Merkels Nachfolge

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Nun, ich stimme Dir zu, dass sicher nicht die Mehrheit faul rumhängen will, aber "nur" 2% sind es wahrscheinlich auch nicht. Das System ist zu bürokratisch und man könnte sicherlich viel vereinfachen. Jedoch ginge das dann häufig auf Kosten der individuellen Gerechtigkeit.

Was das Fördern angeht: prinzipiell ja. Es gibt allerdings ein großes Aber. Das Problem ist, dass ein relevanter Anteil der Menschen in dieser Situation nichts lernen wollen oder können. Das mag arrogant klingen, ist es vielleicht auch, aber es ist exakt meine Erfahrung. Etwas lernen wird als mühselige Quälerei anstatt als Chance empfunden. Allein schon wenn man sich den Unterschied zwischen verschiedenen Hochschultypen und Studiengängen anschaut merkt man einen ähnlichen Effekt. Bildung wird mit proportional zum sozio-ökonomischen Status häufig leider nicht als etwas wertvolles wahrgenommen. Da must Du nur mal nachhaltig in Kontakt mit kommen bevor Du die Existenz dieses Problems zwangsläufig anerkennen wirst.

Target: Da muss gar nichts nachvollzogen werden, weil die Verrechnungsposition eben genau gegenüber dem ESZB besteht. Das wird nach EK-Anteil verteilt, womit Deutschland gerundet 17,8% der Summe über die Bilanz der Bundesbank bzw. über ausgefallene Gewinne der EZB zu tragen hätte.

Investitionen: Wie Du schon sagst ist es konjunkturell gerade nicht sinnvoll. Auch durch mehr Investitionen wird die Autobahnbrücke aktuell nicht schneller fertig, da die Kapazitäten in der Baubranche ausgereizt sind. Jetzt noch große Ausschreibungen zu machen würde genau gar nichts bringen, außer den Bauunternehmern die Taschen zu füllen. An der Kapazitätsgrenze machst Du halt nichts mit Geld- oder Fiskalpolitik oder Gesetzgebung oder whatever. Die Kapazität der Baubranche jetzt par ordre de mufti auszuweiten wäre ebenfalls eine Einladung für weitere Exzesse, da die Baubranche ein recht zuverlässiger Frühindikator für den Konjunkturzyklus ist.
Es gäbe da jede Menge Potential für Investitionen, aber: wo die Kapazitäten ausgereiz sind, ist zusätzliche Nachfrage unsinnig. Der Blick auf die Außenwirtschaft ist auch trügerisch. Damit täte man niemandem einen Gefallen, außer denen, die jetzt schon die Problembären sind. Strukturreformen und teilweise die damit verbundene Austerität (aber nicht(!) Austerität per se) wirken mittelfristig recht gut. Zigfach belegt. Die Option die das UK und die USA durch die 2009er Krise gewählt haben geht in einer Währungsunion halt nicht. Zumindest nicht solange man einen Austritt ausschließt.
 

Benrath

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Benrath: Jein. Das spielt genau dann eine Rolle wenn ein Staat austritt. Genau dann müsste erörtert werden was Target II Salden sind. Forderung oder nicht bzw. Forderung mit Fälligkeit oder nicht. Und auch wenn das aktuell nicht definiert ist kannst Du Dich darauf verlassen, dass es da massiven Streit gäbe. Wie Du ja sagst ist das bei Italien eine erkleckliche Summe die zwischen der Italienischen ZB und der EZB offen ist. Das gäbe Streit wie beim Brexit. Eine Umrechnung in Lira wäre das was Italien wollte, eine Begleichung in Euro der Standpunkt der EZB. Am Schluss gäbe es dann irgendeine Verhandlungslösung mit Haircut oder einem anderen Kuhhandel.

Für mich sind das Forderungen/Verbindlichkeiten gegen die EZB und der Rest ist doch egal bzw. nachgelagert. Wir sind auch was die Folgen angehe nicht so weit auseinander, nur beschreibst du den Mechanismus etwas komisch. Das Problem geht immer hand in hand damit, ob die EZB bleibt und wie und nicht, ob ein Land mehr oder weniger dabei ist.
 
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Nun, ich stimme Dir zu, dass sicher nicht die Mehrheit faul rumhängen will, aber "nur" 2% sind es wahrscheinlich auch nicht. Das System ist zu bürokratisch und man könnte sicherlich viel vereinfachen. Jedoch ginge das dann häufig auf Kosten der individuellen Gerechtigkeit.

Was das Fördern angeht: prinzipiell ja. Es gibt allerdings ein großes Aber. Das Problem ist, dass ein relevanter Anteil der Menschen in dieser Situation nichts lernen wollen oder können. Das mag arrogant klingen, ist es vielleicht auch, aber es ist exakt meine Erfahrung. Etwas lernen wird als mühselige Quälerei anstatt als Chance empfunden. Allein schon wenn man sich den Unterschied zwischen verschiedenen Hochschultypen und Studiengängen anschaut merkt man einen ähnlichen Effekt. Bildung wird mit proportional zum sozio-ökonomischen Status häufig leider nicht als etwas wertvolles wahrgenommen. Da must Du nur mal nachhaltig in Kontakt mit kommen bevor Du die Existenz dieses Problems zwangsläufig anerkennen wirst.
Junky hat ja jetzt auch keine Quellen gepostet, aber dein kompletter Absatz beruht letztlich darauf, dass du auch keine Quellen hast, wohl aber eine vorgefertigte Meinung dank deiner Empirie. Und da du bei deiner Arbeit sicherlich keinen signifikanten Anteil an Arbeitslosen kennengelernt hast, ist es genau die Menge, die deine Meinung zwar vorfertigt, aber nach objektiven Kriterien immer noch wertlos macht. Außerdem redest du über Reaktionen im momentanen System. Dass man keinen Bock hat da wie ein Äffchen zu springen, gerade _wenn_ einem schon Ungerechtigkeit widerfahren ist, ist imo schon nachvollziehbar.

Klar, ich hab jetzt auch keine Mehrinformation eingebracht. Aber letztlich bräuchten wir dazu ein paar ordentliche Quellen; es spielt in dem ganzen Diskurs nämlich eine große Rolle, ob wir von 2%, 5% oder 20% der Arbeitslosen reden. Hat da jemand ordentliche Quellen zu?
 
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tic0r: Nunja, ich habe halt unterschiedliche Bekanntenkreise und auch Kontakte außerhalb der Akademikerbubble. Zusätzlich bin ich gerne bereit zuzugeben, dass mir meine Zeit aktuell zu knapp ist um hier Stunden in eine Recherche von Daten zu investieren. (Insb. dann wenn es ohnehin von irgendwelchen Experten mit "ja aber" weggewischt wird.) Meine Meinung ist nicht "vorgefertigt", sondern Ergebnis von langen Jahren Leben und Sehen wie unterschiedliche Menschen mit Arbeitslosigkeit umgehen, wie unterschiedlich Menschen ticken usw. usf.

Benrath: Jo, denke ich auch. Ich find ja Deine Argumentation komisch :ugly:
 

Gustavo

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Btw: Ansonsten ärgere ich mich ja oft darüber, wie die CSU mit ihrer Sonderstellung dauerhaft mehr Einfluss rausschlagen kann, als für einen (zugegebenermaßen sehr großen und erfolgreichen) Landesverband der CDU jemals drin wäre. In diesem Fall allerdings haben sie hier mal das Gegenteil bekommen: Wäre die CSU als Landesverband stimmberechtigt gewesen, hieße die nächste Vorsitzende der CDU (und mutmaßliche Kanzlerkandidatin) jetzt sicher nicht Kramp-Karrenbauer.
 
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So sehr ich auch persönlich Merz für den weit überlegeneren und kompetenteren Kandidaten halte und so sehr ich mir persönlich wünschen würde, dass die CDU einen Merz-Kurs eingeschlagen hätte - ich muss dennoch zugeben, dass wohl die richtige Entscheidung getroffen wurde, denn auch wenn so ein Kurs richtig und gut für's Land wäre ist er leider nicht mehrheitstauglich. Die CDU muss weitermerkeln, wenn sie erfolgreich bleiben will. Die Vernunft muss dann weiterhin die FDP in die Regierung einbringen, während die CDU sich ohne echte Akzente und ohne echte Positionen in der Mitte gerade dank des Mangels an Positionen weiterhin unangreifbar macht. Zur Maximierung der Wählerstimmen ist's wohl leider das beste. Und selbst weiter herummerkeln ist das kleinere Übel im Vergleich zu einer gegen Merz wieder erstarkenden SPD, deren mittlerweile riefstroten Schwachsinn nun wirklich überhaupt niemand braucht.
 

Scorn4

Servitor
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Kompetent ist eine Frage des Maßstabs. Klar ist Merz ein größerer Visionär und Stratege; er ist aber nicht volksnah und kann seine überlegenen Ideen nicht öffentlichkeitswirksam kommunizieren. Sein Publikum sind Banker hinter verschlossenen Türen, nicht Durchschnittsbürger (egal,, wie eng oder breit man hier deen Durchschnitt verstehen möchte). Um an vorderster Front Politik zu bewegen, ist Merz da halt keine Idealbesetzung. Unabhängig davon, wie sehr er dann objektiv tatsächlich Recht haben mag, verfügt er nämlich nicht über die politische Kernkomptenz, eine breite Basis für seine Vision zu schaffen. Ich erinnere mich deutlich an das Debakel Wehrdienst, das mich damals direkt betroffen hat.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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https://www.welt.de/politik/deutsch...ieht-gegen-Deutsche-Umwelthilfe-ins-Feld.html


Die Umwelthilfe ist mir egal, aber der Steuerteil ist natürlich sagenhaft: Um eine konjukturelle Delle auszugleichen, von der heute niemand weiß wie groß sie sein wird, solle man das ungeeignetste aller Mittel (Steuersenkungen für Leute, die sie nicht brauchen) wählen. Die Logik dahinter ist auch genial: Als ob der Wirtschaftskreislauf zu 100% aus Staat bestünde. "Entlastungen" für Bürger, die seit fast einer Dekade jedes Jahr (nach Steuern!) mehr Geld haben und für Unternehmen, die jetzt schon nicht wissen, was sie mit ihren Gewinnen machen sollen. Wirtschaftswissenschaftlich in etwa so profund wie jemand, der dem Staat eine Blutegelkur verschreiben möchte, weil er zu viel Blut hat. Wenn sie "die Mittelschicht" (tm) entlasten wollte, von mir aus, aber dann wirklich die Mittelschicht, also Leute im mittleren Drittel der Einkommensverteilung und nicht jeden Doppelverdienerhaushalt, der sich für Mittelschicht hält.
 
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Der Artikel hat mich auch getriggert, allerdings aus einem leicht anderen Grund: "Wir wollen jetzt die DUH absägen, weil die die Einhaltung von Gesetzen und Regulierungen einfordert für die wir mitverantwortlich sind. Zu überlegen ob wir einfach mal die Regulierungen auf Sinnhaftigkeit überprüfen kommt mir nicht in den Sinn."

Ich denke ja, dass ein sinnvolles Streamlining des Steuersystems schon allein so viel Verwaltungsaufwand beseitigen würde, dass man die Steuerbelastung unangetastet lassen könnte.

PS: AKK hat halt PolWiss und ÖR studiert. Ihre "Wirtschaftskompetenz" kommt aus der "Praxis".
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Schieritz, der ein guter Junge ist, hat übrigens einen überdurchschnittlichen Artikel zur Steuerproblematik geschrieben: https://www.zeit.de/politik/deutsch...teuer-single-familien-abgaben-differenz-5vor8.
Fricke, der die Sache für meine Begriffe etwas zu polemisch formuliert, aber in der Sache sicherlich recht hat: http://www.spiegel.de/wirtschaft/so...nkungen-nichts-bringen-kolumne-a-1247456.html

"Leistung" lohnt sich seit einer ganzen Weile durchaus tendenziell deutlich mehr. Irgendwie sagt das bloß kaum jemand.
 
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Schieritz, der ein guter Junge ist, hat übrigens einen überdurchschnittlichen Artikel zur Steuerproblematik geschrieben: https://www.zeit.de/politik/deutsch...teuer-single-familien-abgaben-differenz-5vor8.
Fricke, der die Sache für meine Begriffe etwas zu polemisch formuliert, aber in der Sache sicherlich recht hat: http://www.spiegel.de/wirtschaft/so...nkungen-nichts-bringen-kolumne-a-1247456.html

"Leistung" lohnt sich seit einer ganzen Weile durchaus tendenziell deutlich mehr. Irgendwie sagt das bloß kaum jemand.

Ich finde gerade den zweiten Artikel gut (nicht wegen der Polemik, sondern des Inhalts).

Den ersten Artikel sehe ich allerdings überhaupt nicht als "überdurchschnittlich":

Mal kurz gefragt, habt ihr schon jemals den Satz gehört "seit wir Kinder haben, schwimmen wir im Geld"? Die Behauptung, gerade bei Familien sei der Steuersatz zumindest in Ordnung (wenn nicht gar zu niedrig), finde ich ziemlich lächerlich.

1. Wenn die eigene Frau nicht an der Kasse beim Netto arbeitet, sind die ersten Einbußen schon mal das Gehalt+Karriereknick während der Elternzeit. Hier in Leipzig kannst du z.B. auch einen Kita-Platz erst beantragen, wenn das Kind schon auf der Welt ist und dauert dann im Schnitt 18 Monate. Sprich die Ausfallzeit kannst du wirklich nur reduzieren, wenn du das Kind früher zur Verwandtschaft geben kannst (Oma, Opa, Eltern...) oder ordentlich in die Tasche greifst für die private Betreuung.

2. Man braucht mehr Geld für alles. Größere Wohnung, größeres Auto, Versorgung des Kindes, Bezahlung Kita/Betreuung.

Die reine Steuerquote macht es hier mMn nicht wirklich (oder nur zum Teil). Ob Kita/Schule etc. kostenpflichtig sind, Kinderbetreuung/Ausgaben für die Kids steuerlich geltend gemacht werden können (wurde das alles berücksichtigt beim Ländervergleich?) hat dann doch erheblichen Einfluss.

Bevor gefragt wird, nein ich habe (noch) keine Kinder. Aber finanziell würde ich immer besser fahren, auch nie welche zu bekommen. Ich verstehe einfach nicht, wie man abseits der Steuerquote zu der Annahme kommen kann, Kinder wären finanziell ein Gewinn? (Da er die Belastungsquote für Familien deutlich besser sieht wie für Singles, müsste dies ja der Fall sein/die Betroffenen relativ reicher sein).
 
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Gustavo

Doppelspitze 2019
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Die reine Steuerquote macht es hier mMn nicht wirklich (oder nur zum Teil). Ob Kita/Schule etc. kostenpflichtig sind, Kinderbetreuung/Ausgaben für die Kids steuerlich geltend gemacht werden können (wurde das alles berücksichtigt beim Ländervergleich?) hat dann doch erheblichen Einfluss.


Nein, aber darum geht es ja auch nicht. Die Studie fragt wie viel man von seinem Gehalt an Steuern und Abgaben abzüglich Vergünstigungen zahlt. Das ist in Deutschland relativ viel, weil wir insgesamt einen überdurchschnittlichen Teil unserer Staatsquote so finanzieren, aber für Ein-Verdiener-Familien eben durchaus in dem Bereich der Staaten, die uns am ähnlichsten sind (Belgien, Österreich, Niederlande, Frankreich, mit ein wenig Abstand die Skandinavier). Ein bisschen Raum nach unten zu gehen wäre für Deutschland sicherlich bei Familien mit zwei Verdienern, die bei durchschnittlich oder leicht darüber verdient wird, aber in Deutschland kriegt man im OECD-Vergleich sicherlich auch relativ viel geboten für sein Geld. Wo allerdings eine eklatante Ungerechtigkeit herrscht ist bei Alleinerziehenden mit unterdurchschnittlichem Gehalt: Da zahlt man bei uns immer noch 18% seines Gehalts, in Belgien 15%, aber in Österreich 7%, in Frankreich 2% und in den Niederlanden kriegt man sogar eine Erstattung von 3%. Dort müsste man am dringendsten ansetzen, aber davon höre ich nichts. Für das Geld was die CDU gerne den reichsten 10% schenken will könnte man die Steuerlaste dieser Haushalte problemlos auf 0% runterfahren.
 
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Nein, aber darum geht es ja auch nicht....

.. Wo allerdings eine eklatante Ungerechtigkeit herrscht ist bei Alleinerziehenden mit unterdurchschnittlichem Gehalt: Da zahlt man bei uns immer noch 18% seines Gehalts, in Belgien 15%, aber in Österreich 7%, in Frankreich 2% und in den Niederlanden kriegt man sogar eine Erstattung von 3%. Dort müsste man am dringendsten ansetzen, aber davon höre ich nichts. Für das Geld was die CDU gerne den reichsten 10% schenken will könnte man die Steuerlaste dieser Haushalte problemlos auf 0% runterfahren.

Ich sehe die Welt ja nicht grundsätzlich anders und ja, gerade Alleinerziehende sollten noch deutlich entlastet werden. Aber gerade deshalb finde ich den Artikel ja so schwach. Grundsätzlich sollte es Steuervorteile immer für Kinder, nicht für die Heirat/Ehe geben. Diese bietet für uns kaum gesellschaftlichen Mehrwert im direkten Vergleich zu Kindern. (die Gruppe der Alleinerziehenden fällt im Artikel btw. komplett unter den Tisch, die Ehegeschichte ebenfalls).

Und nur weil es eine Gruppe gibt, die noch bedürftiger wäre, ist das kein Grund, anderen Gruppen, wo es ebenfalls sinnvoll wäre, nicht zu entlasten. Das lustige ist doch gerade, dass die Gruppe der überdurchschnittlich verdienenden Eltern wohl auch die potentesten Steuer- bzw. Rentenzahler von morgen stellen. (jede Bildungsstudie bescheinigt zumindest einen sehr starken Zusammenhang zwischen Bildung Elternhaus und den Kindern; ist ein Problem für sich, aber so zu tun als wäre unsere soziale Mobilität super, um sich die Steuereinnahmen schön zu lügen bringt nun mal rein gar nichts).
Ansprüche z.B. erwirbt man durch seine eigene Leistung. Aber die tatsächliche Höhe der Rente, die gezahlt werden kann, liegt eben doch an den Beitragszahlern. Und wenn man nur wenige junge, gut ausgebildete Menschen im Land hat, wird diese Rente auch immer mager ausfallen.

Das mit der Soli-Abschaffung sehe ich übrigens als Strohmann, da dies mit der Steuerlast der Familien nicht viel zu tun hat. Entweder ist eine Familie mit oder ohne Soli so reich, dass sie wirklich keiner weiteren Erleichterung mehr bedarf oder sie erhält zumindest ein wenig Unterstützung. Ich habe den Autor für seine "Hur-Dur, Familien werden eh schon genug begünstigt" kritisiert, nicht für die fragwürdige Abschaffung des Solis.
 

Gustavo

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Wie gesagt: Du redest hier über etwas, was gar nicht sein Punkt war. Sein Punkt war dass die Steuern nicht so hoch sind wie behauptet wird. Der gilt für Zwei-Verdiener-Haushalte etwas eingeschränkt und gemeinhin wissen die meisten Leute, dass in Deutschland durchschnittliche Einkommen tendenziell zu hoch belastet werden und hohe zu niedrig (und dass das Ehegattensplitting pure Verschwendung ist). Aber du lässt auch außer Acht dass es irgendwo eine Grenze gibt: Unser Staat ist teuer und die meisten Leute leben immer noch (zumindest für einen gewissen Teil ihres Lebens) in der Kombination "Eltern mit Kindern", dementsprechend gibt es eine definitive Untergrenze, wie man diese Leute entlasten kann, ohne den Finanzrahmen zu sprengen. Beliebig kann man diesen Leute eben nicht die Steuern kürzen und genau wie dir jede Studie zeigt, dass die Bildungsungleichheit hoch ist, zeigt dir jede Studie auch, dass die Einflüsse von Steuersätzen auf die Familienplanung sowieso extrem niedrig ist: Einfach den Leuten mehr Geld zu lassen ist eine extrem ineffektive Art der Familienförderung. Gemeinhin höre ich von so gut wie niemandem "wir schwimmen im Geld", aber ab einem bestimmten Einkommen gibt es eigentlich keinen Grund mehr, Familien mit Kindern weiter zu entlasten, weil sie sich ihre Kinder schon ganz gut leisten können.
 
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Wie gesagt: Du redest hier über etwas, was gar nicht sein Punkt war. Sein Punkt war dass die Steuern nicht so hoch sind wie behauptet wird.

Wenn du dir mal die Quelle dazu anschaust, dann sind wir bei den Singles auf Platz 2, bei den Familien mit 2 Kindern auf Platz 7. Jeweils von 36! Nationen. Im Vergleich sind bei uns alle Zahlmeister, nur die Singles eben noch mehr wie die Familien.
D.h. wir gehören zu den oberen 20% der Familien-Abgabenlast (der Autor nennt dies "Mittelfeld", das nenne ich "großzügig")

Sein Fazit ist: Die armen Singles vs "Reihenweise Vergünstigungen für Familien" und "Der Mythos vom Hochsteuerland"

Hinzu kommt eben noch, dass die Kitas bei uns kostenpflichtig sind, Kinderbetreuung nicht steuerlich absetzbar usw. und wir damit vielleicht sogar noch schlechter abschneiden, als dies uns der Steuersatz bescheinigt.

Vielleicht bekommen wir für unsere Steuern tatsächlich viel, aber die Schweiz, Luxemburg, Japan, Australien, Kanada, Schweden und Island haben alle in beiden Segmenten geringere Steuern, ob dort viel weniger geleistet wird vom Statt vermag ich nicht zu sagen.

Wir liegen weltweit (sind zumindest wenige Länder auf westlichem Niveau nicht in der OECD) auf Platz 2 und 7 der Abgabenlast und der Autor sagt das sei nicht viel.... . Er redet ja nicht von einem guten Preis/Leistungsverhältnis. Sorry, aber das ist eine hohle Phrase ohne viel Substanz.
 
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Gustavo

Doppelspitze 2019
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Ok, das führt weit vom Thema weg, auf das ich hinauswollte, aber gut: Nein, wir sind nicht "Zahlmeister" und nein, auf den Rang kommt es nicht an. Deutschland ist ein "Hochsteuerland" im Vergleich mit der OECD, aber das liegt daran, dass in der OECD haufenweise Länder sind, die einen deutlich kleineren Staat bevorzugen: Die anglophonen Länder (mit Abstrichen bei Kanada und Neuseeland), alle osteuropäischen Länder, Chile, Israel, Japan, Mexico, die Schweiz, Südkorea und die Türkei kannst du nicht sinnvoll mit Deutschland vergleichen, weil dort die Staaten deutlich weniger ausgeben, deutlich ärmer sind oder beides. Sinnvolle Vergleiche bzgl. der Differenziale in der steuerlichen Belastung sind nur mit den Staaten möglich, die ähnliche wohlfahrtsstaatliche Strukturen haben wie wir und deshalb ähnlich viel einnehmen müssen wie wir. Da wird allerdings deutlich weniger vom Staat geleistet.

Worüber Schieritz schreibt sind aber nur die Einnahmen aus Steuern und Sozialabgaben auf Erwerbseinkommen (!), was bei weitem nicht die einzige Art ist, auf die der Staat Geld einnimmt (bspw. ist Deutschland ziemlich genau im Durchschnitt der OECD was Steuereinnahmen durch Mehrwertsteuer angeht). Deutschland nimmt über Steuern auf Erwerbseinkommen und Sozialabgaben allerdings mehr ein als der typische OECD-Staat, deshalb sind sie überall weit oben. Dass sie es bei Ein-Einkommen-Familien nicht ganz oben sind, sondern nur irgendwo in der Mitte (in der es übrigens wenig Variation gibt, weshalb die Ränge wenig Aussagekraft haben), ist es nicht so, als würden Familien "über Gebühr" belastet. Bei den Gesamteinnahmen durch Steuern und Abgaben liegen wir im Mittelfeld: Frankreich, Dänemark, Belgien, Schweden, Finland, Italien, Österreich, die Niederlande, Luxemburg, Norwegen und Island liegen vor uns, Portugal, Spanien, der UK und Kanada liegen hinter us. Platz 14 in der OECD mit 37,7% des BSP, knapp über den 34,2% die OECD-Durchschnitt sind.
 
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parats'

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Hinzu kommt eben noch, dass die Kitas bei uns kostenpflichtig sind, Kinderbetreuung nicht steuerlich absetzbar usw. und wir damit vielleicht sogar noch schlechter abschneiden, als dies uns der Steuersatz bescheinigt.

Betreuungsaufwand für die Kinder lässt sich im Rahmen steuerlich geltend machen. Wenn die Länder von ihrem Kompetenzgehorte runterkommen, könnte man wie angepeilt die Betreuung sogar generell ohne Gebühren für die Eltern anbieten.
Zugegen, die Gebühren für die Kita sind selten ein Grund sich gegen Kinder zu entscheiden. Wir zahlen freiwillig den Höchstsatz und das sind bei zwei Kiddies in der Krippe in Hamburg bei einem 8h Platz in Summe 270/Monat. Nicht die Welt wenn Du mich fragst.
 
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