Manifestierung der sozialen Ungleichheit

TheWeightOfWind

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Lest mal "Der Zweiklassenstaat" von Karl Lauterbach.

Da wird eine recht fundierte Bestandsaufnahme der Situation Deutschlands bezüglich eines Zweiklassenbildungssystems, einer Zweiklassenmedizin, einer Zweiklassenrente und einer Zweiklassenpflege gemacht.

Er bringt auch gewisse Lösungsansätze, die natürlich auch parteipolitisch (er ist SPDler) motiviert sind. Dennoch öffnet einem seine Analyse in manchen Bereichen die Augen.
 
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ich würd gerne noch einen kleinen denkanstoss geben, was unser jetziges schulsystem betrifft.

die schüler werden zu einem viel zu frühen zeitpunkt aufs abstellgleis geschickt. nach der vierten klasse wird man in einen der drei schulzweige eingeteilt. wie alt ist man in der vierten klasse? 10 jahre. kann man von einem 10-jährigen erwarten, die wichtigkeit dieses ersten schrittes in eine bessere laufbahn (nämlich den besuch des gymnasiums) von alleine zu erkennen? ich denke nicht. was heisst das aber im klartext? das heisst ganz einfach, dass die erziehung und das familiäre umfeld eine umso wichtigere rolle spielen in dieser extrem kritischen phase eines jeden schülers.
kinder aus akademikerfamilien haben es natürlich leicht. ihre eltern haben selber den bildungsweg eingeschlagen, wissen daher aus erster hand, wie elementar wichtig schulische leistungen zu diesem zeitpunkt sind. sie kümmern sich um ihre kinder und sorgen in den meisten fällen dafür, dass diese den höheren bildungsweg von anfang an einschlagen. was passiert hingegen in sozial schlecht gestellten familien? die eltern, aufgrund mangelnder eigener erfahrung, interessieren sich nicht einen dreck um die bildung ihrer kinder. wenn der sohnemann mal ne 3 mit nach hause bringt, sind sie schon zufrieden. sie verkennen ganz einfach oftmals die realität und sind in den meisten fällen ganz allein dafür verantwortlich, dass ihre kinder in einem alter von 10 jahren schon solche defizite haben. sind diese erstmal auf der hauptschule gelandet, gibt es bekanntlich nur für die allerwenigsten von ihnen noch hoffnung auf besserung.

all das ist natürlich sehr kompliziert, aber ich finde es gerade zu skandalös, dass in unserem schulsystem so dermassen früh die kinder ausgesiebt werden, die mit genügender förderung (je früher, desto besser versteht sich) und ein bisschen mehr zeit (mit 14 z.b. ist man bedeutend weiter als mit 10) vielleicht doch eine chance gehabt hätten, wenigstens nicht auf der hauptschule zu landen.

was ich sagen will ist einfach, dass man von kindern in der dritten und vierten klasse nicht erwarten kann, den ernst der lage zu begreifen. wenn die eltern da nicht massiv eingreifen, siehst düster aus. das erklärt auch, warum nur ein so geringer prozentsatz der gymnasiasten aus nicht-akademikerfamilien stammt. aus meinem abijahrgang von 65 mitschülern war mir gerade mal 1 solcher fall bekannt (wobei es sich um ein gymnasium in einem noblen berliner viertel gehandelt hat).

ich frage mich aber, ob es nicht helfen würde, wenn man diese entscheidung (gymnasium - realschule - hauptschule) zumindest ein wenig nach hinten verschieben könnte. in berlin beispielsweise verlassen die schüler erst nach der 6ten klasse die grundschule.
 
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Was bringt dich auf den Gedanken, dass ein 14jähriger, der 14 Jahre lang "verzogen" wurde, den Ernst der Lage erkennt bzw. selbst wenn er es täte, auch entsprechend reagieren würde? Eine spätere Aussiebung wäre nur sinnvoll, wenn man bei Kindern aus entsprechenden Familien auch entsprechend eingreifen würde, das könnte man dann allerdings auch schon früher machen.
 

shaoling

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Vierte Klasse empfinde ich allgemein auch als zu früh, sechste oder siebente erscheinen mir geeigneter. Für viel wichtiger hielte ich es aber, das System an sich flexibler zu gestalten, so dass die Grundschule z.B. bis zur siebenten Klasse Unterricht anbietet, Schüler, die entsprechende Voraussetzungen früher erfüllen, aber auch schon früher auf eine weiterführende Schule gehen können.
Ein anderer Vorschlag, den ich zu diesem Thema schon mal geäußert hatte, wäre, ein Schuljahr halbjährlich beginnen zu lassen - die meisten Schulen haben ja eh mehrere Klassen pro Jahrgang. Das würde Vor- und Zurückstufungen erheblich vereinfachen und z.B. bei (halb)jahrgangsübergreifendem Unterricht auch sozial verträglicher gestalten - dieser selbst würde natürlich aufgrund des geringeren Altersabstands ebenfalls vereinfacht, so dass man bei Bedarf eher nach Leistung aufteilen könnte statt nur nach Alter.
 

EquinoX3

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Auch wenn es nur begrenzt etwas mit dem Thema zu tun hat, möchte ich einmal dieses Video in die Runde werfen.

Wenn ich täglich nach der Schule so einen SCHROTT im TV gesehen, anstatt Hausaufgaben gemacht, ein Buch gelesen oder mich anderweitig sinnvoll beschäftigt hätte, wäre ich wahrscheinlich auch an Verdummung zugrunde gegangen.

Irgendwas ist meiner Meinung nach wirklich an diesen Assi-RTL-II-Programmen und ihren Verblödungssendungen dran. Da tun mir wirklich die Kinder leid, die von ihren Eltern aufgrund von Unlust einfach so vor der Glotze abgesetzt werden anstatt sich mit ihnen sinnvoll zu beschäftigen.
 

DA]Ente

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Dass Fernsehen tendenziell die Schulleistung mindert ist wirklich kein Geheimnis.
Es gibt eine Neuseeländische Studie, für die mehr als Tausend Kinder bis zum Alter von 26 untersucht und befragt wurden.
Das Ergebnis war, dass der Bildungsgrad in hohem Maß dadurch bestimmt wird, wieviel Zeit die Probanden im Alter von 5-15 Jahren vor dem Fernseher verbrachten und zwar unabhängig von der sozialen Herkunft der Eltern und vom IQ der Kinder.
 
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Original geschrieben von elaida

die schüler werden zu einem viel zu frühen zeitpunkt aufs abstellgleis geschickt. ...
1. wird hier nach der 6. klasse sortiert.
2. ist es unzumutbar dass die leistungsfähigen sich noch länger ausbremsen lassen müssen. eher sollte man eine frühere auslese einführen, das system aber dafür durchlässiger nach oben machen.
 
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In der Schweizr wird in der Regel nachm 5 Schuljahr verteilt in 3 Stufen.

Jedes Halbahr können Schüler Aufnahmeprüfungen machen um in die jeweils höhere Stufe zu kommen verlieren aber ein Halbjahr.

Wer da will, kanns schaffen, wer nicht will bleibt halt unten.


Btw: Mittel/Oben sind relativ ok... aber was da in der untersten Stufe rumfleucht ist echt nimmer schön
 
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Original geschrieben von SuicideSquad

1. wird hier nach der 6. klasse sortiert.
2. ist es unzumutbar dass die leistungsfähigen sich noch länger ausbremsen lassen müssen. eher sollte man eine frühere auslese einführen, das system aber dafür durchlässiger nach oben machen.


Unbelegte These - oft ist das Gegenteil der Fall, die guten profitieren von den schlechten in dem sie ihnen helfen ^^
 
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DIe guten Profitieren dadurch, dass der Unterricht an die schlechten angepasst wird und die guten dadurch ein easy-going Abschluss erhalten.

Wenn alles 5x erklärt wird, damit auch die miesesten es kapiert haben, dann freut es die guten, da sie 5x eine gute Antwort geben können.
 
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http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,506940,00.html

Deutschland verteilt Bildungschancen unbeirrt nach sozialer Herkunft, Einwandererkinder werden früh abgehängt. Nun plädiert der Soziologe Lord Ralf Dahrendorf für eine Mindestquote von Studenten aus bildungsfernen Schichten - wie bei der "affirmative action", in den USA höchst umstritten.

Noch mehr auferzwungene Gleichmacherei - genau das was wir brauchen, anstatt einfach für bessere Bedingungen an den Schulen zu sorgen.

Warum senken wir nicht einfach noch das Niveau der Unis, ähnlich wie beim Abitur, um mehr Leute aus "Bildungsfernen Schichten" endlich zu ihrem Glück zu verhelfen und dieser unsäglichen sozialen Ungleichheit ein Ende zu bereiten. Mehr Studenten lassen sich in der Statistik auch gut sehen.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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in finnland ist es erklärtes staatsziel, dass jeder bürger abitur haben soll. und die fahren damit nicht schlecht. :hammer:
 

Leinad

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Original geschrieben von Fragman[XiC]
DIe guten Profitieren dadurch, dass der Unterricht an die schlechten angepasst wird und die guten dadurch ein easy-going Abschluss erhalten.

Wenn alles 5x erklärt wird, damit auch die miesesten es kapiert haben, dann freut es die guten, da sie 5x eine gute Antwort geben können.

es gibt doch längst Studien dazu die klar belegen, dass gute Schüler NICHT darunter leiden, wenn sie in Klassen mit schlechteren Schülern sind.
Natürlich nimmt man im ersten Moment an das es so sein müsste, aber die Realität ist eben sehr viel komplexer und es zeigt sich, dass eine Abrenzung zwischen gut und schlecht absolut nicht förderlich ist.
Und mal von der reinen Leistungsbetrachtung abgesehen, ist es vor allem für die Fähigkeiten im sozialen Umgang mit anderen viel besser, wenn man nicht nur mit Leuten verkehrt die aus ähnlichem sozialen Umfeld kommen.
 
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Genau, schmeißt noch mehr Leuten das Abi hinterher und senkt die Anforderungen und das Niveau von allen anderen entsprechend ab.
:stupid:

Total bescheuert, Quoten zu verordnen bringt unser Bildungssystem kein Stück weiter.
 

shaoling

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Wir wissen, dass es heutzutage nicht schwer ist, ein gutes Abitur zu machen. Es soll aber auch Menschen geben, die den Zweck der Schule nicht darin sehen, gute Noten zu erhalten.
Original geschrieben von HeatoR
in finnland ist es erklärtes staatsziel, dass jeder bürger abitur haben soll. und die fahren damit nicht schlecht. :hammer:
Das ist in Korea, Japan und Bayern nicht so, die fahren auch gut damit.
Original geschrieben von FA_Leinad

es gibt doch längst Studien dazu die klar belegen, dass gute Schüler NICHT darunter leiden, wenn sie in Klassen mit schlechteren Schülern sind.
Natürlich nimmt man im ersten Moment an das es so sein müsste, aber die Realität ist eben sehr viel komplexer und es zeigt sich, dass eine Abrenzung zwischen gut und schlecht absolut nicht förderlich ist.
Und mal von der reinen Leistungsbetrachtung abgesehen, ist es vor allem für die Fähigkeiten im sozialen Umgang mit anderen viel besser, wenn man nicht nur mit Leuten verkehrt die aus ähnlichem sozialen Umfeld kommen.
Das ist doch Humbug.
Als ob es keine guten Schüler aus schwierigen sozialen Verhältnissen gäbe oder keine schlechten aus günstigen.
Und dass es die intellektuelle Entwicklung eines Schülers nicht fördert, wenn er dazu verdammt ist, den Unterricht mit einem Haufen Mittelmaß zu teilen, sollte eigentlich jedem denkenden Menschen einleuchten.
Wie man mittels einer Studie da nun gegenteiliges belegen will, hätte ich doch gerne etwas genauer erfahren...
 
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das Skandinavische Bildungssystem hat zur Zeit genau 1 Ziel

pisa

Der komplette Unterrichts Lehrplan richtet sich zu 99% nach diesem Test. Die übrigen Fächer (die ganzen musischen wie Kunst, Sport oder Musik) sind fast unbedeutend geworden. Ist das nun so wirklich besser?
 
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auf kunst und musik als pflichtfächer hätte ich gut verzichten können, vor allem in ihrer derzeitigen form wo gymnasiasten das gleiche wie auf der grundschule machen, nur eben etwas anspruchsvoller.
 
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Original geschrieben von SuicideSquad
auf kunst und musik als pflichtfächer hätte ich gut verzichten können, vor allem in ihrer derzeitigen form wo gymnasiasten das gleiche wie auf der grundschule machen, nur eben etwas anspruchsvoller.

LÖL auf was für einer abgefuckten schule warst du denn?
 
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Original geschrieben von SuicideSquad
auf kunst und musik als pflichtfächer hätte ich gut verzichten können, vor allem in ihrer derzeitigen form wo gymnasiasten das gleiche wie auf der grundschule machen, nur eben etwas anspruchsvoller.

Dann hast du wohl ne scheiß-Schule besucht. Herzlichen Glückwunsch.

Aus den zwei Stunden Musik die Woche hat unser erster Lehrer richtig was rausgeholt. Wir haben Noten lesen gelernt, konnten Blockflöte spielen, die Nationalhymne gut singen und kannten einige schöne klassische Stücke. Der war aber auch einer von der alten Art.
Später hatten wir aber auch so nen "modernen", antiautoritären Quatschkopf, bei dem wir Musicals geguckt und rumexperimentiert haben, daß hat Null gebracht.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Das ist in Korea, Japan
in korea und japan zerbrechen die kinder auch reihenweise an der schule. japan ist das land mit der höchsten selbstmordrate unter schülern. nicht gerade tolle vorbildern.
bayern schulsystem ist dagegen nicht so viel anders als das im übrigen land.
 
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Original geschrieben von sHaO-LiNg
Damit betrittst du schon eine höhere, weitaus tragischere Ebene.
Allerdings denke ich, dass wir den Punkt noch lange nicht erreicht haben, an dem die Komplexität selbst durchschnittlicher Tätigkeiten die geistigen Kapazitäten der meisten Menschen übersteigt. Und selbst dann gäbe es noch Möglichkeiten der (freiwirtschaftlichen) Umverteilung.
Aber soweit sind wir, wie gesagt, noch längst nicht. Daher muss das Ziel erstmal lauten, das vorhandene Potential auszuschöpfen, indem man jeden Einzelnen bestmöglich auf die neuen Anforderungen vorbereitet. Für die, die dennoch nicht mitziehen können, wird es natürlich härter. Doch auch da sollten sich Wege finden lassen. Es gibt ja auch jede Menge vergleichsweise einfacher Arbeiten, die nicht einfach so verlagert werden können.
Selbst jetzt im Aufschwung gibt es über 2 Mio Langzeitarbeitslose, die keine Chance auf eine regulär bezahlte Beschäftigung haben, weil sie nicht vermittelbar sind und nicht über eine ausreichende Qualifikation verfügen. Was nicht im Aufschwung erfolgt wird in einem Konjunkturtief erst recht nicht erfolgen.
Die Zeiten in denen die Fabriktore auch für alle Unqualifizierten offen standen sind endgültig vorbei, also sollten wir uns auch von der Illusion verabschieden mit einfachen marktwirtschaftlichen Reformen da etwas bewegen zu können. Stattdessen wird man sich Ansätze überlegen müssen diese Menschen besser als jetzt beruflich zu qualifizieren, damit sie einem Job nachgehen können, der so produktiv ist, dass er ihnen ein existenzsicherndes Einkommen sicherstellt. Es wird aber immer Menschen geben, die das nicht schaffen und für die muss man sich auch Alternativen überlegen. Vielleicht sowas wie einen sozialen Arbeitsmarkt, staatlich finanziert.
 

shaoling

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Tja, die meisten Menschen verstehen eben nicht, dass sich die Erde dreht und was gestern gefragt war, heute unbrauchbar ist. Man hat es ihnen ja auch nie beigebracht und von selbst kommen die wenigsten drauf.
Von staatlichen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen rate ich allerdings tunlichst ab. Da nehm ich lieber in Kauf, dass es für eine größere Anzahl an Menschen da unten sehr viel schwieriger wird. Das ist nun mal ein Preis, den man zahlen muss.
Wir sollten uns lieber darauf konzentrieren, genau solche Fälle in Zukunft zu vermeiden, indem wir in die Zukunft investieren. Das Verhältnis von Bildungs- und Sozialausgaben spricht leider eine deutlich andere Sprache.

Original geschrieben von HeatoR

in korea und japan zerbrechen die kinder auch reihenweise an der schule. japan ist das land mit der höchsten selbstmordrate unter schülern. nicht gerade tolle vorbildern.
bayern schulsystem ist dagegen nicht so viel anders als das im übrigen land.
Ja, trotzdem erreicht Bayern Ergebnisse, die teilweise an die Finnlands heranreichen, obwohl auch Bayern z.B. noch weit mehr Schüler mit Migrationshintergrund zu integrieren hat (~20%, soweit ich mich entsinne).

Was ich damit sagen will: Es ist völlig unsinnig, den Erfolg eines Bildungssystems an formalen Gesichtspunkten oder ominösen Staatszielen festzumachen. Damit will ich nicht abstreiten, dass in dieser Hinsicht bei uns einiges im Argen liegt. Aber dieses ewige "ja aber guck doch, wie die das machen" geht mir auf die Nerven. Finnland ist auch nicht das Bildungswunderland schlechthin.
Letztendlich reden wir hier über elementare Fähigkeiten, die mit echter Bildung noch herzlich wenig zu tun haben. Sicher, dass es selbst daran hierzulande vierlerorts mangelt, ist eine Schande. Wenn wir aber schon von Notständen im Bildungs(!)system reden, darf das nicht das Ende der Fahnenstange sein. Und dieser Eindruck wird leider häufig vermittelt, indem man nur rüber zu den Finnen schielt und meint, die Welt sei in Ordnung, wenn man es ihnen gleichtun könnte.
 

Devotika

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Original geschrieben von mamamia

Es wird aber immer Menschen geben, die das nicht schaffen und für die muss man sich auch Alternativen überlegen. Vielleicht sowas wie einen sozialen Arbeitsmarkt, staatlich finanziert.
Gibt es längst.

Das Lehrer- und Beamtentum ist unter anderem Sammelpunkt für alle Menschen, die unter der Konkurrenz in der freien Wirtschaft nicht bestehen könnten.
1,6 Millionen Stellen gibt es derzeit für Beamte.
Dazu kommen 30.000 Beschäftigte in der Steinkohlebranche, die es in der Anzahl ohne Subventionen nicht geben würde.
Dann gibt es noch diverse andere subventionierte Zweige und ganze Berufe (Steuerberatung z.B.) die nur durch staatliche Förderung entstanden sind. Das ist bereits viel zu viel und du forderst weitere Verstaatlichung des Arbeitsmarktes?
Original geschrieben von sHaO-LiNg

Ja, trotzdem erreicht Bayern Ergebnisse, die teilweise an die Finnlands heranreichen, obwohl auch Bayern z.B. noch weit mehr Schüler mit Migrationshintergrund zu integrieren hat (~20%, soweit ich mich entsinne).
Die Bayern sind auch katholisch. Das macht viel aus.
Original geschrieben von sHaO-LiNg

Was ich damit sagen will: Es ist völlig unsinnig, den Erfolg eines Bildungssystems an formalen Gesichtspunkten oder ominösen Staatszielen festzumachen. Damit will ich nicht abstreiten, dass in dieser Hinsicht bei uns einiges im Argen liegt. Aber dieses ewige "ja aber guck doch, wie die das machen" geht mir auf die Nerven.
Wenn die Politiker zu blöde sind, um eigene Konzepte zu entwickeln (und das sind sie hier definitiv), dann ist Herüberschielen garnicht falsch. Man muss sich ja nicht alles kritiklos abgucken. Mit den finnischen Lehrplänen kann man ruhig nicht einverstanden sein, aber was bei denen ganz stark ist, ist deren Mentalität, die das Schulsystem regiert. Die haben einfach echte Pädagogen und keine Lehrer, denen der Lernerfolg ihrer Schüler scheiß egal ist, wie es in Deutschland oft der Fall ist.
 

shaoling

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Unsinn, einfach nur Unsinn. Das Gegenteil ist der Fall. Der Meinungsmarkt quillt ja geradezu über vor neuen und aberneuen Konzepten, die Wahlperiode um Wahlperiode angepriesen werden. Um Konzepte und Einfälle sind Politiker nie verlegen, wenn es der Popularität dienen soll.
Was wir viel eher brauchen, sind Urteil die richtigen Reformpläne auszuwählen, den Mut sie zu ergreifend und die Stärke und Beständigkeit sie durchzusetzen. Doch vor allem letztere trifft man in der politischen Arena eben nicht an, weil Bildungspolitik letztendlich doch nicht den hohen Stellenwert genießt, den sie verdient. Wahlen werden mit plakativeren Etiketten gewonnen. (Die Scheinreformen und oberflächlichen Initiativen, mit denen man sich zu gegebener Zeit gerne schmückt, taugen ja nichts.)
Für einen typischen Politiker lohnt sich der Einsatz auf diesem Gebiet einfach häufig nicht. Das Kostet zum einen Geld, das er woanders abzweigen müsste, jede Menge Kompetenzen müssten umverteilt werden, dann müsste er noch so selbstlos sein, seinen eigenen Einfluss drastisch zurückzuschrauben, um den Bildungsinstitutionen größere Freiheit zuzugestehen, und zu guter Letzt würden sich die positiven Befunde solch einer profunden Politik erst Jahre später bemerkbar machen.
Original geschrieben von Devotika

Das Lehrer- und Beamtentum ist unter anderem Sammelpunkt für alle Menschen, die unter der Konkurrenz in der freien Wirtschaft nicht bestehen könnten.
Das ist ein Vorurteil übelster Sorte. Du wirst unter Beamten und ganz besonders unter Lehrern ebenso viele hart arbeitende, motivierte Leute finden wie in der freien Wirtschaft, aber eben auch andere Fälle, genau wie in der freien Wirtschaft. (Es ist ja wohl kein Zufall, dass soviele Menschen am heutigen Arbeitsmarkt versagen, obwohl sie nie Lehrer oder Beamte waren.)
Gerade Lehrer zu sein gehört, erst recht unter den unmöglichen Bedingungen, die heute vielerorts herrschen, zweifellos zu den härtesten und anspruchsvollsten Berufen, die man sich vorstellen kann. Ich würde gerne mal sehen, wie deine heißgeliebten Yuppies sich auch nur ein paar Tage vor einer Klasse lernunwilliger, unerzogener Rotzgören schlagen würden, denen sie nicht nur mal eben die Stoffmengen eines überfüllten Lehrplans eintrichtern, sondern eben auch noch einen Crashkurs in Sozialisation verpassen sollen.
Es ist kein Zufall, dass soviele Menschen an diesem Beruf regelrecht zugrunde gehen - und es liegt ganz sicher nicht daran, dass ihn von vornherein nur die Unfähigen ergreifen.


Original geschrieben von SuicideSquad
auf kunst und musik als pflichtfächer hätte ich gut verzichten können, vor allem in ihrer derzeitigen form wo gymnasiasten das gleiche wie auf der grundschule machen, nur eben etwas anspruchsvoller.
Nur weil du keine anständige musische Bildung genossen hast, bedeutet das nicht, dass sie wertlos ist.
 

Devotika

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Original geschrieben von sHaO-LiNg
Unsinn, einfach nur Unsinn. Das Gegenteil ist der Fall. Der Meinungsmarkt quillt ja geradezu über vor neuen und aberneuen Konzepten, die Wahlperiode um Wahlperiode angepriesen werden. Um Konzepte und Einfälle sind Politiker nie verlegen, wenn es der Popularität dienen soll.
Was die sich teilweise ausdenken, sind für mich keine Konzepte.
Original geschrieben von sHaO-LiNg

Was wir viel eher brauchen, sind Urteil die richtigen Reformpläne auszuwählen, den Mut sie zu ergreifend und die Stärke und Beständigkeit sie durchzusetzen.
Richtig.
Original geschrieben von sHaO-LiNg

Das ist ein Vorurteil übelster Sorte. Du wirst unter Beamten und ganz besonders unter Lehrern ebenso viele hart arbeitende, motivierte Leute finden wie in der freien Wirtschaft, aber eben auch andere Fälle, genau wie in der freien Wirtschaft.
Lies nochmal genau, was ich geschrieben habe!
Original geschrieben von Devotika

Das Lehrer- und Beamtentum ist unter anderem Sammelpunkt für alle Menschen, die unter der Konkurrenz in der freien Wirtschaft nicht bestehen könnten.
Ich habe nicht behauptet, dass alle Lehrer inkompetent sein. Es ging mir um die s.g. "anderen Fälle". Der Anteil von Krüppeln, Behinderten und Inkompetenten ist bei Lehrern aber sehr viel höher (zum Leidwesen der kompeteten Lehrer, die das wieder ausbügeln müssen). In der freien Wirtschaft haben chronisch Kranke, oder Leute die sich 5 mal in der Stunde an der Tafel verrechnen eben null Aufstiegsmöglichkeiten und hängen dann dementsprechend in irgendeinem Bürojob unteren Einkommens rum und stören dabei niemanden. Das ist so, wie es eigentlich sein sollte.
Als Lehrer kannst du mit den selben Leistungen aber kaum deinen Job verlieren und hast ein verdammt sicheres Gehalt.
Das ist die Krux an dem Ganzen! Man darf in so einem vitalen Bereich nicht die Tore für weniger leistungsfähige Leute öffnen und das ist dort leider der Fall.
Wenn du mir nicht glauben willst, hier ein paar Lehrer, die ich hatte (ich rede übrigens von einem Gymnasium):
Frau, 150kg, chronisch krank, 50% Stundenausfall
Frau, chronisch krank, 70% Stundenausfall
Frau, Mathelererin, kam nicht damit klar, einen Mathe GK zu unterrichten, konnte nicht rechnen
Mann, Lateinlehrer, Alkoholiker, hatte 30% der Unterrichtszeit keinen Bock und ließ uns selbständig Gruppenarbeit machen
Frau, Deutschlehrerin, todkrank, 1 Jahr 100% Stundenausfall ohne Ersatz
etc.

Solche Menschen würden in der freien Wirtschaft NIE ein Akademikergehalt bekommen, geschweige denn in solch einem vitalen Bereich arbeiten.
 

shaoling

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Das ist aber nicht, was du gesagt hast. Du sprachst davon, dass Lehrer- und Beamtentum ein "Sammelbecken" für Menschen sei, die in der freien Wirtschaft keinen Fuß auf den Boden bekämen. Und das ist eine recht dreiste Übertreibung, zumal sie ein grässliches Klischee bedient.
Wie gesagt, dass viele Lehrer eine so schlechte Gestalt abgeben, hat sicher nicht allein mit ihrer Unzulänglichkeit, sondern auch mit dem zu tun, was einem der Beruf abverlangt, der, wie schon gesagt, richtig ausgeführt, zu den anspruchsvollsten Berufen überhaupt gehört.

Einig scheinen wir uns wenigstens über das Wichtigste zu sein: dass sich an der Ausbildung der Lehrer und der Vorbereitung auf den Schulalltag einiges ändern muss. BBW hat da schon einige wichtige Hinweise gegeben, die gerade für den Grund- und Mittelschulbereich elementar sind.
 
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Original geschrieben von sHaO-LiNg

Das ist ein Vorurteil übelster Sorte. Du wirst unter Beamten und ganz besonders unter Lehrern ebenso viele hart arbeitende, motivierte Leute finden wie in der freien Wirtschaft, aber eben auch andere Fälle, genau wie in der freien Wirtschaft.
du warst anscheinend noch nie in einem bürgeramt oder ähnlichem... :elefant:
 

shaoling

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Ja, Suicide geht ins Bürgeramt und trifft dort auf unfähige Beamte (inwiefern dein Urteil über die Fähigkeiten eines Menschen überhaupt irgendeine Aussagekraft hat, lasse ich hier mal bewusst außen vor). Schlussfolgerung: Beamte an sich sind unfähig.

Ich sehe, du beherrscht die logische Disziplin der Induktion perfekt. Damit wirst du es noch weit bringen im Leben.

Bis es soweit ist: Bitte, bitte, bitte - denken und dann reden oder gar nicht reden.
 
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Original geschrieben von SuicideSquad
du warst anscheinend noch nie in einem bürgeramt oder ähnlichem... :elefant:

:lol: ja, man kann von einem fehlorganisiertem amt sicherlich auch auf das ganze berufsbeamtentum schließen..
 

shaoling

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Zumal unfähige Mitarbeiter ja eine berüchtigte Spezialität unter Beamten sind - wer schon mal eine Service-Hotline angerufen hat, wird wissen, was gemeint ist.
 

Devotika

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Shao, du scheinst momentan ein paar Probleme mit der Logik zu haben, sonst würdest du nicht strikt meine Postings misinterpretieren.

Meine Aussage ist folgende: Es gibt überproportional viel Krampen in den verbeamteten Berufen. Diese suchen sich solche Berufe, weil sie dort nicht dem selben Maß an Konkurrenz ausgesetzt sind.

Wenn ich von einem Sammelbecken für solche Individuen spreche meine ich nicht damit, dass kompetente Leute nicht auch ihren Weg in diese Berufe finden würden.


Die Fehlallokation der Arbeitskräfte ist allein schon deshalb systematisch, weil der Staat viele Kriterien bei der Bewerberauswahl nicht beachtet, die ein Unternehmen, dass in Konkurrenz steht, zwangsläufig beachten müsste.
Z.B. die Fertigkeit, dass man sich nicht von kleinen Rotzgören den Berufsalltag versauen lässt und man auch genügend soziale Kompetenz besitzt, um ein guter Pädagoge zu sein und nicht nur Lehrer.
 
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Original geschrieben von My_Mind


:lol: ja, man kann von einem fehlorganisiertem amt sicherlich auch auf das ganze berufsbeamtentum schließen..
wer hat was von einem gesagt?
Original geschrieben von sHaO-LiNg
Zumal unfähige Mitarbeiter ja eine berüchtigte Spezialität unter Beamten sind - wer schon mal eine Service-Hotline angerufen hat, wird wissen, was gemeint ist.
wer hat hier das wort unfähig benutzt? dein mangelndes textverständnis erschüttert mich einmal mehr.:(
 
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Original geschrieben von SuicideSquad
wer hat was von einem gesagt?

ja ne is klar, ein bekannter von mir ist beim komunalen prüfungsverband und erzählt mir da was ganz was anderes.
aber hey, mit deinen tiefgreifenden erkenntnissen wirst mich bestimmt eines besseren belehren.
 
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jo, oder deine meinung auf die bild-zeitung stützt.
 

shaoling

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Original geschrieben von Devotika
Meine Aussage ist folgende: Es gibt überproportional viel Krampen in den verbeamteten Berufen. Diese suchen sich solche Berufe, weil sie dort nicht dem selben Maß an Konkurrenz ausgesetzt sind.
Ich habe jetzte allerdings auch nicht vor, mich hier über solche Kleinigkeiten zu streiten.
Genau das ist eine Behauptung, die sich so nicht belegen lässt.
Es läuft letztendlich (auch) darauf hinaus, was man unter der Bezeichnung "Sammelbecken" subsumiert. Allein daran habe ich Anstoß genommen.
Original geschrieben von SuicideSquad
wer hat hier das wort unfähig benutzt? dein mangelndes textverständnis erschüttert mich einmal mehr.:(
Ich habe es benutzt, da Fleiß und Motivation wohl zweifelsohne bedeutende Fähigkeiten im Berufsalltag sind. Du hast mir widersprochen, also hast du sie auch benutzt.

Und jetzt hör auf zu trollen, es nervt. Du hast wie üblich nichts Sachliches zum Thema beizutragen, also halt den Mund.
 
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Original geschrieben von My_Mind
jo, oder deine meinung auf die bild-zeitung stützt.
ich weiß nicht, ob die bild zeitung was über beamte schreibt, ich kenn mich mit der zeitung nicht so gut aus wie du.
Original geschrieben von sHaO-LiNg

Und jetzt hör auf zu trollen, es nervt. Du hast wie üblich nichts Sachliches zum Thema beizutragen, also halt den Mund.
von einem kellerkobold wie dir lass ich mir nicht den mund verbieten, aber zum glück muss ich jetzt eh gleich rausgehen. wenn du verstehst, was ich damit meine.
 
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