Original geschrieben von crazyBlTCH
klar ist das so, aber wie willst du das denn ändern? ich habe lange hausaufgabenhilfe für grundschulkinder gemacht, vor allem ausländer. ich meine, wenn du als lehrer in der grundschule eine klasse mit 30 kindern hast von denen 10 kein wort deutsch verstehen ist doch an einen normalen unterricht nicht zu denken. klar wäre es schön, wenn alle diese kinder die gleichen chancen hätten irgendwann mal zu studieren, aber das ist doch absolut unrealistisch. sicher liegt es auch am schulsystem, aber eine große rolle spielt imo auch die erziehung und die einstellung, die durch die eltern vermittelt wird.
möglichkeiten gibt es immer; beispielsweise erst einschulen bei ausreichenden deutschkenntnissen; kinder auch wirklich sitzenbleiben lassen anstatt ihnen zigmal noch eine "chance" zu geben (in wirklich verbaut man einem kind mit miserablen noten etwas wenn man es ins nächste schuljahr schickt) usw usf.
klar kommen viele der probleme nicht aus den schulen sondern aus familien bzw. der gesamten sozialen umgebung; aber nur deswegen darf man nicht den kopf in den sand stecken. hier müssen dann eben alle in die pflicht genommen werden; kindergartenpflicht, vorschulunterricht, geldbußen wenn die eltern sich nicht um die deutschkenntnisse bemühen, theoretisch gibt es viele ansätze.
die schulprobleme kann man aber auch nicht einfach so auf die kinder abschieben die deutsch nicht können oder einen unterricht der durch die vielen ausländer gestört wird; in gegenden ohne ausländer haben die schüler genauso beschissene leistungen, deren vokabular und verhalten beschränkt sich dann eben auf begriffe aus den rtl2 "kinder"serien. die bekommen zu hause auch keine sprachförderung durch die eltern; das ist ein generelles problem und die ursachen liegen eben an der sozialen schicht selbst und nicht irgendwelchen einflüssen von außen.
man muß also nicht nur diese soziale schicht aufrütteln sondern vor allem das was die eltern den kindern nicht geben ihnen in schule und kindergarten zukommen lassen, um den vorsprung der "elitären" kinder wieder halbwegs wettzumachen.
dann müssen halt sprachpädagogen in die kindergärten und es muß halt pro woche 5 stunden mehr deutsch unterrichtet werden von der 1. klasse an. aber die eltern und lehrer (diese zu recht da unterbesetzt, aber auch wiederum schuld des staates) jammern ja schon wenn es um 1 oder 2 stunden mehr zeitaufwand pro monat geht.
ich gebe da mal ein paar beispiele:
gerade grundschüler werden zudem oft alleine gelassen. die beiden kleinen geschwister meiner frau haben dank lehrermangel im schnitt 4-5 stunden unterricht pro tag und sonst gar nichts. keine arbeitsgemeinschaften, keine hausaufgabenhilfe, nichts. sie könnten höchstens noch in die koranschule gehen, da würde man sie sofort nehmen und da gäbe es neben koranlernerei auch deutsche hausaufgabenhilfe; ihr papa möchte das aber nicht.
so hängen die beiden als jeden tag ab 12-13 uhr alleine rum, ziehen sich blöde serien rein und sind kleine fußballgötter geworden, weil sie sonst ja nichts zu tun haben. hausaufgaben bekommen sie nie übers wochenende, das wäre unmenschlich sagen die lehrer, und ansonsten so wenig, dass ein gutes (von den noten her) kind diese in 10 minuten schafft und die schlechteren in vielleicht 30 oder eben gar nicht.
die eltern können zwar verständliches deutsch, aber eben kein schuldeutsch und denken mittlerweile drüber nach die kinder in der türkei zur ganztagsschule zu schicken, weil sie nicht verstehen, dass (grund)schule hier nur noch eine art nebentätigkeit ist.
die schwester meiner frau geht jetzt in die 7. klasse einer gesamtschule, soll angeblich ganztag sein, real ist sie aber spätestens 14 uhr zuhause. die lehrer (fast nur frauen) sind total überfordert. das mädchen wird in ihrer klasse ständig von 2 libanesischen und 2 deutschen jungs gemobbt / belästigt (sie ist recht weit entwickelt) und würde gerne in die nachbarklasse wo sie sehr gute kontakte hat. die lehrerin blockt das aber und meint sowas wäre normal, da müsse man durch, das gehört zum reifungsprozess. der eine libanese hatte im letzten schuljahr fast nur 5en auf dem zeugnis, wurde aber dennoch versetzt, die 7. klasse sei ja wichtig und nicht die 6., er soll sich halt nochmal beweisen.
förderunterricht gibt es dort nur höchstens 2 stunden pro woche, viel wert gelegt wird aber auf ein fach namens arbeitslehre; dabei reden wir hier aber von einer gesamtschule, wo man ja eigentlich auch mal abitur / realschulreife ablegen könnte. es ist aber offenbar gewollt, den kinder von anfang an eine bestimmte, niedere, soziale stellung anzugewöhnen.
es ist zum beispiel bei recht guten türkisch- und deutschkenntnissen gar nicht so schwer, französisch zu lernen (atatürk hat recht viele französische begriffe eingeführt, bzw. das turkmenisch etliche gemeinsamkeiten). der schwester (deutsch 2, englisch 3, türkisch 1) meiner frau wurde das aber nichtmals angeboten; ihrer freundin mit ner 4 je in deutsch und englisch aber schon. meine schwägerin hat nur arbeitslehre angeboten bekommen, ihre eltern das so als gegeben / unveränderlich hingenommen und jetzt steckt sie da halt drin, zum wechseln sei es zu spät.
ich gebe selbst auch etwas nachhilfe für diese und einige andere kinder, und es fällt mir immer wieder auf, dass besonders in der grundschule aus den lehrbüchern maximal 30% der inhalte drangenommen werden; später aber nach überweisung an haupt/realschule mindesten 70 bzw 90% erwartet werden. den lehrern ist das bekannt, die an den höheren schulen meinen das wäre immer so, die bekommen fast nur noch kinder die eigentlich unvorbereitet sind. und die lehrer an den grundschulen sagen das wäre halt so vom lehrplan her, da könne man nichts ändern.
an den grundschulen hier herrscht zudem ein regelrechter verwöhnunterricht; nur ein viertel der klasse hat alleine aufgrund der stühle blickrichtung zu lehrer/tafel, einfachste aufgaben werden stundenlang in gruppenarbeit aufgegeben während die lehrer von tisch zu tisch gehen und nur mit den 3-4 "strebern" reden, die anderen würden ja eh nicht zu hören. es wird schon bei erstklässlern das handtuch geschmissen; anstatt ihnen beizubringen wie schule abläuft wird toleriert dass sie sich weiterhin aufführen wie im kindergarten.