bw.de Lesezirkel

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die bw.de elite trifft sich zur gemeinsamen lektüre!

das ganze funktioniert so: alle drei user mit interesse finden sich hier zusammen, entscheiden sich für ein angeblich zeitloses meisterwerk, lesen und verurteilen es wie eine möwe.

discuss!
 

Quint

,
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Erfahrungsgemäß geben die Leute gerade bei "zeitlosen Klassikern" schnell auf, generell bin ich aber daran interessiert. Welche Bücher hast du dir vorgestellt?
 
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Moin,

ich wäre ggf. dabei. Welche Bücher und v.a. welchen Zeitrahmen hast du dir denn so vorgestellt?

Ansonsten lese ich gerne die Verrisse :D
 

Gelöschtes Mitglied 683020

Guest
I würde zumindest mal die Reviewer reviewen.
 
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Also ich würd mitmachen, bin allerdings nicht so der Kritiker. Ein "war voll langweilig!" krieg ich aber schon noch hin.
 

ReVenger!

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Ich bin natürlich dabei und eigentlich für nahezu alles offen. Wenn die Sprache aber nicht alzu abgehoben ist (z.B. Nietzsche) oder man sämtliche Mythenfiguren kennen muss (z.B. Goethes Faust II) dann wäre das für mich im Moment sehr angenehm. Ich werde dann natürlich einen furchtbaren Verriss einer Rezension schreiben, der ohne jedes Literaturverstädnis am Inhalt vorbei geht, den dann das gemeine Volk hier unter wüsten Toben und wilden Beschimpfungen gegen meinen, dann als vermindertig eingestuften, Intellekt auseinandernehmen kann. Ich freue mich darauf.
 
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die idee war, dass das volk selbst entscheidet, was es lesen will. man könnte sich da entweder an der übertriebenen belesenheit der community orientieren (leichnam hat z.b. im spamthread schon hesses "das glasperlenspiel" als leseempfehlung gegeben), oder man sucht sich was für alle beteiligten unbekanntes aber vielversprechendes aus. das wird dann halt zeitnah gelesen (oder auch nicht) und besprochen; dank der großartigen buchspoilerfunktion muss man dafür ja nicht mal auf dem selben stand sein! :troll:
 
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nicht soviel text, gerne mit bildern.

Kann nicht versprechen es durchzuziehen, aber voll tatendrang ein buch bestellen und die ersten 3 seiten lesen mach ich auf jeden fall :deliver:
 
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[x] der Struwwelpeter :D

Klingt gut. Etwas "modernere" Bücher wären mir recht.
 

ReVenger!

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die idee war, dass das volk selbst entscheidet, was es lesen will. man könnte sich da entweder an der übertriebenen belesenheit der community orientieren (leichnam hat z.b. im spamthread schon hesses "das glasperlenspiel" als leseempfehlung gegeben), oder man sucht sich was für alle beteiligten unbekanntes aber vielversprechendes aus. das wird dann halt zeitnah gelesen (oder auch nicht) und besprochen; dank der großartigen buchspoilerfunktion muss man dafür ja nicht mal auf dem selben stand sein! :troll:

Sollen wir dann einfach mit dem Glasperlenspiel anfangen? Ich habe jetzt zumindest keine wirkliche Idee, was ich gerne jetzt unbedingt lesen möchte. Aber Hesse finde ich schon gut.
 

Deleted_504925

Guest
hab es vor jahren mal gelesen, kann man auf jeden fall empfehlen.
 
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also dann das glasperlenspiel! oder hat jemand unüberwindbare einwände dagegen?
 

[fN]Leichnam

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das buch hat ziemliche längen. es ist sein bestes, weil vom themenkreis weitestes, nicht so beschränkt wie bspw. siddhartha (buddhismus) oder der steppenwolf (midlife crisis). es ist ein fabelhaftes buch, das menschen lehren kann, sich in einem historischen zusammenhang zu sehen, aber es hat ziemliche längen! das wollte ich nur mal als warnung einwerfen.
 
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Irgendeiner muss dikator spielen und sagen: DAS WIRD JETZT GELESEN!!!

Sonst wird das hier nichts.
 

[fN]Leichnam

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na meinetwegen das glasperlenspiel. aber nur verrisse posten oder? alles andere ist doch öde.
 
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werds mir erstmal besorgen :deliver:

"Es geht um einen mann der eine frau trifft"
buchbeschreibung kann ich noch aus der schulzeit :cool:
 

[fN]Leichnam

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ich weiß nicht mehr ob überhaupt eine frau im glasperlenspiel vorkommt. ziemliches männerbuch. :cool:
boy meets girl ist eher für arno schmidt typisch. in wirklich jedem seiner bücher ist das das grundgerüst.
 
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Falls jemand nen link zum ebook braucht --> pn.

Der Hesse ist seit mehr als 50 jahren tot, der braucht die kohle nicht mehr...
 

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Dann lesen wir jetzt das Glasperlenspiel. Denn Hesse ist tot und ich habe Zeit. Diskussionen sind unnötig. Dies ist keine Demokratie.
 
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Habe ab dem 12.5. auch Zeit. Das Buch hab ich schon mal vor ein paar Jahren gelesen, aber eine erneute Lektüre ist natürlich ez möglich. Wollen wir grob nen Termin festlegen, an dem die Bagage das Buch gelesen haben sollte? So in nem Monat ca.?
 

[fN]Leichnam

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nee kein zeitdruck. soll einfach jeder posten wie er es schafft. das lit rennt uns doch nicht weg.
 

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Ich habe jetzt angefangen zu lesen. Ich setze mir einen Zeitraum von vier Wochen. Dann muss es durch sein. Ich hoffe ihr tut es mir gleich. Danach wird das Buch zerrissen.
 

Deleted_504925

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ich werds nicht nochmal lesen, hab das buch in frankfurt liegen und kein bock sowas langes (ist glaube das mit abstand längste buch von hesse) als pdf zu lesen.
 

Gelöschtes Mitglied 683020

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hab jetzt 10% dank unterstützung.

nicelis.jpg


was bin ich lesend
 
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Zwischenstand

wie sieht's aus, wer hat angefangen, wer ist noch dabei?

ich bin selbst mittlerweile zur hälfte durch und weiß noch nicht so recht, was ich von dem buch halten soll; irgendwie liest es sich fürchterlich trocken, das scheint mir aber, wenn ich so an andere sachen von ihm denke, die sich wesentlich spritziger lesen, wiederum auch so beabsichtigt. ich werd's auf jeden fall fertig lesen, weil es mich doch interessiert, worauf der gute hermann damit hinaus will...
 

Deleted_504925

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fand das damals auch für hesse verhältnisse sehr langatmig.
milder endspoiler:
kann mich nicht mehr erinnern was am ende genau passiert, weiß nur das ich ziemlich entäuscht war.
 

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wie sieht's aus, wer hat angefangen, wer ist noch dabei?

ich bin selbst mittlerweile zur hälfte durch und weiß noch nicht so recht, was ich von dem buch halten soll; irgendwie liest es sich fürchterlich trocken, das scheint mir aber, wenn ich so an andere sachen von ihm denke, die sich wesentlich spritziger lesen, wiederum auch so beabsichtigt. ich werd's auf jeden fall fertig lesen, weil es mich doch interessiert, worauf der gute hermann damit hinaus will...

Ich bin ebenfalls bei der Hälfte, langsam finde ich es weniger zäh und angenehmer. Das liegt wohl am Stockholmsyndrom. Eigentlich wollte ich dennoch schon weiter sein.
 
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Ich hätte ja vorgeschlagen das Decameron zu lesen. Das ist wenigstens lustig :top:
 

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Das Glasperlenspiel ist zum großen Teil der feuchte Traum Hesses für einen Lebensentwurf. Knecht verkörpert hierbei den Autor selbst, der dessen Traum einer Existenz in Erfüllung gehen lässt. Viele seiner eigenen Merkmale hat Hesse auf Knecht übertragen. Es beginnt bereits mit der Sonderstellung bei Geburt. Hesses Eltern sind Fremde im schwäbischen Calw und so hat er bereits die besondere Stellung, ein Außenseitermerkmal. Hierbei ist für Hesse die estnische Herkunft seines Vaters wichtig, die für seine Lebenseinstellung prägend ist. Knecht ist zwar ein Waisenkind, doch erlaubt es gerade diese Stellung ihm von der Welt loszulassen und nach Kastalien zu gehen. Die Rolle des Vaters, die zwar, wie gesagt, wichtig war, aber mit dem Hesse durchaus öfter in Konflikt stand, wird hierbei durch den gelehrten und ruhigen Musikmeister ersetzt. Schon an diesen Fakten zeigen sich die ersten Niederlagen in Hesses Leben, die er zwar gezielt in seinem Buch einbringt, sie dann aber doch zu kaschieren sucht.
Eine weitere Übereinstimmung ist, dass beide Internatsschüler sind, doch während der gute Hermann so seine Probleme im schulischen Alltag hat, ist Josef die Utopie einer Schule vergönnt, die alle weltlichen, schlechten Einflüsse abzuwehren weiß, und für einen eigenbrötlerischen Literaten wie geschaffen ist. Gerade ein zölibatäres Leben, dessen gelegentliche Versuchungen mit reiner Meditation entgegengewirkt wird, muss für ihn wie der Himmel erscheinen. Dies wundert auch wenig, bedenkt man, dass zwei seiner Ehen scheiterten und bei der dritten das Haus so gebaut wurde, dass sie ein getrenntes und nicht ein gemeinsames Leben führten.
Und selbst die Lehrinhalte sind auf die Person des Autors perfekt zugeschnitten. Es geht nicht um Geschichte und einflussreiche Personen, sondern nur um die Kunst selbst. Auch wird das Schaffen Hesses wiedergespiegelt. Dieser kann, wie Kastalien, sich zwar mit der Kunst befassen und allerlei Bekanntes bewerten, man denke an seine viele Rezensionen, aber es gelingt weder der Schule im Buch, noch dem Autor selbst wirklich etwas neues hervorzubringen. Hesse entleiht alle Ideen seinem eigenen Leben oder alten Mythen und Sagen, vorzugsweise aus Asien. Damit kann zwar Lehre betrieben werden, aber alles Weitere, bleibt ein sinnloses, wenn vielleicht auch geistreiches Glasperlenspiel.
Knecht ist zudem die Gefahr für Kastalien bewusst und das geistige Leben, und auch Hesse sieht die Gefahr des Nationalsozialismus. Beide scheitern gemeinsam an dem Versuch dem entgegen zu wirken. Die weitere Parallele, die sich dabei auftut, ist, dass beide zwar ein weltabgewandtes Leben führen, oder führen wollen, die Welt sie aber dennoch nicht loslässt. Dies führt schließlich zum Hauptthema des Buches.
Der Konflikt zwischen Geist und Welt, den weder Knecht, noch Hesse lösen können. Für Hesse ist das weltliche Leben voller Auf und Ab, voller Trubel und Geschehen, doch vermag er das alles nur zu Erdulden, indem er sich zurückzieht. Eine Vereinigung von Körper und Geist ist nicht denkbar und ständig wird nach Entsagung und Abgewandheit gestrebt, wo er doch wissen müsste, dass sich die Triebe des Menschen nicht einfach negieren lassen, dass auch regelmäßige Meditation die Welt nicht ungeschehen macht. Dies Konflikt zeigt das große Versagen sich in der Welt zurechtzufinden. Er räumt überhaupt die Möglichkeit aus, dass dies überhaupt geschehen kann und versteckt sich lieber in geistigen Höhenflügen, wo er doch aus der Geschichte wissen sollten, dass diese ebenso nicht funktionieren. Die Entbehrungen dieser Selbstkasteiung werden kaum thematisiert, da es dem Autor wohl an Erkenntnis mangelte. Stattdessen tritt das Streben für eine höhere Ordnung, die einem Martyrium gleich wird, welchen selbst Hesse keinen Sinn abgewinnen kann.
Im Gesamten ist das Buch die Geschichte eines Versagers, der seine Konflikte nie überwunden hat, und sie seiner Hauptfigur einfach vorenthält. Kaum tritt die Hauptfigur ins weltliche Leben ein, wird sie davon schon erschlagen. Hesse lebt im Pessimismus, den er auf der jüngsten Geschichtsschreibung aufbauen lässt und lebt in der Illusion einer vollständigen Geistigkeit. Doch die Geschichte der Welt geht doch nicht so finster aus. Die erschaffene Utopie, dass der Kampf zwischen Körper und Geist, vom Geist gewonnen wird, ist zudem durch die jüngere Forschung, obsolet geworden, die eine Trennung beiden für nicht möglich diagnostiziert. Schlussendlich bleibt nichts Wertvolles von diesem Buch übrig und man wird es nicht schaffen einen zufriedenheitbringenden Rat daraus zu erhalten.

2/7
 
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Ja, also keine Ahnung, bin noch nicht sonderlich weit gekommen (ca. 1/3). Ich find's furchtbar zäh, langweilig und (mit ein paar kleineren Ausnahmen) ziemlich belanglos bisher. Muss mich echt durchquälen.
 

ReVenger!

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Ja, also keine Ahnung, bin noch nicht sonderlich weit gekommen (ca. 1/3). Ich find's furchtbar zäh, langweilig und (mit ein paar kleineren Ausnahmen) ziemlich belanglos bisher. Muss mich echt durchquälen.

So ging es mir bis zur Hälfte auch. Dennoch fand ich das Buch am Ende wirklich gut, aber da hat es auch einen Nerv getroffen.
 

Deleted_504925

Guest
hmm, mir ging es genau umgekehrt. fands am anfang richtig interessant aber war dann ziemlich ernüchtert vom ende.
kann mich aber nicht mehr erinnern warum, ist schon 15 jahre oder so her.
möglich dass ich einfach übersättigt war, hab damals die kompletten hesse bücher am stück gelesen und fand es im vergleich zu den anderen büchern unnötig langgezogen.
 
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jo, bin auch durch seit einer weile und würde da revengers einschätzung zustimmen. das buch hat erst hinten raus ein bisschen fahrt aufgenommen sich die mühe gemacht, überhaupt mal einen konflikt zu entwickeln. und mich zumindest hat das ende sogar ziemlich überrascht und der ganzen geschichte nochmal eine, wie ich finde, gelungene wendung gegeben.
dass die kollision zwischen geist und welt so lange rausgezögert wurde und fast der eindruck vermittelt wird, dieses kastillien und vor allem knecht sei von allen individuellen, chaotischen, leiblichen strebungen völlig frei und eine insel reiner zucht und pflichterfüllung, lässt dann in der rückschau die verschwiegenen defizite dieser ordnung umso krasser erscheinen. und dass unser josef, wahrscheinlich der offenste, weitsichtigste und beherzteste aller kastillier dann so kurz nach seiner selbsteinweisung in die echte welt den tod in venedig macht, war eine schöne pointe und ein treffender schlusskommentar zu der ganzen kastillischen ordnung, die hesse da erschaffen hat: selbst wenn man noch so tiefes wissen um die probleme und widersprüche der menschlichen existenz ansammelt und durchdenkt, lebensfähig wird man so nicht! für einen sicheren umgang selbst mit der schönheit des wilden und ursprünglichen fehlen einem trotzdem die abwehrkräfte (die man wohl nur bei fortgesetztem kontakt damit entwicklen kann)
am wenigsten konnte ich mit dieser pseudorealistischen erzählform des ganzen anfangen: um als geschichtsschreibung überzeugend zu wirken, ist die erzählung der lebensgeschichte des josef knecht mMn einfach viel zu persönlich und intim vertraut mit seinem leben und seinen gedanken. ich hab mich zumindest öfter beim lesen gefragt, woher der liebe gelehrte, der als autor ausgegeben wurde, solch detaliertes wissen über die gedanken und gespräche knechts haben sollte.

davon abgesehen finde ich, dass das buch eigentlich die gleichen schlüsse nahelegt, die revenger in seinem verriss als kritik anbringt. deshalb nur 2/7 dafür von mir :ugly:
 

Gelöschtes Mitglied 683020

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Naja dann halt doch.


Vor einiger Zeit fragte mich Kamerad Brulu „The Ebdon“ Schwulu, natürlich mit seinen großen Hunde-Welpen-Augen, ob ich denn meinen Hesse schon gelesen hätte, ferner noch, ob der Hesse mich interessierte, und inwiefern ich mich bereit erklären würde eine Rezension zu verfassen. Ich dachte kurz über die Anfrage nach, zuckte mit den Schultern, rettete mich dann in vage Aussagen und hatte kurz darauf den Dialog vergessen.

Tatsächlich holte mich das Glasperlenspiel später wieder ein, als ich die enorme Lektüre an einem windigen, durchregneten, rundherum garstig-hesslichem Tag am Fürther Bahnhof zeittotschlagend erneut versuchte. Der Tag verbesserte sich durch die Lektüre enorm, erreichte undenkbare Höhen, da ich Fürth nicht mehr lange als die Nachgeburt Nürnbergs wahrnahm, die faden und tristen Gestalten interessante Konturen gewannen und sogar der Anschein erweckt wurde, dass alles nicht so schlimm ist. Es gibt ja immer noch die nächsten 700 .epub-Seiten des Glasperlenspiels.

Prinzipiell stellt dieses Buch den Traum jedes Deutschlehrers der Oberstufe dar, da es jedwede Interpretation zulässt, die einem normalen Menschen starke Irritationen verspüren und die drei philosophischen Grundfragen ins Gedächtnis ruft: Wo kommt ein Verlag her, der so etwas druckt? Was ist der Sinn und Zweck dieser Vergeudung von Druckertinte? Warum kann eine Reise nicht mit einer Bücherverbrennung enden?

Ein erster Eindruck täuscht selten. Sobald etwa MusikantINNEN Titten brauchen, um den technisch hochwertig gemachten Gesang zu unterstreichen, dazu noch „Tanz“ einsetzen, dann ist die Musik meist epische Grütze, den man nur mit viel Drogen oder wahlweise hartem Alkohol ertragen kann. Bei Hesses Glasperlenspiel fing es schon mit der „totalen Einleitung“ an, obwohl der Autor, der vorgibt ein Autor einer Biographie (wie intellektuell) zu sein, behauptete, es müsste - nein - es könnte keine Einleitung über das Leben von Ludi-Magister Dingenskirchen geben, weil es „das Glasperlenspiel ©“ erklären müsste, und das ist nicht erklärbar. Und es wird wirklich nicht erklärt. Daher geht der Namen dieser mongoloiden Deutschpopband auch klar. Es passt. Nomen est omen. Latein wird ganz groß geschrieben, es erscheinen Sätze, die selbst ohne den drögen Text außenrum schon unfassbar uninteressant sind. Erkenntnisgewinn Null, Motivation nähert sich dem Bodenlosen.

Dann beginnt das Buch endlich: Es wird Dingenskirchen vorgestellt. An diesem Punkt erinnere ich mich wirklich nicht mal an den Namen des Protagonisten. Der ist Waise und soll zum Weisen werden. Nach katholischer Tradition wird das Kind mit anderen männlichen Kindern eingesperrt, muss musizieren (hoffentlich hat er eine hohe Stimme und feine Glieder), wird von alten Männern betreut und …

An diesem Punkt erwähne ich, dass ich die Biographie des Autors, der vorgibt ein Biograph zu sein, nicht kenne. Wäre es Kafka, hätte er Probleme mit seinem Vater. Erscheint mir ein gutes Motiv, also wird es einfach auf Hesse projiziert.
Weiterhin sollte ich erwähnen, dass Brulu „the slow pot“ Schwulu mir erzählte, es handle sich um eine Dystopie (oder so was), weil „es in der Zukunft spielt“. Wikipedia bestätigt dies. Es tut nichts, aber auch gar nichts, zur Sache.

… also kann ich mir auch irgendwelche Fakten aus den Fingern saugen um die Geschichte in Retroperspektive interessanter zu machen...




01k-12-71-59460358-orsfun7.jpg

Erst in der Übertreibung der Dinge werden sie klar und einsichtig. Natürlich muß man in der richtigen Richtung übertreiben.




… dann passiert zwischen den Zeilen das, was man sowieso in diesem Umfeld erwarten könnte. Dingenskirchen wird durch die (vielleicht nur geistig-platonisch vollzogene) Vergewaltigung zum vollendeten Antihelden einer jeden Person, die Twilight hasst und mit romantischen Spinnereien nichts anfangen kann.

Natürlich geschieht das, was geschehen muss. Nichts. Gnädig wäre es „und das ist das Ende“ zu schreiben. Aber so einfach kommt der Leser nicht davon.

Die nächste Etappe führt Dingenskirchen zu einem greisen Musikmeister, mit dem „Geige spielt“ (das Instrument ist beliebig, ich erinnere mich auch hier nicht wirklich). Was dieser Euphemismus bedeuten soll, das dürfte jetzt klar sein. Hierbei zeigt sich Dingenskirchen, der Homofürst unter den Einwohnern des Klosters? Waisenschulenhauses? Besonders filigran. Er interessiert sich auch für das „Glasperlenspiel“, das wiederum eine Metapher für Dinge sein dürfte, die man in schwarzen Tüten aus sehr speziellen Läden trägt. In diesem „Spiel“ will er Meister werden. Aber er traut sich nicht so ganz.

Besonders interessant für Dingenskirchen ist ein besonders widerporstiger Klassenmitkameradenmensch, der sich der Autorität nicht unterwerfen will. Dieser Klassenmitkamerad wird zu seinem „besten Freund“ (#nohomo) und sie „disputieren recht fürstlich“, bis sein Klassenmitkamerad die Schule regulär verlassen muss, weil er nicht so ganz zur „geistigen Kaste“ passt. Hier sehe ich die Kritik an Bisexuellen.

Auf weiteren endlosen Seiten verlässt Dingenskirchen bald seine geschützte Welt, jedenfalls zum ersten Mal. Davor darf er seinen Klassenmitkamerad nicht besuchen, da dessen Vater, ganz dem Patriarchat verpflichtet, die andersartig ausgerichtete Beziehung zwischen beiden nicht akzeptieren kann. Oder die aus dem Kloster haben was dagegen, ist auch völlig Banane. Wenn man sich bei Tolkien nicht an Namen erinnert hat das was mit Quanität zu tun, hier spielt die Qualität die ausschlaggebende Rolle.

Dingenskirchen zieht durch die Welt und bereitet sich geistig auf seine „missionarisch-erziehende Pädagogik zukünftiger Generationen“ vor. Zwischendrin stellt sich heraus, dass Dingenskirchen besonders die „asiatische Metaphilosophie“ mag, wahrscheinlich aufgrund der eher kleiner ausfallenden anatomischen Ausprägungen derer „Philosophen“, die einfacher „zu studieren“ sind.

Ungefähr soweit kam ich. Danach versuchte ich mir im Alkoholrausch meine Augen auszukratzen und fiel ihn ein befreiendes Koma, bevor ich die harte Wahl treffen musste meinen Kopf in einen Müllzerkleinerer zu stecken, oder doch lieber mehrere Liter Bleiche zu trinken.

Mein Respekt geht an alle Forenmitglieder, die diesen Alptraum tatsächlich bis zum Ende lesen konnten.

Von mir persönlich gibt es die klare Empfehlung: Besser die Anzeigetafeln in Fürth ein tausendstes Mal lesen. Solltet ihr eine dieser New-Age-Gender haben, 50 Shades of Grey mögen, dann wäre es wahrscheinlich eine 10/10.

Bei diesem Text handelt es sich um eine bewusst völlig falsche Darstellung des mit Abstand langweiligsten Buches der Welt.


Andere Zitate von Forenmitgliedern, die zu diesem Buch passen würden, aber völlig aus dem Kontext (erfunden) gerissen sind:

Oh ne. Das mach ich jetzt nicht weg.

- wirki

Was für ein Schmarrn.

- Endrox

So was kann man doch nicht machen, ey!

- ReVenger

Ich würde ihn [den Protagonisten] wie ein räudiges Tier ersäufen.

- Quint

Ich reinige Toiletten in der philosophischen Fakultät .. und erkenne daher gute Literatur! xD

- Phil

Sowas könnte man nichtmal Manuel antun.

- Pinko

Definiere Glasperlenspiel.

- unbekannt

Ich lese mit einem Monokel, weil ich Akademiker bin [ist er noch nicht], und der Grieche noch nicht da ist.

- Sabel
 
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ReVenger!

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Nachdem ja nun alle glücklich sind: Welches Buch soll als nächstes zerrissen werden?
 
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