Übrigens:
Das Nervengift zählt zur Gruppe der Acetylcholinesterase-Hemmer. Acetylcholinesterase ist ein Enzym, welches normalerweise den Neurotransmitter Acetylcholin in den Synapsen abbaut. Das Nervengift blockiert das aktive Zentrum des Enzyms und führt durch eine Dauererregung zur Kontraktion aller Muskeln. Die Opfer sterben in der Regel durch die Hemmung der Atmung und des Herzmuskels
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Spuren des Nervenkampfstoffs wurden im örtlichen Pub „The Mill“ sowie auf und um den Tisch im Restaurant „Zizzi“ gefunden, wo Skripal und seine Tochter zwei Stunden vor ihrem Zusammenbruch gesessen hatten.
Zuvor hatte Skripal sein Auto gegen 13:40 Uhr geparkt, mit seiner Tochter zunächst einen Pub aufgesucht und gegen 14:20 Uhr die Pizzeria Zizzi betreten. Er benahm sich dort auffällig, fluchte und beschwerte sich lautstark über die lange Wartezeit. Eine Stunde später verließen sie das Lokal, wohl um zurück zum Auto zu gehen. Um 16:20 Uhr entdeckten Passanten sie bewusstlos auf einer Parkbank an einer Grünanlage.
vs.
Die Wirkstoffe der Nowitschok-Gruppe kommen vermutlich in fester und flüssiger Form vor und können durch Injektion, Inhalation oder transdermale Applikation in den Körper gelangen. A-230 und A-232 durchdringen die Blut-Hirn-Schranke und gelangen schnell vom Blutkreislauf in das Zentralnervensystem. Innerhalb weniger Minuten kommt es zu einer irreversiblen Hemmung von Cholinesterasen.
Ist jetzt nur das, was man bei Wikipedia findet, aber allein die zeitlichen Abläufe passen überhaupt nicht.
14:20 in die Pizzeria, 15:20 Pizzeria verlassen. An dem Tisch wo sie saßen wurden angeblich Spuren vom Nervengift gefunden. Alle Experten sind sich einig, dass das Zeug noch wesentlich giftiger ist als VX und selbst geringe Kontakte tödlich sind wenn nicht sofort medizinische Hilfe eintrifft.
Nun fallen mir spontan mehrere Möglichkeiten ein:
Variante 1: Die wurden bereits in der Pizzeria vergiftet, deshalb konnte man dort Spuren finden. Dann wären sie spätestens 15:25 tot gewesen, wenn man annimmt, die Vergiftung sei unmittelbar vor dem Verlassen erfolgt (Atmung und Herzschlag sind nach ein paar Minuten ausgesetzt). Dann hätte man sie aber nicht 16:20 bewusstlos auf einer Parkbank finden können, denn den Weg dorthin hätten sie niemals mehr zurücklegen können. Lt. Wirkungsbeschreibung tritt bei Kontakt mit dem Gift quasi sofort starke Übelkeit auf, die Opfer halluzinieren und brechen dann zusammen". Auch das "liegen auf einer Parkbank" passt dazu überhaupt nicht, wer unter stärkster Übelkeit leidet und halluziniert wäre meinetwegen schreiend durch die Gegend gerannt, wäre zusammengebrochen, noch auf allen Vieren gekrochen und letztlich irgendwo im Gras liegen geblieben.
Variante 2: Die Flasche/Dose mit dem Gift war undicht und hat schon Spuren in der Pizzeria hinterlassen, der Täter ist ihnen gefolgt und hat sie kurz vor 16:20 Uhr dann besprüht, berührt whatever. Fragt sich dann nur, wie er das selbst mit einer undichten Ampulle so lange überlebt hat? Oder er war an der Herstellung beteiligt und hatte noch minimalste Spuren an der Kleidung die er im Restaurant verteilt hat - aber dann spricht das gegen einen militärischen Kampfstoff aus Russland, denn den mixt niemand in privater Kleidung und wer ihn mixt ist sicherlich nicht der selbe der dann den Anschlag in London verübt.
Und das Ganze erklärt auch nicht, wieso die Opfer scheinbar ohne die typischen Wirkungen einfach auf der Bank liegen und keiner von beiden auch nur noch einen Meter weit gekommen ist. Die Wirkung soll "irreversible Muskelkontraktionen" verursachen, der Körper müsste also innerhalb weniger Minuten stocksteif werden. Ich hab sowas bei GrandMal Anfällen bei starker Epilepsie schon gesehen, da bleibt niemand auf 'ner Bank liegen.
Variante 3: Es war Nowitschok und sie wurden woanders vergiftet, die verkrampften Körper dann auf der Bank abgelegt. Schwierige Vorstellung wenns nicht direkt vor der Bank 'ne Straße gibt wo man mit 'nem Van hätte agieren können. Und viel zu riskant, zufällige Zeugen, unklares Motiv - wenn man wollte dass sie noch lebendig gefunden werden, hätte man nur ein Zeitfenster von wenigen Minuten zwischen Vergiftung und Eintreffen des Rettungswagens gehabt. Wozu das ganze Theater, man hätte sie sterben lassen können und die Leichen irgendwo rauswerfen wo es ungefährlich ist?
Variante 4: Es war gar kein Nowitschok und die Briten lügen.
Ebenfalls passt nicht, dass die beiden angeblich von Passanten gefunden wurden, allerdings nur ein Polizist wegen Beschwerden behandelt werden musste - und anscheinend wieder geheilt ist, was ja selbst bei sehr geringen Kontakten als äußerst schwierig gilt? Die Passanten waren aber sicherlich zuerst an den Vergifteten und haben die angesprochen, berührt, Hilfeleistungen durchgeführt? Auch die Rettungskräfte die kurz danach eintrafen hatten sicher deutlich mehr und intensiveren Kontakt und zu dem Zeitpunkt wird niemand mehr als die "Standardmaßnahmen" wie Latexhandschuhe zum Eigenschutz eingesetzt haben, da niemand was von "Nervengift" geahnt hat. Da könnten die Briten (oder auch unsere Bundesregierung, die ja scheinbar so umfassen aufgeklärt wurde, dass sie politisch Stellung beziehen konnte) noch einiges Licht ins Dunkel bringen. Also ich als Ermittler hätte so einige rote Fragezeichen in meinen Akten stehen, denen ich mal näher nachgehen würde.
Edit: Nochmal ein wenig nachgeforscht:
Wirkung von Nervengiften auf Basis der Acetylcholinesterase-Hemmung (z.B. auch Sarin, VX, etc., alles das selbe Prinzip):
Je nach Stärke der Vergiftung kommt es dabei zu folgenden Symptomen: Nasenlaufen, Sehstörungen, Pupillenverengung, Augenschmerzen, Atemnot, Speichelfluss, Muskelzucken, Krämpfe, Schweißausbrüche, Erbrechen, unkontrollierbarer Stuhlabgang, Bewusstlosigkeit, zentrale und periphere Atemlähmung und Tod. Die Wirkung am Auge tritt dabei schon bei geringeren Konzentrationen ein als die Wirkung im Atemtrakt, so dass Akkommodationsstörungen und eine Engstellung der Pupillen bereits bei Konzentrationen und Expositionszeiten zu beobachten sind, bei denen die übrigen Vergiftungszeichen noch nicht bemerkbar sind.
Ergo
-> wurden sie mit einer hohen Dosis vergiftet wären sie innerhalb von Sekunden handlungsunfähig gewesen und innerhalb von Minuten tot. Sie könnten dann also unmöglich in der Pizzeria vergiftet worden sein sondern das hätte direkt auf der Parkbank stattgefunden haben müssen. Warum bleiben die dann dort sitzen und fallen nichtmal von der Bank?
-> sie wurden mit einer geringen Dosis vergiftet (z.B. transdermal), ggf. in der Pizzeria oder schon vorher. Daher trat auch die Bewusstlosigkeit erst später ein. Aber: Die Folgen treten Nach und nach auf und verstärken sich dann zusehends. Mir kann niemand erzählen, dass jemand der zeitgleich mit seiner Tochter Sehstörungen, Atemnot, Krämpfe, Erbrechen etc. entwickelt, nicht den erstbesten Passanten anspricht oder den Notarzt ruft bevor er völlig handlungsunfähig ist. Schon gar nicht setzt sich so jemand friedlich auf eine Parkbank und legt sich dort zum sterben hin, da hat jeder Mensch Todesangst und würde noch kriechen auch wenn er nur einen Finger bewegen könnte. Sie hätten mehr als genug Zeit vom ersten Auftreten offensichtlicher Vergiftungssymptome bis zur Bewusstlosigkeit gehabt, jemanden auf sich aufmerksam zu machen.