gerechte Gesellschaft

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ne Gesellschaft in der Firmen ihre Arbeiter gewaltfrei ausbeuten ist also gerecht? cool :D

Es zwingt sie doch niemand, sich "ausbeuten" zu lassen. Wenn sie das vollkommen freiwillig tun (physischer Zwang existiert ja nicht) dann ist das selbstverständlich gerecht. Wenn ich zu bestimmten Konditionen arbeiten will dann ist das einzig und alleine meine Sache und es geht dich einfach einen Scheißdreck an. Du hast mir nicht zu sagen, ob ich "ausgebeutet" werde oder nicht. Insbesondere solltest du gefälligst nicht in meinem Namen andere Menschen mit Gewalt bedrohen, für die ich freiwillig zu von mir aus freien Stücken akzeptierten Konditionen arbeite.

Nur weil dir Strukturelle Gewalt nicht in dein denkkonzept passt bedeutet das noch lange nicht das sie nicht existiert und keine Probleme verursacht. Aber das hatten wir ja schon gefühlte 100 millionen mal von daher könn wir uns das ganze Gespräch auch schenken.

Abgesehen davon, wenn wir MV Land einführen, dann zwingen wir damit allen Leuten die es nicht so haben wollen zwangsläufig etwas auf. Aber auch das hatten wir schon millionen mal.

Strukturelle Gewalt ist aber eben nicht zwingend. Struktureller Gewalt kann sich jeder Mensch aus eigener Kraft widersetzen, somit ist ein Schutz vor struktureller Gewalt nicht nötig.
Zudem wird in MV-Land niemandem etwas aufgezwungen, der keine Gewalt initiiert. Innerhalb von MV-Land darf jeder gerne seine kleine Kommune oder Demokratie gründen mit Menschen, die dabei _freiwillig_ mitmachen wollen.
 

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Struktureller Gewalt kann sich jeder Mensch aus eigener Kraft widersetzen

Nein eben nicht. Aber wie gesagt kb das nochmal mit dir zu diskutieren, beim nächsten mal fängst dann eh wieder damit an -.-

Zudem wird in MV-Land niemandem etwas aufgezwungen,
Du würdest das MV land an sich den Leuten aufzwingen. Du kannst ohne Zwang kein System etablieren. Mag sein das dein System frei von physischer Gewalt ist sobald es etabliert ist, aber die Einführung selbst erfordert zwangsläufig Gewalt.

Ich will son System zb nicht haben, wenn es jetzt doch eingeführt würde, würde man mir damit etwas aufzwingen was ich nicht will. Das Argument ich könnte dann ne eigene Demokratie gründen läuft aufs selbe raus wie mein Argument die könntest auf ne unbewohnte Insel ziehen und dort MV Land gründen. Hält dich auch keiner von ab.
 
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Das ist nur ein Teil des Bildes. Beinhaltet z.B. nicht, wie Menschen vom Justizsystem verurteilt werden.

Ja und nein. Das Justizsystem ist darin wirklich nicht enthalten, aber in einer (perfekt) gerechten Gesellschaft bräuchten wir auch kein Justizsystem.
Das Justizsystem ist eine Näherung, um Verstöße gegen die (empfundene, leider heute sehr subjektive) Gerechtigkeit zu verfolgen. Es kann somit immer nur eine praktische Näherung an ein zu findendes Ideal der Gerechtigkeit sein, nicht Teil desselben.

verhungern ist natürlich besser :)

Ja genau, weil der Hungertod in Deutschland an jeder Ecke lauert :stupid: Dümmer bitte. Oh Moment ... du bist Kommunist. Dümmer geht ja nicht.
 
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Ja genau, weil der Hungertod in Deutschland an jeder Ecke lauert :stupid: Dümmer bitte. Oh Moment ... du bist Kommunist. Dümmer geht ja nicht.
wir reden hier hauptsächlich von einem fiktiven Staat -_-
soso ich bin also ein Kommunist...gut zu wissen :D
 
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Mv schlägt manchmal bisschen über die Stränge
 
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Was hier noch groß diskutiert wird.

Perfekter Staat: Kommunismus
Realistischer Staat: Deutschland

Wir wissen ja alle das der Mensch nicht perfekt ist, also geht der Kommunismus nicht auf
 

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Selbst wenn er aufgehen würde wäre der Kommunismus nicht perfekt oder gerecht.

Viele scheinen hier Gleichheit mit Gerechtigkeit gleichzusetzen was imo ziemlich daneben ist.
 

Flopgun

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Und warum ist das nicht so? Weil wir einen Sozialstaat haben und kein Wunderland von irgendwelchen rechtsliberalen Spinnern.


Weil wir ein reicher Industriestaat sind, dessen Wohlstand nicht vom Himmel gefallen ist sondern durch Forschung, Technik, Innovation, Unternehmergeist und harter Arbeit selbst geschaffen wurde. Erst dadurch gibt es überhaupt erst die Möglichkeit eines Sozialstaats.
 

Teegetraenk

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Der Sozialstaat ist Teil des Aufstiegs Deutschlands zu einem reichen Industrieland.
 
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Pivo das musst du erleutern. Für mich klingt Flopguns Variante auf dem ersten Blick logischer ?
 
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Der Sozialstaat sorgt zum einen für gesellschaftliche und politische Stabilität und ermöglicht außerdem durch Investitionen in Bildung und Familien die Jugend optimal zu fördern und somit den Nachwuchs der Forscher, Techniker, Innovateure und Unternehmer zu züchten.
Natürlich ist er ohne Wohlstand nicht möglich, aber genauso hängt der Wohlstand davon ab. Es ist sozusagen eine symbiotische Beziehung.
 
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Jeder der hier diskutiert müsste gezwungen werden vor Teilnahme erstmal das Wort "Gerechtigkeit" zu definieren.

Sonst führt das alles zu: nichts.
 

shaoling

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Der Sozialstaat sorgt zum einen für gesellschaftliche und politische Stabilität und ermöglicht außerdem durch Investitionen in Bildung und Familien die Jugend optimal zu fördern und somit den Nachwuchs der Forscher, Techniker, Innovateure und Unternehmer zu züchten.
Natürlich ist er ohne Wohlstand nicht möglich, aber genauso hängt der Wohlstand davon ab. Es ist sozusagen eine symbiotische Beziehung.
Der Sozialstaat mag den gesellschaftlichen Frieden fördern, aber der Jugend kann er sogar schaden. Denn er bringt Familien hervor, die nicht für ihr Leben sorgen müssen und damit auch Kinder, die nicht für ihr Leben sorgen können.
Die Behauptung, dass Sozialstaat und Wohlstand sich gegenseitig bedingen, finde ich unplausibel: Es gab Wohlstandsmehrung lange, bevor es den Sozialstaat gab. Dass sich aber unser Sozialstatt über viele Generationen hinweg selbst erhält, ist nicht erwiesen.

@Topic:
Ich gehe da erstmal mit Clawg: Gerecht ist eine Gesellschaft, in der nicht die Willkür herrscht, was dann ziemlich genau auf seine Aussage führt.
 
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Was verstehst du unter Willkür? Meinst du damit nur rechtliche Willkür? Was ist mit der Willkür etwa in einer wohlhabenden Familie geboren zu werden oder in einer armen?
 
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Die Behauptung, dass Sozialstaat und Wohlstand sich gegenseitig bedingen, finde ich unplausibel: Es gab Wohlstandsmehrung lange, bevor es den Sozialstaat gab.

Sozialleistungen sind nicht nur Hartz 4, sondern darunter fallen auch Investitionen ins sog. "Humankapital". Das rechnet sich natuerlich. Ganz davon abgesehen, wie irgendjemand bereits erwaehnt hat, stabilisieren Sozialtransfers natuerlich die gesamte Gesellschaft. Insofern ist das Argument nicht ganz unplausibel.
 

Clawg

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Was verstehst du unter Willkür? Meinst du damit nur rechtliche Willkür? Was ist mit der Willkür etwa in einer wohlhabenden Familie geboren zu werden oder in einer armen?

Man wird nicht in eine Familie geboren. Das hieße ja, dass man schon vor der Geburt (bzw. Empfängnis) existieren würde. Ergo ist es weder gerecht noch ungerecht, da die Geburt (bzw. Empfängnis) nichts ist, was einem selbst widerfährt.
 
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...
Dann ist die Willkür, dass man in einer reichen oder armen Familie groß wird. Außerdem ist die Existenz des Embryos auch vor der Geburt schon da...
Mit deiner Ablenkung hast du rein gar nichts erreicht. Setzen, Sechs.
 
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Man wird nicht in eine Familie geboren.
1. Hat er das so nie gesagt (wenn du schon so kleinlich bist)
2. Ist diese Formulierung im Deutschen nicht unüblich und bei weitem nicht unüblich genug um sie unabsichtlich falsch zu verstehen.
 
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Was verstehst du unter Willkür? Meinst du damit nur rechtliche Willkür? Was ist mit der Willkür etwa in einer wohlhabenden Familie geboren zu werden oder in einer armen?

Worauf willst du denn mit dieser Frage hinaus? Wenn ich reicher und einflussreicher als viele andere wäre, dürfte ich dann meinen Kindern nicht mehr Dinge kaufen als das ärmste Mitglied der Gesellschaft, oder über meine Kontakte zu Jobs etc verhelfen, weil das ungerecht wäre?
 

shaoling

Guest
Sozialleistungen sind nicht nur Hartz 4, sondern darunter fallen auch Investitionen ins sog. "Humankapital". Das rechnet sich natuerlich. Ganz davon abgesehen, wie irgendjemand bereits erwaehnt hat, stabilisieren Sozialtransfers natuerlich die gesamte Gesellschaft. Insofern ist das Argument nicht ganz unplausibel.
Die Behauptung war, dass Sozialstaat und Wohlstand sich gegenseitig bedingen. Wenn es Wohlstand ohne einen Sozialstaat gibt, dann ist die Behauptung falsch.
Man könnte behaupten, dass ein Sozialstaat den Wohlstand stärker mehrt als irgendein anderes politisches System. Ob das so ist, weiß ich nicht. Und ich bezweifle, dass es sinnvoll ist, sich an einer so allgemeinen Frage abzuarbeiten. Sinnvoller scheint mir zu fragen, ob einzelne Aspekte des Sozialstaats den Wohlstand mehren - und zwar mehr als die jeweiligen Alternativen.

Was verstehst du unter Willkür? Meinst du damit nur rechtliche Willkür? Was ist mit der Willkür etwa in einer wohlhabenden Familie geboren zu werden oder in einer armen?
Ich meine rechtliche Willkür.
Wenn du fragst, ob es Unrecht sei, wenn einer in einer wohlhabenden, ein anderer in einer armen Familie geboren wird, dann frage dich: Wird dem Armgeborenen ein Unrecht zugefügt? Wenn ja: von wem?
 
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shao, meine Behauptung war schon auf unsere heutige Gesellschaft bezogen. Natürlich gibt es in der Geschichte Wohlstandsmehrung ohne Sozialstaat, genauso gibt es soziale Gesellschaften ohne Wohlstandsmehrung, wenn man sich Naturvölker mal anschaut.

Der Sozialstaat mag den gesellschaftlichen Frieden fördern, aber der Jugend kann er sogar schaden. Denn er bringt Familien hervor, die nicht für ihr Leben sorgen müssen und damit auch Kinder, die nicht für ihr Leben sorgen können.
Dem Sozialstaat dafür die Schuld zu geben finde ich gewagt. Ohne Sozialstaat würden diese Menschen auf der Straße sitzen und als Tagelöhner arbeiten.
Das ganze funktioniert in einer feudalen Gesellschaft aber natürlich auch nicht, wo eine produktive Person nur sich selbst oder höchstens die eigene Familie versorgen kann. Heutzutage ist durch die Technologisierung die Produktivität aber so groß geworden, daß eine Person aus armem Haushalt, die, durch den Sozialstaat unterstüzt, zu einem erfolgreichen Unternehmer heranwächst, sehr viele Mäuler versorgen kann. Auch die, die trotz Unterstützung nichts geworden sind und sich somit nicht selbst versorgen können.
 
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shao, meine Behauptung war schon auf unsere heutige Gesellschaft bezogen. Natürlich gibt es in der Geschichte Wohlstandsmehrung ohne Sozialstaat, genauso gibt es soziale Gesellschaften ohne Wohlstandsmehrung, wenn man sich Naturvölker mal anschaut.

Mit dieser Feststellung ist dann allerdings die Aussage, dass unser heutiger Sozialstaat der Wohlstndsmehrung dienlich sei, nicht mehr haltbar.
Ganz im Gegenteil, es scheint keinerlei Hinweise darauf zu geben, dass dies so sei. Vielmehr scheint der Sozialstaat ein Nebenprodukt unseres Wohlstands zu sein: Nur weil es uns so gut geht können wir es uns leisten, einen Sozialstaat zu unterhalten. Ich lehne mich jetzt auch mal etwas aus dem Fenster und behaupte, dass unser Sozialstaat sofort in sich zusammenfällt, sobald es zu einer ernsthaften Krise kommt.
 
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@shao, dem Kind wird ja Schaden zugefügt insofern als das es bereits vor seiner Geburt feststeht, dass er viele Chancen im Leben schlicht nicht ergreifen kann so wie dies andere können.

Genau das ist doch eigentlich die Idee des Rawlsschen veil of justice; nicht zu wissen als welcher Teil in der Gesellschaft man hineingeboren wird (also in Unkenntnis darüber ob arm oder reich, ob schwarz oder weiss, athletisch oder ein Krüppel) und darüber als rational, eigeninteressiertes, reflektierendes Wesen zu entscheiden nach welchen Grundsätzen diese Gesellschaft bestehen soll. Es ist dabei anzunehmen, dass man sich unter diesen Vorraussetzungen für eine Gesellschaft entscheidet, in der der "Willkürfaktor" (ob man reich ist oder arm, blond oder braunhaarig...) möglichst gering ausfällt und man nicht einfach durch schlichtes Pech zu einem menschenunwürdigem Dasein verdammt ist.

Bezüglich der Sozialstaats-Diskussion: Es reicht bei Wohlstand nicht aus nur rein utilitaristisch die Summe zu betrachten, sondern man muss auch erwähnen wie viele Menschen tatsächlich davon profitieren. Wenn 90% 10% ihres Einkommens verlieren, die restlichen 10% ihr Einkommen aber verzehnfachen, so würde ich es diskutabel finden, ob man hier von einer Wohlfahrtsmehrung in der Bevölkerung sprechen kann.

Auch kann man annehmen, dass private, gewinnorientierte Unternehmen eher nach einem kurzfristigen Return on Investment handeln und der Staat durch gewisse Maßnahmen welche einen längerfristigen Zweck erfüllen sollen beiträgt auch die Summe der Wohlfahrt zu erhöhen (etwa indem jeder Bürger die Möglichkeit zur Bildung bekommt). Insofern würde ich nicht sagen, dass staatliches Eingreifen einfach nur zu einer Minderung der Wohlfahrtssumme und zu einer Verteilung der Wohlfahrt führt, sondern diesen auch kreiert.
 
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Wenn ich reicher und einflussreicher als viele andere wäre, dürfte ich dann meinen Kindern nicht mehr Dinge kaufen als das ärmste Mitglied der Gesellschaft, oder über meine Kontakte zu Jobs etc verhelfen, weil das ungerecht wäre?
Das wird dann natürlich schnell zu einer Frage der spezifischen Situation...seinem Kind Kram zu kaufen ist sicher nicht ungerecht...wenn das Kind aber nen Job kriegt, wo sich auch nen "armer Mensch" drauf bewirbt, der eigentlich sogar besser geeignet/qualifiziert wär für den Job, dann beginnt natürlich auch Ungerechtigkeit
 
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Die Behauptung war, dass Sozialstaat und Wohlstand sich gegenseitig bedingen. Wenn es Wohlstand ohne einen Sozialstaat gibt, dann ist die Behauptung falsch.

Halte ich irgendwo fuer Haarspalterei, ich denke nicht, dass irgend jemand das gemeint hat.

Man könnte behaupten, dass ein Sozialstaat den Wohlstand stärker mehrt als irgendein anderes politisches System. Ob das so ist, weiß ich nicht. Und ich bezweifle, dass es sinnvoll ist, sich an einer so allgemeinen Frage abzuarbeiten. Sinnvoller scheint mir zu fragen, ob einzelne Aspekte des Sozialstaats den Wohlstand mehren - und zwar mehr als die jeweiligen Alternativen.

Ich bin der Ansicht dass Wohlstand keine nennenswert positive Rolle fuer den gesellschaftlichen Fortschritt spielt, wenn nicht ueber eine wie-auch-immer-geartete Form der Staatsintervention (z.B. Sozialstaat) dafuer gesorgt wird, dass oekonomische Freiheitsrechte sinnvoll mit sozialen Rechten verknuepft werden. Da es hier um Gerechtigkeit geht, muessen wir ergo auch ueber Verteilungsgerechtigkeit reden oder zumindest darueber, dass "Wohlstand" per se (also bspw. als BIP) ein unzureichender Indikator ist, um den gesellschaftlichen Fortschritt zu messen. Ich persoenlich finde, dass eine Gesellschaft wie die der BRD, in welcher a) die Einkommensungleichheit zunimmt und b) die "Oberschicht" (mag das Wort nicht) immer weiter steuerlich entlastet wird definitiv nicht auf dem Weg zu mehr Gerechtigkeit ist.

Und wenn dann Leute wie Westerwelle, die fuer eine Stunde labern vor der Handelskammer oder was weiss ich wo zwischen 7000 und 14000 Euro kriegen, andere Leute, die von einem winzigen Bruchteil davon einen ganzen Monat leben muessen, als "dekadent" bezeichnen, dann ist fuer mich der Punkt erreicht, wo ich es einfach nur noch zynisch finde.
 
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oekonomische Freiheitsrechte sinnvoll mit sozialen Rechten verknuepft

Die Verknüpfung dieser Wörter ist aber schon nicht sinnvoll.
Entweder gibt es Freiheitsrechte, dann gelten diese allgemein. Wenn ein Individuum frei ist, weitgehende Freiheitsrechte hat, dann kannst du diese Freiheitsrechte nicht einfach aufheben wenn dieses Individuum ökonomisch handelt. Ökonomische Handlungen und private Handlungen sind prinzipiell nicht trennbar. Wenn du ökonomische Freiheiten einschränken willst dann schränkst du automatisch auch private Freiheit ein.
"Soziale Rechte" sollen aber doch gerade die private Freiheit garantieren. Du forderst also gleichzeitig die Ausweitung und die Einschränkung der Freiheitsrechte. Das ergibt keinen Sinn.

Konsequenter ist es, weitgehende Freiheitsrechte für alles zu fordern. Selbstverständlich für privates Handeln (das sehen sogar die Linken ein) aber dann eben logischerweise auch für wirtschaftliches Handeln.

Genau das ist doch eigentlich die Idee des Rawlsschen veil of justice; nicht zu wissen als welcher Teil in der Gesellschaft man hineingeboren wird (also in Unkenntnis darüber ob arm oder reich, ob schwarz oder weiss, athletisch oder ein Krüppel) und darüber als rational, eigeninteressiertes, reflektierendes Wesen zu entscheiden nach welchen Grundsätzen diese Gesellschaft bestehen soll. Es ist dabei anzunehmen, dass man sich unter diesen Vorraussetzungen für eine Gesellschaft entscheidet, in der der "Willkürfaktor" (ob man reich ist oder arm, blond oder braunhaarig...) möglichst gering ausfällt und man nicht einfach durch schlichtes Pech zu einem menschenunwürdigem Dasein verdammt ist.

Das mag zwar so stimmen, ist aber leider eine sehr schlechte Grundlage für den Bau einer Gesellschaft.
Menschen lehnen Eigenverantwortung oft ab - heißt das deshalb, dass eine Gesellschaft ohne Verantwortlichkeit des Individuums für seine Handlungen "gerechter" wäre?
Zudem sind Menschen prinzipiell risikoavers. Trotz gleichen Erwartungswertes entscheidet man sich fast immer für die "sichere" Alternative. Dieses Beispiel funktioniert also nur aufgrund der fundamentalen Irrationalität des menschlichen Gehirns - wie gesagt, eine denkbar schlechte Grundlage.
 
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Rawls Konzept basiert doch gerade auf dem homo oeconomicus (was Raws meines Erachtens auch so umstritten macht), dem jetzt hier Irrationalität vorzuwerfen zeugt nicht gerade von Kenntnis der Ökonomischen Theorie.
Hinter dem Schleier des Unwissens würdest du dir wahrscheinlich keine Gesellschaft wünschen in der 5% der Bevölkerung 80% der Ressourcen für sich beanspruchen, da die Chance zu diesen 5% zu gehören sehr gering ist. Nach Rawls entscheidet man sich eher für einen sozialdemokratischen Kapitalismus welcher wirtschaftliche Effizienz mit starken egalitaristischen Einflüssen zu vereinen sucht. Ziel soll es eben sein jedem Bürger gleiche Chancen zu geben sich selbst zu verwirklichen, dazu ist es angebracht möglichst für Chancengleichheit unter allen Mitbürgern zu sorgen. Es ist ja schön wie du immer von "Eigenverantwortung" sprichst, ich halte es aber nicht gerade der individuellen Entfaltung (die für Liberale ja immer über alles steht) zuträglich wenn man als Individuum nicht die Chance bekommt überhaupt in eine Schule zu gehen und Lesen zu erlernen, oder wenn man als Kind einer armen Familie an einer Krankheit leidet welche sich zwar leicht mit Medikamenten kurieren liesse, für die die Familie aber leider kein Geld hat.

Deshalb verwundert es auch nicht, dass schon klassische Liberale wie Adam Smith oder John Stuart Mill sich auch für großzügige soziale Leistungen aussprachen. Ein Wegfallen jeglicher physischer Zwänge würde nicht zu mehr Freiheit, sondern zu mehr Unterdrückung führen.
 
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Entweder gibt es Freiheitsrechte, dann gelten diese allgemein. Wenn ein Individuum frei ist, weitgehende Freiheitsrechte hat, dann kannst du diese Freiheitsrechte nicht einfach aufheben wenn dieses Individuum ökonomisch handelt.
Nein und nein. Freiheitsrechte sind selbstverständlich einschränkbar. Guck dir mal unsere Gesetzgebung an. Oder sprichst du wieder von deinem ominösen Wunschstaat? Dann ignorier meinen Post einfach und ich, wie üblich, deine.
 
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Ob Gerechtigkeit und Gleichheit synonyme Begriffe sind ist umstritten, allerdings den Zusammenhang zwischen Gerechtigkeit und Gleichheit komplett zu bestreiten halte ich für falsch. Bei praktisch jeglicher Verwendung des Begriffes "Gerechtigkeit" wird man doch feststellen, dass es etwa um "gleiches Recht für alle", "gleiche Chancen für alle" etc. geht.
 
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Nein und nein. Freiheitsrechte sind selbstverständlich einschränkbar. Guck dir mal unsere Gesetzgebung an. Oder sprichst du wieder von deinem ominösen Wunschstaat? Dann ignorier meinen Post einfach und ich, wie üblich, deine.

Ich meinte, dass man Freiheitsrechte nicht (sinnvoll) zwichen privaten und wirtschaftlichen Rechten unterscheiden kann.
Wirtschaftliches und privates Handeln sind untrennbar. Wenn ich mir privat eine Kaffee kaufe ist das gleichzeitig eine wirtschaftliche Transaktion. Es gibt keinerlei Rechtfertigung dafür, warum Freiheitsrechte nur für privates gelten sollten. Oder anders ausgedrückt: Was ich mit einer anderen Person mache ist Teil unserer Privatsphäre, egal ob die Handlung nun wirtschaftlich, sexuell oder sonstwas ist.
Entsprechend ist es ein direkter Widerspruch, private Freiheitsrechte zu fordern und gleichzeitig wirtschaftliche Freiheiten einschränken zu wollen.
 
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Meine Einwände dazu: 1. Niemand (außer du) setzt es als einziges Ziel private Freiheit zu maximieren. Freiheit des Individuums ist nur ein Aspekt unter vielen (Gemeinwohl, Sicherheit etc).
2. Führt dein System nicht zu mehr individueller Freiheit, sondern zur Unterdrückung dieser indem du strukturelle Zwänge schlicht leugnest. Hunger, Armut oder die Unfähigkeit sich zu bilden sind keine Grundlagen für die persönliche Entfaltung.
 
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Kann eine Gesellschaft denn überhaupt gerecht sein in dieser globalisierten Welt? Wenn ihr Wohlstand auf dem Leid der Rest der Welt aufbaut?
 
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Kommt drauf an wie viele Menschen du zu dieser Gesellschaft zählst.
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Die Globalisierung hat keine Regeln keine Gesetze, darum wird sie Schonungslos benutzt um Länder und Menschen auszubeuten.
 
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Es gibt z.B. den Philosophen Gerhard Cohen der Gerechtigkeit mit Gleichheit gleichsetzt. Was wären diesbezüglich eure Meinungen? Als oft genanntes Gegenbeispiel wird häufig das "laddering down" Argumen genannt (angenmmen es werden Zwillinge geboren, der eine jedoch nur mit einem Auge; wäre es nun aus Gerechtigkeitserwägungen angebracht dem anderen Zwilling das andere Auge auszustechen damit Gleichheit herrscht?). Ehrlich gesagt wirkt das Beispiel natürlich ziemlich abschreckend, allerdings zeigt ja schon Claws Äußerung, dass es bei Gerechtigkeit letztlich doch immer um Gleichheit (gleiches Recht für alle) geht. So könnte man zum obigen Beispiel auch erwidern, dass die Verstümmelung des anderen Zwillings sehr wohl gerecht ist, wenn auch nicht unbedingt moralisch vertretbar.

Ich persönlich weiss für mich persönlich nicht, ob die komplette Gleichsetzung von Gleichheit und Gerechtigkeit plausibel ist. Allerdings ist es wohl unbestreitbar, dass Gerechtigket und Gleichheit nicht zu trennen sind. Die Debatte Gerechtigkeit und Gleichheit gehört wohl auf diesem Feld zu den kontroversesten die geführt werden können.
 
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