mir kommt es doch irgendwie recht primitiv/öde vor:
Zwei Spieler bauen Units, Scouten sich aus, bauen die Counter Units deren des Gegner, treffen irgendwann aufeinander und nach einem grossen *Bumm* hat einer noch Units während die des Anderen tot sind. "gg" und fertig.
Ich hab früher mal ein Spiel gespielt, das war so ähnlich:
Zwei Spieler bauen Units, scouten sich aus, bauen dann noch Konter-Units, treffen irgendwann aufeinander, nach einem großen Bumm ist das Spiel zwar noch nicht vorbei, weil nur noch die High-Level Helden überlebt haben, aber beim nächsten Go war dann Ende. Vor dem gg flamed der Verlierer noch über Itemluck etc. und fertig.
Das Spiel heißt wc3.
Ich komme von WC3 wo man seine Units nicht einfach an die Choke stellt und chillt sondern creept, items/xp abholt während man nichts mit dem Gegner zu tun hat. Wo eine Expansion extrem hohen Stellenwert hat, während in SC2 in einem Lategame-Match locker mal so 5-6 oder mehr Exen stehen. Wo neben den Units Helden eine sehr wichtige Rolle spielen und wo kämpfe mit sehr vielen Units extremes Micro erfordern weil die Kämpfe dabei locker mal ne Minute dauern können und nicht, nach ca. 10 Sekunden zuende sind.
Du hast zwar die Grundzüge richtig erkannt, aber deine Schlüsse sind vollkommen falsch.
- Du findest gecreepe toll und Starcraft langweilig. Man könnte aber auch meinen, dass Itemluck überhaupt gar nichts mit Skill zu tun hat. Selbiges gilt für das plötzliche Auftauchen des Gegners in deinem Rücken, wenn du gerade am creepen bist. Ist vielleicht unterhaltsam, aber nicht unbedingt Skill.
- Du findest eine Exe in Warcraft 3 besser als in Starcraft, weil in wc3 die exe "mehr Wert" ist. Stimmt aber gar nicht. In Starcraft reißt eine Exe das Spiel genauso wie in Warcraft. Dass es im Lategame mehr exen gibt liegt einfach daran, dass bei Starcraft auch die 4-5fache Einheitenzahl unterwegs ist. Und das Einheiten nur 10% der Hitpoints haben im Vergleich zu wc3 und somit öfter sterben und schneller ersetzt werden müssen. Aber wenn du dir mal Spiele anguckst, dann siehst du, dass auch hier um die exen gekämpft wird.
- Du findest Helden toll und Starcraft doof, weils da keine Helden gibt. Ich seh es genau anderes herum: Die Helden sind doch so ziemlich das Behinderste an wc3 (ja ich hab es selbst lange gespielt). Mit jeder Unit die ich verliere wird der Gegner stärker. Aber nicht, weil er einfach eine bessere Army hat, sondern weil mein Verlust den Helden des Gegners direkt und unmittelbar stärkt. Nach einer Schlacht ist das Spiel meist gelaufen, weil der Held des Siegers einfach zu stark ist. Da helfen dann auch keine Techvorteile oder exen mehr, nein, denn im Lategame sind 1-2 Helden so stark wie eine ganze Armee. Schön für den Gegner, wenn er seine Army wieder nachpumpen kann, bevor ich an seiner Base bin, gewinnen kann er nicht mehr, denn mein Held ist zu stark.
- Du findest wc3 Skill-lastiger, weil mehr micro gefordert wird. Also ich hab früher schon die Diskussionen gehasst, wo irgendwelche Starcraftler meinten, wc3 wär für noobs, weils weniger Skill erfordert. Aber zu behaupten, weil in wc3 mehr Micro nötig ist (was übrigens höchst fraglich ist), bräuchte man mehr skill für wc3, ist hart lächerlich. Denn die Macro-Anforderungen existieren in wc3 quasi nicht, man spielt so gut wie ausschließlich seine Army, die man wie gesagt nichtmal splitten kann, weil der Held des Gegners sonst zu stark wird. In Starcraft hat man so viel zu tun, dass man gar nicht hinterherkommt. Die Army steht manchmal nur deshalb rum, weil man gerade keine Zeit hat, sie zu bewegen. Tausend Sachen muss man parallel machen und nebenbei noch fighten und auf den die Strategie des Gegners achten.
Das Game ist gefühlt 4-5 mal schneller und es gibt mehr zu tun. Also erzähl doch nicht, für Starcraft bräuchte man weniger Skill.
Da du ja von wc3 kommst verstehst du vielleicht folgenden Vergleich, den ich machen kann, weil ich alles gespielt habe:
Warcraft ist für den Starcraft-Spieler, wie Dota für den Warcraft-Spieler.
Bei wc3 hieß es immer über Dota: "Toll, es braucht ja gar keinen Skill eine einzelne Einheit zu steuern, ein bisschen zu fighten und dann den Gegner zu plätten, wenn der Held hoch genug ist. Eine einzelne Unit steuern kann ja jeder..."
-> Genauso denke ich jetzt rückblickend über Warcraft. Wobei der Dota-Vergleich natürlich schon Quatsch war, denn die Anforderungen lagen halt woanders. Unbestreitbar war aber, dass man in wc3 mehr Macro und somit "Überblick" brauchte und mehr zu tun hatte als in Dota. Und genauso ist es auch bei Starcraft.