Original geschrieben von ReF2
@ Shao, Hitman: Seid ihr mit dieser Bestandsaufnahme seitens mamamia einverstanden oder redet er eurer Meinung nach Stuss? Falls Ihr ihm widerspricht, bitte ich Euch um ne klare Gegendarstellung. Würde mich interessieren, thx.
Nein, ich bin ganz und gar nicht einverstanden.
Ich weiß, dass einiges schon genannt wurde, werd jetzt aber nicht alle anderen Posts nochmal durchlesen, nur um Redundanz zu vermeiden.
Ich habe ein massives Problem mit mamias Hauptargument:
In der Folge haben Banken diese Finanzprodukte (die faulen Kredite) gekauft, blieben auf den Dingern sitzen und die Banken liehen sich untereinander kein Geld mehr (Kreditklemme). Das war doch das eigendliche Problem.
Warum?
Wodurch wird hier bitte bestimmt, was das "eigentliche" Problem ist?
Wenn der Staat durch irreale Geldpolitik eine Blase erzeugt, ist das ok, aber er soll dann auch dafür sorgen, dass sie an den "richtigen Orten" verbleibt?
Und wer soll diese Orte dann bestimmten, wieder der Staat?
Für mich ist das eher ein klassisches Beispiel des Ölflecktheorems: Ein staatlicher Eingriff zieht den anderen nach sich.
Würde der Staat perfekt(er als die Marktteilnehmer) arbeiten, könnte das vielleicht sogar funktionieren. Aber er arbeitet nicht perfekt. Er wird von Menschen gelenkt, die Fehler machen und staatliche Fehler kosten die Allgemeinheit mehr als private Fehler.
Darum sind derart machtvolle Instrumente eben nicht in die Hände des Staates zu legen.
Zu den Rating-Agenturen noch:
Ich sehe, ehrlich gesagt, nicht, wo dieses Argument sticht. Jedem ist klar oder sollte klar sein, von wem eine Rating-Agentur bezahlt wird und welche Interessen damit verbunden sind. Niemand ist gezwungen, diese Beurteilungen unhinterfragt zu verwenden.
Hier wird doch wieder die Illusion kreiert, als könne der Staat hier für irgendeine Objektivität sorgen, die aber gar nicht gegeben sein kann. Welche Bewertung der Realität sich als richtig erweist, kann höchstens die Zeit entscheiden. Und um Korruption zu verhindern, sind Vielfalt und Dezentralisierung eher die Mittel der Wahl als das ganze unter irgendeine staatliche Aufsicht zu stellen.
Hier wurde auch richtigerweise schon angesprochen, dass es sich gar nicht um reine Marktkräfte gehandelt hat, weil der Staat durch Gesetze und staatliche Einrichtungen (Hypothekenbanken) massiv eingemischt hat und das übrigens nicht ausversehen, sondern sehr bewusst.
Man wollte mit voller Absicht Menschen zu privatem Wohneigentum verhelfen, die es sich eigentlich nicht leisten konnten. Über die Konsequenzen wird man sich teilweise keine allzu großen Gedanken gemacht haben. Aber ohne diese staatlichen Anreize wäre die Blase niemals entstanden.
Dass sie dann aufgebläht wurde, weil natürlich alle Marktteilnehmer noch mehr Luft reinpusten, wenn sie merken, dass da hohe Renditen erzielt werden können, ist ganz natürlich und dem Markt nicht anzulasten.
Wenn ich mit staatlichem Gütesiegel schlechte Ware verkaufe, die weggeht wie warme Semmeln und sich über Weiterverkäufe bald überall findet und gewaltige Schäden anrichtet, dann ist der Fehler wohl auch, dass der Staat sich überhaupt eingemischt hat und nicht, dass er anschließend vergessen hat, die Verbreitung dieser Waren einzuschränken.
Kurz noch zum Geldsystem: Es ist prinzipiell nichts gegen Kredithandel oder auch fiat money einzuwenden. Wenn es für Liquidität erforderlich ist, sollte es jedem freistehen, ungedecktes Geld zu verwenden, allerdings mit dem Risiko, dass es irgendwann nur noch Klopapier oder Datenmüll ist.
Das Problem entsteht, wenn dieser Prozess zentralisiert vom Staat betrieben oder unterstützt wird, weil dadurch die Selbstheilungskräfte des Marktes von vornherein gelähmt werden.
Ich behaupte, dass auf einem flexiblen Markt eine Finanzblase ohne reellen Gegenwert keinen langen Bestand haben kann - nicht so lange, dass sie für die Gesamtwirtschaft bedrohlich wird.
Und diese Behauptung müsste man schlüssig widerlegen, um ein starkes Argument für staatliche Intervention zu haben - deren überragende Vorteile dann auch noch zu erörtern wären.
An diesem Punkt lauft auch Outsiders Kritik gegen die Wand: Wenn wir von einer ethischen Position ausgehen - und das sollten wir immer, wenn es sich um Zwangsmaßnahmen handelt -, dann ist ganz einfach im Zweifel für die Freiheit und gegen den Zwang zu entscheiden.
Es muss hinreichende Gründe dafür geben, dass ein staatlicher Eingriff erforderlich ist, nicht dafür, dass er unangebracht ist. Denn unangebracht ist a priori erstmal jede Zwangshandlung gegen einen anderen - wer diesen ethischen Grundkonsens bestreitet, sollte wiederum mit guten Gründen aufwarten.
Wenn das ganze Problem aber in höchstem Maße spekulativ ist, wundere ich mich doch, dass man das als Argument für staatliche Eingriffe verkauft. Warum soll der Staat bei einem derart komplexen Problem plötzlich die bessere Lösung sein?
Vernünftiger ist es doch wohl, den Dingen ihren freien Lauf zu lassen, wann immer wir nicht mit einiger Sicherheit sagen können, dass Zwangsanmaßung überhaupt etwas Gutes bewirkt.