Ich bin vorletzte Woche in "Der Vorleser" gewesen und fand ihn nicht ganz überzeugend. Ohne Frage ist Kate Winslet in ihrer Rolle einfach überwältigend, die nun endlich mit dieser glanzvollen Darbietung ihren verdienten Oscar erhalten hat. Der Facettenreichtum, mit der sie Hannah charakterisiert, ist einfach unglaublich. Auch sind Ralph Fiennes und David Kroos positiv hervorzuheben. Vor allem letzteren muss man dessen Engagement, die er in diesen Film legt, hoch anschätzen.
Da ich die Geschichte vom Buch bereits kannte, wurde ich natürlich nicht überrascht, worauf es der Film auch nicht wirklich anlegt. Im Gegensatz zur Vorlage ist der Film in verschiedenen Zeitebenen unterteilt, die sich oft abwechseln. Ich weiß nicht, ob es nur daran liegt oder vielleicht doch an die Art der Charaktere, aber in mir entwickelte sich nur eine geringe emotionale Bindung an die Figuren, bzw. an deren Situationen. Ist im ersten Teil die ungleiche und moralisch-juristisch-bedenkliche Liebe noch im Vordergrund, wechselt sie gleich zu der Frage des persönlichen Stolzes, und wie weit man Verantwortung trägt, um diese zu wahren.
Der Film ist traurig, kompromisslos, eine Geschichte von Liebe, Verantwortung und Verabscheuung. Und vielleicht ist diese Komplexität auch genau der Kritikpunkt am Film. Vielleicht ist es zuviel Stoff für diesen Film, um die Geschichte dem Zuschauer bewegend nahe zu bringen.
7/10