Bildung und Noteninflation

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Hmmm ...

Klar will jeder im Leben karrieretechnisch irgendwas reißen, aber tut man jemandem mit schlechten Leistungen wirklich einen so großen Gefallen und baut ihm/ihr Luftschlösser, indem man übergute Noten gibt? Dann folgt der harte Fall in der Realität in Jobs, dem der Absolvent einfach nicht gewachsen ist, obwohl die Leistungen ja "gut" sind.
Kann bei der aktuellen Situation nicht mitreden und habe atm keine Quellen zur Hand, aber sind die Notenspiegel afaik nicht über die Jahre in Richtung bessere Noten gestiegen?

Mal angenommen, das Beispiel von Syzygy würde Schule machen (höhö :8[:), dann würde es vermutlich wie bei Arbeitszeugnissen aussehen, wo einem Arbeitnehmer mit schlechten Leistungen beim Jobwechsel keine Steine in den Weg gelegt werden dürfen und entsprechend formuliert werden müsste. Was bei einem Abizeugnis schließlich wieder flachfällt, wenn da nur Zahlen bzw. Punktwerte notiert sind. Oder man baut einfach Noten vor der Eins ein, um wirklich gute Schüler die sich ins Zeug gelegt haben hervorzuheben,

Was das Ganze ad absurdum macht.
Gibt ja jetzt schon glaube immer mehr Abiturienten, und auf eine Hochschule zu kommen dürfte nicht allzu schwer sein, wenn man fürs Abi entsprechend gelernt hat.
 
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Gustavo

Doppelspitze 2019
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Klar will jeder im Leben karrieretechnisch irgendwas reißen, aber tut man jemandem mit schlechten Leistungen wirklich einen so großen Gefallen und baut ihm/ihr Luftschlösser, indem man übergute Noten gibt? Dann folgt der harte Fall in der Realität in Jobs, dem der Absolvent einfach nicht gewachsen ist, obwohl die Leistungen ja "gut" sind.
Kann bei der aktuellen Situation nicht mitreden und habe atm keine Quellen zur Hand, aber sind die Notenspiegel afaik nicht über die Jahre in Richtung bessere Noten gestiegen?


So ganz habe ich noch nie verstanden, warum es jetzt ein so großes Problem ist, diese Leute auf die Uni zu lassen. Wenn sie wirklich so blöd sind werden sie in einem richtigen Fach eh keinen Abschluss machen. Wenn sie nur ein bisschen blöd sind machen sie halt einen schlechten Abschluss. Ihre primäre Konkurrenz sind sie ja hauptsächlich ihre Jahrgänge plusminus ein paar Jahre, wo es ähnlich oder genauso war.

Ich sage mal nicht, dass die Qualität der Schulabsolventen im Schnitt besser geworden ist (obwohl ich das glaube), gehen wir nur mal davon aus sie ist gleich geblieben. Wenn also vor 15 Jahren, als ich Abitur gemacht habe, vielleicht 30% des Jahrgangs Abitur gemacht haben und heute sind es 50%, wo ist das Problem? War 30% das Optimum? Wenn ja, warum nicht mehr, warum nicht weniger?
Die Vergleichbarkeit innerhalb des Jahrgangs ist weiterhin gewährt, es ist ja nun nicht so als würde ein nennenswerter Teil Abitur mit 1,0 machen. Diese ganze Diskussion ist imho völlig banane: Alles bloßes Geschwätz je nach der eigenen Ideologie. Konservativ? Leistung muss gewürdigt werden. Links? Alle müssen alle Türen offen stehen. Ich verstehe nicht warum man sich nicht einfach zum Ziel setzt, dem Maximum an Schülern das Maximum an Wissen mitzugeben. Ob diejenigen, die die 20 Prozentpunkte darstellen*, die in meinem Jahrgang noch kein Abitur gemacht hätten und heute vielleicht Abitur machen, überdurchschnittlich im Studium scheitern? Würde ich jede Wette eingehen. Aber scheitern sie so überdurchschnittlich oft, dass die Kosten den Nutzen übersteigen? Das argumentiert habe ich noch nie irgendwo gesehen. Auf Einzelfälle mag es zutreffen.



*jaja ich weiß, manche von denen hätten auch so studiert. Streng genommen rede ich hier vom marginalen Studenten.
 
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Wie kommst du denn auf die Idee, dass Vergleichbarkeit immer noch gut gegeben ist? Wenn man das Notenspektrum gar nicht mehr ausnutzt* und irgendwann dann alle zwischen 1,0 und 2,7 oder so liegen, kannst du die Leute natürlich schlechter vergleichen als wenn du auch wirklich Leute mit ner 4,0 hast.
Wenn du "jeden" aufs Studium loslässt, hast du halt in den ersten Semestern einen größeren Struggle, entweder langweilen sich die Begabteren weiterhin zu Tode, weil du quasi bei -1 statt 0 anfängst, um die schlechteren abzuholen oder die schlechteren Schüler laufen dann plötzlich vor eine Wand.
Ist es wirklich besser erst das Abi nachgeschmissen zu kriegen, was einem suggeriert man wäre Studiummaterial um dann an der Hochschule grandios zu scheitern? Am bestern probiert man dann noch 2 oder 3 Studiengänge aus und hat am Ende dann vielleicht 5 Jahre oder so verschwendet, denn irgendwas muss ja für einen dabei sein vermeintlich.
Oder die andere Alternative so wie heute "jeder" Abi macht, macht dann in 10 Jahren jeder nen Bachelor und wenn du irgendwas sein willst, musst du dann plötzlich im jeden Fach Minimum den Master machen, was die komplette Logik des Systems natürlich wieder kaputt machen würde.

Die andere Seite der Medaille spielt sich auch komplett abseits der Hochschulen ab, denn durch die Zielvorgabe der Bildungspolitik am besten aus jedem nen Abiturienten zu machen, hat halt die anderen Schulabschlüsse entwertet. Dadurch geben sich die Leute auf den anderen Schulformen doch stärker auf, denn jeder der keine Chance aufs Abi hat ist doch eh Abschaum. Konsequenz, oh Überraschung, plötzlich wird kaum mehr jemand zum Handwerker, LKW-Fahrer o.ä., denn man ist ja eins von diesen cool kids die Abi gemacht haben, da erlernt man doch nicht so einen Abschaum-Beruf und schwuppdiwupp haben wir da einen extremen Mangel.

Gerechtigkeit entsteht nicht dadurch, dass du einfach jedem ein Abi gibst, sondern stattdessen sollte man sich lieber mal überlegen, wie man sinnvoll was mit Leuten anfängt, die eben kein Abi kriegen.** Aber außer wahllos Schulformen zusammen zu werfen, fällt mir nicht viel ein was die Bildungspolitik für die die letzten Jahre auf dem Schirm hatte.

*in meinem Abi war es quasi unmöglich ne 5 zu kriegen und ähnliche Storys kenn ich von einigen anderen Leuten
**und eigentlich noch viel wichtiger wäre Individualförderung, um die Leute rauszufiltern, die eigentlich begabt sind aber nur an gewissen Stellen Probleme haben
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Wie kommst du denn auf die Idee, dass Vergleichbarkeit immer noch gut gegeben ist?


Weil ich mich halt informiere, bevor ich etwas behaupte:

2018075_c00.png


Mit der Ausnahme der 1,0er, deren Grund in der Linkszensierung liegt (es gibt keine 0,9 oder 0,8 als ausgewiesene Durchschnittsnote), ziemlich genau eine Normalverteilung. Würde mich wundern wenn es in anderen Bundesländern groß anders aussieht.



Wenn du "jeden" aufs Studium loslässt, hast du halt in den ersten Semestern einen größeren Struggle, entweder langweilen sich die Begabteren weiterhin zu Tode, weil du quasi bei -1 statt 0 anfängst, um die schlechteren abzuholen oder die schlechteren Schüler laufen dann plötzlich vor eine Wand.


Meines Wissens wird man an deutschen Universitäten seltenst gezwungen, irgendwelche Brückenkurse zu belegen und im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist man im Bachelorstudium größtenteils auch nicht dazu gezwungen, die einfachsten angebotenen Kurse zu belegen. Das ist kein nennenswertes real existierendes Problem, dass sich in deutschen Studiengängen massenhaft Leute unterfordert fühlen würden. Habe ich auch noch von niemandem gehört, der an der Uni unterrichtet und das betrifft quasi meinen halben Freundeskreis.


Ist es wirklich besser erst das Abi nachgeschmissen zu kriegen, was einem suggeriert man wäre Studiummaterial um dann an der Hochschule grandios zu scheitern? Am bestern probiert man dann noch 2 oder 3 Studiengänge aus und hat am Ende dann vielleicht 5 Jahre oder so verschwendet, denn irgendwas muss ja für einen dabei sein vermeintlich.
Oder die andere Alternative so wie heute "jeder" Abi macht, macht dann in 10 Jahren jeder nen Bachelor und wenn du irgendwas sein willst, musst du dann plötzlich im jeden Fach Minimum den Master machen, was die komplette Logik des Systems natürlich wieder kaputt machen würde.


Ich habe extra gesagt "das mag im Einzelfall so sein", dass das für manche Leute Zeitverschwendung ist, aber ich habe nach Kosten/Nutzen gefragt. Im Übrigen: Wenn wir es auch nur halbwegs schaffen, dass die "marginalen Studenten" sich nicht nur auf die Fächer verteilen, für die es geringen Bedarf am Arbeitsmarkt gibt, ist es nahezu unmöglich, dass es uns dadurch als Land nicht besser geht. Das Problem ist größtenteils Einbildung.


Die andere Seite der Medaille spielt sich auch komplett abseits der Hochschulen ab, denn durch die Zielvorgabe der Bildungspolitik am besten aus jedem nen Abiturienten zu machen, hat halt die anderen Schulabschlüsse entwertet. Dadurch geben sich die Leute auf den anderen Schulformen doch stärker auf, denn jeder der keine Chance aufs Abi hat ist doch eh Abschaum. Konsequenz, oh Überraschung, plötzlich wird kaum mehr jemand zum Handwerker, LKW-Fahrer o.ä., denn man ist ja eins von diesen cool kids die Abi gemacht haben, da erlernt man doch nicht so einen Abschaum-Beruf und schwuppdiwupp haben wir da einen extremen Mangel.

Gerechtigkeit entsteht nicht dadurch, dass du einfach jedem ein Abi gibst, sondern stattdessen sollte man sich lieber mal überlegen, wie man sinnvoll was mit Leuten anfängt, die eben kein Abi kriegen.** Aber außer wahllos Schulformen zusammen zu werfen, fällt mir nicht viel ein was die Bildungspolitik für die die letzten Jahre auf dem Schirm hatte.

*in meinem Abi war es quasi unmöglich ne 5 zu kriegen und ähnliche Storys kenn ich von einigen anderen Leuten
**und eigentlich noch viel wichtiger wäre Individualförderung, um die Leute rauszufiltern, die eigentlich begabt sind aber nur an gewissen Stellen Probleme haben


Lol, geiles Argument. "Jeden nach seinen Fähigkeiten fördern". Die ganze Prämisse der Diskussion ist doch, dass das auf absehbarer Zeit nicht passieren wird, also kriegt man nach vorherrschenden Ideologien entweder "zu viele" oder "zu wenige" Studenten. Mein ganzes Argument war, dass ich lieber zu viele als zu wenige habe, weil ich den großen Verlust durch "zu viele" Studenten nicht sehe und größtenteils für Einbildung halte. Im Übrigen erscheint mir das Problem mit den anderen Schulabschlüssen ein komplett erfundenes zu sein: In Deutschland haben Leute mit anderen Schulabschlüssen als dem Abitur momentan keine großen Probleme, eine Ausbildung zu finden, wenn sie denn überhaupt einen Abschluss haben.
 
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Weil ich mich halt informiere, bevor ich etwas behaupte:

2018075_c00.png


Mit der Ausnahme der 1,0er, deren Grund in der Linkszensierung liegt (es gibt keine 0,9 oder 0,8 als ausgewiesene Durchschnittsnote), ziemlich genau eine Normalverteilung. Würde mich wundern wenn es in anderen Bundesländern groß anders aussieht.
Du hast einen riesen Brei von Gleichmäßigkeit zwischen 2,0 und 3,0, keinen klaren Peak, in den Topnoten wesentlich mehr Leute als in den schlechten (wo quasi niemand ist und dabei endet die Grafik schon bei 4,0)...wo zum Geier ist diese Grafik "ziemlich genau eine Normalverteilung"

Und woher weißt du jetzt, welche der Leute auf einem Notenspektrum von 15-0 Punkten und welche auf 15-6 Punkten bewertet wurden? Klar wirst du um eine gewisse Subjektivität bei Noten nicht herumkommen, aber wenn Lehrer schon offen zugeben, gar nicht alle Noten nutzen zu wollen, ist das schon ne andere Hausnummer.

Bzgl anderer Bundesländer: In Thüringen hattest du zB in 2017 ganze 12,7% die 3,0 oder schlechter hatten, im Gegenzug 36,9% mit 1,x. Das klingt mir nicht grade so als würde da ein Großteil der Lehrer das Notenspektrum wirklich ausnutzen.
https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/Statistik/Dokumentationen/Aus_Abiturnoten_2017.pdf

Meines Wissens wird man an deutschen Universitäten seltenst gezwungen, irgendwelche Brückenkurse zu belegen und im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist man im Bachelorstudium größtenteils auch nicht dazu gezwungen, die einfachsten angebotenen Kurse zu belegen. Das ist kein nennenswertes real existierendes Problem, dass sich in deutschen Studiengängen massenhaft Leute unterfordert fühlen würden. Habe ich auch noch von niemandem gehört, der an der Uni unterrichtet und das betrifft quasi meinen halben Freundeskreis.
An der Anwesenheitspflicht wird hier jedenfalls alle Nase lang wieder rumgedoktert (natürlich nicht in Brückenkursen), aktuell dürfen NRW Hochschulen wieder Anwesensheitsplficht einführen und die gab es zwischendurch auch mal ein paar Jahre lang schon recht restriktiv.

Lol, geiles Argument. "Jeden nach seinen Fähigkeiten fördern". Die ganze Prämisse der Diskussion ist doch, dass das auf absehbarer Zeit nicht passieren wird, also kriegt man nach vorherrschenden Ideologien entweder "zu viele" oder "zu wenige" Studenten. Mein ganzes Argument war, dass ich lieber zu viele als zu wenige habe, weil ich den großen Verlust durch "zu viele" Studenten nicht sehe und größtenteils für Einbildung halte. Im Übrigen erscheint mir das Problem mit den anderen Schulabschlüssen ein komplett erfundenes zu sein: In Deutschland haben Leute mit anderen Schulabschlüssen als dem Abitur momentan keine großen Probleme, eine Ausbildung zu finden, wenn sie denn überhaupt einen Abschluss haben.
Ich bezweifle zwar leider auch, dass Individualförderung passieren wird. Aber stattdessen als Konzept das man einfach drauf hoffen muss, dass man nen Lehrer erwischt der einem die Noten hinterher schmeißt? Wesentlich überzeugender.
An sich müssten man das Konzept der Abschlüsse generell mal überdenken, aber auch das wird natürlich am Föderalismus scheitern.
 
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Noch ein weiterer Punkt, in dem die stark steigende Zahl der Abiturienten negative Folgen hat.

Wenn inzwischen 20% eines Jahrganges mehr Abitur machen, dann verschiebt das natürlich auch die Anteile der guten Schüler von Haupt- und Realschule Richtung Gymnasium und Gesamtschule. Ich vermute die meisten von denjenigen, die inzwischen zusätzlich Abitur gemacht hätten, wären früher auf die Realschule gegangen und denen fehlen nun vermutlich ihr eigentlich "besten" Schüler. Dementsprechend schlechter ist vermutlich das Klientel auf einer Realschule, was sich natürlich auf den Umgang miteinander und das soziale Klima auswirkt und das richtig harte Ende kann man dann auf der Hauptschule beobachten. Jeder der bis drei zählen kann, geht auf die Realschule und in der Hauptschule sammeln sich dann die Härtefälle. Was früher ein ganz normaler Schulabschluss war, mit dem man problemlos eine handwerkliche Lehre gemacht hat, ist heute eine sehr fragwürdige Veranstaltung.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Du hast einen riesen Brei von Gleichmäßigkeit zwischen 2,0 und 3,0, keinen klaren Peak, in den Topnoten wesentlich mehr Leute als in den schlechten (wo quasi niemand ist und dabei endet die Grafik schon bei 4,0)...wo zum Geier ist diese Grafik "ziemlich genau eine Normalverteilung"


1. Du hast die meisten Leute in der Mitte der Verteilung, weil durchschnittlich? Schockierend. Im Übrigen ein Teil der Definition der Normalverteilung.
2. Du hast natürlichen einen klaren Peak, er liegt zwischen 2,4 und 2,6. Wenn du ernsthaft anführen willst, dass 2,5 weniger hoch ist als 2,4 und 2,6, ist dir auch nicht zu helfen.
3. Du hast eine nahezu perfekte normale Verteilung zwischen 1,3 und 3,6* (25% 2,0 bis 2,4 vs. 26% 2,5 bis 2,9; 22,4% 1,3 bis 1,9 vs. 21,5% 3,0 bis 3,7). Die Ungleichheiten in den obersten und untersten Kategorien sind quasi alleine der Tatsache geschuldet, dass die beiden Seiten zensiert sind: Auf der rechten Seite musst du aber für einen Schnitt von 3,8 oder 3,9 eine außergewöhnlich niedrige Varianz haben, weil du mit einem Schnitt von 3,8, der aus einer Menge Dreien und Fünfen besteht, gar nicht erst zum Abitur zugelassen wirst. Dadurch sind schon so gut wie alle Unterschiede erklärt. Im Übrigen dürfte links niemand vor dem Abitur die Schule verlassen, weil er zu gut war, während rechts sicherlich der eine oder andere von der Oberstufe abgeht, ohne überhaupt durchgefallen zu sein.

Wie man es dreht und wendet, das ist nahezu perfekt normalverteilt. Wie man da noch ernsthaft diskutieren kann ist mir ein Rätsel.



*4,0 als richtige Note zu zählen ist ein bisschen absurd, weil alle Noten (außer 1,0) eine Spannbreite von 17 Punkten haben, 4,0 aber von genau einem: Nur mit exakt 300 Punkten bekommt man eine 4,0.


Und woher weißt du jetzt, welche der Leute auf einem Notenspektrum von 15-0 Punkten und welche auf 15-6 Punkten bewertet wurden? Klar wirst du um eine gewisse Subjektivität bei Noten nicht herumkommen, aber wenn Lehrer schon offen zugeben, gar nicht alle Noten nutzen zu wollen, ist das schon ne andere Hausnummer.


Das weiß ich gar nicht, das ist für diese Diskussion aber auch belanglos. Es ging um die Vergleichbarkeit und die ist ja wohl eindeutig gewahrt.


Bzgl anderer Bundesländer: In Thüringen hattest du zB in 2017 ganze 12,7% die 3,0 oder schlechter hatten, im Gegenzug 36,9% mit 1,x. Das klingt mir nicht grade so als würde da ein Großteil der Lehrer das Notenspektrum wirklich ausnutzen.
https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/Statistik/Dokumentationen/Aus_Abiturnoten_2017.pdf


Ja, da hast du lediglich im Schnitt etwas bessere Noten. In Thüringen sind im untersten Notensegment (3,6 abwärts) 0,2% der Schüler, aber in keinem Bundesland sind es mehr als 2,2%. Wenn du mehr Noten in diesen Segmenten willst, müsstest du nur alle Regelungen abschaffen, die irgendetwas anderes als Gesamtpunktzahl werten. Das konterkariert aber dein Argument, dass das Abitur zu sehr Leuten nachgeworfen wird.


An der Anwesenheitspflicht wird hier jedenfalls alle Nase lang wieder rumgedoktert (natürlich nicht in Brückenkursen), aktuell dürfen NRW Hochschulen wieder Anwesensheitsplficht einführen und die gab es zwischendurch auch mal ein paar Jahre lang schon recht restriktiv.

Ich bezweifle zwar leider auch, dass Individualförderung passieren wird. Aber stattdessen als Konzept das man einfach drauf hoffen muss, dass man nen Lehrer erwischt der einem die Noten hinterher schmeißt? Wesentlich überzeugender.
An sich müssten man das Konzept der Abschlüsse generell mal überdenken, aber auch das wird natürlich am Föderalismus scheitern.


Nochmal: Wenn du mehr Leute studieren lässt, sind da welche dabei, die ihre Zeit verschwenden, die nicht fürs Studium geeignet sind usw. Aber es sind auch welche dabei, die sonst nicht studiert hätten, ein Studium aber trotzdem schaffen. Meine Vermutung ist, dass der Nutzen für diese Leute größer ist als der Schaden für die anderen, deshalb habe ich mit nachgeworfener "Studienberechtigung" kein Problem. Wo ist das Gegenargument?
 
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3. Du hast eine nahezu perfekte normale Verteilung zwischen 1,3 und 3,6* (25% 2,0 bis 2,4 vs. 26% 2,5 bis 2,9; 22,4% 1,3 bis 1,9 vs. 21,5% 3,0 bis 3,7). Die Ungleichheiten in den obersten und untersten Kategorien sind quasi alleine der Tatsache geschuldet, dass die beiden Seiten zensiert sind: Auf der rechten Seite musst du aber für einen Schnitt von 3,8 oder 3,9 eine außergewöhnlich niedrige Varianz haben, weil du mit einem Schnitt von 3,8, der aus einer Menge Dreien und Fünfen besteht, gar nicht erst zum Abitur zugelassen wirst. Dadurch sind schon so gut wie alle Unterschiede erklärt. Im Übrigen dürfte links niemand vor der Schule das Abitur verlassen, weil er zu gut war, während rechts sicherlich der eine oder andere von der Oberstufe abgeht, ohne überhaupt durchgefallen zu sein.
Noten gehen im Abi offiziell von 15 bis 0 Punkten, somit ist offiziell die Mitte bei 3,0 und nicht bei 2,5. Ja du hast natürlich die nicht Zugelassenen, aber die sind sicher nicht bei deutlich >20%* um die ganzen 1er auszugleichen.

Nochmal: Wenn du mehr Leute studieren lässt, sind da welche dabei, die ihre Zeit verschwenden, die nicht fürs Studium geeignet sind usw. Aber es sind auch welche dabei, die sonst nicht studiert hätten, ein Studium aber trotzdem schaffen. Meine Vermutung ist, dass der Nutzen für diese Leute größer ist als der Schaden für die anderen, deshalb habe ich mit nachgeworfener "Studienberechtigung" kein Problem. Wo ist das Gegenargument?
Du vermutest das eine und ich vermute das andere. Es gibt auch jetzt schon genug Wege um ohne Abi noch studieren zu können und grade an FHs sind auch genug Leute die nie ein Gymnasium besucht haben. Kein Grund das Abi zu verwässern.

*Die einzige Zahl die ich spontan finden konnte war 8% für Hamburg (nicht zugelassen/abgebrochen)
 
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Studenten, die verkacken weil sie gar nicht geeignet waren, kosten aber 1. Geld, weil Studienplätze nunmal nicht kostenlos geschaffen werden können und 2. stehen der Wirtschaft erstmal nicht für andere Berufe zur Verfügung. Jetzt kann man Rätselraten, ob man auf der anderen Seite genug erfolgreiche Studenten gewinnt, um das zu kompensieren.
Für meinen Studiengang bin ich der Meinung, dass strengere Zulassungsbestimmungen insgesamt sinnvoller gewesen werden. Alle ohne Abitur haben ziemlich sicher versagt.
 
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Noch ein weiterer Punkt, in dem die stark steigende Zahl der Abiturienten negative Folgen hat.

Wenn inzwischen 20% eines Jahrganges mehr Abitur machen, dann verschiebt das natürlich auch die Anteile der guten Schüler von Haupt- und Realschule Richtung Gymnasium und Gesamtschule. Ich vermute die meisten von denjenigen, die inzwischen zusätzlich Abitur gemacht hätten, wären früher auf die Realschule gegangen und denen fehlen nun vermutlich ihr eigentlich "besten" Schüler. Dementsprechend schlechter ist vermutlich das Klientel auf einer Realschule, was sich natürlich auf den Umgang miteinander und das soziale Klima auswirkt und das richtig harte Ende kann man dann auf der Hauptschule beobachten. Jeder der bis drei zählen kann, geht auf die Realschule und in der Hauptschule sammeln sich dann die Härtefälle. Was früher ein ganz normaler Schulabschluss war, mit dem man problemlos eine handwerkliche Lehre gemacht hat, ist heute eine sehr fragwürdige Veranstaltung.

Sad but true. Wobei man Hauptschulen auch nicht komplett abschreiben kann, da kommen durchaus fähige Leute raus. Nur müssen die mittlerweile richtig kämpfen. Ich arbeite an ner Realschule und muss sagen, dass das Niveau insgesamt nicht so übel ist, es gibt durchaus etliche dort, die sich per FOS / BOS noch das Abi holen. Meist sind es so 20% der Absolventen. Allerdings sind die Extreme...extrem. Ich hab teils in einer Klasse Schüler, die Gymniveau haben neben Volltrotteln sitzen, die keinen geraden Gedanken formulieren können. Der eigentliche Stress entsteht aber eher durch Kinder, die nicht erzogen wurden. Ich unterstütze gerne die leistungsschwächeren Schüler, denn gerade die brauchen jede Hilfe, die sie kriegen können. Bei so richtigen Vollasis vergeht mir dann aber schon die Lust. Bleibe natürlich professionell.

Zum Tehmer Noten: Bildungspolitik misst Erfolg an Durchschnitten. Wobei es an Schulen ehrlich gesagt wirklich noch nicht so extrem mit der Nachschmeißerei von guten Noten ist, zumindest hier in Bayern nicht. Da wird schon gut gesiebt. Es sind btw meist die Eltern, die eher minderbegabte Kinder aufs Gym zwingen, was dann dazu führt, dass Unmengen von Schülern in der 7., 8. und 9. Klasse an die Realschule kommen. Abwärtsmobilität ist easy, in die andere Richtung geht es leider viel zu selten. Da sehe ich schon seit langer Zeit Aufholbedarf.

An den Unis siehts notentechnisch anders aus. Da gilt das Prinzip: Wer schlechter als 2,0 ist, ist praktisch geistig behindert. Und das kann es nicht sein.
 
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Habe in meiner Oberschule auch kompletten Mix an Schülern drin. Sehe das wie Pinko.. es sind die unerzogenen die Arbeit machen, nicht die Leistungsschwachen. Ein "Gymnasiast" der nonstop Randale macht und sich in den Mittelpunkt stellt ist ein echt Schwierigkeit während mir meine Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf vergleichsweise wenig Arbeit machen. Klar, die brauchen vereinfachte/andere Aufgaben und auch mal n Tipp oder Zwei... aber kein Vergleich zu den Egomanen...
 

Gustavo

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Noten gehen im Abi offiziell von 15 bis 0 Punkten, somit ist offiziell die Mitte bei 3,0 und nicht bei 2,5. Ja du hast natürlich die nicht Zugelassenen, aber die sind sicher nicht bei deutlich >20%* um die ganzen 1er auszugleichen.


Wo die "Mitte" ist, ist völlig arbiträr; das arithmetische Mittel der möglichen Punkte ist erst mal genauso gut oder schlecht wie jede andere. Dein Rechenbeispiel ergäbe nur Sinn, wenn man die Rechtszensur bei der Vergabe beendet, ansonsten hat man folgende Situation: Noten gehen von 15 bis 0, also ist die Mitte 7,5, was eher einer 3,1X entspricht, respektive 450 Punkten. Wenn wir eine recht konservative Standardabweichung von 177,5 Punkten nehmen, so dass bei einer echten Normalverteilung nur etwa 2,2% eine 1,0 oder 1,1 bekommen (in 13 von 16 Bundesländern sind es mehr), würden ca. 20% der Schüler mit Punktzahlen enden, mit denen man bisher durch das Abitur fällt. Damit sinkt die Vergleichbarkeit sogar, weil es keine Differenzierung zwischen jemandem gibt, der mit 299 Punkten durchfällt und jemandem, der mit 150 Punkten durchfällt.


Du vermutest das eine und ich vermute das andere. Es gibt auch jetzt schon genug Wege um ohne Abi noch studieren zu können und grade an FHs sind auch genug Leute die nie ein Gymnasium besucht haben. Kein Grund das Abi zu verwässern.


Geschwätz. Was du "Verwässerung" hat eindeutig dazu geführt, dass es heute mehr Studierende gibt als vor 15 Jahren. Entweder das ist gut oder das ist nicht gut; ob es andere Wege gab und gibt ist dafür völlig belanglos.


€dit:

Studenten, die verkacken weil sie gar nicht geeignet waren, kosten aber 1. Geld, weil Studienplätze nunmal nicht kostenlos geschaffen werden können und 2. stehen der Wirtschaft erstmal nicht für andere Berufe zur Verfügung. Jetzt kann man Rätselraten, ob man auf der anderen Seite genug erfolgreiche Studenten gewinnt, um das zu kompensieren.
Für meinen Studiengang bin ich der Meinung, dass strengere Zulassungsbestimmungen insgesamt sinnvoller gewesen werden. Alle ohne Abitur haben ziemlich sicher versagt.


Leute, die ansonsten studieren gegangen wären, so aber eine Ausbildung machen, besetzen einen Ausbildungsplatz, den potenziell jemand anders haben könnte und im Gegensatz zu Ausbildungsplätzen können wir Studienplätze problemlos beliebig schaffen. Ich halte es für ziemlich ausgeschlossen, dass es dauerhaft gesamtwirtschaftlich kein Gewinn ist, so viele Leute wie möglich studieren zu lassen. Wenn man dafür die Standards ein bisschen absenkt, ist mir das auch gleichgültig. Ich bin sicher Deutschland hat mehr von einem schlechten "Wirtschaftsingenieuren (FH)", der nicht eigenständig ein Integral lösen kann, als von demselben Typ als Bankkaufmann oder Mechatroniker.
 
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Wo die "Mitte" ist, ist völlig arbiträr; das arithmetische Mittel der möglichen Punkte ist erst mal genauso gut oder schlecht wie jede andere. Dein Rechenbeispiel ergäbe nur Sinn, wenn man die Rechtszensur bei der Vergabe beendet, ansonsten hat man folgende Situation: Noten gehen von 15 bis 0, also ist die Mitte 7,5, was eher einer 3,1X entspricht, respektive 450 Punkten. Wenn wir eine recht konservative Standardabweichung von 177,5 Punkten nehmen, so dass bei einer echten Normalverteilung nur etwa 2,2% eine 1,0 oder 1,1 bekommen (in 13 von 16 Bundesländern sind es mehr), würden ca. 20% der Schüler mit Punktzahlen enden, mit denen man bisher durch das Abitur fällt. Damit sinkt die Vergleichbarkeit sogar, weil es keine Differenzierung zwischen jemandem gibt, der mit 299 Punkten durchfällt und jemandem, der mit 150 Punkten durchfällt.
Du musst dich halt entscheiden ob du mit der Grafik oder mit der Realität argumentieren willst. In der Grafik ist keine Normalverteilung, weil die Extremwerte nicht passen. Dafür magst du zwar in der Realität eine Begründung haben, aber die Grafik bildet ja die Realität sowieso nicht ab, weil sie genügend Schüler ignoriert und eben dann die falsche Mitte hat.
€: Das mit den Durchgefallenen ist natürlich auch nur ein Scheinargument, wenn dir Vergleichbarkeit wichtig, kannst du ja gerne fordern, dass durchgefallenen Abiturienten ein "Durchfallzeugnis" ausgestellt wird (hab 0 Plan was mit Durchfallern passiert)
Ich bin sicher Deutschland hat mehr von einem schlechten "Wirtschaftsingenieuren (FH)", der nicht eigenständig ein Integral lösen kann, als von demselben Typ als Bankkaufmann oder Mechatroniker.
Es ist also besser wenn jemand 5 Jahre studiert (bei nem schlechten Studenten kann man ja wohl kaum von Regelstudienzeit ausgehen), als das er in 2,5 Jahren seine Ausbildung runterreißt?
 
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Leute, die ansonsten studieren gegangen wären, so aber eine Ausbildung machen, besetzen einen Ausbildungsplatz, den potenziell jemand anders haben könnte und im Gegensatz zu Ausbildungsplätzen können wir Studienplätze problemlos beliebig schaffen. Ich halte es für ziemlich ausgeschlossen, dass es dauerhaft gesamtwirtschaftlich kein Gewinn ist, so viele Leute wie möglich studieren zu lassen. Wenn man dafür die Standards ein bisschen absenkt, ist mir das auch gleichgültig. Ich bin sicher Deutschland hat mehr von einem schlechten "Wirtschaftsingenieuren (FH)", der nicht eigenständig ein Integral lösen kann, als von demselben Typ als Bankkaufmann oder Mechatroniker.

Darf ich fragen, wie viele (Industrie)Betriebe du schon für länger als ein Jahr von innen gesehen hast?
 

Gustavo

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Du musst dich halt entscheiden ob du mit der Grafik oder mit der Realität argumentieren willst. In der Grafik ist keine Normalverteilung, weil die Extremwerte nicht passen. Dafür magst du zwar in der Realität eine Begründung haben, aber die Grafik bildet ja die Realität sowieso nicht ab, weil sie genügend Schüler ignoriert und eben dann die falsche Mitte hat.


Die Grafik bildet keine Normalverteilung ab, weil sie einen Notenschnitt abbildet, nicht die zugrunde liegenden Punktzahlen. Wir haben es bei der Notenvergabe mit einer völlig offensichtlichen Normalverteilung zu tun, ob du das glaubst oder nicht. Gibt es bei dir denn nie den Zeitpunkt, wo du einsiehst, dass deine Argumente unsinnig sind?


€: Das mit den Durchgefallenen ist natürlich auch nur ein Scheinargument, wenn dir Vergleichbarkeit wichtig, kannst du ja gerne fordern, dass durchgefallenen Abiturienten ein "Durchfallzeugnis" ausgestellt wird (hab 0 Plan was mit Durchfallern passiert)

Es ist also besser wenn jemand 5 Jahre studiert (bei nem schlechten Studenten kann man ja wohl kaum von Regelstudienzeit ausgehen), als das er in 2,5 Jahren seine Ausbildung runterreißt?


Kommt völlig auf das Fach an, aber ja, im Durchschnitt ist das mit ziemlicher Sicherheit besser.


@Stirling: Wozu soll das gut sein?
 
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Ich sehe da noch ein ganz anderes Problem: Tarik (aus dem Artikel), hat es ja so schwer, seine Familie wirft ihn womöglich raus wenn er das Abi nicht schafft, das ist da halt Tradition. Dem werfen wir es also nach. Nun macht die Dame das einfach mal grundsätzlich so, damit die armen Tariks das nicht so schwer haben und man will ihnen ja auch die Zukunft nicht verbauen. Keine 10 Jahre später wird genau so eine hirnverbrannte "Pädagogin" feststellen, dass Tariks überdurchschnittlich ihr Studium aber nicht packen (weil sie zum Teil von vornherein nicht gut genug dafür waren) und wird einen total logischen Schluss ziehen: Das Studium benachteiligt Tariks systematisch! Also müssen wir es ändern. So lange, bis Tariks genauso gut abschneiden wie alle anderen. Also senken wir die Anforderungen, damit die Tariks die es eigentlich gar nicht bis an die Uni hätten schaffen sollen, dann auch ihren Bachelor bekommen. Oder bevorzugen Tariks gezielt, zum Nachteil aller anderen. Oder wir verfahren da wie im Abi: Wir werfen ihnen die Bachelors auch hinterher, damit sie es nicht so schwer im Leben haben. Wer weiß, vielleicht verstößt die Familie ihn auch, wenn er das Studium nicht packt. Ach was, wenn wir dabei sind, wieso nicht die Master?

Vergessen wird bei der ganzen Sache: Kein Abi heisst nicht zwingend kein Studium. Man kann heute nach einer normalen Ausbildung und Berufserfahrung genauso studieren, ist dann aber bei Beginn älter, erfahrener und reifer und vielleicht den ganzen Druck der Familie mal los. Wesentlich bessere und langfristig erfolgversprechendere Voraussetzungen für ein erfolgreiches Studium. Weil mans sich vielleicht noch ein paar Mal überlegt hat, ob es wirklich ein Studium sein muss, oder ob man in seinem Ausbildungsberuf eigentlich sehr glücklich ist.

Die ganze Idee der "Lehrerin" ist von vorn bis hinten schlicht bauchgefühlsgerechter Bullshit³ der ausschließlich Schaden anrichtet und niemandem wirklich hilft.
 
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Die Grafik bildet keine Normalverteilung ab, weil sie einen Notenschnitt abbildet, nicht die zugrunde liegenden Punktzahlen. Wir haben es bei der Notenvergabe mit einer völlig offensichtlichen Normalverteilung zu tun, ob du das glaubst oder nicht. Gibt es bei dir denn nie den Zeitpunkt, wo du einsiehst, dass deine Argumente unsinnig sind?
In dem Fall kann ich dir wohl nur mal deinen eigenen Rat geben, lies mal deinen eigenen Post nochmal.

Kommt völlig auf das Fach an, aber ja, im Durchschnitt ist das mit ziemlicher Sicherheit besser.
und warum gleich nochmal? Die Zeiten mit den Versuchen des Turboabis, damit die Leute schneller anfangen zu arbeiten sind noch nicht all zu lange her. Jetzt forderst du gleich mal das wir die Zeit von guten Azubis verdoppeln, damit wir sie zu schlechten Absolventen machen.
 
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@Stirling: Wozu soll das gut sein?

Worauf basiert denn deine Annahme, dass ein schlechter Ingenieur mehr bringt als ein guter Mechatroniker?

Vergessen wird bei der ganzen Sache: Kein Abi heisst nicht zwingend kein Studium. Man kann heute nach einer normalen Ausbildung und Berufserfahrung genauso studieren, ist dann aber bei Beginn älter, erfahrener und reifer und vielleicht den ganzen Druck der Familie mal los. Wesentlich bessere und langfristig erfolgversprechendere Voraussetzungen für ein erfolgreiches Studium. Weil mans sich vielleicht noch ein paar Mal überlegt hat, ob es wirklich ein Studium sein muss, oder ob man in seinem Ausbildungsberuf eigentlich sehr glücklich ist.

Nicht meine Erfahrung. Der frische Abiturient weiß, wie man klausurorientiert lernt, hat den Schulstoff noch im Kopf, keine Verpflichtungen und ist halt einfach jünger. Da fällt das lernen leichter.
 

Benrath

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So scheint wohl ein Thema wert zu sein.

mit Btah über Normalverteilung zu reden ist priceless. Wenn die Grafik, oder die dahinterliegenden Punkte, nicht in etwa normalverteilt sind, weiß ich auch nicht. Gustavo ganz gut ausgeführt warum. Macht auch übertrieben Sinn, weil es sich um eine häufig Ziehung eines mehrfach aggregierten "Zufallsergebnisses" handelt := Noten für Klausuren über einen Zeitraum von 2 Jahren.

Bei Noteninflation würde mich in erster Linie die Reduktion der Varianz stören und dass dies das Signal der Notengebung zerstört. Zum Rest hab ich gerade auch keine Zeit.
 

parats'

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@Gustavo
Meinst Du nicht, dass genau diese Menschen nicht eher in einer soliden Ausbildung besser aufgehoben sind? Was nützt mir ein Ing der bestenfalls unterdurchschnitt ist und wieso sollte dieser als Mechatroniker genauso schlecht sein? Du vergisst die praktische Komponente, denn die duale Ausbildung vermittelt dir alle Fähigkeiten in der direkten Anwendung.
 
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Gustavo

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# Würde mich auch interessieren.

@Gustavo
Meinst Du nicht, dass genau diese Menschen nicht eher in einer soliden Ausbildung besser aufgehoben sind? Was nützt mir ein Ing der bestenfalls unterdurchschnitt ist und wieso sollte dieser als Mechatroniker genauso schlecht sein? Du vergisst die praktische Komponente, denn die duale Ausbildung vermittelt dir alle Fähigkeiten in der direkten Anwendung.


Ich habe nicht gesagt, dass derjenige als Bankkaufmann oder Mechatroniker genauso schlecht wäre. Der Punkt war, dass es gesamtwirtschaftlich Sinn ergibt, jeden möglichst auf das höchste Kompetenzniveau bringen kann, das er erreichen kann. Ich sage nicht, dass Bankkaufleute und Mechatroniker keine wichtigen Berufe sind. Ich sage aber, dass man von einem schlechten* Wirtschaftsingenieur mehr hat, weil ein größerer Personenkreis potenziell gute Bankkaufleute oder Mechatroniker sein können als schlechte Wirtschaftsingenieure.

Das war auch genau der Punkt, den ich ursprünglich gemacht habe: Alle gehen immer davon aus, dass es schon gut so war, wie es halt war, als sie selbst ausgebildet wurden. Aber woher weiß man das? Klar haben die Leute, die früher potenziell kein Abitur gemacht hätten und es heute machen größere Probleme im Studium als diejenigen, die zu jeder Zeit Abitur gemacht hätten. Aber warum sollten Leute, die sich mit dem Studium schwer tun, am Ende nicht doch zumindest ausreichend in ihrem Beruf sein? Dass da 2004 das Optimum erreicht war ist mir jedenfalls nicht so ohne Weiteres klar.

@Btah: Zeitverschwendung.



*damit meine ich natürlich "schlecht im Rahmen der tatsächlichen Anforderungen", nicht "zu schlecht um das Studium zu schaffen, aber wir lassen ihn halt trotzdem durchkommen"
 

parats'

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Ich gebe dir prinzipiell ja recht, dass jeder sein höchstes Kompetenzniveau erreichen sollte. Was geschieht aber mit Berufen die diese Lücke nicht durch Maschinen ausgeglichen bekommen können? Bspw. Müllabfuhr oder Bauarbeiter bzw. einfache Handwerker. Das sind Berufe die essentiell für die Gesellschaft sind und vergleichsweise wenig Anforderungen stellen.
Ich sage nicht, dass ich alle schlechten Ingenieure als Müllmänner haben will. Aber auf absehbare Zeit wird der Drang an die Hochschule die aktuelle Situation noch verstärken.

Ich merke es doch selber. Ich bilde seit mittlerweile 7 Jahren Fachinformatiker aus. Hatte ich zum Beginn noch gute 100 Bewerbungen auf zwei Ausbildungsplätze habe ich aktuell eher Probleme diese nachzubesetzen. Viele aus meiner Zielgruppe zieht es an die Hochschule oder in alternative Bildungswege um das Abitur bzw. Fachabitur nachzuholen.
Zugegeben profitiert man von der aktuellen Lage auch, wenn sich bspw. Leute aus ihrem Studium für Wirtschaftsinformatik bewerben, weil sie merken, dass die Uni doch nichts für sie ist. Der Anteil ist aber eher gering...
 

Gustavo

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Ich gebe dir prinzipiell ja recht, dass jeder sein höchstes Kompetenzniveau erreichen sollte. Was geschieht aber mit Berufen die diese Lücke nicht durch Maschinen ausgeglichen bekommen können? Bspw. Müllabfuhr oder Bauarbeiter bzw. einfache Handwerker. Das sind Berufe die essentiell für die Gesellschaft sind und vergleichsweise wenig Anforderungen stellen.
Ich sage nicht, dass ich alle schlechten Ingenieure als Müllmänner haben will. Aber auf absehbare Zeit wird der Drang an die Hochschule die aktuelle Situation noch verstärken.


Na, das sollte das geringste Problem sein. Berufe mit geringen Anforderungen werden wir immer besetzen können, halb Europa und drei Viertel von Afrika würden sie gerne hier machen. Siehst du ja bei Bauarbeitern bereits.


Ich merke es doch selber. Ich bilde seit mittlerweile 7 Jahren Fachinformatiker aus. Hatte ich zum Beginn noch gute 100 Bewerbungen auf zwei Ausbildungsplätze habe ich aktuell eher Probleme diese nachzubesetzen. Viele aus meiner Zielgruppe zieht es an die Hochschule oder in alternative Bildungswege um das Abitur bzw. Fachabitur nachzuholen.
Zugegeben profitiert man von der aktuellen Lage auch, wenn sich bspw. Leute aus ihrem Studium für Wirtschaftsinformatik bewerben, weil sie merken, dass die Uni doch nichts für sie ist. Der Anteil ist aber eher gering...


Na ja, ganz ehrlich, vielleicht war die Situation in der du 100 gute Bewerbungen für zwei Ausbildungsplätze bekommen hast auch einfach gesamtgesellschaftlich nicht so wünschenswert. Gerade bei Informatik habe ich das Gefühl, dass wir kaum genug Leute dafür auf die Hochschulen schicken können.
 
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Gerade bei Informatik? Das gilt immer als der Studiengang mit der höchsten Abbrecherquote die sich über lange Zeit >40% fixiert hat.
Man kann sich seine Absolventen nicht einfach herbeiwünschen, nur weil das gesamtgesellschaftlich irgendwie cool sein könnte.

Aber naja Zeitverschwendung steht bei dir ja hoch im Kurs und scheint eine tolllen Nutzen zu haben.
 

parats'

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100 gute waren es in keinem Fall, sondern eber 100 in Summe. Natürlich gibt es bestimmt genug Leute aus dem Ausland die sowas gerne machen wollen, die Frage wäre jetzt aber eher, wieso die aktuellen Engpässe nicht bereits so gelöst werden? Ist Deutschland vielleicht gar nicht so beliebt in den unteren Berufen mit eher niedrigen Löhnen?

Ich will dir deine Ansicht nicht streitig machen. Ich glaube aber, dass Du es dir da ein wenig zu einfach machst bzw zu einseitig denkst.
 
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Gustavo

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100 gute waren es in keinem Fall, sondern eber 100 in Summe. Natürlich gibt es bestimmt genug Leute aus dem Ausland die sowas gerne machen wollen, die Frage wäre jetzt aber eher, wieso die aktuellen Engpässe nicht bereits so gelöst werden? Ist Deutschland vielleicht gar nicht so beliebt in den unteren Berufen mit eher niedrigen Löhnen?


Geh mal auf einen Bau und schau dir an, wer dort arbeitet. Im Übrigen habe ich von nachhaltigen Engpässen in dem Segment bisher wenig gehört. Sicher könnte ich jetzt danach googlen und würde irgendeine Lobbygruppe finden, die das denkt, aber als wirtschaftlicher Faktor? Unrealistisch.



Ich will dir deine Ansicht nicht streitig machen. Ich glaube aber, dass Du es dir da ein wenig zu einfach machst bzw zu einseitig denkst.


Nichts für ungut aber dafür habe ich bisher noch kein gutes Argument gelesen.



@Btah: Du verschwendest deine Zeit. Mit dir zu diskutieren ist wertlos.
 

Benrath

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Ich habe nicht gesagt, dass derjenige als Bankkaufmann oder Mechatroniker genauso schlecht wäre. Der Punkt war, dass es gesamtwirtschaftlich Sinn ergibt, jeden möglichst auf das höchste Kompetenzniveau bringen kann, das er erreichen kann.

Naja es gibt auch gesamtwirtschaftliche Kosten für die Bildung und nicht jeder hächstmögliche Bildungsabschluss bringt der Gesellschaft etwas. Der promovierte Germanist der Taxi fährt fließt bestimmt nicht positiv ins Saldo ein

Ich sage nicht, dass Bankkaufleute und Mechatroniker keine wichtigen Berufe sind. Ich sage aber, dass man von einem schlechten* Wirtschaftsingenieur mehr hat, weil ein größerer Personenkreis potenziell gute Bankkaufleute oder Mechatroniker sein können als schlechte Wirtschaftsingenieure.

Das würde uns zu der Frage führen, ob Bildung wirklich Fähigkeiten steigert oder ein reines Signal ist. Dazu gibt es afaik Studien, die Lebensläufe von fast Absolventen mit Absolventen vergleichen, wo der Unterschied eher weniger mit den reinen Fähigkeiten zu tun hat. Aber war jetzt nie so mein Gebiet. In der reinen Signaling Microtheorie geht es auch nur darum durch effort ein Signal zu senden, dass man ein good type ist und wie teuer der Effort sein muss, dass es sich nicht für einen bad type lohnt.

Bisschen einfach machst du dir es auch, dass der schlechte wirtschaftsingenier immer besser ist als der gute Mechatroniker.
 
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@Topic-Artikel: lol NRW-Abi. Das taugt doch auch nur zum Fische einwickeln :8[:
Die Motivation der Lehrerin mag im Einzelfall verständlich sein. Meiner Erinnerung nach gab es im Abitur (BY) aber für knapp durchgefallene Schüler eine mündliche Nachprüfung in der genau das geleistet wurde, was diese Lehrerin im Voraus "erledigt" hat. Das finde ich falsch, denn ein schlechter Schüler muss halt auch merken wie knapp er dem Durchfallen von der Klinge gesprungen ist, bzw. warum er durchgefallen ist. Ohne das Erlernen des Zusammenhangs zwischen eigenen Handlungen und den Konsequenzen kann aus solchen Kindern doch nie ein erwachsener eigenverantwortlich handelnder Mensch werden.

So ganz habe ich noch nie verstanden, warum es jetzt ein so großes Problem ist, diese Leute auf die Uni zu lassen. Wenn sie wirklich so blöd sind werden sie in einem richtigen Fach eh keinen Abschluss machen. Wenn sie nur ein bisschen blöd sind machen sie halt einen schlechten Abschluss. Ihre primäre Konkurrenz sind sie ja hauptsächlich ihre Jahrgänge plusminus ein paar Jahre, wo es ähnlich oder genauso war.
Es ist halt so, dass die Unis in D auch jeden letzten Deppen bis zum Abschluss durchschleppen. Das hängt damit zusammen, dass die Ziel- und Leistungsvereinbarungen der Unis mit den jeweiligen Landesministerien auch eine Komponente enthalten in denen die Unis auf Mindestquoten bzw. -zahlen bei den Absolventen verpflichtet werden und auch danach Geld bekommen. Entsprechend lässt jede Uni lieber jemanden insgesamt mit 3,x bestehen anstatt jemanden mit einem "endgültig nicht bestanden" zu exmatrikulieren. Das dauert dann auch gerne Mal 8-10 Semester für einen Bachelorabschluss.

Zusätzlich scheuen Unis die rechtliche Auseinandersetzung häufig wie der Teufel das Weihwasser, denn die Klagefreudigkeit schlechter Studenten ist höher als die von abgelehnten Asylbewerbern. Da wird auch bei glasklaren Plagiaten geklagt, dass es eine ungerechtfertigte Diskriminierung sei usw.

PS: Das ist im Leben nicht normalverteilt. Es ist linksschief und dürfte eher mit einer Betaverteilung o.ä. ordentlich anzunähern sein. :p –––Stimme Dir aber im Grundsatz zu, dass es einigermaßen okay verteilt zu sein scheint. Es fehlt halt der Vergleich über die Jahrzehnte. Da kann man dann schon sehen, dass der Trend hin zu besseren Noten geht.

@Mackia/Piko: Allgemeine Zustimmung. Einschränkung: Hauptschule in Bayern ist nicht Hauptschule in Restdeutschland. Die Aussage bzgl. der Noten an der Uni ist jeweils Studiengangabhängig. Es würde doch keiner behaupten wollen, dass nahezu 100% aller Juristen in Deutschland geistig behindert seien.
:deliver:

@Btah: Das Notenschema für das Abitur ist im Einzelkurs 0-15. Für die Abiturnote werden die Leistungen es auf den Bereich 0-840 gemappt, wobei 280-840 bestanden ist. Diese Punktezahl wiederum wird in die Endnote umgerechnet.
Bitte nutze den Begriff Turbo-Abi nicht. Es gibt keinen Grund die Schuldauer auf 13 Jahre aufzublähen. Die Sachsen und andere Ost-Bundesländer schaffen es seit 50+ Jahren in 12 Jahren und sind auch nicht dümmer. Das ist eine hysterische Kackdebatte in der die Emotion letztendlich über die Ratio gesiegt hat.

@Stirling: Industriebetriebe besuchen fand ich als Volkswirt immer mega. Da bekommt man einen sehr guten Eindruck davon wie Arbeit wirklich organisiert wird und welche Details einen Einfluss haben können usw. :top2:
Davon mal abgesehen glaube ich, dass Gustavo darauf hinauswill, dass die Vermittlung von zusätzlichem abstraktem Wissen über Konstruktion und Design von Maschinen/Schaltkreisen/whatever des Studiums den Menschen zu mehr befähigt als die Lehre. Unnd das ist im Grunde ja auch nicht falsch. Die Frage ist, ob der Mensch motiviert und schlau genug ist, um das alles auch zu absorbieren. Meine zusätzliche Meinung ist, dass es sich zum Vermitteln von Wissen meistens lohnt alle Studenten an ihre geistige Belastungsgrenze zu bringen, also sie tendenziell lieber zu überfordern anstatt zu unterfordern.

@parats: Das FH-Studium vermittelt auch v.a. die praktische Anwendung. Die Akademisierung insgesamt ist nicht verkehrt. Es wäre vielleicht zu überlegen einen Teil dieser zusätzlichen Ansprüche in die Ausbildungsinhalte zu transferieren.

@Benrath: Jo. Ein einfaches und wirksames Gegenmittel wäre imho, dass man die Anzahl der Studienplätze in den Geisteswissenschaften an den staatlichen Universitäten/Hochschulen stärker beschränkt und auf den tatsächlichen Bedarf anpasst. Dadurch werden diese Fächer nicht mehr (bzw. weniger) als Verlegenheitsfach gewählt, und die Qualität sowohl der Absolventen und der Forschung düfte eher zunehmen, was auch dem Ruf der Fächer zugute kommen dürfte. Die Mittel der Fächer würde ich allerdings nur eingeschränkt reduzieren und auch die Orchideenfächer behalten. Jedoch würde ich die Mittel für sämtliche Ingenieurs- und Naturwissenschaften deutlich ausbauen, sowohl für Betreuung als auch für die Förderung von Spitzenstudenten und den Nachwuchs. Gerade in Mathe/Physik/Chemie/Informatik kann es kaum genug Förderung für interessierte Schüler geben.

Sonstiges:
Meine Erfahrung sagt, dass es leider zu viele Menschen gibt, denen das selbständige Denken nicht beigebracht wurde, und welche deshalb mit der Arbeits- und Lernweise an Universitäten größte Probleme haben. Das macht betroffen wenn man solche Menschen unterrichten muss. Gute Bildung fängt bei der Kinderstube an. Ein Grund weswegen ich sämtliche Regierungen seit drölfzig Jahren abgrundtief verachte. Aus der großspurig angekündigten "Bildungsrepublik" ist nämlich nichts geworden. Eine Exzellenzinitiative die auf die Lehre scheißt gab es, und das Betreuungsverhältnis an Universitäten hat sich stetig verschlechtert. Man kann teilweise mit 2-3 halbgaren schriftlichen Arbeiten einen Master in BWL/VWL erwerben. Das sind Menschen die können keinen geraden logisch konsistenten Gedankengang zu Papier bringen, sind aber im Klausuren schreiben super und schließen dann teilweise mit tollen Noten ab, sind aber von banalen Dingen überfordert. Bei den aktuellen Betreuungsrelationen ist es allerdings illusorisch den Studenten das beizubringen. Gerade mehr (anspruchsvolle) Projektarbeiten mit Entscheidungsspielraum für Studenten wären Gold wert.
 

Das Schaf

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Ich merke es doch selber. Ich bilde seit mittlerweile 7 Jahren Fachinformatiker aus. Hatte ich zum Beginn noch gute 100 Bewerbungen auf zwei Ausbildungsplätze habe ich aktuell eher Probleme diese nachzubesetzen. Viele aus meiner Zielgruppe zieht es an die Hochschule oder in alternative Bildungswege um das Abitur bzw. Fachabitur nachzuholen.
Zugegeben profitiert man von der aktuellen Lage auch, wenn sich bspw. Leute aus ihrem Studium für Wirtschaftsinformatik bewerben, weil sie merken, dass die Uni doch nichts für sie ist. Der Anteil ist aber eher gering...

Ich hake hier mal ein.
Ich kenne das ganze aus der anderen Perspektive. Das was an Fachinformatiker Ausbildung angeboten wird geht zu mindestens 50% auf keine Kuhhaut.
Und was die anforderungen sind ist auch lächerlich hoch 10. Es gibt in Schwaben genug Betriebe die die absurdesten Anforderungen an ihre Lehrlinge stellen.
Dabei gibt es meiner Erfahrung nach einen haufen junger Leute die das gerne erlernen wollen. Nur werden viele von den Anforderungen abgeschreckt. Die wenigsten Betriebe wollen Leute ausbilden die nicht schon halb fertig sind.
Studiumsabbrecher haben es bei den meisten Betrieben auch nicht allzu einfach.
Ich habe als Studiumsabbrecher echt ein Haufen Bewerbungen gebraucht und in den wenigsten Betrieben die ich mir anschauen durfte hatte ich das Gefühl nicht in einem Ausbeuter betrieb zu sein.

btw:
Wie siehst du als Ausbilder die Lehrsituation an den Berufsschulen/ die Qualität der schulischen Ausbildung?
Das ist meiner Meinung nach ne große Vollkatastrophe!
 
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@Boot Bin ja auch nicht per se gegen das Abi im 12. Schuljahr, aber im Westen passt der Begriff "Turbo" halt leider auch gut zu der "Planung" dahinter. Die hörte nach dem netten Grundgedanken wohl leider oft auf. Kann nur Mitleid haben mit den Schülern die durch dieses halbgare Expirement durchgeschliffen wurden, denn offenbar war man sich ja wohl zu fein das zu kopieren was die Ostbundesländer machen.
Grade wenn wir aber von Schülern am unteren Rand der Abiturienten reden kann zumindest die 13 Jahre als Alternative vielleicht nicht verkehrt sein.
 
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@Stirling: Industriebetriebe besuchen fand ich als Volkswirt immer mega. Da bekommt man einen sehr guten Eindruck davon wie Arbeit wirklich organisiert wird und welche Details einen Einfluss haben können usw. :top2:
Davon mal abgesehen glaube ich, dass Gustavo darauf hinauswill, dass die Vermittlung von zusätzlichem abstraktem Wissen über Konstruktion und Design von Maschinen/Schaltkreisen/whatever des Studiums den Menschen zu mehr befähigt als die Lehre. Unnd das ist im Grunde ja auch nicht falsch. Die Frage ist, ob der Mensch motiviert und schlau genug ist, um das alles auch zu absorbieren. Meine zusätzliche Meinung ist, dass es sich zum Vermitteln von Wissen meistens lohnt alle Studenten an ihre geistige Belastungsgrenze zu bringen, also sie tendenziell lieber zu überfordern anstatt zu unterfordern.

Das macht meiner meinung nach aber nur dort sinn, wo sich der inhalt von lehre und studium großflächig überschneidet, wie zb in der informatik. Beispielsweise sind das maschinenbaustudium und eine ausbildung zum industriemechaniker ausbildungen die sich zwar wunderbar ergänzen, aber bezüglich des skillsets sehr viele unterschiede aufweisen.
 

parats'

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Ich hake hier mal ein.
Ich kenne das ganze aus der anderen Perspektive. Das was an Fachinformatiker Ausbildung angeboten wird geht zu mindestens 50% auf keine Kuhhaut.
Und was die anforderungen sind ist auch lächerlich hoch 10. Es gibt in Schwaben genug Betriebe die die absurdesten Anforderungen an ihre Lehrlinge stellen.
Dabei gibt es meiner Erfahrung nach einen haufen junger Leute die das gerne erlernen wollen. Nur werden viele von den Anforderungen abgeschreckt. Die wenigsten Betriebe wollen Leute ausbilden die nicht schon halb fertig sind.
Studiumsabbrecher haben es bei den meisten Betrieben auch nicht allzu einfach.
Ich habe als Studiumsabbrecher echt ein Haufen Bewerbungen gebraucht und in den wenigsten Betrieben die ich mir anschauen durfte hatte ich das Gefühl nicht in einem Ausbeuter betrieb zu sein.

btw:
Wie siehst du als Ausbilder die Lehrsituation an den Berufsschulen/ die Qualität der schulischen Ausbildung?
Das ist meiner Meinung nach ne große Vollkatastrophe!

Prinzipiell ist es gerade im Fall der Studienabbrecher eine Einzelfall Betrachtung, meist lässt sich im Gespräch ganz gut raushören ob es einfach am System Uni oder purer Faulheit liegt. Ich kann allerdings auch nur für mich sprechen und da ist ein Blick auf diese jungen Menschen eigentlich nicht verkehrt.

Das Problem an den Berufsschulen ist leider zu einem gewissen Teil der Branche geschuldet. Die Schnellebigkeit bei den Technologien versteht sich null mit der Langatmigkeit von Ausbildungs- und Lehrplänen. Ich hab schon den einen oder anderen Azubi gehabt der sich darüber beschwert, dass bspw. noch Java gelehrt wird, wo doch mittlerweile soviel geiler heißer Scheiß da draußen benutzt wird. Was eben nicht verstanden wird, ist die Tatsache, dass dies nur ein Medium ist. Die Syntax lässt sich beliebig tauschen, man muss nur das Grundprinzip verstanden haben. Prinzipiell gehört das Modell ein wenig modernisiert, auch wenn ich verstehe, dass ein Bundesland sich auf einen Ausbildungsstand einigen muss um eine Verlässlichkeit zu gewährleisten.
Im 3 Wochen Block kannst du einfach zu wenig Lehren..
 

Deleted_228929

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Bitte nutze den Begriff Turbo-Abi nicht. Es gibt keinen Grund die Schuldauer auf 13 Jahre aufzublähen. Die Sachsen und andere Ost-Bundesländer schaffen es seit 50+ Jahren in 12 Jahren und sind auch nicht dümmer. Das ist eine hysterische Kackdebatte in der die Emotion letztendlich über die Ratio gesiegt hat.
Insbesondere da auch Lebenserwartung und Renteneintrittsalter permanent sinken, ist es auch besonders wichtig, dass wir möglichst schnell mit Schule und Ausbildung fertig werden!

Ansonsten fragt man sich nach Lektüre einiger Beiträge hier, wie es die Menschheit eigentlich jemals ins 21. Jahrhundert geschafft hat ohne vor Vertrottelung auszusterben.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest
Insbesondere da auch Lebenserwartung und Renteneintrittsalter permanent sinken, ist es auch besonders wichtig, dass wir möglichst schnell mit Schule und Ausbildung fertig werden!

ne, aufgrund der unglaublichen menge an jungen menschen in unserer demographischen konstellation bruchen wir wirklich nicht jeden potentiellen einzahler so schnell wie möglich, haste total recht.

Ansonsten fragt man sich nach Lektüre einiger Beiträge hier, wie es die Menschheit eigentlich jemals ins 21. Jahrhundert geschafft hat ohne vor Vertrottelung auszusterben.

was ist denn deine erhellende meinung, da du ja offensichtlich meinst schlauer als andere hier zu sein?
 

Deleted_228929

Guest
ne, aufgrund der unglaublichen menge an jungen menschen in unserer demographischen konstellation bruchen wir wirklich nicht jeden potentiellen einzahler so schnell wie möglich, haste total recht.
Ja, das eine Jahr macht den fetten Unterschied auf die Lebensarbeitszeit bezogen. Insbesondere aufgrund der unglaublichen Menge an jungen Menschen.


was ist denn deine erhellende meinung, da du ja offensichtlich meinst schlauer als andere hier zu sein?
Welcher Teil meines Beitrags verleitet dich zu der Vermutung, ich würde mich für schlauer als andere hier halten? Ich meinen Eindruck festgehalten, dass bildungstechnisch Teutschland nach Ansicht einiger Leute hier ja direkt am totalen Abgrund zu stehen scheint. Und das ist ja auch nicht nur hier so. Man lese z.B. die Kommentare unter diesem Artikel hier: https://www.zeit.de/gesellschaft/sc...erband-strengere-noten-grundschule-empfehlung

90% ganz knall hart "Früher war alles besser und die jungen Leute heute können gar nichts mehr!" Das korreliert irgendwie doch sehr stark negativ mit dem allseitigen Freudengeheul wie geil es (wirtschaftlich) läuft in Deutschland. Aber vielleicht ist das ja bald vorbei und mit dem nächsten Konjunkturabschwung beginnt dann der Abstieg zum Entwicklungsland? :confused:
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest
Welcher Teil meines Beitrags verleitet dich zu der Vermutung, ich würde mich für schlauer als andere hier halten?

spontan würde ich sagen, der hier:
Ansonsten fragt man sich nach Lektüre einiger Beiträge hier, wie es die Menschheit eigentlich jemals ins 21. Jahrhundert geschafft hat ohne vor Vertrottelung auszusterben.

Ich meinen Eindruck festgehalten, dass bildungstechnisch Teutschland nach Ansicht einiger Leute hier ja direkt am totalen Abgrund zu stehen scheint. Und das ist ja auch nicht nur hier so. Man lese z.B. die Kommentare unter diesem Artikel hier: https://www.zeit.de/gesellschaft/sch...ule-empfehlung

90% ganz knall hart "Früher war alles besser und die jungen Leute heute können gar nichts mehr!" Das korreliert irgendwie doch sehr stark negativ mit dem allseitigen Freudengeheul wie geil es (wirtschaftlich) läuft in Deutschland.

deutschland zehrt seit jahren von seiner substanz. die richtige kuschelei an den schulen hat vor nicht allzu langer zeit angefangen, deutschlands erfolg basiert aktuell vor allem auf der "babyboomer" generation, teilweise übernimmt gerade auch die generation X.
was die bildungsexperimente und verweichlichung der bildung so anrichten werden, wird man in vielleicht 20 jahren absehen können. irgendwelche kausalitäten aus bildungsentwicklung der letzten 10 jahre und aktueller wirtschaftsleistung deutschlands zu konstruieren ist mindestens unklug.

mein beitrag ist dazu nur aus der dozentenperspektive aus der uni möglich, aber ich fand es schockierend was da im ersten und zweiten semester abgeliefert wird. fachlich ist ja eine sache, aber es gibt eine relativ feste gruppe von ca. 10-15%, die schlichtweg kein deutsch können. also so gar nicht. so sehr gar nicht, dass man beim prüfungsamt anrief bzw. sich erkundigen musste, ob es sich nicht um ausländische gaststudenten handelt, die vergessen haben das zu vermerken. wir reden hier also nicht von zeichensetzung oder flüchtigkeitsfehlern. wir reden von kompletter unfähigkeit mehr als einen SPO satz zu bilden und 20+ fehlern pro seite, wobei eh schon die einfachsten worte benutzt werden. laut aussage ALLER älteren mitarbeiter ist das ein recht neues phänomen.

ähnliches berichten mir alle lehrerfreunde, ebenso, dass man heute ganz eindeutig leute durchs abi winkt, die das vor zehn jahren ganz einfach nicht bekommen hätten. dass die fähigkeit zu schreiben MASSIV gelitten hat. ich kenne eigentlich niemanden, der irgendwas mit jungen leuten zu tun hat und das nicht selbst bemerkt.
 
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Scorn4

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mein beitrag ist dazu nur aus der dozentenperspektive aus der uni möglich, aber ich fand es schockierend was da im ersten und zweiten semester abgeliefert wird. fachlich ist ja eine sache, aber es gibt eine relativ feste gruppe von ca. 10-15%, die schlichtweg kein deutsch können. also so gar nicht. so sehr gar nicht, dass man beim prüfungsamt anrief bzw. sich erkundigen musste, ob es sich nicht um ausländische gaststudenten handelt, die vergessen haben das zu vermerken. wir reden hier also nicht von zeichensetzung oder flüchtigkeitsfehlern. wir reden von kompletter unfähigkeit mehr als einen SPO satz zu bilden und 20+ fehlern pro seite, wobei eh schon die einfachsten worte benutzt werden. laut aussage ALLER älteren mitarbeiter ist das ein recht neues phänomen.
Das ist nicht die Schuld der Schulen. Es gibt eine Glaubenlinie in der deutschen Pädagogik, dass Deustch ja quasi eine Lautschrift sei und die Kinder dem Gehör nach die Rechtschreibung erlernen sollen. Also quasi "wenn du gaaanz genau hinhörst, merkst du, dass Vater mit V und er geschrieben wird, und halt nicht Fata". Das ist ziemlicher Unfug und führt genau zu dem Phänomen, das du hier anführst. Das Problem ist also nicht der viel zu liebe Lehrer, sondern das Bildungskonzept, das den Lehrern an die Hand gegeben wird.
 

Deleted_228929

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Puh, dann bin ich ja froh, dass ich gerade noch den Absprung von der Schule geschafft habe, bevor das Niveau in den Keller gerauscht ist. :eek4:
 
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