Original geschrieben von synterius
du vergleichts hier äpfel mit den berühmten birnen.
den welthunger kann man wohl schwerlich mit nem luxusartikel wie musik vergleichen.
Es geht um die 'Produktionsmethode', nicht um die Ware an sich. Das simple kopieren einer EINMALIG erbrachten Leistung, um sich diese dann MILLIONENFACH bezahlen zu lassen, wie es die Musikindustrie proklamiert, ohne dafür einen nennenswerte Leistung zu erbringen ist schlicht überholt. Es sind technische Mittel geschaffen worden die selbst dieses bisschen 'Leistung' (das vervielfältigen) der Musikindustrie schlicht überflüssig machen. Der Konsument stellt die Vertriebsstruktur selbst und zahlt für die anfallenden Kosten selbst (Internet, Datenspreicher, Sharingsoftware). Das wäre in etwa so, wie den Energiekonzernen ein Monopol auf "Strom" als solches zu geben weil die das ja schon immer machen - und jeder der sich 'ne Solarzelle auf's Dach baut um die Leistung der Energiewirtschaft zu 'ersetzen' wird zwangsverpflichtet dennoch einen Stromanschluss zu haben und zu bezahlen, andernfalls ist die Solarzelle 'illegal' weil sie dem Gewinn der Energiewirtschaft schadet.
Fakt ist: was die Musikindustrie tut ist obsolet geworden. Man braucht sie nicht mehr, weder für Werbung noch für Verkauf noch für hochqualitative Artikeleigenschaften (Sound/Bild, Inlets, Extras whatever) - und genau DARUM gehen die Gewinne in den Keller. Weil das gesamte Marketingkonzept hoffnungslos veraltet ist. Dass die Musikindustrie überhaupt noch lebt, hat sie den bestehenden Gesetzen zu verdanken und dem Sumpf von Beziehungen und Verstrickungen mit anderen Medienunternehmen (Ausnutzung von gesetzlich geschützter Marktmacht).
Nun, zum Punkt des 'armen' Musikers: Schade ich ihm mit 'raubkopien'? Nein, definitiv nicht. Erstens ist der Betrag den der Musiker von den Verkaufserlösen sieht minimal. Zweitens hätten nur ein Bruchteil der Leute die downloaden überhaupt etwas gekauft und drittens hat der Musiker für diese KOPIE eben KEINE Leistung erbracht. Die Leistung hat er für die Studioaufnahme erbracht, in klarem HiFi-Sound, Dolby whatever, mit gutem Booklet, Bonusfeatures, Hintergrundinformationen whatever - aber all das wird NICHT geshared. Die 'Raubkopie' ist in keinster Weise mit der Ware identisch, die ein Käufer erhalten würde, es ist eine abgespeckte Version wie der Eigennachbau eines Lamborghini in der Heimwerkstatt eben kein Lamborghini ist, sondern nur eine Billigatrappe zum persönlichen Vergnügen.
Last but not least bin ich auch nicht Deiner Meinung dass ich Äpfel und Birnen vergleiche - die schlichte Gier der Menschen nach Geld hört bei Luxusgütern nicht auf, Du weisst ebenso wie ich, dass Pharmakonzerne Medikamente für arme Staaten zurückhalten, obwohl diese sogar anbieten alle Produktionskosten zu zahlen wenn sie nur die Einwilligung bekommen das Patent nutzen zu dürfen. Dürfen sie aber nicht, sie sollen gefälligst die Medikamente kaufen. Und Millionen von Menschen sterben. Ich halte JEDE wette, dass sollte es jemals eine wie von mir beschriebene Erfindung geben, die Industrie Amok laufen würde um sie zu verbieten, weil der eigene Profit immer wichtiger ist als das Allgemeinwohl. Daher bleibe ich bei meiner Meinung: Filesharing für nichtkommerzielle Zwecke DIENT dem Allgemeinwohl. Es macht Kunst, Literatur, Musik, Wissenschaft allen zugänglich, unabhängig vom finanziellen Background. Und das kommt der ganzen Gesellschaft zu gute.
Original geschrieben von synterius
man braucht nur ein wenig logisch über die sache nachdenken und man weiß das es der industrie schadet.
früher war man viel mehr drauf angewiesen bzw war die sache mit dem downloaden einfach noch nicht so bekannt so das man praktisch kaufen musste und es war auch selbstverständlich.
Das ist Milchmädchenlogik. Ich persönlich bin mir ziemlich sicher dass die Musik/Filmbranche an meiner Up/Downloaderei massiv Gewinn eingefahren hat. Auf etliche Festivals und Konzerte wäre ich NIE gegangen wenn ich die Mucke der relativ unbekannten Bands nicht vorher aus dem Internet gekannt hätte und gewusst hätte dass die echt gut sind. Etliche meiner 102 DVDs hätte ich hier nicht stehen weil ich nie die 30 € für nen Kinobesuch mit meiner Frau aufgrund der eher mäßigen Vorschau investiert hätte und wir dann gesehen haben "wow, der ist echt gut, den sollten wir uns auf DVD holen!". Aber ich hab 'nen DivX Preview gesehen und konnte sagen "Yo, der sieht gut aus, lass Montag mal ins Kino gehen, da ist der Abend nicht verschwendet".
Fakt ist, Filesharing und Downloads steigern den Bekanntheitsgrad einer Band oder eines Titels *enorm*. In meinen Augen sorgt allein dieser Boost von potentiellen Kunden (nicht nur für dieses, sondern auch für zukünftige Alben, Konzerte, Merchandisingprodukte) dafür dass die Rechnung eher neutral ausfällt, da die zusätzlichen Verkäufe aufgrund der höheren Bekanntheit die wenigen 'nicht-Käufe durch downloaden' mehr als wettmachen.
Und nocheins: Bei *jeder* Ware (abgesehen von solchen die bei der Benutzung verbraucht/zerstört werden) habe ich das Recht, mein Geld zurückzuverlangen wenn ich mit der Qualität nicht zufrieden bin. Oft sogar bei Restaurants obwohl das Essen dann für das Restaurant verloren ist. Probier das mal im Kino - Film war grottenschlecht - 20 € für die Karten bist du trotzdem los. CDs zurückgeben wenn sie einmal ausgepackt sind? Vergisses... Jedes Auto, Fahrrad, Kleidungsstück kannst Du vorher so lange probieren und untersuchen wie Du willst. Bei Filmen und Musik bekommst Du vorher eine "Hörprobe" oder einen "Trailer" - absichtlich so zusammengeschustert dass man es kauft.
Mein Fazit: Die Musikindustrie vermarktet objektiv schlechte Produkte mit überholten Methoden. Dass deren Gewinne in den letzten Jahren einbrechen ist simples Resultat einer Nichtanpassung an veränderte Marktgegebenheiten und nicht Schuld der 'Raubkopierer'. Ganz davon abgesehen nagt niemand der Leute die am lautesten "Raubkopierer sind Verbrecher!" am Hungertuch oder bewegt sich auch nur nahe am Gehalt eines Normalverdieners. Solche Sprüche sind Lobbyarbiet pur und daneben noch eine fälschliche Denunzierung (mit dem Tatbestand 'Raub' hat filesharing nämlich absolut nichts zu tun). Wenn die Musikundustrie die Qualität ihrer Produkte steigert, ihre Absatzstrategien anpasst und wie in jeder Branche üblich ein Umtauschrecht bei nichtgefallen gewährt - dann werden sie keine Probleme haben auch in Zukunft ohne gesetzliche Zwangsmaßnahmen sich am Markt zu behaupten.
Nur mal als Ansatz:
- Legale 96kb Stereo MP3 Downloads von allen Alben/Singles als Hörtest
- Legale 640x480 DivX Stereo Downloads von Filmen als Preview
- Verkaufte DVDs/CDs enthalten 'echte' Bonusmaterialien:
Gutes Cover, Umfangreiches Booklet inkl. aller Texte, Making-Of Specials, Autogrammkarten, Konzertkarten-Nachlassgutscheine (25% whatever), Hochauflösende Desktophintergründe & Backstagefotos, Gutschein für Klingeltondownload aller Songs des Albums fürs Handy, Datentrack auf der CD mit in Studioqualität encodierten 256kb MP3s und so weiter - DAFÜR würde man auch seine 10 €, 15 €, 19.99 € löhnen ohne hinterher enttäuscht zu sein.
Aber, sollen sie's ruhig über härtere Gesetze versuchen, je mehr Leute sich da einfach drüber hinwegsetzen, desto besser. Keine Justiz ist in der Lage Millionen von Fällen abzuarbeiten, geschweige denn große Teile der eigenen Bevölkerung zu verurteilen. Logistisch schlicht nicht machbar und politisch nicht durchsetzbar.