Bin mir jetzt nicht so ganz sicher, was ihr so unter "Audiophil" und von Tontechnik versteht, darum mal nen Crash-Kurs.
Zum einem gibt's da das Recording:
Da wurde früher bei großen Produktionen stärker herumexperimentiert. z.B. nen Synthie nochmal durch irgendnen Gitarrenamp fürs spätere Layering abgenommen und auch auch ungewöhnliche Mikropositionen (Mic in der Bassdrum, Snare mit nem Holzstück mit Hi-Hat verbunden (Billie Jean)), etc. Auch Vocal-Aufnahmen aus verschiedenen Distanzen zum Mikro wurden probiert. Vocal-Layering (Doubling) ist zwar heute noch üblich (klingt fetter), aber normal nur aus 1 Position, beim Doulben singt der Sänger dann nur t, p und s Laute nicht.
Mischen:
Das ist quasi das Herzstück des guten Klanges.
Da hatten sie vom Prinzip damals auch etwas geileres Equipment, da analog (obwohl bis auf bei den Pults die digitalen heute fast genauso gut sind). Aber damals wurde schon viel komprimiert (Lautstärkenangleichungen einer Instrumental Spur - wichtig z.B. bei ner Bassdrum oder E-Bass, denn ohne klingt echt furchtbar scheisse, oder auch per sidechan (meist Bassdrum - Bass - Zusammenspiel)). Diese Kompression beim Mischen hat jetzt erstmal so nichts mit "Fehlender Dynamik" zu tun, da man da eigentlich nur Sachen komprimiert, die auch immer gleich laut klingen sollen.
Ansonsten ist noch zum Mischen zu sagen, dass halt früher es nur Songs zu einer Veröffentlichung fanden, die auch in einem richtigen Ton-Studio mit ausgebildeten Tontechnikern aufgenommen und abgemischt wurden. Auch steckte mehr Geld drin, so dass so 1 Song nicht unbedingt in 6 Stunden durch sein musste, sondern da auch mehr experimentiert und sich Zeit gelassen wurde.
Seit den 90ern finden aber immer mehr "Schlafzimmer-Mischungen" den Weg in den Verkauf. Einmal, weil das Equipment dazu günstiger wurde (digital / plugins) und sich die Musiker selber dran wagten, aber auch weil so eine professionelle Aufnahme samt Tontechniker einfach mal ne sehr teure Angelegenheit ist, gerade bei Erstveröffentlichungen, wo noch keiner weiss, ob sich das Zeug auch gut verkauft.
Bei so "Top-Stars" a la Beyonce, Madonna und co. sind sie aber schon professionell und oft auch mega gut. (Mein Lieblings Toningeneur ist übrigens Bruce Swedien - der Typ hat sone Krankheit und sieht Farben beim Mischen: Wenn irgendne Frequenz nicht stimmt, fehlt ihm ne Farbe - und der Typ ist abartig gut (Michael Jackson Mischer)).
Mastering:
Joa und da gings durch den "Loudness War" dann ab den 90ern steil bergab. Jeder wollte der Lauteste im Radio sein und dadurch wurden viele Mischungen, die so erstmal voller Dynamik waren, einfach plattgestampft und einfach zu nem teilweise unidentifizierbaren Soundbrei verarbeitet. Schlimmstes mir bekanntes Album: "The Prodigy - Invaders must die".
Trotzdem ist Mastering für die Soundqualität essentiell, da einmal damit die Songs für ein Album klangmässig aneinander angepasst werden, dass man das Gefühl hat "ok, das ist der typische Albumssound", aber auch dass den Stücken noch ein letzter "Glanz" verliehen wird (reine Mischungen klingen oft sehr stumpf oder grell. Dies wird beim Mastering dann nochmal durch nen Gesamt-EQ über den Song korrigiert) und auch erst da entsteht oft durch Kompression / Limiting erst son richtiger Drive.
Zum Audiophilen:
Bei Klassikaufnahmen und manchmal bei Jazzaufnahmen wird nun auf größeren Technikeinsatz verzichtet, sich sehr stark nur auf das Recording konzentriert und auf Kompressoren, Effekten wie Hall, Phaser, Flanger, etc. verzichtet. Auch werden diese Stücke meist in einem Rutsch aufgenommen und "Dreckeffekte", wie z.B. das Geräusch des Umgreifens vom Jazz-Bassisten, die man sonst evtl. rausfiltern würde, bleiben drauf. Damit ist der Klang, naja ich sag mal "natürlicher", was viele Leute dann auch mit "audiophil" meinen.
Bei so Pop-, Rock- und eigentlich allen sonstigen Genres würde so eine Herangehensweise vor allen Dingen aber folgendermaßen klingen: nach Schülerband, in ner Besenkammer aufgenommen.
Ihr könnt davon ausgehen, dass bei jedem Stück, und sei es nur nen Singer-Songwriter mit Gitarre, da ordentlich klangmässig was dran gemacht wurde. Da nun "audiophil" im eigentlich Sinne nur sowas wie "Klangporno" bedeutet, werdet ihr bei allen anderen Richtungen eigentlich nicht drumherumkommen, euch so 80er Jahre Pop anzuhören. Bei Neuerem wirds da schon schwerer. Allgemein sind Trentemoller, Portishead und Soundgarden gute Kandidaten, die jetzt so nicht plattgemastert wurden und auch soundtechnisch interessant sind. Also so Zeug, was nicht unbedingt fürs Radio oder Disse gemacht wurde, aber trotzdem kommerziell erfolgreich ist. Oder eben mal schauen, was der Bruce sonst noch so mischte:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bruce_Swedien