Original geschrieben von Albstein
Ist also das Problem unserer Gesellschaft nicht, daß sie nicht funktioniert, sondern daß sie mit dem Islam konkurrieren muss, der einfach besser expandieren kann?
Man könnte diese ideelle Konkurrenz ja auch als Chance auffassen, uns mal selbst die kritischen Fragen zu stellen, wonach wir eigentlich leben und was unsere Prinzipien so auszeichnet vor denen anderer Menschen.
Im GG ist einer der Schranken der freien Persönlichkeitsentfaltung noch heute das
Sittengesetz. Wir werfen Leute ins Gefängnis, die Inzest treiben, den Holocaust leugnen, ordnen unsere Freiheit zweifelhaften Sicherheitsbedürfnissen unter und nehmen es auch mit freiem Eigentum nicht so genau, wenns denn "im Sinne der Allgemeinheit" sei.
Wie gesagt, wir haben durchaus genug Dreck, der es lohnenswert macht, erstmal vor der eigenen Haustüre zu kehren.
Und was den Islam betrifft, teile ich schlicht deine Sorgen nicht.
Der ideologische Islam ist meiner Erfahrung nach überhaupt nicht fähig, sich in einer offenen Gesellschaft wie der unseren über mehr als eine Generation zu vererben.
Klar gibt es auch jüngere Leute, die sich in auffälliger Weise auch mit radikaleren Zügen "ihrer Religion" identifizieren, aber das ist wohl häufig ein Kompensationsmechanismus, der dem Macho-Gehabe gewöhnlicher Unterschichtsprolls näher ist als den geistigen Inhalten eines radikalen Islam.
Da liegen zweifellos Integrationsaufgaben vor uns, aber einen speziell islamischen Notstand kann ich keineswegs ausmachen. Die Panikmache dazu hat sich ja auch einigermaßen beruhigt, inzwischen bringen NPD-Jugendcamps wieder bessere Quoten als Koranschulen.
Gerade die gewöhnlichen Mittelschichtskinder aus "klassisch islamischen Familien" sind, selbst bei relativ strengen Elternhäusern, unserer westlichen Kultur und ihrem Lebensstil sehr viel näher als der elternhäuslichen Tradition. Klar, viele bekennen sich noch muslimisch, halten dann auch Ramadan etc., aber man muss auch die problematische Lage dieser jungen Leute betrachten: Sie wachsen in Familien auf, in denen religiöse Tradition bis zu einem gewissen Grad selbstverständlich ist. Und je älter sie werden, desto mehr distanzieren sie sich womöglich innerlich von dieser Tradition, dennoch ist es häufig schwer bis unmöglich, diesen Bruch offiziell zu machen, schon aus familiärer Rücksichtnahme.
Natürlich bleibt die Integration eine Herausforderung, in der gewisse Rückschläge und Konflikte zu erwarten sind. Aber von einem per se desintegrativen Islam kann in meinen Augen nicht die Rede sein.
Und was die islamische "Heimatfront" angeht, so lassen sich auch dort gewisse Zersetzungserscheinungen beobachten. Natürlich werden diese vielerorts noch autoritär im Zaum gehalten. Aber die allgemeine Entwicklung ist ebenso unverkennbar wie unausweichlich.
Innernationale Widerstands- und Reformbewegungen, politische Beziehungen, verstärkte wirtschaftliche Vernetzung, Urbanisierung und Verlohnarbeitung, der unaufhaltsame globale Informationsfluss und schließlich der urmenschliche Wunsch nach einem besseren Leben werden schon dafür sorgen, dass der traditionelle Islam seine tragende Rolle selbst in seinen Kerngebieten nicht lange behaupten wird.
Sicherlich werden einzelne Hochburgen sich dem zu entziehen suchen und so ihre Halbwertzeit etwas verlängern, aber der globale Trend ist eindeutig.
Schau nach Nordafrika. Da findest du Länder wie Tunesien und Algerien, wo heute kaum mehr Kinder zur Welt kommen als in den Vereinigten Staaten und Frankreich. Andere werden folgen.