkt nicht mehr unbedingt zur Verfügung.

Gegen Leer stehende Wohnungen und brach liegendes, spekulativ gehaltenes Bauland hilft übrigens auch die Bodenwertsteuer.
 

Gustavo

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Den zweiten Punkt kann ich nicht nachvollziehen. Ob jemand eine Mietwohnung oder eine Eigentumswohnung belegt, ändert am Angebot genau nichts. Der erste Punkt ist ein politisches Problem, das prinzipiell unabhängig ist. Natürlich sollte eine Mietendeckelung nicht das einzige Instrument sein.

Das wäre nur wahr, wenn du glaubst dass Leute in Eigentumswohnungen immer noch denselben Mobilitätsgrad haben wie Leute, die zur Miete wohnen. Das wiederum erscheint mir jetzt weit hergeholt.
 
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Naja, die Probleme und Ungerechtigkeiten, die du aufzählst, gibt es immer. Ich sehe jetzt nicht, inwiefern es unterprivilegierten Mietern irgendwas bringen soll, dass das Anwaltspaar mehr für seine Wohnung zahlt. Im Fokus steht hier halt eher die Familie, die ohne Mietendeckel niemals in eine angemessen große Wohnung hätte einziehen können, respektive dadurch nicht ausziehen muss. Die Deckelung der Miete macht nämlich nicht pauschal andere Faktoren wichtiger, sondern erweitert in erster Linie mal den Kreis der Leute, die überhaupt prinzipiell die Möglichkeiten hätten die Wohnung anzumieten. Ob sie sie dann bekommen, ist ne andere Frage. Aber du siehst jetzt den hochbezahlten indischen IT-Spezialisten benachteiligt, weil der sich die 20 Euro pro Quadratmeter leisten könnte, aber bei 10 Euro pro Quadratmeter keine Chance gegen das deutsche Beamtenpaar im mittleren Dienst hat? Scheint mir etwas weit hergeholt.
Das Argument ist ja auch nicht, dass es es den Armen etwas bringt oder nimmt, sondern, dass es die Möglichkeit der Preisdiskriminierung aus dem Markt tilgt, welche zumindest dafür sorgen konnte, dass der Preis das wichtigste Kriterium ist. Jetzt ist der Preis nicht mehr wichtig und die Armen stehen (stärker) in einem Wettbewerb den sie nicht gewinnen können, weil Faktoren wichtiger geworden sind bei denen sie schlechter dastehen.
Du sagst, dass der Kreis der Menschen größer wird, die sich eine passende Wohnung leisten könnten, was an sich ersteinmal richtig ist. Was dabei unberücksichtigt bleibt ist, dass das Angebot immer noch die kurze Marktseite ist. Und der Vermieter wird in der Mehrzahl der Fälle die Mieter auswählen die ihm am besten passen und nicht diejenigen die am ärmsten dran sind. Der Mietendeckel verschärft lediglich den Wettbewerb … bzw. ändert bestenfalls genau gar nichts für die Menschen auf Wohnungssuche, weil statt einer höheren Miete eben überhöhte Ablösen fällig werden. Auf der Seite derer die schon eine Wohnung haben bringt er denen am meisten die sich bisher im Mittel ohnehin schon am meisten leisten konnten. Tolle Wurst.
Der indische IT Spezialist hat es ganz definitiv schwerer als das deutsche Beamtenehepaar selbst wenn er es sich leisten kann. Und der türkisch-deutsche Arbeiter hat es noch schwerer weil sein Gehalt nochmal eine Ecke niedriger liegt.
Der Mietendeckel ist schlicht eine sehr schlecht durchdachte symbolpolitische "Lösung" die keines ihrer Ziele auch nur ansatzweise erreicht … außer, dass eben Bestandsmieter eben ein Jahr billiger gewohnt haben und ggf. sogar noch einen Bailout vom Berliner Senat bekommen … in die Taschen der Vermieter auf Kosten der Allgemeinheit … so werden die Kosten der Parteisymbolpolitik erfolgreich sozialisiert. lel.
 
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Ja es ist in der Welt, ja es ist trotzdem recht lesenswert. Menschen sind offensichtlich dum genug um nicht zu raffen was Phase ist, oder sie planen in der Mehrzahl nicht umzuziehen und das Umfrageergebnis spiegelt eine nutzenmaximierende und egoistische Entscheidung wieder:
"Es ist vielleicht für die doof die eine Wohnung suchen, aber wenn ich weniger zahlen müsste wäre das ganz nice weil ich ja gar nicht umziehen will und damit die negativen Folgen nicht ertragen müsste. Welcher Loser sucht auch schon eine Wohnung, LOL."
 

parats'

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Es ist ja nicht so, dass der Mietpreisdeckel eine neue Erfindung ist. Komischerweise erinnert sich kein Mensch mehr an die DDR, dort waren die Mieten ebenfalls gedeckelt und die Substanz war zur Wiedervereinigung nicht mehr wirklich brauchbar.
 
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