undEines stimmt zwar: Der Staat verschuldet sich jetzt und Schulden müssen bedient und zurückgezahlt werden, das weiß jeder. Klar ist auch: Wenn das in der Zukunft geschieht, dann zahlen Angehörige der heute jungen, künftig alten Generation die Schulden zurück.
Auch wenn man diese Einteilung nicht vornimmt, dann kann man anhand der Lebensjahre durch einfaches nachdenken feststellen, dass die jüngeren Generationen mehr Zinsen als die alte bezahlen. Dies meint die Belastung - meiner Meinung nach - der zukünftigen Generationen.Deshalb lässt sich eine Belastung der heutigen Jugend durch heute aufgenommene Schulden nur dann feststellen, wenn man sie von vornherein in zwei Gruppen unterteilt: jene, die in Zukunft Steuern zahlen, und jene, die in Zukunft Staatsschuldtitel halten, weil sie sie von ihren Eltern erben. Dann stimmt zweifellos: Die Steuerzahlenden von morgen zahlen an die Erbinnen und Erben der Staatsschuldtitel; die heutigen Steuerzahler werden geschont. Nicht richtig ist es aber, von einer Belastung der zukünftigen Generation insgesamt zu sprechen.
... sehe ich aus drei Punkten kritisch:Die Schulden des Staates sind die Vermögen der Haushalte und Unternehmen. Beides wird vererbt, nicht nur die Schulden.
Auch wenn man diese Einteilung nicht vornimmt, dann kann man anhand der Lebensjahre durch einfaches nachdenken feststellen, dass die jüngeren Generationen mehr Zinsen als die alte bezahlen. Dies meint die Belastung - meiner Meinung nach - der zukünftigen Generationen.
Dass Ökonomen die Staatsschulden mit Vermögen der Bevölkerung verrechnen...
... sehe ich aus drei Punkten kritisch:
a. Das Vermögen wird heutzutage weltweit verschoben (siehe Unternehmensbesteuerung und Steuerflucht). Dass dann einem Staat zuzuschrieben finde ich schon ein wenig lustig. insbesondere, wenn man sieht, wer Vermögen hat. Die große Mehrheit (90%) besitzt ja nur die knapp 1/3 der Vermögen.
b. Mittlerweile kann auch in dem Staat nicht zugängliche Weise Geld investiert werden (digitale Währungen, deswegen ja schon in einigen Ländern verboten und es soll in ein paar Jahren noch den digitalen Euro als Digitalwährung geben. Den E-Yuan gibts zB schon)
c. Damit der Staat an die Kohle kommt, um zum Beispiel Staatspleiten abzuwenden, müsste er enteignen. Aus meiner Sicht wäre das der schlechteste Move ever.
Ich mach mal nicht die Platitüde, dass der Staat wir sind.Du hast nicht richtig verstanden worum es geht. Es geht nicht um *alle* Schulden, sondern um STAATSschulden. Denen steht der Besitz (materiell und immateriell) des STAATES gegenüber, den kann man nicht "weltweit" verschieben.
Studier VWL oder lies die Threads der letzten 10 Jahre mit VWL-BezugDann bitte weiterhin Aufklärung. Will ja nicht in meinem Schneckenhaus sitzen.
I smell bullshit.Und dann gibt es noch eine ganz besondere, hochinteressante Perspektive des Ökonomen Richard Werner: Staatsausgaben sind irrelevant und können die Wirtschaft nicht beleben, sofern sie nicht direkt durch Kreditschöpfung unterlegt sind. Also, wenn der Staat Staatsanleihen ausgibt und damit Ausgaben für die Wirtschaft finanziert, bringt das nichts, weil das Geld vorher dem Privatsektor entzogen wurde (irgendjemand muss die Staatsanleihen ja kaufen). Die Wirtschaft kann nur stimuliert werden, in dem die Zentralbank entweder direkt mehr Kredit schafft oder die Privatbanken dazu motiviert, mehr Kredit zu geben. Hochinteressante Perspektive, denn dann würde jedes Argument für eine höhere Verschuldung des Staates entfallen und wir können diese Aufgabe getrost der Notenbank überlassen.
I smell bullshit.
Vielleicht noch zur Klarstellung: Die BoJ hat nicht nur die eigene Geldschöpfung gesenkt, sondern auch die der Privatbanken. Das war möglich, weil in sie in Japan traditionell enormen Einfluss auf die Tätigkeiten der Privatbanken hatte und ihnen mehr oder weniger Anweisungen gegeben hat, wie viel Kredit sie geben sollen. Daher hat die Gesamtmenge an Krediten stark abgenommen. Dass die private Geldschöpfung wichtiger ist als die der Zentralbank, ist unstrittig.
Ich wollte erst ausführlicher antworten, aber hier wird es mir leider zu anstrengend, sorry to say. Hier fehlt es, wie wir in Bayern so schön sagen, vom Boa weg. Da wird nichts "verrechnet", das ist einfach der simpelste Grundsatz der doppelten Buchführung bzw. einfachste Logik. Die Schulden des einen sind immer die Forderungsposition von jemand anderem. Insofern rautiere ich Dr. Bootdiskette.Dass Ökonomen die Staatsschulden mit Vermögen der Bevölkerung verrechnen...
... sehe ich aus drei Punkten kritisch:
Wenn der Herr Werner das so sagt, dann ist das aus mindestens zwei Gründen Pappe:Warum das? Ist natürlich eine ungewöhnliche Meinung von Werner, aber durchaus gut hergeleitet. Er stützt sich auf seine Forschungen zu Japan und dem dortigen Wirtschaftswachstum von 1945 bis zur Jahrtausendwende. Werner hat das japanische System sehr detailliert untersucht und insbesondere der Bank of Japan stark auf die Finger geschaut und kam so zu diesen Schlüssen. So gab es auch beispielsweise in den Neunzigern große Konjunkturprogramme der japanischen Regierung, die allerdings wirkungslos verpufft sind. Warum? Laut Werner weil die BoJ gleichzeitig die Kreditschöpfung gesenkt und damit den Firmen den Geldhahn zugedreht hat. Dadurch kamen unterm Strich sogar weniger Mittel in der Wirtschaft an.
Wenn der Herr Werner das so sagt, dann ist das aus mindestens zwei Gründen Pappe:
1. Wenn es Banken sind, welche die Staatsanleihen kaufen und halten (und i.d.R. sind es zunächst Banken), dann wird dem Privatsektor dadurch gar nichts entzogen, weil Banken das Geld auch dem Staat einfach gutschreiben können bzw. es sich vorher halt einfach bei der Notenbank besorgen und dann quasi nur durchleiten.
2. Selbst wenn hier "linke Tasche, rechte Tasche" zwischen den Privaten und dem Staat stattfindet, dann sagt das nichts darüber aus, was die Privaten sonst mit der Kohle gemacht hätten. Wenn das Geld einfach auf irgendwelchen Konten liegen bleibt, dann entsteht durch ein deficit spending eben sehr wohl ein positiver Nettoeffekt.
Das zweite ist eigentlich genau das, was man sonst von irgendwelchen 08/15-Mainstream-Leuten zu Japan hört. "Kuckt mal, Staatsverschuldung bringt gar nix, weil die Japaner haben ja auch kein Wachstum, all hail austerity".
räutchen.Bzgl. Generationengerechtigkeit ist die interessante und relevante Frage bei Schulden (und nicht nur staatlichen, sondern auch privaten), wofür die Mittel verwendet werden. Saistaed hat hier vollkommen recht: Schuldner-Gläubiger-Konflikte kann man schon irgendwie regeln, jedenfalls deutlich leichter als einen zerfickten Planeten.
räutchen.
Mein Kernkritikpunkt an MMT und Postkeynesianern ist ja, dass prinzipiell schon interessante Ansatzpunkte vorhanden sind, die aber mit viel Bullshit verrührt dann in konkreten Politikvorschlägen landen, was genau auch die Generationengerechtigkeit berührt.
Investitionen in die Zukunft? Ja, bin ich sofort dabei. Yet another Füllhorn für die soon-to-be Rentnergeneration das unsere Generation dann bezahlen darf? lolnein.
Allein das Gequatsche von der Abschaffung des Sozialstaats und der sich ewig öffnenden Schere zwischen Arm und Reich ist schwer zu ertragen (andere, nicht Du) wenn man sieht, dass der Anteil der konsumptiven Staatsausgaben am BIP im Bereich Soziales so groß ist wie nie zuvor. Wir haben vielmehr aktuell den teuersten Sozialstaat aller Zeiten. Da wäre es eher angezeigt sich Gedanken darüber zu machen wie man genau das von Dir angesprochene Problem der Generationengerechtigkeit mal anginge. Allein sicherzustellen, dass post-Corona Schulen in sozialen Brennpunkten einen Haufen mehr Lehrer und Hilfskräfte bekämen wäre mal ein Ding das auch dem renitentesten Boomer einleuchten sollte, denn irgendwer muss all diese Menschen irgendwann pflegen. Da können wir uns keine Bildungsverlierer oder Parallelgesellschaften leisten die man subventioniert um sie in ihren Ghettos ruhigzuhalten. Da wird eine sinnvolle Integrations- und Bildungspolitik zum besten langfristigen Rezept für Wohlstand und eine funktionierende Gesellschaft.
Geb ich Dir absolut recht. Hab das nur so von Tarkleigh gequotet/übernommen weil ich deswegen jetzt keine WoT schreiben wollte. Postkeynesians und MMTler verschwimmen allerdings teilweise ein bisschen, zumindest bei der jungen Generation. Allerdings fand ich bisher, wie evtl. schon ein paar Mal gesagt, bisher alle MMTler die ich persönlich kennenlernen konnte zum Kotzen arrogant. Keine Methodenskills, viel Meinung, unfähig zu diskutieren. Da ist Perry Mehrling einfach ein Gott gegen. Gebildet, supernett, bester Gesprächspartner.Na ja, MMT und Postkeynesianer in einen Topf zu werfen ist schon ein bisschen weit hergeholt. MMT hat viel Einschätzung und ein paar grobe Züge einer Theorie, die Ökonomen entworfen haben, Postkeynesianismus ist eine genuine ökonomische Strömung mit inhärentem Theoriegebilde.
Das habe ich auch nicht behauptet. Es ist ja mE sogar noch schlimmer weil es bei z.B. Rente mit 63 und Mütterrente und der Aussetzung des Nachhaltigkeitsfaktors sich vor allem um dreisten Stimmenkauf handelte. Mehr Wähler in älteren Altersgruppen --> Die Parteien orientieren sich daran, womit sie glauben am meisten bei den Senioren punkten zu können.Das ist ja nicht falsch und ich finde das auch nicht gerade eine besonders positive Entwicklung, dass sozialstaatliche Leistungen einen immer größeren Teil des Staatsbudgets ausmachen. Aber man sollte auch nicht den Eindruck suggerieren, das seien alles irgendwelche political business cycle Wohltaten, die man en passant mit Public Choice erklären könnte, wenn in Wahrheit schlicht und ergreifend DER Treiber dieser Entwicklung unser sich verändernder demografischer Aufbau ist. Rente bis 63*, Baukindergeld oder gar Geld für Flüchtlinge sind alle nicht notwendig im engeren Sinn, aber halt auch nicht der Grund warum der Staat immer mehr für Sozialausgaben raus haut.
Lulz, das ist doch eh alles Pseudowettbewerb. Es gibt bei der Gesundheitsversicherung nun mal keinen Wettbewerb (weil wegen adverser Selektion und so), dann muss man da auch nicht immer so tun als müsse es trotzdem welchen geben.Ich sehe ja irgendwo ein, dass eine gewisse Art Wettbewerb gut ist, einfach um den Anpassungsdruck zu erhöhen.
Ja, es ist sicherlich eine Art Pseudowettbewerb, allerdings sind Monopolstellungen jetzt nicht dafür bekannt besonders effizient zu sein.Lulz, das ist doch eh alles Pseudowettbewerb. Es gibt bei der Gesundheitsversicherung nun mal keinen Wettbewerb (weil wegen adverser Selektion und so), dann muss man da auch nicht immer so tun als müsse es trotzdem welchen geben.
Ein reguliertes Monopol kann je nach Markt- bzw. Kostenstruktur sehr wohl billiger/effizienter sein als ein Wettbewerbsmodell. Und im Gesundheitswesen mangelt es wohl kaum an Regulierung - was ja auch völlig richtig ist.Ja, es ist sicherlich eine Art Pseudowettbewerb, allerdings sind Monopolstellungen jetzt nicht dafür bekannt besonders effizient zu sein.
Korrekt, wobei das eine Ausnahmeerscheinung ist. Grundsätzlich sind wettbewerbliche Marktstrukturen effizienter, nur in besonderen Marktkonstellationen können Monopole effizienter sein. Reguliert sind sie im Übrigen immer - auch ohne Regulierung im engeren Sinne. EIn Monopolist ist per Definition auch Marktbeherrscher und unterliegt damit den Handlungseinschränkungen für marktbeherrschende Unternehmen nach Art. 102 AEUV bzw. § 19 GWB.Ein reguliertes Monopol kann je nach Markt- bzw. Kostenstruktur sehr wohl billiger/effizienter sein als ein Wettbewerbsmodell. Und im Gesundheitswesen mangelt es wohl kaum an Regulierung - was ja auch völlig richtig ist.
Es kann effizienter sein, aber das ist eher nicht die Norm. Im Endeffekt werden wir es nie erfahren, weil wir die _eine_ Krankenkasse wohl nie erleben werden.Ein reguliertes Monopol kann je nach Markt- bzw. Kostenstruktur sehr wohl billiger/effizienter sein als ein Wettbewerbsmodell. Und im Gesundheitswesen mangelt es wohl kaum an Regulierung - was ja auch völlig richtig ist.
Funktioniert der Wettbewerb denn heute gut?
Sprich: Gibt es deutliche Preisvorteile, sind diese für den Kunden transparent und kann der Kunde einfach wechseln?
Falls ja, warum ist der Markt so träge? Also warum wechseln Kunden nicht schneller, so dass die kleinen nicht effizienten Krankenkassen verschwinden?
Das dürfte es aber auch schon gewesen sein, oder?Der Wettbewerb findet für mich bei der Kostenoptimierung und im Bereich der Overheadkosten statt.