Die Löhne sind zu niedrig. Schau dir die Lohnentwicklung in Relation zur Produktivität an. Deutschland hat dort die niedrigsten, relativen Löhne. Ein Grund warum Deutschland viele EU Länder in Grund und Boden konkurriert (gute Arbeitskräfte zu relativ geringen Löhnen).
Niedrigzinsen vernichtet gespartes Geld. Kenne viele 60+ die trauen Aktienmarkt nicht und legen das Geld auf das Sparkonto. Die wissen natürlich auch dass die Zinsen niedrig sind, machen es aber trotzdem.
Willst du behaupten das die Demographie und die Target Salden kein großer Nachteil ist?
E: Der Mann zeigt seine Argumente, warum Deutschland kein reiches Land ist. Ein großer Fokus liegt auf die Privathaushalte und die zukünftige Entwicklung von Deutschland. Und dort sind wir nicht so gut aufgestellt wie wir es, dank vernünftiger Politik und sehr guter Wirtschaftslage, sein sollten.
Die schwarze Null ist ja auch nur möglich weil wir für unsere Schulden fast keine Zinsen mehr zahlen müssen und wir die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur nicht tätigen und auf später verschieben.
Die zukünftigen Bundeskanzler tun mir schon ein bischen Leid. Wenn die Krisen kommen und Deutschland nicht mehr so gut dastehen, sind sie der Sündenbock für die schlechte Lage und nicht Merkel die wenig getan hat für unsere Zukunft
Was mich an der Diagnose stört sind zwei Dinge: Erstens die maßlose Übertreibung und zweitens die dümmliche Politikschelte. Punkt für Punkt trifft es immer zu:
- Löhne: Volle Zustimmung, dass die Löhne in Deutschland niedrig sind. Nur: Das ist ein säkularer Trend, der so alle vergleichbaren Nationen betrifft, die Zahlen für Deutschland sind auch nicht außergewöhnlich im Vergleich. So zu tun als könne die Politik da bei der Vorsteuerverteilung wirkungsvoll gegensteuern ist größtenteils Augenwischerei.
Niedrigzinsen: "Vernichtet Geld" ist ökonomisch völlig analphabetischer Schwachsinn. Natürlich gibt es Verteilungseffekte, aber die EZB kann nicht einfach die wirtschaftliche Entwicklung in der gesamten Eurozone zugunsten der Deutschen ignorieren, nur weil die zu dumm sind, ihr Geld anzulegen. Das ist so ein vermessener Schwachsinn. Mal ganz abgesehen davon: Auch das ein säkularer Trend im Zuge der Weltwirtschaftskrise; der größte Teil der "Verluste" wäre genauso unter anderen Zentralbankregimen angefallen.
Demographie: Wie groß das Problem tatsächlich mal wird kann noch niemand mit Sicherheit sagen, weil niemand weiß wie sich die Automatisierung langfristig entwickeln wird. Klar wäre es ceteris paribus cool, wenn wir eine jüngere Bevölkerungspyramide hätten, aber so zu tun als könne Deutschland seine Sozialsysteme langfristig nicht finanzieren ist eine fragwürdige Diagnose, weil sie davon ausgeht, dass auch alle Rahmenbedingungen genauso bleiben. Die Wirtschaft wird nach aller Wahrscheinlichkeit weiter wachsen; sollten die zukünftigen Gewinne sich stärker auf die oberen Einkommensschichten konzentrieren, wird man einen größeren Teil davon besteuern müssen.
Target-Salden: Das Gegenteil von Gratulation an Hans-Werner Sinn, mit diesem Unfug je angekommen zu sein. Wenn sich die Zinsen normalisieren werden sich auch die Target-Salden normalisieren und kein Schwein wird mehr darüber reden, genau wie heute kein Schwein mehr darüber redet, dass Sinn der Meinung war, Deutschland würde ohne "Reformen" nie auf die Beine kommen, selbst als es schon längst wieder aufwärts ging. "Großer Nachteil", absurd.
Investitionen: Letztendlich nicht unwichtig, aber in den Medien wird ständig so getan als wäre das Seelenheil der riesigen deutschen Wirtschaft von vergleichsweise sehr geringen Unterschieden in der Investitionstätigkeit des deutschen Staates abhängig. Aus irgendeinem Grund wird hier (und in haufenweise anderer Analysen) stillschweigend vorausgesetzt, wir befinden uns in der wirtschaftlichen Entwicklung gerade in einer critical juncture und jeder, der nicht in vage definierte "Technologie" investiert ist quasi der Typ, der eine Flotte Segelschiffe bestellt, während gerade die ersten Dampfschiffe vom Stapel laufen. Nur: Niemand macht sich die Mühe, das in irgendeiner Form zu belegen. Hinweise darauf sind jedenfalls bisher reichlich dünn und es ist auch keineswegs klar, warum das alles JETZTJETZTJETZT entscheidend ist.
Und dann die Idee, dass "die Politik" an diesen sehr vagen Verfehlungen Schuld sein soll. Was glaubst du denn, für wen "die Politik" arbeitet? Wenn die Leute morgen sagen würden, wir hätten lieber Investitionen als steigende Sozialausgaben, würden die Investitionen steigen. Vielleicht könnte die Politik gerade mutiger sein, weil es wirtschaftlich gut läuft und weniger Leute auf den Staat angewiesen sind, aber insgesamt sagt sich das leicht, wenn man niemandem Rechenschaft schuldig ist.