Bücher gesucht um das Schreiben zu verfeinern

[fN]Leichnam

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habe vor etlichen jahren mal von stephen king "das leben und das schreiben" gelesen. fand es damals ganz hilfreich.
 
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Ja das hatte ich auch schon in den Händen. Er sagt einfach, mal soll darauf losschreiben. Er schreibt jeden Morgen als Routine 10 Seiten. Kein Wunder ist der so produktiv. Allerdings holt der Typ einfach manchmal zu weit aus (Vorgeschichte der Charaktere, ganzes Leben der Nebencharaktere etc..)
 

[fN]Leichnam

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ja king als vielschreiber ist jetzt nicht die hohe weltliteratur. aber es waren so weit ich mich erinnere doch viele nützliche kleine tipps rund um das schreiben in dem buch versammelt.
 
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frag mich ob es jemals einen "großen" oder zumindest halbwegs erfolgreichen schriftsteller gegeben hat, der sich mit so einem dreck befasst hat. :rofl2:
 

[fN]Leichnam

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naja ob du es glaubst oder nicht, aber das schreiben gehört zum beruf des schriftstellers dazu.

falls du beispiele willst:

juli zeh (spieltrieb, corpus delicti): studium am deutschen literaturinstitut leipzig
bret easton ellis (american psycho): teilnahme an einem creative writing-kurs während seines studiums
 
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grundtypen von schreibenden:
1. die existenzialisten. schreiben ist lebenserhaltungsakt, die sprache wird schubweise zu literatur gemacht. die texte sind dicht, intensiv, versponnen. nicht selten spielen autobiographische aspekte eine wichtige rolle, schreiben bedeutet für solche autoren auch daseinsbewältigung. beispiele: franz kafka, heinrich von kleist, charles bukowski.

2. die vielschreiber. texte werden wie am fließband produziert. anstatt mühsam um jeden satz zu ringen ,wird eimerweise sprache ausgekotzt. was klebenbleibt, wird behalten. der schreibprozess trägt sich sozusagen selbst. solche autoren haben meist einen sofort erkennbaren stil, der sich durch alle ihre werke zieht.
beispiele: die ganzen bestseller-serien-produzenten wie stephen king oder wolfgang hohlbein.

3. die theoretiker. ein text muss konzipiert werden, teils bis ins kleinste detail geplant sein. nicht selten steht ein abstraktes konzept am anfang. häufig werden auch philosophische ideen und konzepte zu literatur gemacht. der sprache ist häufig bewusst artifiziell, bzw. komplex. manchmal wird man von der grausigen intention förmlich abgewatscht. beispiele: peter handke, friedrich schiller.

die grenzen zwischen den typen sind fließend, man könnte noch weitere gruppen darstellen, aber ich denke, es wird klar, worum es geht. man muss seinen persönlichen zugang zum schreiben finden.

die ganzen beratungsbücher zählen halt gemeinplätze auf. (funktionierende schreibsituation schaffen, mindset, verhältnis von story und plot (und damit verbundene evtl. auswirkungen von planung), praktische tipps (wann / wie korrektur lesen, mit schreibblockaden umgehen), usw.) persönlich halte ich es für nicht verkehrt, wenn man weiß, welche typen von narrativen texten es gibt. wer lesen kann, ist daher klar im vorteil. :troll:

und so doof es klingen mag: man kann nicht schreiben, wenn man nicht schreibt. man muss lernen, in den "flow" zu kommen. und das kann man im endeffekt nur, wenn man sich hinsetzt und versucht, texte zu erzeugen. egal ob man nun eher intellektuell oder emotional an den schreibprozess rangeht.

aus persönlicher erfahrung: je klarer die idee, desto flüssiger der schreibprozess, desto besser der text.
 

Green Monkey

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Nicht dass ich eines der vorgeschlagenen Bücher gelesen hätte, aber vom ersten Buch würde ich schon mal abraten. Romane, Gedichte, Werbetexte, journalistische Texte und wissenschaftliche Texte sind alle sehr unterschiedlich und meiner Meinung nach macht es wenig Sinn dann auf ein Allroundversprechen einzugehen. Natürlich gibt es Gemeinsamkeiten und allgemeine Grundsätze (grammatisch sauber schreiben, Abwechslung in der Wortwahl, verschiedene Stilmittel), aber man würde ja auch nicht einem angehenden 400m Läufer "Deutschlands schönste Wanderstrecken" empfehlen.

Das andere Buch kenne ich ausdrücklich auch nicht, aber ich meine diese Art von Büchern zu kennen (jedenfalls ihre Gegenstücke im Drehbuchbereich). Im Prinzip sind das Vertreter einer klassischen normativen Lehre (die eben vorschreibt was gut ist und was nicht). Diese geht im Kern auf Aristoteles zurück und hat seitdem Bestand. Quasi jeder Durchschnittshollywoodfilm ist nach dem klassischen Dramenmuster aufgebaut. Insofern lernt man durch diese Bücher, was Story und Plotpoints und Subplots sind, in welche Teile eine Geschichte gegliedert ist, was Motivation von Charakteren ausmacht, was eine Backstory Wound ist, welche Geschichten plot-driven oder character-driven sind, kurzum Handwerkszeug.
Aber es könnte eventuell Sinn machen zu versuchen direkt Bücher zu bestimmten Genres zu lesen. Je nach Genre gibt es da bestimmte Konventionen, die man dann beachtet oder mit bewusster Nicht-Beachtung spielt. Jedes Genre hat dann seinen eigenen Aufbau, der im Grunde gleich bleibt, aber mit verschiedenen Variationsmöglichkeiten.
 

Green Monkey

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Ich muss sagen in Deutsch hatten wir nie so wirklich viel Dramaturgie/ Erzähltheorie, aber wenn das einigermaßen ausführlich behandelt wurde, dann kann es wirklich sein, dass man von den theoretischen Kenntnissen nicht viel neues aus so einem Buch erfährt. Der Unterschied ist natürlich, dass man in Deutsch nur die Analyse lernt, während diese Ratgeberbücher ja versprechen, dass man durch ihr Studium selbst Geschichten produzieren kann.
Sie helfen halt insofern, dass man einen Plan bekommt von standardisierten Geschichten, und durch die Zerlegung in verschiedene Bausteine kann man dann an der eigenen Geschichte arbeiten (wo fange ich die Geschichte an, wann kommt der Wendepunkt, warum tut diese Nebenfigur genau das was sie tut).
 

Seingalt

Guest
Ich mag das Thema.

@Thraben: Bis auf wenige Ausnahmen, falls es sie gibt, befasst sich jeder ernsthaft Schreibende bewusst und umfassend mit dem, was er tut. (Gute) Bücher enstehen nicht, indem sich jemand mal hinsetzt und drauflos schreibt. Dahinter steckt neben Talent, Fleiß und Glück auch Methode.


Ich kenne (und besitze) die beiden Bücher und kann folgendes dazu sagen:

-Frey: Richtet sich an Anfänger und ist im guten Sinn 08/15: Es enthält die üblichen Ratschläge auf wenigen Seiten. Man merkt, dass der der Autor aus der Krimi-Ecke kommt, was mich vor allem bei den oft plumpen Beispielen gestört hat.
Ich hab schon beim ersten Lesen vieles nur grob durchblättert, weil es allzu bekannt wirkte. Angefasst hab ich es bis heute nicht wieder. Zum Nachschlagewerk taugt es eher nicht. Ich würde es also lieber aus der Bücherei leihen oder im Buchladen mal für zwei, drei Stunden drin lesen. Die genügen eigentlich auch, um das Wesentliche draus zu ziehen.
Damit Du einen Eindruck von Inhalt, Struktur und Aufmachung bekommst, hier mal ein paar Kapitelüberschriften und ausgewählte Unterkapitel:
1. What it's all about "Who"
-Creating wonderfully rounded characters, or, how to play God
-Making characters sizzle
2. The three greatest rules of dramatic writing: conflict! conflict! conflict!
-Equalizing the forces of opposition
-Genres, the pigeonholes of literature
4. The ABC's of storytelling
-What's a story?
-The dramatic story
-What makes a great climax? The secret of satisfying the reader
6. Viewpoint, point of view, flashbacking, and some nifty gadgets in the novelist's bag of tricks
-Viewpoint defined
-Objective viewpoint
etc.
7. The fine art of great dialogue and sensuous, dramatic prose
Es gibt neun Kapitel und jeweils zwischen vier und zwölf Unterkapitel. Das Buch hat insgesamt nur etwa 170 Seiten, die Kapitel sind nur um die 20 Seiten lang. Trotzdem wirkt es nicht kompakt. Entsprechend schnell liest es sich, was ich als großen Vorteil empfinde.
Es gibt übrigens eine Fortsetzung, die ich aber nicht kenne.


-Clark: Sein Buch ist ganz anders als Freys - in gewisser Hinsicht allgemeiner, da es nicht nur ums Schreiben von Romanen geht, dafür aber sehr viel konkreter. Und im Gegensatz zu Green Monkeys Befürchtung enthält es viele nützliche Tips, die auch für literarisches Schreiben gelten. Dank der ebenfalls kurzen Kapitel (50 auf ~340 Seiten) liest es sich ähnlich flott wie Frey, gibt meines Erachtens aber wesentlich mehr her. Es eignet sich daher viel besser zum wiederholten Lesen oder nachschlagen.
Die Tips reichen von Fragen des Stils bis zu allgemeinen Lebensprinzipien für Schreibende. Nicht alle sind gleich wertvoll, aber in der Summe ist das Buch sein Geld wert.
Auch hier wieder ein paar Kapitelüberschriften:
3 Infusion für Ihre Verben
5 Vorsicht vor Adverbien
8 Zeichensetzung - Macht durch Punkt und Komma
12 Freiheit für Schlüsselwörter
16 Auf der Suche nach originellen Bildern
19 Variation der Absatzlänge
24 Wer plant, erreicht sein Ziel: Den Leser!
26 Dialog als Form der Handlung
30 Spannung durch interne Cliffhanger
34 Wo steht die Kamera
37 Jede Silbe zählt
40 Von Leitbildern und Zielvorgaben
42 Die Arbeitsvorbereitung: Recherche
47 Gründen sie eine Selbsthilfegruppe (gemeint ist, dass man sich mit Leuten umgeben soll, die einen unterstützen und brauchbare Kritik üben)
48 Selbstkritik ja, aber niemals zu Anfang
49 Von Kritikern lernen

Die Bücher ergänzen sich übrigens ausgezeichnet. Ich würde mich also nicht auf eins beschränken. Clark kaufen und in Frey reinlesen ergäbe Sinn.


Ich hab vor langer Zeit mal eine Liste mit Büchern rund um das Thema Schreiben erstellt. Die meisten kenne ich leider noch nicht, aber vielleicht taugt es als Inspiration:
Frenzel: Stoffe/Motive der Weltliteratur
Kellermann: Fiktionales Schreiben
Dornseiff: Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen
Textor: Sag es treffender
Gesing: Kreativ schreiben
Schumann: Grundlagen und Techniken der Schreibkunst
Stein: Über das Schreiben
Egri: Literarisches Schreiben
Brande: Schriftsteller werden
Lamott: Bird by Bird
Goldberg: Schreiben in Cafés
 
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Die nach wie vor wirkstamste Methode, das Schreiben zu erlernen ist immer noch die, viel zu schreiben und viel zu lesen. Aber keine How-To-Bücher, sondern die Romane, die man mag und die man am liebsten selbst geschrieben hätte. Jeder Autor hat seine ganz eigene Methodik, aber nur weil die für ihn funktioniert, muss sie nicht auch bei jemand anderem funktionieren und deshalb sind diese How-To Bücher auch für die Katz.
 

Seingalt

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Woher kommt diese Ablehnung gegenüber Schreibratgebern?
Wenn jemand kochen lernen will, würdest Du ja auch nicht sagen: Koch einfach drauf los, jeder muss da seine eigene Technik entwickeln; Kochbücher sind für die Katz.
 
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Kochbücher geben exakte Ablaufsschemata vor, nach denen man möglichst präzise ein bestimmtes Gericht nachkochen kann. Überträgt man dieses Prinzip nun auf Schreibratgeber, wird klar, wo der Hund begraben liegt.

Bevor man seine Zeit mit Schreibratgebern vergeudet, würde ich die Lektüre literaturtheoretischer Texte empfehlen. Da kann man z.B. ganz banal verschiedene Poetiken aus den letzten Jahrtausenden lesen, oder sich ne bestimmte Geisteshaltung heraussuchen und versuchen, sie zu verstehen. Bringt mehr als "Vermeiden Sie überflüssige Metaphern".
 
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Woher kommt diese Ablehnung gegenüber Schreibratgebern?
Wenn jemand kochen lernen will, würdest Du ja auch nicht sagen: Koch einfach drauf los, jeder muss da seine eigene Technik entwickeln; Kochbücher sind für die Katz.

Würde ich im Grunde genau sagen.
 

Seingalt

Guest
Kochbücher können wesentlich mehr vermitteln als exakte Ablaufschemata für einzelne Gerichte, aber ich seh schon: der Vergleich war nicht zielführend.


Schreibratgeber als vergeudete Zeit verunglimpfen und im nächsten Satz zur Lektüre verschiedener Poetiken der letzten Jahrtausende raten hat jedenfalls Ironie.
Die Literaturtheorie mag einem Anregungen liefern, um über das Schreiben nachzudenken, aber sie bringt einem das Schreiben nicht bei - auch die Schule hat das meistens versäumt.

Kein Buch der Welt wird aus einem Einfaltspinsel, der mal ein Buch schreiben will, einen guten Schriftsteller machen. Dazu gehören Hingabe, Fleiß und jahrelange Arbeit, aber auch Wissen. Und wer nicht das Glück eines fähigen Lehrers hat, der muss es aus Büchern nehmen, woher sonst?
 
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unterhaltsamerweise sind für unsere "popkultur" ausgrerchnet die autoren prägend, die einfach die unmittelbarkeit des schreibens vermittelt haben, wie kerouac, burroughs, ginsberg, capote & mailer (die ausnahmen bilden hier wolfe & thompson die eine journalistische ausbildung genossen). grade die beatnicks brachen mit dem cut Up & stream of counciousness stil (teils) bewusst die grenzen von formalismus & struktualismus und waren damit wie der "new jopurnalism" wegweisend für den grosteil unserer web 2.0 kultur.

im übrigen halte ich grade deswegen sehr, sehr wenig von ratgebern, da würde ich deutlich eher zu grundlegender literaturtheorie raten, dort wird tieferes verständniss statt einer schablone vermittelt und das bsp. mit den kochbückern führt letztenendes auch dazu, wenn ich ein verständniss für garpunkte und geschmack habe brauche ich kein kochbuch, dann kann ich quasi frei kombinieren und kochen was ich will und so ist es mit literatur eben auch.
 

Green Monkey

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Ich glaube, wir können uns auf den grundlegenden Konsens einigen, dass eine Kombination aus Theorie und Praxis am sinnvollsten sein wird. Ohne Praxis existiert logischerweise kein Text, der gelesen werden könnte. Ohne Theorie vertraut man dem Theorem, dass ein Affe mit Schreibmaschine irgendwann Shakespeares Gesamtwerk generiert. (Natürlich ist das so nicht ernst gemeint und es mag genug Leute geben, die einfach drauflos schreiben und damit Erfolg haben. Nichtsdestotrotz denke ich, wenige werden anzweifeln, dass gewisse theoretische Kenntnisse einfach hilfreich sind).

Schreibratgeber muss man dann fairerweise auch in den theoretischen Bereich einordnen. Sie sollen eben auch ein Wissen vermitteln mit dessen Hilfe man dann erfolgreich schreiben kann. In diesem theoretischen Bereich stehen sie dann in Konkurrenz zu genannten Sachen wie Poetiken, Literaturtheorie, Eigenanalyse und co. Ich verteufele nun Schreibratgeber nicht, aber man sollte sie schon realistisch einordnen. Sie vermitteln Wissen für standardisierte Literatur (logischerweise wird man keinen revolutionär-innovativen Text schreiben, indem man sich an jahrhundertelang tradierte Regeln hält). Sie können allgemeine Tipps geben, die hilfreich sein mögen. Sie helfen ein Grundgerüst zu entwickeln, dass bis zu einem gewissen Niveau tragfähig ist. Auf der anderen Seite vertreten sie eine normative Sichtweise (das ist gut, das ist schlecht), die einen irgendwann einschränken wird. Zudem sind diese ganzen Hinweise vielleicht notwendig, aber nicht hinreichend. Ich denke, es ist recht einfach eine Geschichte zu schreiben, die alle Regeln und Hinweise befolgt und dennoch ziemlich scheiße ist. Zuletzt darf man den Erfolg für die eigene Praxis durchaus in Frage stellen. Wenn die Ratgeber das hielten, was sie versprechen, dann müsste es von den Ratgeberautoren ja nur so gute Bücher und Bestseller hageln. Schließlich darf doch erwarten, dass sie die eigenen Ratschläge befolgen.

Literaturtheorie hat den entscheidenen Vorteil, dass sie ein Instrumentarium liefert, mit dem man dann jeden Text analysieren kann. Wie Starfury schon gesagt hat, kann man dann die Texte, die man selbst gut findet, analysieren und findet vielleicht heraus, was sie besonders macht, bzw. ob es vielleicht Gemeinsamkeiten gibt oder höhere allgemeine Prinzipien. Mit den Werkzeugen des Schreibratgebers kann es einem nämlich passieren, dass man bestimmte Gegebenheiten nicht erklären kann (der Text befolgt alle Regeln ist aber irgendwie schlecht, bzw. der Text ist gut, obwohl er doch so viele Regeln bricht).
 

Seingalt

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1. Der Threadersteller hat sich nach Schreibratgebern erkundigt, Du sprichst von revolutionär-innovativen Texten. Das sind unterschiedliche Ansprüche. Schreibratgeber sind nicht für stilistische Revolutionäre, sondern für Leute, die das Handwerk des Schreibens (noch) nicht beherrschen.
Jeder Mensch kann bessere Texte schreiben, wenn er ein paar Regeln beherzigt. Ein guter Schreibratgeber vermittelt diese Regeln. Anwenden muss man sie immernoch selbst und das ist für die meisten schwer genug. Die höheren Weihen der schreibenden Kunst muss man auf anderem Weg erwerben, aber wer dahin strebt, kann mit Schreibratgebern eh nichts anfangen.
Darum ist Cicatriz' Name-Dropping auch weit ab vom Thema.

2. Ein guter Text muss kein stilistisches Kunststück sein. Was Du als standardisierte Literatur verunglimpfst, nenne ich Einfachheit und Klarheit, oder besser: Meisterschaft. Frei nach Schopenhauer: Benutze gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge. Diesem Anspruch folgen Schriftsteller seit Jahrhunderten und es ist keineswegs einfach, so zu schreiben.
Wer es kann, ist kein Revolutionär, aber er wird sich in guter Gesellschaft befinden, denn kaum ein Schriftsteller von Rang und Namen tut etwas anderes.
 
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Green Monkey

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1. Ich spreche von "revolutionär-innovativen Texten" als Beispiel eines Gegenstücks zu standardisierter Literatur. Ich verknüpfe damit keine Ansprüche oder Wertungen, sondern trenne sie einfach kategorisch von den Texten, die sich eng an die vorherrschenden Normen halten.

2. Ich bleibe dabei, dass die Schreibratgeber Wissen vermitteln, mit dem sich standardisierte Literatur schreiben lässt. Ich "verunglimpfe" damit auch keine Texte, weil ich keine qualitative Wertung vornehme. Man sollte aber anerkennen, dass es bestimmte standardisierte Verfahren gibt, um Kunst zu schaffen. Das ist in der Musik etwa mit vielen Poplieder so, das ist im cinematischen Bereich mit typischen Hollywoodfilmen so und das ist im literarischen Bereich mit vielen Genrebüchern so. Das hat auch nichts mit Einfachheit, Klarheit oder Meisterschaft zu tun. Man kann "Pretty Woman" als "langweilig", "genial", "meisterhaft", "klar", "katastrophal" oder "mittelmäßig" beschreiben, davon getrennt wird man nüchtern feststellen, dass der Film einem bestimmten dramaturgischen Schema folgt, dass Genrekonventionen wie etwa das Happy End bedient werden, dass die Musik die Stimmung der Szenen untermalt, dass die Schauspieler in ihren Rollen bleiben, dass die Kamera sich quasi unsichtbar verhält; kurzum dass man bestimmten Regeln/ Normen/ einem Standard folgt.
 

Seingalt

Guest
1. Ob Du damit eine Wertung verknüpfst, ist doch egal. Fakt ist, dass die meisten Schreiber keine revolutionären oder auch nur besonders innovativen Texte schreiben wollen bzw. sollten, weil das ihrem Zweck widerspräche.

2. Wir sollten hier klar zwischen inhaltlichen und stilistischen Standards unterscheiden. Ich hab mich auf den Stil bezogen und das auch so gesagt. Von inhaltlichen Normen halte ich auch wenig. Das ist auch mein größtes Problem mit Frey.
In der Literatur geht es darum, etwas Neues zu sagen. Dazu benötige ich aber keine neuen sprachlichen Mittel.
 
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