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Bei Fear&Loathing wär ich auch dabei. Wir lesen das aber schon auf Englisch, oder?
 

Gelöschtes Mitglied 683020

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Hört auf Brulu, was kann schon schief gehen?
 
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nur dafür ist mein penis leider nicht groß genug :(
 

ReVenger!

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hey, die idee fürs glasperlenspiel war von leicher! :ugly:

und @pinko: kann doch jeder die version lesen, die ihm beliebt, sollte ja ungefähr das gleiche drin stehen :elefant:

Das mit dem Glasperlenspiel habe ich aber auch anders in Erinnerung. Und an was ich mich erinner muss wahr sein, du Magister Rudi!
 
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Ich bin ja echt froh, dass ich nicht der einzige bin, der in der Musikmeister szene kinderschänder vibes hatte. :ugly:
 
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Das mit dem Glasperlenspiel habe ich aber auch anders in Erinnerung. Und an was ich mich erinner muss wahr sein, du Magister Rudi!

irgendwie hab ich das gefühl, dass deine erinnerung da ein bisschen von deiner eigenen verantwortung ablenken will:

Sollen wir dann einfach mit dem Glasperlenspiel anfangen? Ich habe jetzt zumindest keine wirkliche Idee, was ich gerne jetzt unbedingt lesen möchte. Aber Hesse finde ich schon gut.



wie siehts denn aus, gibts noch gesprächsbedarf zur hesses geistreicher pädotopie oder seid ihr schon voll beim hunter oder seid ihr eh raus?
 

ReVenger!

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Ich habe nur gesagt, dass ich das Glasperlenspiel lesen würde, aber vorgeschlagen habe ich es nicht. Der Impuls kam schon vorher, aber das willst du ja vergessen, brulu :troll:

Den hunter fange ich nächste Woche an. Ich warte eigentlich noch das Leicher etwas zu Hesse schreibt. Er hat ja angekündigt, dass es wirklich böse wird.
 

Deleted_504925

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hab mir hunter besorgt aber mir fehlt die lust es zu lesen. seit ich die finger von illegalen substanzen lasse nervt mich sowas in der art einfach nur.
ausserdem hab ich den film gefühlt 100 mal gesehen und kann wahrscheinlich die hälfte der dialoge mitsprechen, unterscheidet sich das buch denn groß vom film?

wobei es wahrscheinlich eine gute grundlage für einen verriss ist :)
 
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ReVenger!

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hab mir hunter besorgt aber mir fehlt die lust es zu lesen. seit ich die finger von illegalen substanzen lasse nervt mich sowas in der art einfach nur.
ausserdem hab ich den film gefühlt 100 mal gesehen und kann wahrscheinlich die hälfte der dialoge mitsprechen, unterscheidet sich das buch denn groß vom film?

wobei es wahrscheinlich eine gute grundlage für einen verriss ist :)

Ich habe zwar nur vor Ewigkeiten einmal den Film gesehen, aber du kannst doch einfach einen Verriss schreiben, ohne das Buch zu kennen.
 

Deleted_504925

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na ich werds schon noch lesen, hab es ja schon hier rumliegen. meine freundin hatte es, aber hats auch nicht gelesen. sonst hätte ich zumindest aufgrund ihrer zusammenfassung einen verriss schreiben können :deliver:
 
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hab mir hunter besorgt aber mir fehlt die lust es zu lesen. seit ich die finger von illegalen substanzen lasse nervt mich sowas in der art einfach nur.
ausserdem hab ich den film gefühlt 100 mal gesehen und kann wahrscheinlich die hälfte der dialoge mitsprechen, unterscheidet sich das buch denn groß vom film?

wobei es wahrscheinlich eine gute grundlage für einen verriss ist :)

der film setzt das buch schon recht gut um, manches fehlt aber und gelesen fand ich's auch noch ein gutes stück trippiger.
außerdem gehts in dem buch ja nicht um illegale substanzen, sondern den amerikanischen traum! :troll:

und ich warte auch noch auf leichnams verriß, der soll jetzt mal hier keinen sabel bauen!
 
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Deleted_504925

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jo habs heute abend schon zur hälfte gelesen. halte mich mit dem review zurück und reihe mich beim warten auf leichnam ein, hoffe er kann mit dem druck umgehen :troll:
 

[fN]Leichnam

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joa das kommt schon noch. (hoffe ich :troll: ) spricht ja trotzdem nichts dagegen wenn ihr hier jetzt schon rezensionen zu f&l reinkracht.
 

[fN]Leichnam

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Der Kastaniensammler vom Montagnolawald

Wie eine weiße Wolke
Am hohen Himmel steht,
So weiß und schön und ferne
Bist du, Elisabeth.


Hermann Hesse

Im wunderbaren Jahre 1943 erschien nicht weit von Calw entfernt, im friedlichen Zürich, die Erstausgabe des lang erwarteten letzten großen Romans Das Glasperlenspiel des schwäbischen Dichters Hermann Hesse. Nach über zwölfjähriger Arbeit legte Hesse den Stift beiseite und erklärte das Buch für vollendet. Es muss wortwörtlich so gewesen sein, denn Hesse schrieb sämtliche Manuskripte von Hand, mit nur sehr spärlichen Korrekturen, um sie nachher, zumindest im Falle des hier zu besprechenden Glasperlenspiels von seiner dritten Frau Ninon ins Reine tippen zu lassen. Das arme Wesen bekam die Blätter mit Rotweinflecken und Aschespuren herüber gereicht und sah sonst nicht mehr viel von ihrem Mann. Hesse war schon lange ausgestiegen. 1930 begann die Arbeit an dem Buch, drei Jahre nach dem Steppenwolf, der schrecklichen Geschichte über den im Kognac ersaufenden Harry Haller, einem nur schlecht getarnten Verschnitt des damaligen Autors selbst.

Um das Glasperlenspiel und seine furchtbare Einöde, die es in jedem Menschen auslöst, der vom Schicksal in seine Fänge getrieben wurde, zu verstehen, bedarf es der Vorgeschichte; der vorangegangenen Romane und Erzählungen, der Beleuchtung aller drei Frauen, mit denen Hermann Hesse im Laufe seines unlustigen Lebens verheiratet war, sowie der spezifischen klimatischen Verhältnisse, die in diesem italienisch anmutenden Teil der Schweiz, an dem das Buch geschrieben wurde, aufzufinden sind. Geboren wurde Hesse in Calw, im bigotten Schwabenland, was an sich noch kein schweres Verbrechen ist, das Schicksal aber zielsicher in die dunkelsten und verlogensten Ecken des Universums führen wird ohne eigenes Zutun oder Verschulden. Das ließ im Falle Hermann Hesses auch nicht lange auf sich warten und so landete der Vierzehnjährige nach der missglückten Flucht aus dem perversen Evangelenkloster Maulbronn prompt in der Irrenanstalt Boll, wo er sich einen selbstgekauften Revolver an den Kopf hielt und ob des jämmerlichen Versagens dieses Werkzeugs schier durchzudrehen bereit war. Wütende und hassvolle Briefe im Wechsel mit reumütigen und schon geschlagenen Aussagen, kleinen Kapitulationsbekundungen gerichtet an den pietistischen Vater, geben uns noch heute eindrucksvoll Auskunft vom Kampf des stolzen Jünglings, der sich bereits jetzt um sein Leben betrogen sah, denn er ahnte natürlich nicht was noch folgen würde.
Es hat sich Hermann Hesse, trotz mehrfacher Versuche, in diesem pubertären Lebensabschnitt leider nicht das nutzlose Leben nehmen können. Es folgte die übliche bürgerliche Langeweile, Ausbildung zum Buchhändler in Tübingen, Goethebilder und Tabakspfeifen an den Wänden in der ersten eigenen kleinen Bude, zwölf Stunden Arbeit jeden Tag im Buchgeschäft und am Abend wurde heimlich Nietzsche gelesen. Alles grausig und furchtbar, niemand möchte mit ihm tauschen. Um das alles abzukürzen, mir wird beim Schreiben schon ganz unwohl, kamen dann märchenhaft die ersten Veröffentlichungen seines literarischen Talents, unter anderem die vollständige Ausgabe des oben nur in Auszügen dargebotenen Gedichtes über Elisabeth, der eigentlichen Liebe Hermann Hesses. Diese unerreichbare blonde Schönheit muss er wohl bereits in Boll erblickt haben, noch mit dem kaputten Revolver an der erschrockenen Schläfe.

Elisabeth jedenfalls wollte von dem gequälten Knaben natürlich nichts wissen, denn welche Frau bei Verstand lässt sich schon auf einen gottverdammten Dichter ein (wir werden bald drei Beispiele näher erläutern) und Hermann besann sich weiter auf das, was er konnte. Emsig Worte aneinanderzuleimen bis eine Art Fließsprache, ein plätschernder Singsang voll heiterer Gedanken entsteht. Der Peter Camenzind. Dieses an sich nicht weiter erwähnenswerte Buch brachte Hesse schlagartig in den Ruf eines aussichtsreichen Schriftstellers. Eine Einschätzung, die heute hoffentlich hinreichend widerlegt ist. Es purzelte das Geld vom Himmel, es starb wenig beachtet und unvermisst die Mutter, es lief alles wie gemalt im Leben des jungen schwäbischen Sunnyboys und er sah sich genötigt ob dieses Glücks gleich eine Bernoulli (Mathematikern wird der Name etwas sagen) zu heiraten, die dann auch die einzige Mutter seiner bis heute unglücklichen Kinder wurde.
In Gaienhofen am Bodensee wurde dieses Kapitel auf- und nach kurzem Betrachten schnell wieder zugeschlagen. Die verfluchten Kinder machten den ganzen Tag Lärm und die Bernoulli war dann, mit ihrem ausgelaugten Body, eigentlich zu auch nichts mehr nütze.
Flucht nach Süden. Eines grauen Tages nahm sich Hermann Hesse seinen Mantel, seinen Hut und eine Schachtel Zigarillos, um der ungeliebten Familienwelt auf immer Lebewohl zu sagen. Er kletterte in einen Nachtzug nach dem Tessin, den Kopf voll schwerwiegender Gedanken (wunderbar dokumentiert in der blutigen Erzählung Klein und Wagner) und mit der Absicht, sich nie wieder gefangen setzen zu lassen; sei es durch ein Weib, einen Verlag oder was auch immer.
Vermutlich ist er besoffen wie ein junger Matrose beim ersten Landgang in Montagnola ausgestiegen, ein Zustand, den er die nächsten zwei Jahre sicherheitshalber beibehielt, und schleppte sich, wild & frei aber schlapp, mit letzten Kräften in die Casa Camuzzi, seinem Märchenschloss für die neu anbrechende Zeit. Hesse tauschte das Notizbuch gegen eine Kladde und den Stift gegen einen Pinsel und zog mit Klappstuhl und Aquarellmalkasten durch die umliegenden Haine und Wälder. Den Tag über wurde gemalt, mit nahezu alberner Talentlosigkeit, dafür verbissen und maßlos. Nach getaner Arbeit ging es in die zahlreichen Grottos, kleine in den Felsen gehauene Weinkeller, um sich im lauen Abendsommerwind die Lichter auszuschießen, während die Eisenbahn durchs Tal pfiff und die einheimischen Frauen aufgeregt am Strumpfband nestelten. Hier lernte Hesse seine „schlanke Rakete“ (Hesses dem Klingsor entnommene Beschreibung der aüßerst aerodynamisch geformten Ruth Wenger) kennen und, naja nennen wir es lieben.
Warum Hermann Hesse in drei Ehejahren mit dieser, seiner zweiten Frau nicht ein einziges Mal die Ehe vollzogen hat, wird wohl für immer des kleinen Hermännchens Geheimnis bleiben, doch spätestens hier fällt dem interessierten Leser auf, dass die privaten Gepflogenheiten des späteren Literaturnobelpreisträgers doch zumindest merkwürdiger Natur gewesen sind. Entweder war es der viele Wein oder der Umgang mit Ruth oder eine teuflische Kombination aus beidem, die seinen literarischen Ausstoß vom feurigen Klingsor über den phlegmatischen Siddhartha hin zum restlos verzweifelten Steppenwolf verwandelte. Wir sehen in den ersten Montagnoler Jahren den rasanten Weg von der Wiedergeburt bis zum Todeswunsch abgezeichnet und können nur verwundert den Kopf schütteln und uns fragen, was denn nun hierauf noch folgen sollte. Es gibt glaubhafte Zeugenaussagen und ein eigens verfasstes Bekenntnis, dass Hermann Hesse in seinen ersten Tessiner Jahren hin & wieder, wenn er knapp bei Kasse war, in den Wald zog, um Kastanien zu sammeln und später auf seinem kleinen Balkon in der Casa Camuzzi zu verzehren. Argwöhnisch beäugt von der aerodynamischen Ruth Wenger.
Nachdem es Ruth mit Hermann Hesse langsam etwas zu langweilig wurde und sie die Scheidungspapiere einreichte, gelangte dieser in seine endgültige und abschließende literarische Schaffensperiode. Im mittelalterlich öden Narziß und Goldmund jongliert Hesse mit seinem späten, ja eigentlich ewigen Thema der beiden Pole, die einander so fremd sind und doch einander bedingen, so dass keiner ohne den anderen denkbar wäre und sorgte damit unter Publikum und Kritikern für erleichtertes Aufatmen, da ein zweiter Steppenwolf für nicht wenige unter ihnen kaum zu verkraften gewesen wäre. Und während Hitler sich wie ein getriebenes Aufziehmännchen Bierkeller um Bierkeller zum Untertan macht, gleitet Hesse kaum spürbar in eine immer fantastischer und entlegener aussehende Traumwelt hinüber, in die er sich, so die gängigen Theorien, eine geistige Heimat durch die Schrecknisse der sich anbahnenden neuen Katastrophen herüber retten möchte. Es entsteht die Morgenlandfahrt, die man heute als umfangreiche Einleitung zum Glasperlenspiel betrachten muss. War nicht auch schon hier eine feine Lage Schlafsand über jede Seite verteilt und klang nicht auch schon hier Hesses Fließsprache sanft und paralysierend wie ein betäubendes Wiegenlied?
Nach einem die Nerven aufreibenden und, man muss es zugestehen, äußerst produktivem Schriftstellerleben begibt sich Hesse müde und erschöpft in die Arme einer selbstverschriebenen, therapeutischen Depression, die als Altersweisheit getarnt sein Spätwerk prägen und den abgebrannten Geistesmenschen entlasten soll und in der die Dinge ihrer Bedeutung entledigt harmlos und interessant durch einen luftleeren Raum wabern, wo es nicht mehr viel zu erleben aber vor allem nichts mehr zu verlieren gibt.
In diesem inneren Zustand schreibt Hesse die ganzen Jahre der Naziherrschaft hindurch, Blatt auf Blatt an seine dritte Frau Ninon gebend, am Glasperlenspiel, abseits aller Realitäten, während ringsum die Flammen immer höher schlagen. Zum Inhalt des Buches lässt sich erstaunlich wenig sagen, da Hesse es fertigbrachte im gesamten Verlauf des Romans nicht ein Sterbenswörtchen darüber zu verlieren. Wenig bleibt länger als fünf Minuten im entsetzten Hirn des fehlgeleiteten Lesers hängen. Bis heute weiß kein Mensch was das Glasperlenspiel überhaupt ist. Die Hauptfigur Josef Knecht erscheint uns als makelloser, religionsersetzender Buddhajesus ohne Fehl und Tadel, der vermutlich noch wertvollere Stoffwechselendprodukte hervorzubringen vermag als sämtliche Arbeiten der gesamten restlichen Menschheit. Die im Buch übrigens gar keine große Rolle spielt, denn sie bleibt ausgeschlossen. Die Menschheit, das sind die vielen Wertlosen, die gewöhnliche und nutzlose Leben leben ohne je ein Bewusstsein dafür entwickelt zu haben. Der Horizont des Glasperlenspiels endet an den Grenzen der Gelehrtenrepublik Kastalien, wo fleißige Übermenschen Tag auf Tag das Wissen der Welt horten und pflegen und eben das Glasperlenspiel spielen. Am ehesten beschreibbar ist das Glasperlenspiel vielleicht als eine Art evolutionärem Nachfolger der Kunst, der in sich alles einen soll, von sämtlichen Vorgängerkünsten über die Wissenschaften bis hin zu den Sphären wahrer Spiritualität. Vielleicht ist es das, was uns Hermann Hesse geben wollte. Vielleicht wollte er sich aber auch nur einen letzten Spaß erlauben.
 
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Gelöschtes Mitglied 683020

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Da steht ja eine Hesseeinleitung! Ein Like dafür.
 

ReVenger!

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Irgendwie ist das nun freundlicher als erwartet. Auch wenn man natürlich loben muss, dass hervorgehoben wurde wie die gescheiterten Selbstmordversuche Hesses seine Existenz noch wertloser machten.
 

Deleted_504925

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hach ja, fear and loathing in las vegas, wollte ich ja auch noch was zu schreiben.
das buch könnte man eigentlich mit einem zweizeiler abhandeln, aber ich hab irgendwie ne spezielle beziehung zu dem teil.

dazu muss man aber einen sprung zurück an den anfang des jahrtausends machen.
man bezahlt noch in d-mark, die twin tower versperren noch immer die sicht in der new yorker innenstadt und bei bologna denk man an pasta oder urlaub.
zu dieser unbeschwerten zeit beginnt der junge misfit sein studium und zieht in die weltstadt gießen (hallo revenger :wave: ).
ich war vorher schon kein kind von traurigkeit was den konsum von illegalen sachen angeht, aber mit der neu gewonnen freiheit hat sich das nochmal eine ganze ecke gesteigert.

da kommt auch fear and loathing mit ins spiel.
was macht man wenn heute mal keine party ist? man trifft sich bei freunden um gemütlich dem konsum zu fröhnen. jetzt kommt aber das problem daß leute die regelmäßig drogen konsumieren zu meinem leidwesen einen hang zu schlechter elektronischer musik haben. wie umgeht man am besten das kumpel xy seine fähigkeiten als goa oder schranz dj demonstrieren will? man schlägt vor einen film zu schauen. so hat man zumindest 90 minuten zeit so dicht zu werden bis der musikgeschmack des gastgebers für einen selbst erträglich wird.

da internet zu der zeit noch eher von modems und isdn dominiert wird ist streaming natürlich ein fremdwort, man ist also auf die filmsammlung des gastgebers angewiesen. was eben meistens darauf hinaus läuft das man sich zwischen trainspotting, cheech und chong und eben fear and loathing in las vegas entscheiden kann.
so kommt es das ich den film zwar grundsätzlich super fand, aber wahrscheinlich jeden dialog mitsprechen kann. dazu leierte der soundtrack (gespickt mit filmzitaten) auch ständig aus dem tapedeck meines autos.

von daher hielt sich meine motivation das buch zu lesen doch eher in grenzen, dazu kommt noch das ich mittlerweile seit jahren völlig drogenfrei leben und dieses abfeiern von drug culture mich extrem nervt, gerade weil man über die jahre ja auch zu genüge die schattenseiten gesehen hat.

ach ja, das buch. war entgegen meiner befürchtungen sogar ganz unterhaltsam auch wenn die story schon bekannt ist. ein paar details unterscheiden sich auch vom film, aber gerade die stellen und zitate die einem im gedächtnis bleiben sind 1:1 aus dem buch übernommen worden. wer den film kennt kann es sich aber eigentlich sparen.

insgesamt schon ein unterhaltsames buch, zumindest wenn man an der beschreibung von rauschzuständen und popkultur referenzen spaß hat, aus mehr besteht es ja nicht. die "story" ansich passt locker auf einen bierdeckel.

edit: würde ja gerne bisschen mehr zum buch ansich schreiben, aber da gibts ehrlich gesagt nicht viel zu sagen.
nüchtern betrachtet (höhö) ist es einfach nicht mehr als eine sammlung mehr oder weniger lustiger trip geschichten gespickt mit popkultur referenzen, die aber auch oft ziemlich an den haaren herbei gezogen sind und dem buch wohl tiefe verleihen sollen.
was man thompson lassen muss ist das er weiß wie man absurden situationen bildlich und mit humor beschreibt, fand das buch hatte seine besten momente wenn die beiden sich versuchen aus irgendwelchen situationen rauszureden (zb. die story mit der putzfrau die zur verdeckten ermittlerin wird).
 
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ReVenger!

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Also wie angekündigt wird meine Rezension dazu noch eine Weile dauern. Ich denke, dass ja fast alle durch sind. Die Frage ist also mal wieder: Was lesen wir?
 

ReVenger!

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Gestern Nacht im Traum erschien mir eine große Eidechse und befahl mir, was ich von dem Buch zu halten habe:
Schon vor dem ersten Kapital erklärt das Buch sich selbst.
He who makes a beast of himself gets rid of the pain of being a man.
Dieses Zitat von Samuel Johnson steht sinnbildlich für alles, was Thompsons Hauptfigur, also er selbst, sich zur höchsten Tugend macht. Auf dem Weg von Drogenorgie zu Drogenorgie lässt er dann doch einige Erläuterungen fallen, wie es zu all dem kam.
Zur Zeit der Hippies war Thompson bereits Teil der Drogenkultur. Im Zeitalter von Lyndon B. Johnson, einem progressiven Demokraten, hatte man sich im Drogenwahn eine bessere Welt erdacht. Mit all den Psychedelika versuchte man sich in neue Sphären zu denken und glaubte an die Unaufhaltsamkeit der neuen Bewegung. Doch die neue Strömung versiegte endgültig mit Nixon, dessen Amtszeit nur durch Narkotika zu ertragen ist. Raus mit dem LSD und rein mit dem Heroin.
Obwohl Duke immer noch an seine alten Idealen und Drogen festhält, so sind letztere nur noch zum Gebrauch um sich selbst zum Tier zu metamorphisieren. Der gejagte amerikanische Traum ist nicht zu finden und so gibt er sich all dem animalischen hin. Furcht und Ekel, das sind die Dinge die er in anderen verursacht und seine Moral, die er immer wieder durchklingen lässt, ist reine Heuchelei.
An dieser Stelle möchte ich an Prätor Fenix erinnern, der sprach:
There is no shame in defeat so long as the spirit is unconquered.
Während Fenix nach der Invasion der Zerg und seinem eignem Tod noch die Kraft findet in seinem ,von einer Blechdose zusammengehaltenen, Körper für seine Sache einzustehen, gibt Duke einfach auf. In Amerika formiert sich der Widerstand gegen den Vietnamkrieg, doch Duke rennt lieber seinen Halluzinationen hinterher. Duke hätte sich an seinen Namensvetter halten sollen. Dukes reales Selbst ließ sich schließlich von einer Kanone in den Wüstensand schießen. Edmund Duke fand wenigstens den wahren Heldentod in den Wüsten von Korhal.
Bezeichnend ist die martialische Gestaltung des Grabes, die Gonzofaust. Ein Symbol, das Kampfgeist beschwören soll. Welcher Kampf das sein soll, weiß niemand, außer man bildet sich ein, dass zerstörte Hotelzimmer einen Sieg über Nixons Amerika sind.
Hätte er nicht selbst schon seine Asche in alle Winde zerstreut, ich würde auf sein Grab pissen. Vielleicht würde wenigstens eine Blume daraus wachsen.
 
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Vorschlag fürs nächste Buch: Wolfgang Hilbig - Das Provisorium
Grober Plot: Saufender DDR-Schriftsteller versucht, der Schreibblockade in der BRD zu entkommen. Säuft dort weiter und schmiert total ab. Stil: Trocken bis surrealistisch. Teils boshaft.
Kotzerle und Holocaust
 

Gelöschtes Mitglied 683020

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Science Fiction MEGA PACK - diese 3 Bücher mögen Nerds
Intellektuelle hassen diese Reviews

Aufgrund Drohung Quints, der verlängerte Dickdarm seiner Exzellenz General Mengsk der Große, wurde das Dekret zur Reaktivierung der Rezensionen verabschiedet. Die Partei hat folge zu leisten, denn es kann, darf und wird nichts rechts, links, über oder neben den Admins geben. Heil Mengsk, möge deine Weisheit die schwarzen Löcher des Forums erleuchten, deine Gravitation noch mehr Teenager an das Forum binden und deine Macht den Kommerz stärken!

Nachdem das letzte Experiment (Das Glasperlenspiel) mich nachts mit lebhaften Alpträumen weckt, die Vietnamflashbacks in Nichts nachstehen, fokussierte ich meine Lesebemühungen auf das Schließen von Wissenslücken in Puncto Science Fiction. Ob der konufsen Lächerlichkeit moderner Science Fiction widmete ich meine Aufmerksamkeit Werken, die bereits in der Populärkultur verankert sind. Lest mehr im Spoiler! (vorsicht, spoiler jahrhunderter alter Bücher)




Jules Verne - Voyage au centre de la terre



Inspiriert von Ridley Scott, der in einer Dokumentation Verne zum Science Fiction Propheten ernannte, lud ich mir die kostenfreie eBook-Reihe der Lebenswerke des Franzosen. Beim Überfliegen des Inhaltsverzeichnis gelangte "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" in mein Blickfeld. Aus unerfindlichen Gründen erinnerte ich mich an Humboldt, dessen wissenschaftliches Bestreben unter anderem die Temperatur im Erdinneren umfasste. Es war Zeit Scotts Worte, sowie die aller "Experten" seiner Dokumentationsreihe, an den Worten Vernes zu messen. War Verne ein Visionär, der die wissenschaftlichen Erkenntnisse interpretierte, weiterspann und die wichtigsten Technologien prophezeite? Konnte er Wahrheit und Lüge unterscheiden? Dazu müsste er über sein Denken hinausgehen und sein Geist dem Unglaublichen öffnen.


Inhalt

Der Protagonist "Axel" erzählt uns seine Geschichte aus der Egoperspektive. Axel lebt bei dem genialen Universalgenie Lidenbrock, der so wahnsinnig schlau ist, dass er sich nur mit Steinen beschäftigt (for no reason). Lidenbrock findet ein Manusskript, das er nicht entziffern kann, Axel aber durch Zufall schon. Auf dem Zettel ist beschrieben, wie man zum Mittelpunkt der Erde gelangen kann: Man steige in einen isländischen Vulkan und dann gehts quasi eigentlich nur bergab.

Axel und Professor reisen nach Island, mit der Zwischenstation Dänemark. In Dänemark quält der Professor den Lakaien, in dem er ihn wiederholt auf einem Kirchturm aussetzt, um dessen Höhenangst zu kurieren. Danach, in Reykjavik, holen sie sich noch einen Führer namens "Hans", laufen umständlich zu dem Vulkan und steigen ab.

Im Vulkan verdurstet der Forschertrupp fast, Axel geht verloren, wird fast von unterirdischen Quellen verbrüht und findet nur über Irrwege wieder zu seinen Kollegen. Die phantastische Reise endet an einem Meer voller Urwald, Urmenschen (zu denen kein Kontakt aufgenommen wird) und einem Urmeer. Nach Überquerung des Urmeers endet die Reise abprupt, da der Proviant ausgeht. Schadé. Die Gemeinschaft verlässt den Untergrund am Stromboli, Italien.

Axel heiratet seine Cousine und Ende.


Rezension

Wie alle Liberalen gehört Ridley Scott eindeutig der Lügenpresselandschaft der Vereinigten Staaten der Echsenmenschen an. Jede potentielle Vorhersage des Autors trifft nicht zu, noch sind dessen Ausführungen glaubhaft. Die Geschichte ist voller Logiklücken und, was viel wichtiger ist, war sogar zum Zeitpunkt der Veröffentlichung widerlegt. Humboldt wies nach, dass die Temperatur in der Erde zunimmt und zerstörte die gängigen Theorien. Stattdessen wurde eine sehr sinnfreie Gegeninterpretation erfunden, die auf der Weltsicht Göthes beruhte. Göthe. Das erklärt einiges.

Dem Franzosen sei angerechnet, dass er die damalige Wissenschaftstheorie in all ihrer Wahnsinnigkeit treffend darstellte: Einerseits wäre da die krankhafte Idee man könne Höhenangst kurieren, indem man den unbezahlten Lakaien auf einem Kirchturm einsperrt und dann wegläuft, andererseits das gesetzte Vertrauen in die "Ureinwohner" einer Insel, deren körperliche Leistung durch hundert Generationen Inzest ja dank lamarckistisch-evolutionistisch bestimmt überlegen wären: Hans ist Übermensch. Analog zu Göthe finden wir einen manischen Professor, der einem unerfüllbaren Lebenstraum hinterherrennt, dem Dinge wie Cousin heiratet Cousine vollkommen egal sind, solange er Latein übersetzen kann, letztendlich aber nie glücklich ist. Wären noch Experimente mit Menschen, die so lange im See stehen müssen bis ihnen Kiemen wachsen, beschrieben worden, hätte ich auf den Autor ReVenger getippt.
Obwohl, die Analogie ist überspannt, es fehlt Pädophilie, Satan und eine Priese ostdeutscher Humor. Dafür ist legale Sklavenhaltung, wenn auch nie so genannt, eigentlich ganz ok in den Augen der damaligen Gesellschaft. Die Priese Effi Briest darf halt nicht fehlen. Klassengesellschaft ist sehr gut.

Insgesamt aber doch relativ unterhaltsam, wenngleich die Geschichte durch keinen einzigen Höhepunkt im Gedächtnis bleiben wird.

Ich vergebe 5,5 / 10 NSDAP-Wissenschaftspunkten.








Fick Ridley Scott. Amerikaner wissen nichts. Was ist mit den Soviets?

Arkady & Boris Strugatsky - Пикник на обочине (Picknick am Wegesrand)

Das russische Brüderautorenteam sieht Science Fiction etwas anders als die westlichen Vertreter des Genres. Dennoch schrieben sie mit Piknick am Wegesrand einen Roman, der tiefe Spuren in der "Kultur" hinterlassen hat. Man könnte etwa den angeblich so guten Film "STALKER" kennen, oder das gleichnamige Spiel. Andere Fantasten der Moderne bedienen sich gerne den gängigen Motiven des Romans - zu finden etwa in Metro 2033 oder Wächter der Nacht. Aber worum geht es eigentlich?

Leben heißt Leiden, darum geht es.




Inhalt

Die Welt ist dystopisch, milde ausgedrückt. Tatsächlich weiß man nichts über die Welt, zumindest sehr wenig, aber darum geht es gerade. Was man weiß: Es passierte etwas extraterrestrisches, was genau ist unklar. Protagonisten reagieren hierüber sehr kafkaesk, es ist eben was es ist. Was ist sind sechs Zonen, in denen die Physik nicht ganz funktioniert, Artefakte mit quasi magischen Eigenschaften zu finden sind und die von der UN überwacht werden müssen. Eines davon ist wohl in der UDSSR.

Der Held nennt sich hier "Red", eine Abkürzung seines Namens Roderic Schuchart. Er hat eine Freundin/Frau, lebt nahe einer der Zonen, ist mit einem Wissenschaftler, der die Zone untersucht befreundet, und verdient schwarz Geld mit der Suche nach Artefakten. Außerdem begleitet er oft Touristen auf halbwegs sichere Touren und bewahrt diese davor in die tödlichen Anomalien zu treten. Wir begleiten den Protagonisten und dessen Freunde in ihrem Alltag. Dabei ist schnell zu erkennen, dass jeder von ihnen immer wieder gefickt wird. Und nochmal, zur Abwechslung dann gleich nochmal und nochmal.

Ein Auszug:

  • Reds Freund stirbt quasi in den ersten paar Seiten, c'est la vie.
  • Reds Frau bringt ein Mädchen auf die Welt, das von den Anomalien gekennzeichnet ist und im Verlauf des Buches zu einem Affen mutiert.
  • Red wird verhaftet und gezwungen immer wieder in die Zone zu gehen, was er nicht will, aber muss.
  • Reds Vater steht als Zombie auf und sucht dessen Haus auf.
  • Reds Auftraggeber verliert einen Sohn bei der Suche nach einem Artefakt.
  • Red muss ein Artefakt schwarz verkaufen, mit dem ziemlich sicher ABC-Waffen hergestellt werden. Aber er muss seinen Affen ja irgendwie ernähren.

Am Ende, eigentlich schon nachdem Red den Verstand komplett verloren hat, findet er das größte aller Artefakte, die goldene Kugel. Diese erfüllt ihm einen ambivalenten Wunsch, der lautet: „Glück für alle, umsonst, niemand soll erniedrigt von hier fortgehen.“

Zynisten (auch sehr zum Stil des Buches passend) interpretieren das Wort umsonst damit, dass die Zone die Erde auslöscht, oder eine Form der Gesellschaft etabliert wird, die in etwa alles auf die Steinzeit reduziert. Aber hey, bei DER Story ist damit sicher ein Happy End gemeint.


Rezension

Womit wir bei der Rezension wären. Im Gegensatz zu Verne hat das Buch unfassbare Charaktertiefe, bietet viel Substanz und enormen Interpretationsspielraum. In den gängigen Druckversionen findet sich eine Abhandlung Stanislaw Lems über alle potentiellen Ausgänge. Ich weiß nicht wer diesem Mongoloiden irgendwelchen Spielraum gegeben hat, ich hätte ihn einfach einen Knebel in den Mund gesteckt.

Der Roman wirkt nicht dystopisch, weil eine Katastrophe die Ökosphäre vernichtet hätte, stattdessen ist die Erzählung einfach nur depressiv und erschreckend. Die Welt ist dystopisch, weil jeder Mensch eskaliert und die schlechtesten Verhaltensmuster zeigt, die er zeigen kann. Nicht weil er will, sondern weil "das System" aus dem Ruder läuft. Der Kommerz grassiert in den schlimmsten Formen: Tourismus, kapitalisierte Forschung, Vetternwirtschaft und Schwarzmarkt. Die Kontrollinstanzen der UN können und wollen nichts tun, die Welt außerhalb der Zone interessiert die Zone nicht. Entsprechend grob ist die isolierte Mikrogesellschaft, in der Leben leiden heißt und nur der stärkste überlebt. Aber: wie die Hoffnung sterben die Stärksten zuletzt, dennoch sterben sie.

Das interessanteste am Roman ist: Man versteht alles, man kann es nachvollziehen und dennoch ist es unendlich schwarz und depressiv. Im Gegensatz zu den überhypten Büchern Orwells brauchen die Strugazkis keine politischen Theorien, die sie einem an den Kopf werfen, sondern einfach nur die menschliche Natur. Unterlegt wird der gedankliche Niedergang von der Sprache: Erst realistisch, dann abdriftend in puren Stream of Consciousness. Schwere, aber sehr lesbare Kost.

Ich vergebe 9,4 von 10 Stricken, an denen man sich nach dem Lesen aufhängen kann. Wer schon immer mal die Welt aus den Augen eines Metrokontrolleurs sehen wollte - hier ist eure Chance.









Mary Wollenstonecraft Shelley - Frankenstein or The Modern Prometheus

Und dann hab ich so Alien gesehen, also das Original und so, und da dachte ich doch, vielleicht doch nochmal diese Scott-Tipps. Die Wahl fällt auf den Evergreen Frankenstein.





Die Entstehungsgeschichte des Romans ist sehr beachtlich. Ms. Shelley hatte ein bekacktes Leben, ganz im ernst. Mutter früh gestorben, zwei tote Kinder, Frau im 19 Jahrhundert, was will man mehr um sich eine lebenslange Störung einzuhandeln.

Tja, da sie dann doch relativ versorgt war, durfte sie zumindest mit ihrem Mann auf das italienische/schweizerische Landgut von DEM Lord Byron zu einer Art Urlaub. Die romantische Vollidiotengesellschaft wollte einen Dichtwettbewerb veranstalten, bei der eine Frau wohl kaum Chancen hätte. Außer man ist wirklich psychisch kaputt, dann kann man eine Figur erschaffen, die an Popularität wohl noch Jahrhunderte Leben dürfte, sowie die gegebene Moral sehr in Frage stellt. Scheiß auf Religion, Gott ist tot, der Mensch hat jetzt die Zügel in der Hand.

Inhalt

Viktor Frankenstein, Schweizer, arrogant (sorry für die Redundanz), will Chemiker werden. Weil er Schweizer ist hasst ihn jeder, das zieht sich von hier durch den Roman.

Frankenstein entdeckt eine Methode Tote wiederzuerwecken, das Heilmittel heißt Elektrizität, womit Shelley auch den damalien Wissensstand ausnutzt und ausbaut.

Frankenstein rechnet nicht damit, dass er sich dann um die Toten kümmern muss. Er ist angewidert und verstößt seine neue wiedergeborene Kreature, der er nichtmal einen Namen gibt. Die Kreatur wächst auf, versucht in Kontakt mit Menschen zu treten, wird aber wieder und wieder verstoßen, wobei die Kreatur tiefe Fragen aufwirft: Hat sie keine Seele, nur weil sie abstoßend ist? Warum wird sie gehasst?
Die Antwort: Frankenstein soll eine Frau bauen, die ist wie er selbst. Da die Kardashians dann doch den prophetischen Horizont Shelleys übersteigen, kein Pendant zu Claudia Roth existierte und die SPD noch von Männern geleitet wurde, erschien das doch unmöglich.

Frankenstein weigert sich. Wiederholt. Die Kreatur lernt selbst das Hassen, tötet Frankensteins Freunde (als Ultimatum) und die Feindschaft ist besiegelt. Frankenstein versucht die Kreatur zu töten, scheitert aber wieder und wieder.

Letztendlich erreicht der Roman das Ende, als Frankenstein seinen Unhold in die tiefen des Polarkreis jagt, dann aber auf einem Schiff stirbt. Das Monster kann seinen Schöpfer nicht mehr konfrontieren und flieht in die Arktis, richtet sich dann aber selbst aus Scham über die eigenen Taten in einem Scheiterhaufen. (Ein Wink mit dem Zaunpfahl an die CSU aus dem englischen Grab von Mary Shelley)


Rezension

Sprachlich ziemlich elegant, zumindest in meinen Augen. Der Roman wechselt zu Anfang und zu Ende in Briefform, Autor ist der Kapitän des Schiffes, auf dem Frankenstein stirbt. Dazwischen wechselt die Beschreibung und man ist in den Köpfen Frankensteins und des Unholds. Hierbei sind die zentralen Fragen, ob der Mensch in die Schöpfung eingreifen darf, wann ein Lebewesen "wertvoll" im Sinne der Moral wird, und was überhaupt "Leben" ist.

Die Gesellschaft ist auch hier ziemlich schlecht und negativ, fokussiert nur auf das Äußere und die humanistischen Gedanken der Aufklärung werden als ziemlich hohl dargestellt. Definitiv starke Schlussfolgerungen und sehr lesenswerte Ideen. Gemessen daran, dass die Frau das eben mal aus dem Handgelenk schüttelte, ist der Roman mehr als nur beachtlich.

9,6 von 10 Nekrophiliepunkten.
 
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Benrath

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Ist ja eigentlich ne coole Idee, aber so richtig läuft es nicht, oder?
 

Gelöschtes Mitglied 683020

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Ich fordere dich hiermit heraus das Glasperlenspiel zu lesen und es zu rezensieren. Als Gewinner darfst du dann einen anderen in die Scheiße reiten. Deal?
 

Benrath

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HAst du das denn gelesen :)

ich dachte man würde sich eher absprechen, dass wir alle ein Buch lesen und dann könnte man darüber diskutieren.
 
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Praktisch alle haben das Glasperlenspiel gelesen. Seitdem ist ihr Leben aus den Fugen geraten. Sei dabei.
 

Gelöschtes Mitglied 683020

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HAst du das denn gelesen :)

ich dachte man würde sich eher absprechen, dass wir alle ein Buch lesen und dann könnte man darüber diskutieren.

Das Glasperlenspiel wäre deine Eintrittskarte. Ich hab es schließlich auch mehrere hundert Seiten durchgehalten. Sei ein Mann und stelle dich dem Hesse.
 

Deleted_504925

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hesse ist schon super, glasperlenspiel ist vielleicht einfach nicht der beste einstieg. :)
war ja glaube auch sein letzter roman.
 
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