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Erbschaftssteuer

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Dass die Erbschaftssteuer absurde Ausnahmen hat, war mir durchaus bewusst. Bspw Dinge wie "wer mehr als X Wohnungen besitzt muss keine Erbschaftssteuer zahlen".

Wie willkürlich aber einfach bei vielen sehr großen Erbschaften die Steuern erlassen werden, kann man hier lesen:


Wundere mich, dass die Erbschaftssteuer in jetziger Form verfassungskonform ist. So vieles widerspricht für mein Verständnis Grundsätzen wie der Gleichbehandlung.

Beispiele für die absurden Ausnahmen (AI supported):

"#1 Regelverschonung (85 % steuerfrei):
Wer ein Unternehmen erbt, muss auf 85 % des Wertes keine Steuern zahlen, wenn er den Betrieb mindestens 5 Jahre fortführt und die Lohnsumme (Summe der Gehälter) in dieser Zeit nicht drastisch senkt (Lohnsummenklausel).

#2 Optionsverschonung (100 % steuerfrei):
Wer sich verpflichtet, den Betrieb 7 Jahre zu halten und noch striktere Lohnsummenvorgaben erfüllt, zahlt auf das Betriebsvermögen 0 % Steuern.

Voraussetzung: Das Unternehmen darf nicht zu viel „Verwaltungsvermögen“ (z. B. nur vermietete Immobilien, Wertpapiere, Kunst) enthalten.
Die „Wohnungsunternehmen“-Ausnahme (Ihr Beispiel):

Grundsätzlich gilt die Vermietung von Wohnungen als steuerschädliche Vermögensverwaltung (voll steuerpflichtig).
Aber: Wenn der Bestand an Wohnungen so groß ist, dass er einen „in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb“ erfordert (dazu gehören z. B. ein eigenes Büro, Angestellte für Verwaltung/Hausmeisterdienste etc.), gelten die Wohnungen als begünstigtes Betriebsvermögen. Damit kann die 100 %-Befreiung greifen.
Hinweis: Früher gab es eine Faustformel von ca. 300 Wohnungen, heute wird dies eher qualitativ am Geschäftsbetrieb geprüft.

#3 Verschonungsbedarfsprüfung
Diese Regelung greift bei „Großerwerben“ (Vermögen über 26 Mio. Euro). Hier fallen die pauschalen Abschläge oft weg.

Der Mechanismus: Der Erbe muss offenlegen, ob er die Steuer aus seinem Privatvermögen bezahlen kann. Ist er persönlich „nicht liquide“ genug (d. h. 50 % seines sonstigen Privatvermögens reichen nicht für die Steuer), wird ihm die Steuer auf das Betriebsvermögen erlassen.

Effekt: Wer ein Milliarden-Unternehmen erbt, aber privat „arm“ ist (oder das Privatvermögen geschickt in die Firma eingebracht hat), zahlt keine Steuer."


Es gäbe so viele Alternativen dazu, bspw Steuerstundung, Teilverkäufe etc.
Und generell ist es unlogisch. Wenn jemand sein Unternehmen nicht vererbt, sondern verkauft, dann muss der Käufer nicht nur (bspw 15%) Erbschaftssteuer zahlen, sondern sogar 100% des Wertes. Und es gibt trotzdem Käufer - weil Unternehmen (und Wohnungen) ja gerade für ihre Ertragskraft gekauft werden. Wer also meint, dass eine Erbschaftssteuer von 15% Arbeitsplätze und Investitionen kostet, der müsste ja bei vollständigen Firmenübernahmen massivste solche Effekte aufzeigen können -- was zeigt, welche Fata Morgana das ist.
 
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Gustavo

Doppelspitze 2019
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Es gäbe so viele Alternativen dazu, bspw Steuerstundung, Teilverkäufe etc.
Und generell ist es unlogisch. Wenn jemand sein Unternehmen nicht vererbt, sondern verkauft, dann muss der Käufer nicht nur (bspw 15%) zahlen, sondern sogar 100% des Wertes. Und es gibt trotzdem Käufer - weil Unternehmen (und Wohnungen) ja gerade für ihre Ertragskraft gekauft werden. Wer also meint, dass eine Erbschaftssteuer von 15% Arbeitsplätze und Investitionen kostet, der müsste ja bei vollständigen Firmenübernahmen massivste solche Effekte aufzeigen können -- was zeigt, welche Fata Morgana das ist.

Was in Deutschland häufig auch völlig unterschlagen wird ist wie dünn die ökonomischen Argumente für die existierenden Policies sind. Wenn man den typischen Unionspolitiker anhört würde man glauben, die Beweislage pro Steuerbegünstigungen sei so wasserdicht dass man da eigentlich gar nicht drüber reden muss und jeder der eine andere Meinung vertritt ist ökonomisch naiv. Wenn man sich allerdings anschaut, was Ökonomen dazu publiziert haben gibt es de facto außerhalb von Deutschland kaum Forschung, die diese Behauptungen in irgendeiner Weise untermauert.
 

Scorn4

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Hat das die gleiche Partei veranlasst, die den aktuellen Sozialstaat für unfinanzierbar hält und gegen Bürgergeldbezieher hetzt?
 
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ich finde die Argumentation auch immer wieder frustrierend. Ich wäre sehr froh eine Millionenimmobilie zu bekommen und nur ein paar Prozent steuern drauf zu zahlen. Aber die großen Brocken sind sicher die "Familienunternehmen", die eigentlich längst in lustige Holdings und Stiftungskonstrukte verpackt sind...
Mittlerweile denke ich, dass das Modell Aktiengesellschaften für Deutschland mehr bebracht hätte als unsere stolzen Familienunternehmensstruktur. Gibts da Untersuchungen in die Richtung?
 

parats'

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Das verschieben (bzw übertragen) von bspw. GmbHs in Stiftungen ist kein no brainer.
Man kann Steuern sparen, aber es gibt durchaus relevante Opportunitätskosten die zum tragen kommen können, gerade wenn die Stiftung bspw. in Liechtenstein liegen soll und die Eigentümerstruktur eher hetereogen ist.
 

Gustavo

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ich finde die Argumentation auch immer wieder frustrierend. Ich wäre sehr froh eine Millionenimmobilie zu bekommen und nur ein paar Prozent steuern drauf zu zahlen. Aber die großen Brocken sind sicher die "Familienunternehmen", die eigentlich längst in lustige Holdings und Stiftungskonstrukte verpackt sind...
Mittlerweile denke ich, dass das Modell Aktiengesellschaften für Deutschland mehr bebracht hätte als unsere stolzen Familienunternehmensstruktur. Gibts da Untersuchungen in die Richtung?


Es gibt seriöse Untersuchungen, aber man muss zwischen inhabergeführten Unternehmen, ererbten Unternehmen und AGs unterscheiden. Prinzipiell zeigt sich, dass die Unterschiede bei weitem nicht so groß sind wie behauptet: Familiengeführte Unternehmen unterlassen ein bisschen seltener Leute, zahlen aber auch ein bisschen niedrigere Löhne als AGs. Die großen Vorteile, die die Politik den Familienunternehmern gerne zuschreibt (von wegen "Lokalpatriotismus") liegen häufig daran, dass die Unternehmen nicht dieselbe Größe erreichen wie große AGs und Kapital aufnehmen für sie schwieriger ist, was es schwieriger macht Expansionen ins Ausland zu finanzieren.
Das ist auch dasselbe Muster, nach dem die immer nach Steuervergünstigungen bei der Erbschaftssteuer rufen: Es wurde absichtlich einer Unternehmensstruktur gewählt, die den Zugang zu Kapital (im europäischen Binnenmarkt sowieso schon unnötig und in Deutschland wegen der risikoaversen Bankenstruktur besonders) im Vergleich schwierig macht und dann wird darauf gepocht, dass man doch nicht den Kapitalstock besteuern könne, sonst schadet man damit den abhängig beschäftigten Arbeitnehmern.
 
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