Inflation / Deflation

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Sie ist ein Indikator dass etwas im Argen liegt. Deshalb sagt die EZB: Shit, wir müssen was dafür tun dass das Problem gelöst wird und in der Folge unsere Indikatoren wieder in Ordnung sind. Und nein, der EZB sollte man massive Kompetenz unterstellen. Da arbeiten vielleicht auch ein paar Deppen wie überall, aber die Qualität der Leute bei der EZB ist unbestritten sehr hoch.
Weiteres Problem: Die EZB kann nicht an der Wirtschaftlichkeit drehen, das ist auch nicht ihr Auftrag. Ihr Auftrag heißt Geldwertstabilität, definiert als positive Inflation knapp unter 200 Basispunkten aka 2%.
Problem konstante Geldmenge: siehe Quantitätstheorie, siehe Keynes und die Transaktionskassenhaltung, siehe Trägheit der Informationsverbreitung und -verarbeitung. Alles Punkte die dafür sprechen dass zwar unter sehr restriktiven Annahmen theoretisch eine fixe Geldmenge funktionieren könnte, praktisch diese Annahmen aber viel zu restriktiv sind und eine flexible und steuerbare Geldmenge riesige Vorteile hat. Buchempfehlung: "The Return of Depression Economics" von Krugman. Hat damit zwar nur am Rande zu tun, bringt dazu aber einige sehr schöne Beispiele. Krugman ist schlicht sehr gut im Dinge auf einfache Art und Weise erklären.
 

Scorn4

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Wenn Deflation aber nur ein Symptom ist dann ist sie für sich genommen doch komplett harmlos.

Eigentlich richtig.
So ein Sympton tritt aber leider nicht ohne Krankheit auf.

Damit du ein schönes Modell hast, an dem man Deflation erklären kann:

Agrarland X lebt davon, seine Agrarprodukte zu exportieren. Durch eine 3jährige Dürrepriode fällt mehrmals hinter einander die Ernte aus. Bauern gehen reihenweise pleite, die Arbeitslosigkeit steigt, die Bevölkerung hungert und kann sich existenziell notwendige Güter schwer leisten.
Viele Gewerbe stehen vor der Herausforderung, dass ihre Dienste von einem großen Teil der Bevölkerung aufgrund der Geldprobleme nicht mehr nutzbar sind. So entschließen sich die Stoffhändler, ihre Preise um die Hälfte zu senken, indem sie ihren Versorgen nur noch den halben Preis zahlen.
Die einheimische Kleidungsindustrie kann so verhindern, dass der Absatz vollkommen einbricht.
Die Folge ist eine massive Deflation.

Schön, so eine Deflation, nicht wahr?
 
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In dem Beispiel ist die Dürre aber das Problem und die Deflation die "Rettung".
Was eigentlich unterstreicht, dass Deflation an sich "harmlos" ist.

Anderes Beispiel:
Angenommen wir haben konstante Löhne und eine effizienter werdende Produktion. Dann müssen die Preise fallen (Stückkosten fallen, das schlägt auf die Preise durch). Das gibt Deflation, was auch gut so ist, da dann jeder mit konstantem Lohn am gestiegenen Wohlstand (er kann mehr kaufen) teilnehmen kann.
Eine Netto-Wohlstandssteigerung kann doch eigentlich nur über Deflation bei konstanten Löhnen, Lohnsteigerung bei Geldwertstabilität oder Lohnsteigerung über Inflationsniveau bei Inflation stattfinden, oder? Wenn man mal einen flexiblen Markt als Basis nimmt (was in der Realität nicht gegeben ist, Löhne sind ja z.B. nach unten nicht flexibel) dann sollten die drei Optionen äquivalent sein und über eine Erhöhung / Reduzierung der Geldmenge ineinander überführt werden können.
 

Scorn4

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Alter. Jetzt fällt mir echt nicht mehr viel ein.
Ich hab dir hier mehrmals gesagt, dass Deflation ein Symptom ist. Sie ist in diesem Beispiel auch keine Rettung. Du scheinst das entweder einfach nicht zu verstehen oder du nimmst die Bedeutung dieser Worte nicht wahr.
Jetzt kommst du wieder mit einem konstruierten Beispiel heran und erzählst mir was von Innovationen. Das Thema habe ich für dich schon durchgekaut.
 
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MV: Du verwechselst Kausalitæt mit Korrelation. Deflation tritt historisch auf wenn die Kacke am dampfen ist. Es besteht keine Folge wie bei Fieber: Krankheit -> Fieber -> Gesund. Sondern Deflation tritt halt auf solange die Kacke am Dampfen ist. Nur weil die Kacke stinkt ræumt sie sich aber nicht von selber weg. Witzigerweise ist das ein gutes Beispiel får Gleichgewichtsdenken in Wirtschaftsdingen (seitens MV). Økonomische und soziale Probleme løsen sich nicht von allein, sondern werden typischerweise immer schlimmer. Deflation fåhrt zu mehr Deflation bis zum Zusammenbruch. Ein Teufelskreis und kein Regelkreis.
 
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Dann ganz praktisch: Massive Käufe der EZB bekämpfen nur das Symptom, nicht die Ursache. Wozu also der Unfug, wenn es an den grundlegenden Wirtschaftsdaten liegt und Deflation sowieso nur ein Symptom ist.
 
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Tun sie nicht, es ist næmlich nicht _nur_ ein Symptom sondern es existieren auch wesentliche Feedbacks. Tu nicht so als ob du noch der klassischen Dichotomie anhængst dass monetære Størungen keine realen Effekte haben kønnten.

Die Erklærung "es ist ein Symptom" wurde genutzt weil das Ursprungsproblem nicht die Deflation ist, sondern die Deflation immer erst kommt wenn die Ursprungsprobleme schon da sind. Deflation ist durch montære Råckkopplungen die von mir nun schon mehrfach genannt wurden ein reales Problem.
 

Scorn4

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Ich versuche es jetzt ein letztes Mal, Dir zu erklären.
Nimm das hier mit, denk drüber nach, schlaf vielleicht eine Nacht darüber und komm nicht sofort wieder mit "ja, aber"

Ich bezieh mich jetzt mal wieder auf mein Beispiel für Deflation:
Viele Gewerbe stehen vor der Herausforderung, dass ihre Dienste von einem großen Teil der Bevölkerung aufgrund der Geldprobleme nicht mehr nutzbar sind. So entschließen sich die Stoffhändler, ihre Preise um die Hälfte zu senken, indem sie ihren Versorgen nur noch den halben Preis zahlen.
Die einheimische Kleidungsindustrie kann so verhindern, dass der Absatz vollkommen einbricht.
Diese Deflation tritt hier nicht als Heilmittel auf. Das zu verstehen ist hier entscheidend. Dadurch wird die lage des Landes ja nicht besser. Die Kleidungsindustrie überlebt vielleicht knapp. Dafür sind die Baumwollfarmer, die Weber, etc. die nächsten, die unter Geldmangel leiden: sie bekommen ja nur noch den halben Preis gezahlt. Das verschlimmert die Lage des Landes, weil wieder andere Teile der Binnenwirtschaft in den Abwärtsstrudel gerissen werden.

Was eine EZB nun tun will, ist, die Binnenwirtschaft in dieser schweren zeit mit monetären maßnahmen zu fördern, um ein Wachstum anregen, mit dem die Wirtschaft von sich aus wiedererstarkt, z.B. durch Strukturwandel weg vom Agrarsystem oder dergleichen
 
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Muss hier mal den VWLern und vor allem Scorn ein großes Kompliment aussprechen (indirekt auch MV weil er mit der Beispielidee angefangen hat ;) ):
diese Erläuterungen sind sogar für mich nachvollziehbar! Ich habe das Gefühl, ich Kacknub lerne hier gerade einiges :uglyup:
 

Benrath

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NAja er hat in der Hinsicht recht, dass der Geldwert an sich egal sein sollte, egal ob Inflation oder Deflation. Das was zählt für Wohlstand/fahrt ist die Gütermenge nicht die Geldmenge des GDPs. Da wir aber in keiner statischen Welt leben, führen Erwartungen über die Entwicklung des Geldwertes zu den genannten problemem.
 

Deleted_228929

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Da haste aber mal wieder Scheuklappen auf. Auch wenn Japan stagniert, der Rest der Welt tut das nicht und Japan beteiligt sich eben an diesem Fortschritt, und ausgehend von ihren 250% Staatsverschuldung wohl ausschließlich auf Pump.
Wachstum ist doch im Kapitalismus immer auf Pump. Mal davon abgesehen, dass Japan bis vor kurzem seit Jahrzehnten Leistungsbilanzüberschüsse hatte und nach wie vor einer der größten Nettogläubiger weltweit ist. Die halten auch fast so viele US Treasury Bonds wie China.

Na ja, mir ist eh nicht ganz klar, wie die EZB jemals gegen eine Deflation anstinken will, wenn weiter in ganz Euroland auf breiter Front die Löhne sinken. Ist ja schön, wenn die Notenbank die Assetpreise ein bischen aufplustert, aber ich kann nicht erkennen wie das zu einem steigenden allgemeinen Preisniveau (iSv Anstieg des VPI) führen soll.
 

Benrath

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Alles Geld ist "auf Pump" und nu?
 

Benrath

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Wieso? Das ist die Definition von Geld? Also bin jetzt nicht so bewandert in monetary economics, ob die alte Idee von Interbanking und Zentralbankgeld wichtig ist oder new monetary theory mit endogenous money creation, aber angeblich hat selbst die Bank of England anerkannt, dass Money IOUs ("I owe you"s) sind. Geld hat keinen intrinsischen Wert und ist in jeder From ein Versprechen auf eine Leistung oder seine Umtauschbarkeit, daher auf Pump.

Der Artikel wurde irgendwie gefeiert in manchen Kreisen:
http://www.theguardian.com/commentisfree/2014/mar/18/truth-money-iou-bank-of-england-austerity

gibt dazu auch nen Paper.
 

Deleted_228929

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Das brauchst du doch mir alles nicht erzaehlen. ;) Ich wollte nur spasseshalber ausdruecken, dass du beim schwarzen Rentnertreffs mit sowas nicht auftreten brauchst.
 
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Wieso? Das ist die Definition von Geld? Also bin jetzt nicht so bewandert in monetary economics, ob die alte Idee von Interbanking und Zentralbankgeld wichtig ist oder new monetary theory mit endogenous money creation, aber angeblich hat selbst die Bank of England anerkannt, dass Money IOUs ("I owe you"s) sind. Geld hat keinen intrinsischen Wert und ist in jeder From ein Versprechen auf eine Leistung oder seine Umtauschbarkeit, daher auf Pump.

Der Artikel wurde irgendwie gefeiert in manchen Kreisen:
http://www.theguardian.com/commentisfree/2014/mar/18/truth-money-iou-bank-of-england-austerity

gibt dazu auch nen Paper.

Welche Einsicht sollte der Normalbürger aus diesem Artikel gewinnen? Ist mir nicht ganz klar.

Und noch eine zweite Frage. Ich möchte gerne verstehen, warum die EZB den Banken nahezu zum Nulltarif Geld leiht, damit diese es für einen höheren Zins an den Endkunden weitergeben können. Weshalb zwingt die EZB die Banken nicht, das Geld billiger weitergeben. Verbleibt der Zinsgewinn ausschließlich bei den Banken? Wenn ja, warum ist das so?
 
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Weil die Banken auch das Ausfallrisiko tragen, d.h. wenn sie das verliehene Geld nicht zurückbekommen müssen sie den Verlust verkraften.
In der Theorie jedenfalls, wenn der Staat die Banken rettet sieht das natürlich anders aus.
 
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Ja, das mit dem Ausfallrisiko ist plausibel, aber aufgrund der Bankenrettung ein wenig überzeugendes Argument. Wieso verpflichtet man die (Europäischen)-Banken nicht zu einer deutlich höheren Eigenkapitalquote? (Höher als die derzeitig geplante Erhöhung - Die Deutsche Bank hatte 2007 eine EK-Quote von 1,83% (2013 - 3,4%, das ist doch ein Witz). Somit wäre zumindest gewährleistet, dass das Ausfallrisiko abgefedert werden kann, ohne dass der Steuerzahler dafür aufkommen muss.

Ich will kein plumpes Bankenbashing starten, aber wenn die EZB das Geld zu einem Leitzins von 0,25% ausgibt und die Bank dieses Geld für 5% p.a. weiterverleiht, entstehen doch riesige Gewinne, und die (Ausfallrisiken-)Risiken damals und anscheinend auch heute komplett externalisiert werden konnten.
 
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Das Problem ist halt das die Banken und Kapitalmärkte die Regierungen kontrollieren und nicht umgekehrt daher stehen die Chancen ziemlich schlecht das die Banken jemals wirklich an die Leine gelegt werden. Bestes Beispiel sind doch die Finanzkrise und die Eurokrise aus denen bis heute noch keine Lehren gezogen wurden. Banken können Kredite immer noch aus den Bilanzen ausgliedern um die Basel II Bestimmungen zur Eigenkapitaldeckung defakto auszuhebeln und Staatsanleihen dürfen immer noch als risikofreie Anlage in die Bilanz aufgenommen werden. Niemand der wirklich was zu melden hat ist daran interessiert das sich etwas ändert, deswegen wird sich so schnell auch nichts ändern. Da wird nen bissel Augenwischerei mit der Eigenkapitalquote in den Medien betrieben damit der Mob denkt es wurde was getan und sowas könne nie wieder passieren aber eigentlich bleibt alles beim alten.

Oder was heute auch in den Nachrichten war, Griechenland ist zurück an den Märkten und haut seine Staatsanleihen für 5% raus. Zu Zeiten der Eurokrise wurden die noch mit 30% gehandelt und wirklich was geändert hat sich an der Lage dort nichts. Aber die Banken wissen ja das Deutschland für die Griechen zahlt da könn se den Schund ruhig kaufen -.-
 
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Ach FCX das sind doch lächerliche Verschwörungstheorien.
Seit der Krise hat sich ENORM viel getan, Banken ersticken unter der Flut an neuen Regulatorien und dass Staatsanleihen nicht mit Eigenkapital hinterlegt werden müssen ist eine rein politische Entscheidng, damit Staaten ihre Anleihen schön günstig verscherbeln können und sich somit günstiger verschulden dürfen. Das ist nicht zum Vorteil der Banken sondern nur zum Vorteil der Regierungen, deshalb wird es sich, obwohl es offensichtlich ungerecht und schädlich ist, auch so schnell leider nicht ändern.
Die Banken sind nicht annähernd so böse wie es in den Medien dargestellt wird.

@Benrath: Danke für den tollen Link. Der Artikel selbst ist zwar etwas dämlich, das Paper dagegen interessant ;)
Was mich dabei etwas wundert:
Dass "alles" Geld so läuft wie dort beschrieben stimmt ja nicht, die Autoren sprechen ja selbst "nur" von 97,5%. Was übrig beibt ist das Bargeld, das tragen Kunden ja tatsächlich zur Bank und von dort aus kann es dann viel Kredite verursachen.
Aber beim nicht-Bargeld ist die Sicht, ob jetzt ein Guthaben ein Kredit erzeugt oder andersum doch total egal. Bei dem Buchgeld ist jede Aktiv-Position doch immer eine Passiv-Position bei der Gegenseite, anders geht es doch gar nicht. Die Frage danach, ob aktiv jetzt passiv oder passiv aktiv erzeugt scheint mir reichlich belanglos.
 
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FCX

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Ich habe auch nicht behauptet das sie böse sind. Ich sage nur das sie niemand wirklich kontrollieren kann/will. Das es nen haufen neuer Regularien gibt stimmt natürlich, macht die Tatsache das die eigentlichen Probleme dabei ständig übergangen werden aber auch nicht besser. Das die Staaten ein großes interesse dran haben ihre Wertpapiere risikofrei zu halten ist mir klar, das ist auch der Grund warum die Banken im Endeffekt die Macht haben, die Regierungen schneiden sich letztlich immer ins eigene Fleisch wenn sie den Banken unbequeme Regelungen aufzwingen da sie auf deren Geld angwiesen sind.
 

Benrath

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Ich glaub das mit dem ganzen Regulieren kann man sich sparen, wenn man die Banken hätte pleite gehen lassen als es noch nicht wirklich weh getan hat. Jetzt müsste man die wirklich großen Institute zerschlagen, was aber teilweise kaum geht, weil man eigentlich global player will. Die fortschreitende Globalisierung wird Staaten vor immer mehr solcher Probleme schreiten, die nur durch eine stärkere Globalsierung auf Seite der Staaten lösbar sein wird. Natürlich wissen alle das "too big too fail" ein Problem ist, aber auf der anderen Seite sind die großen Banken ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für USA und UK, warum also sie zerschlagen... Ich seh da auch keine wirkliche Lösung ausser man schafft es eine wirkliche handlungsfähige Suprantaionel Institution zu schaffen. Das werden wir wenn man sich das nationalistische Gehabe und die "mir zuerst" Mentalität der Mehrheit anguckt, aber nicht mehr erleben.
 

Scorn4

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Das mit den "Banken einfach pleite gehen lassen" hat sich bei den Lehman Brothers als keine gute Wahl herausgestellt.
Für einen Ratschlag in einer solchen Situation bin ich dann aber auch nicht mutig genug.
Es geht hier um die Wahl zwischen schlechten Alternativen.
Wer sich hinstellt und den Kritiker mimt, weiß es letzten Endes selbst auch nicht besser.
 

Benrath

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Als es um die Frage ging Lehman brothers pleite gehen zu lassen wars doch schon viel zu spät. Das fing Mitte der 90er an, dass man jede pleite gehende Bank rettete und mit anderen Banken fusionierte und so das Problem von Lehman Brother serst schuf.
 
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Kurzer Einwurf: Modern Monetary Theory ist großer Mist und funktioniert – wenn überhaupt – nur für eine starke Reservewährung.
 

Scorn4

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Es gibt halt keine Weltformel, sodass jede Theorie großer Mist ist und nicht funkioniert.
 

Deleted_228929

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Kurzer Einwurf: Modern Monetary Theory ist großer Mist und funktioniert – wenn überhaupt – nur für eine starke Reservewährung.
Hab den Wiki-Artikel nur überflogen. Läuft das in eine ähnliche Richtung wie dieses Vollgeld-System a la "die Monetative"?
 

Scorn4

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Es gibt halt keine Weltformel, sodass jede Theorie großer Mist ist und nicht funkioniert.

Ich muss meine Pauschalkritik wohl einmal relativieren.
Auch wenn keine Wirtschaftstheorie der Realität standhält, gibt es Abstufungen in der Plausibilität. Die letzten Posts habe ich zum Anlass für Recherche genommen und bin wieder einmal entrüstet, welcher Unsinn im Namen der Volkswirtschaftslehre verzapft wurde und wird.

Wenigstens hat hier noch keiner "Fabian, der Goldschmied" als Diskussionsgrundlage empfohlen.
 
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MMT läuft in diverse Richtungen. Ein guter Teil davon ist, dass offensichtliche Wahrheiten als neu verkauft werden. Dieser Teil von MMT ist wahr, aber auch als und trivial. Ein weiterer Teil ist, dass MMT nur in einer geschlossenen Vw funktioniert, oder mit einer Reservewährung. Gute und ausführliche Kritik zu MMT findet sich hier: http://www.thomaspalley.com/docs/articles/macro_theory/mmt.pdf
 
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http://www.srf.ch/news/wirtschaft/ezb-senkt-leitzins-und-brummt-banken-strafzins-auf

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins im Euroraum wie erwartet nochmals von 0,25 Prozent auf 0,15 Prozent gesenkt. Gleichzeitig beschloss der EZB-Rat nach Angaben der Notenbank in Frankfurt erstmals einen Strafzins von minus 0,10 Prozent für Bankeinlagen. Zudem kündigte die Notenbank weitere unkonventionelle Schritte an.
Auch der negative Einlagenzins soll die Inflation antreiben: Er soll den Euro schwächen und so Importe verteuern. Zudem sollen Banken dazu gebracht werden, überschüssiges Geld nicht bei der EZB zu parken, sondern Verbrauchern und Unternehmen Kredite zu geben. Diese könnten investieren und so der Konjunktur auf die Sprünge helfen.

Im Mai war die Jahresteuerung im Euroraum auf 0,5 Prozent gesunken. Sie liegt damit deutlich unterhalb der Zielmarke der EZB von knapp unter 2,0 Prozent. «Wir werden nicht zulassen, dass die Inflation zu lange auf zu niedrigem Niveau bleibt», hatte Draghi erst in der vergangenen Woche betont.

Wird hier die nächste Kriese gebaut ? Das ist doch praktisch eine Aufforderung an alle Banken und Finanzinstitute ihr Geld schnellstmöglich irgendwo zu "vergeben", und wenn die Kredite noch so unsicher sind, bis es bumm macht.

Oder anders ausgedrückt, es gibt zuviel Geld ? Obwohl es Geld praktisch gratis gibt, parken Banken Geld bei der EZB, sie können momentan nicht mehr Geld in die Wirtschaft stecken. Und vermutlich ist auch der Privatkredit-Sektor völlig übersättigt. Sind wir wirklich an einem Punkt angekommen wo es "mehr" Geld im Angebot hat als die Wirtschaft braucht?
 

parats'

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Klärt mich unwissenden mal auf, aber gelten die -0,1% auf die Bankeinlagen auch auf die geforderten Rückstellungen im Falle einer erneuten Bankenkrise?
 

Deleted_228929

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Sind wir wirklich an einem Punkt angekommen wo es "mehr" Geld im Angebot hat als die Wirtschaft braucht?
Ja, das nennt man Liquiditätsfalle bzw. Bilanzrezession. Mir auch insofern nicht ganz klar, was der neuerliche Zinsschritt noch bringen soll. Geldpolitik hat ihr Ende erreicht, am Strick drücken bringt nichts, noch doller dran drücken wird es nicht besser machen. Hier wären Fiskal- und Lohnpolitik gefragt, aber die eine ist ja ideologisch gefesselt und geknebelt und die andere darf es erst gar nicht geben.

http://www.zeit.de/2014/24/zinsen-geldanlage-ezb-draghi

http://www.flassbeck-economics.de/aufgelesen-bei-georg-fahrenschon/
 
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Ja, das nennt man Liquiditätsfalle bzw. Bilanzrezession. Mir auch insofern nicht ganz klar, was der neuerliche Zinsschritt noch bringen soll. Geldpolitik hat ihr Ende erreicht, am Strick drücken bringt nichts, noch doller dran drücken wird es nicht besser machen. Hier wären Fiskal- und Lohnpolitik gefragt, aber die eine ist ja ideologisch gefesselt und geknebelt und die andere darf es erst gar nicht geben.

http://www.zeit.de/2014/24/zinsen-geldanlage-ezb-draghi

http://www.flassbeck-economics.de/aufgelesen-bei-georg-fahrenschon/

Deine Expertise in Ehren, ich hoffe dennoch inständig das die Herren sich dabei was gedacht haben, die sind ja eigentlich auch nicht blöd.
Was genau verstehe ich allerdings auch nicht. :(
Im Grunde passiert doch nun genau das, was viele, imho auch die Linke, propagiert haben: am Ende wird jemand bezahlen müssen, dass sind jetzt wohl die risikoaversen Sparer oder sehe ich das falsch?
 

Deleted_228929

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Deine Expertise in Ehren, ich hoffe dennoch inständig das die Herren sich dabei was gedacht haben, die sind ja eigentlich auch nicht blöd.
Sicher sind die nicht blöd. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendeiner der Herrschaften da ernsthaft glaubt, dass diese Aktion noch was bringt. Ich meine, ob der Leitzins jetzt bei 0,25 oder 0,15 Prozent liegt, macht wirklich keinen Unterschied und ich wüsste nicht dass negative Einlagenzinsen in Dänemark (gibt's da eigentlich noch andere Beispiele?) zu dem gewünschten Effekt geführt hätten. Aber irgendwas müssen sie halt machen und deswegen reizen sie ihre Instrumente halt jetzt zu 99% statt 98% aus.
 

Scorn4

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propagiert haben: am Ende wird jemand bezahlen müssen, dass sind jetzt wohl die risikoaversen Sparer oder sehe ich das falsch?

Bezahlen tun die risikoaversen Sparer, die ab dem 01.01.2015 Neuverträge abschließen. Für Altverträge ändert sich nichts.
 
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Bezahlen tun die risikoaversen Sparer, die ab dem 01.01.2015 Neuverträge abschließen. Für Altverträge ändert sich nichts.

Das gilt nur für Lebensversicherungen, oder?
Wer die abschließt zahlt sowieso, schon immer :) 'Nen größeren Beschiss als den Unfug gibt es ja kaum.
 
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Wie kommst du darauf?

Weil Lebensversicherungen extrem hohe Abschlussprämien haben und schon immer eine Goldgrube für die Versicherer waren. Vor dem Kunden wurden diese wahnsinnigen Gebühren schön versteckt, der darf ja nicht wissen wie sehr er über den Tisch gezogen wird. Das ist auch durchaus okay so, Geld mit der Dummheit anderer Menschen zu verdienen ist ja prinzipiell vollkommen normal, aber als solide Finanzinvestition würde ich Lebensversicherungen nun wirklich nicht bezeichnen.

Generell ist die Kombination von finanzieller Altersvorsorge und der Risikovorsorge ziemlich fragwürdig und dient eher dem Marketing als dem Kunden.
 
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Weil Lebensversicherungen extrem hohe Abschlussprämien haben und schon immer eine Goldgrube für die Versicherer waren. Vor dem Kunden wurden diese wahnsinnigen Gebühren schön versteckt, der darf ja nicht wissen wie sehr er über den Tisch gezogen wird. Das ist auch durchaus okay so, Geld mit der Dummheit anderer Menschen zu verdienen ist ja prinzipiell vollkommen normal, aber als solide Finanzinvestition würde ich Lebensversicherungen nun wirklich nicht bezeichnen.

Schwachsinn. Bei jedem seriösen Versicherer zahlst du immer den selben Monatsbeitrag und die rechnen dir vor, was mit Garantiezins rauskommt und was mit derzeitigem Zins rauskommt. Und dieser "derzeitige Zins" wird seit Längerem schon von der EZB zerstört. 1,25% Garantiezins und 2% offizielle Inflation (in Wirklichkeit höher). Danke, Draghi.
 
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