Achja - IQ-Tests...des bw.de-lers liebstes Kind. Und trotzdem kursiert noch so viel gefährliches Halbwissen, wie z.B. (stellvertretend) hier:
Nebenbei bemerkt sind die Mensa-Tests n anderes Kaliber als alles was man irgendwie online machen kann. Wenn da 130+ draufsteht, dann ist das auch drin, Clawg kann euch da sicherlich genaueres sagen, die Dinger werden afaik auch von Psychologen ausgewertet. Nen nicht besonders genauen aber ähnlichen Test muss man ja auch bei der Musterung machen, da wurde mir auch mitgeteilt, dass man keine Zahlen rausgibt, schon weil die nicht akkurat sind.
Und zum Thema Gene und IQ: Die Forscher schlagen sich darüber die Köpfe ein, allerdings ist es wohl so, dass beides nen gewissen Einfluss hat, Gene aber den Hauptbereich festlegen. Durch Erziehung kann man eigentlich nicht von 70 auf 130 kommen, dazu brauchts Gene. Ob es zur Ausformung bis zum Optimum kommt hängt durchaus mit der Lebenssituation zusammen, es wird aber argumentiert, dass vor allem biologische Faktoren reinspielen (z. B. im Wachstumsstadium X nen Mangel an Y etc.).
Fakt ist - es gibt nicht _den_ IQ. Es gibt zig Intelligenz-Tests, die nach unterschiedlichen Intelligenz-Modellen entwickelt worden sind. Power-Tests, Speed-Tests, (sprachfreie) Culture Fair-Tests, Tests, in denen Wissen eine Rolle spielt, Tests, die "erlernte" Dinge über Verbalaufgaben operationalisieren, etc.
Sicherlich sind die verschiedenen Tests noch relativ hoch miteinander korreliert, allerdings hab ich hier drei Intelligenztests rumliegen, die - durch ihre unterschiedliche Operationalisierung des Konstrukts, durch random error und durch die unterschiedliche Normierung - deutlich unterschiedliche Ergebnisse geliefert haben. Deutlich heißt dabei, dass (gerade in den mittleren Bereichen) schon 7 Punkte (eine halbe Standardabweichung) dramatische Unterschiede machen in Bezug auf Einordnung der Person. Und das sind alles recht "gute" Tests. Nichtsdestotrotz sollte das relativ schnell klarmachen, dass nach "deinem IQ-Wert" zu fragen oder eine einzelne Zahl zu nennen, völliger Unsinn ist. Wie der Mensa-Test konzipiert ist, ist mir auch unbekannt.
Aber mal ein kleines Rechenbeispiel. Wenn wir bei einem ordentlichen Intelligenztest von einer Reliabilität von r_tt=0.9 ausgehen, liegt der Standardmessfehler bei s_t * sqrt(1-r_tt) = 15 * sqrt(1-.9) = 4.7 Punkten. Das 95%-Konfidenzintervall um den erhaltenen Wert entsprechend bei (ungefähr) 9.4 Punkten. D.h., dass Claws 136 darauf schließen lassen, dass sein wahrer Wert mit einer 95%-igen Irrtumswahrscheinlichkeit irgendwo in dem Bereich 126.6-145.4 liegt. Für den Test. Bei einer Reliabilität von r_tt=.95 (von manchen Tests erreicht) ist das Konfidenzintervall immernoch +/- 6.7 Punkte. Wenn da 130 draufsteht, ist da auch 130 drin, ist entsprechend ziemlicher Bullshit, mal ganz davon abgesehen, wie Intelligenz in dem Fall von Mensa operationalisiert wird.
Entsprechend sollte man hoffen, dass - beim eigenen Durchführen - der Standardschätzfehler auf der eigenen Seite ist. Mit p-Werten hat das ganze allerdings nichts zu tun.
Diese Rechnungen beziehen sich übrigens alle auf das Modell der Klassischen Testtheorie, wonach die Mensa-Tests (hoffentlich) nicht mehr konzipiert sind. Stattdessen werden sie wahrscheinlich nach anderen Prämissen erstellt worden sein, die aber - statistisch ungleich komplexer - selbst den Hochintelligenten hier nicht in 3 Sätzen erklärbar sein dürften. Die Grundaussage bleibt aber mehr oder weniger bestehen, bzw. lassen sich die Tests anderweitig "bescheissen". Wer den GMAT, GRE oder ähnliche Tests schonmal gemacht hat, wird wissen, wovon ich spreche...
Und ja - durch "Training" (Kennenlernen der Aufgaben, Lösungsstrategien, etc.) ist eine Steigerung um eine Standardabweichung sehr schnell möglich. Dass hierbei dann ein anderes Konstrukt gemessen wird als der "wahre" IQ (so er denn existierte) ist klar. Allerdings sollte man sich natürlich - gerade bei Auswahlverfahren (nicht unbedingt beim Mensa-Test, kein Plan wie dieser normiert wurde/wird) - klar machen, dass man nicht der einzige ist, der sich auf die Tests vorbereitet. Entsprechend wäre es dumm, es nicht zu tun und stattdessen nur sein "wahres" kognitives Leistungsvermögen zeigen zu wollen. Genauso wie der GRE oder der GMAT testen auch Auswahlverfahren zusätzlich zur kognitiven Leistungsfähigkeit die Motivation (sich vorzubereiten).
Und um zum Schluss nochmal was zum Thema beizutragen: in der Uni-Bib deines Vertrauens gibt es meist entsprechende Trainingsbücher... Oder du fragst mal dir bekannte Psychologen, ob sie dir die Tests aus der Test-Bibliothek ihres Institutes besorgen können.