Und wenn man moralisch im Umgang mit Tieren argumentiert: Warum aufhören an der Stelle, wo es um die Haltung geht? De facto tötet man nämlich Lebewesen ohne eine wirkliche Notwendigkeit.
Die Reduktion auf töten oder nicht töten ist aus meiner Sicht zu einfach für eine moralische Betrachtung. Es muss auch betrachtet werden was stattdessen passiert.
Ich würde in den Konsequenzen hier zumindest zwischen Wild und Nutztieren unterscheiden.
Wild:
Ohne eingreifen des Menschen gibt es normalerweise ein natürliches Gleichgewicht zwischen Pflanzen, Beutetieren und Raubtieren. Für ein stabiles System sind alle drei notwendig. Ohne Raubtiere werden die Pflanzenfresser Krankheits- und Parasitenanfällig, können die Pflanzenwelt zerstören usw.
In weiten teilen Europas haben wir die Raubtiere verdrängt und ausgerottet, ich würde daher im wesentlichen vier Optionen sehen:
-wir übernehmen die Rolle der Raubtiere und Kontrollieren die Population mit Jagd (status quo)
-wir führen wieder mehr Raubtiere ein die das für uns übernehmen (sehe ich keinen Vorteil, für ein Reh vom Wolf gerissen zu werden als vom Jäger geschossen... denke schießen ist schmerzfreier)
-wir machen einfach gar nix und halten den unnatürlichen Status ohne Räuber aufrecht, bis alles kaputt geht (halte ich für die schlechteste Lösung)
-wir machen eine nicht-tödliche Kontrolle mit medizinischer Versorgung und Verhütung für das Wild (halte ich für völlig unpraktikabel)
Man kann jetzt bei jedem Punkt darüber streiten ob ich ihn genau richtig dargestellt habe oder obs noch irgendwelche anderen Möglichkeiten gibt, aber darum gehts gar nicht.
Der Punkt ist einfach: töten oder glücklich leben lassen sind nicht die Alternativen, das ganze ist komplizierter, und das töten als moralisch korrekt zu betrachten erst mal eine valide Sichtweise.
Ich jedenfalls habe überhaupt kein schlechtes Gewissen bei Wild aus lokalen Wäldern, meines Wissens nach wird da sogar eher noch zu wenig als zu viel gejagt.
Zweiter Fall, Nutztiere:
Etwas vereinfacht gesagt: Wenn wir die Tiere die wir für Fleisch züchten nicht essen und töten, dann gibts die gar nicht. Niemand wird die einfach nur zum Spass halten und versorgen bis sie alt werden. Damit reduziert sich die Frage im wesentlichen auf: Unter welchen Umständen ist es besser dass ein Tier eine bestimmte Zeit hat und dann getötet und gegessen wird als das es gar nicht lebt?
Hier gilt aus meiner Sicht: Wenn die Haltung nicht signifikant schlechter ist als das Leben in freier Wildbahn (das ja auch eine entsprechnde Lebensdauer, Tod durch Räuber usw. hat) dann ist die Variante leben und töten auf jeden Fall zu bevorzugen.
Auch hier kann man wieder verschiedener Meinung sein und das in verschiedenem Detailgrad betrachten, aber es gilt auch hier: töten oder glücklich leben lassen sind nicht die Alternativen.
Meine Einschätzung ist: Unsere Tierhaltung ist größtenteils scheiße, darum versuche ich meinen Fleischkonsum niedrig zu halten und kaufe kein Fleisch mehr ein.