@Topic-Artikel: lol NRW-Abi. Das taugt doch auch nur zum Fische einwickeln
Die Motivation der Lehrerin mag im Einzelfall verständlich sein. Meiner Erinnerung nach gab es im Abitur (BY) aber für knapp durchgefallene Schüler eine mündliche Nachprüfung in der genau das geleistet wurde, was diese Lehrerin im Voraus "erledigt" hat. Das finde ich falsch, denn ein schlechter Schüler muss halt auch merken wie knapp er dem Durchfallen von der Klinge gesprungen ist, bzw. warum er durchgefallen ist. Ohne das Erlernen des Zusammenhangs zwischen eigenen Handlungen und den Konsequenzen kann aus solchen Kindern doch nie ein erwachsener eigenverantwortlich handelnder Mensch werden.
So ganz habe ich noch nie verstanden, warum es jetzt ein so großes Problem ist, diese Leute auf die Uni zu lassen. Wenn sie wirklich so blöd sind werden sie in einem richtigen Fach eh keinen Abschluss machen. Wenn sie nur ein bisschen blöd sind machen sie halt einen schlechten Abschluss. Ihre primäre Konkurrenz sind sie ja hauptsächlich ihre Jahrgänge plusminus ein paar Jahre, wo es ähnlich oder genauso war.
Es ist halt so, dass die Unis in D auch jeden letzten Deppen bis zum Abschluss durchschleppen. Das hängt damit zusammen, dass die Ziel- und Leistungsvereinbarungen der Unis mit den jeweiligen Landesministerien auch eine Komponente enthalten in denen die Unis auf Mindestquoten bzw. -zahlen bei den Absolventen verpflichtet werden und auch danach Geld bekommen. Entsprechend lässt jede Uni lieber jemanden insgesamt mit 3,x bestehen anstatt jemanden mit einem "endgültig nicht bestanden" zu exmatrikulieren. Das dauert dann auch gerne Mal 8-10 Semester für einen Bachelorabschluss.
Zusätzlich scheuen Unis die rechtliche Auseinandersetzung häufig wie der Teufel das Weihwasser, denn die Klagefreudigkeit schlechter Studenten ist höher als die von abgelehnten Asylbewerbern. Da wird auch bei glasklaren Plagiaten geklagt, dass es eine ungerechtfertigte Diskriminierung sei usw.
PS: Das ist im Leben nicht normalverteilt. Es ist linksschief und dürfte eher mit einer Betaverteilung o.ä. ordentlich anzunähern sein.
–––Stimme Dir aber im Grundsatz zu, dass es einigermaßen okay verteilt zu sein scheint. Es fehlt halt der Vergleich über die Jahrzehnte. Da kann man dann schon sehen, dass der Trend hin zu besseren Noten geht.
@Mackia/Piko: Allgemeine Zustimmung. Einschränkung: Hauptschule in Bayern ist nicht Hauptschule in Restdeutschland. Die Aussage bzgl. der Noten an der Uni ist jeweils Studiengangabhängig. Es würde doch keiner behaupten wollen, dass nahezu 100% aller Juristen in Deutschland geistig behindert seien.
@Btah: Das Notenschema für das Abitur ist im Einzelkurs 0-15. Für die Abiturnote werden die Leistungen es auf den Bereich 0-840 gemappt, wobei 280-840 bestanden ist. Diese Punktezahl wiederum wird in die Endnote umgerechnet.
Bitte nutze den Begriff Turbo-Abi nicht. Es gibt keinen Grund die Schuldauer auf 13 Jahre aufzublähen. Die Sachsen und andere Ost-Bundesländer schaffen es seit 50+ Jahren in 12 Jahren und sind auch nicht dümmer. Das ist eine hysterische Kackdebatte in der die Emotion letztendlich über die Ratio gesiegt hat.
@Stirling: Industriebetriebe besuchen fand ich als Volkswirt immer mega. Da bekommt man einen sehr guten Eindruck davon wie Arbeit wirklich organisiert wird und welche Details einen Einfluss haben können usw.
Davon mal abgesehen glaube ich, dass Gustavo darauf hinauswill, dass die Vermittlung von zusätzlichem abstraktem Wissen über Konstruktion und Design von Maschinen/Schaltkreisen/whatever des Studiums den Menschen zu mehr befähigt als die Lehre. Unnd das ist im Grunde ja auch nicht falsch. Die Frage ist, ob der Mensch motiviert und schlau genug ist, um das alles auch zu absorbieren. Meine zusätzliche Meinung ist, dass es sich zum Vermitteln von Wissen meistens lohnt alle Studenten an ihre geistige Belastungsgrenze zu bringen, also sie tendenziell lieber zu überfordern anstatt zu unterfordern.
@parats: Das FH-Studium vermittelt auch v.a. die praktische Anwendung. Die Akademisierung insgesamt ist nicht verkehrt. Es wäre vielleicht zu überlegen einen Teil dieser zusätzlichen Ansprüche in die Ausbildungsinhalte zu transferieren.
@Benrath: Jo. Ein einfaches und wirksames Gegenmittel wäre imho, dass man die Anzahl der Studienplätze in den Geisteswissenschaften an den staatlichen Universitäten/Hochschulen stärker beschränkt und auf den tatsächlichen Bedarf anpasst. Dadurch werden diese Fächer nicht mehr (bzw. weniger) als Verlegenheitsfach gewählt, und die Qualität sowohl der Absolventen und der Forschung düfte eher zunehmen, was auch dem Ruf der Fächer zugute kommen dürfte. Die Mittel der Fächer würde ich allerdings nur eingeschränkt reduzieren und auch die Orchideenfächer behalten. Jedoch würde ich die Mittel für sämtliche Ingenieurs- und Naturwissenschaften deutlich ausbauen, sowohl für Betreuung als auch für die Förderung von Spitzenstudenten und den Nachwuchs. Gerade in Mathe/Physik/Chemie/Informatik kann es kaum genug Förderung für interessierte Schüler geben.
Sonstiges:
Meine Erfahrung sagt, dass es leider zu viele Menschen gibt, denen das selbständige Denken nicht beigebracht wurde, und welche deshalb mit der Arbeits- und Lernweise an Universitäten größte Probleme haben. Das macht betroffen wenn man solche Menschen unterrichten muss. Gute Bildung fängt bei der Kinderstube an. Ein Grund weswegen ich sämtliche Regierungen seit drölfzig Jahren abgrundtief verachte. Aus der großspurig angekündigten "Bildungsrepublik" ist nämlich nichts geworden. Eine Exzellenzinitiative die auf die Lehre scheißt gab es, und das Betreuungsverhältnis an Universitäten hat sich stetig verschlechtert. Man kann teilweise mit 2-3 halbgaren schriftlichen Arbeiten einen Master in BWL/VWL erwerben. Das sind Menschen die können keinen geraden logisch konsistenten Gedankengang zu Papier bringen, sind aber im Klausuren schreiben super und schließen dann teilweise mit tollen Noten ab, sind aber von banalen Dingen überfordert. Bei den aktuellen Betreuungsrelationen ist es allerdings illusorisch den Studenten das beizubringen. Gerade mehr (anspruchsvolle) Projektarbeiten mit Entscheidungsspielraum für Studenten wären Gold wert.