Doch, es hilft der Gesellschaft. Denn Ausgeglichenheit, Glück und Frieden bleiben ja nicht exklusiv in mir, sondern strahlen natürlich auch auf die Menschen in meiner Umgebung ab, mit denen ich in Wechselbeziehung stehe, genau wie ich mit Aggressivität, Depression und Hass die Menschen in meiner Umgebung mit runter ziehe. Und wenn man einen Menschen glücklich macht, dann strahlt der auch in seine Umgebung aus uswusf. Wenn man selbst aufrichtig glücklich und zufrieden ist, dann ändert sich schon ganz viel von ganz alleine, auch wenn es nicht unbedingt sofort in Utopia mündet.
Ein freundliches Lächeln, aufrichtiges Mitgefühl oder eine nette Geste (was glaube ich auch die Mehrheitsgesellschaft durchaus als Wert ansieht) kann auch schon viel ändern, Menschen inspirieren und ihnen ihren Glauben an die Menschheit wieder geben. Das ist vielleicht nicht direkt so sichtbar, wie als wenn jemand ein Gesetz erlässt oder 10 Milliarden Dollar in die Krebsforschung steckt (wozu ich halt im Moment leider nicht die Möglichkeit habe, also bin ich erst mal gezwungen in meinem Rahmen zu bleiben), aber langfristig gesehen hat es sehr wohl einen Einfluss. Jede deiner Handlungen hat Folgen. Jede Freundlichkeit, jede Geste von Hilfsbreitschaft und Mitgefühl führt dazu, dass sich Neuronen in deinem und dem Gehirn deines Gegenübers neu vernetzen und wenn es nur ein kleines bisschen ist.
Unfreundliches und mitleidloses Verhalten, welches im ersten Moment vielleicht für dich als banal und wenig schlimm erscheint, kann einen Menschen als Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt in einen Nervenzusammenbruch führen, genau wie ein freundliches Lächeln einem Fremden gegenüber jemanden vom Selbstmord abhalten kann. Nur weil sich die Gesellschaft nicht sofort um 180% dreht, heißt das nicht, dass du keinen Unterschied gemacht hast.
Ich arbeite in meinem Beruf schon sehr viel und eng mit Menschen zusammen und es wird immer wieder offensichtlich, wie der Charakter des Personals auf die Stimmung und damit auch auf die Heilung des Patienten Einfluss hat und das kann jemanden bis zu seinem Lebensende prägen.
Ich habe auch keine Position, die ich irgendwem mit einem neuen System und Gewalt aufzwingen will. Ich will niemanden zwingen zu reflektieren, es zum Gesetz machen oder jemanden strafen, der es nicht tut. Sowas erzeugt meist nur mehr Widerstand und Verhärtung und zur Verkrampfung des jeweiligen Egos.
Und Egoismus und Altruismus sind Begriffe, die suggerieren, dass man unabhängig und getrennt von seiner Umgebung existiert, dass man entweder für sich arbeitet oder für andere. Dass man aber eigentlich mit seiner Umgebung blüht oder mit ihr untergeht, weil man untrennbar mit ihr verbunden ist, wird dabei gerne mal übersehen.
Ich bin der Meinung, dass man, wenn man wirklich etwas in der Welt ändern will, erst einmal bei sich anfangen sollte, schließlich ist man der Teil von ihr, auf den man am meisten Einfluss hat. Der Rest ergibt sich dann. Und selbst, wenn man es niemals in die Geschichtsbücher schafft, ist es immer noch besser, wenn man positive und lebensbejahende Werte auf kleiner Ebene in das komplexe Netzwerk der Welt strahlt, als wenn man sie mit Hass, Gier und Gewalt füllt.
Und dass Frieden und Ausgeglichenheit nicht als Wert in der Gesellschaft angesehen werden stimmt ja auch nicht. Oder wieso glaubst du, gibt es einen gewaltigen Trend hin zu Yoga, Meditation, Zen, Simplifizierung des Lebens, Suche nach innerem Frieden und Spiritualität, Umweltschutz, Nachhaltigkeit und sozialem Engagement? Die Menschen sind nicht die bösen, zerstörerischen, egoistischen Monster, als die sie hier gerne dargestellt werden. Sie haben das volle Potenzial, sich in beide Richtungen zu entfalten und zu entwickeln.