Aktion Steuern senken!

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Original geschrieben von OgerGolg
alles was im Markt ist, ist der Markt (es gibt kein außen) und ist völlig blind für die externen Folgen/Kosten (muss sie auch, sie entstehen nämlich nicht nach Marktgesetzen). Deshalb muss die Politik diese mit ins Spiel bringen, weil weder Politik noch Ökonomie alleine die Welt in Bewegung halten.

In die Richtung, dass Umweltverschmutzung, Energieverbrauch, Lärmbelastung etc. als "erweiterte Kosten" zusätzlich zu Entwicklung, Material- und Herstellungswert mit in die Preiskalkulationen einfließen? De fakto also "schädliche" Produkte teuer sind, damit der Kunde für die Kosten des "Schadens" aufkommt?

Gern. Solange die Minimalversorgung gesichert bleibt und nicht einzelne Bevölkerungsgruppen (Geringverdiener z.B.) auf Grund des Preises von selbst Gütern des normalbedarfs ausgeschlossen bleibt.
 

shaoling

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Original geschrieben von OgerGolg
sowohl in den Wirtschaftswissenschaften als auch in der Politik, ist die "neoliberale" Position (die hier im Forum ja ein Gesetz der Wirtschaft darstellt) völlig auf dem Rückzug. Man sollte seine eigene Position nicht allzu stark verabsolutieren.
Definiere doch mal neoliberal, du Schwätzer.
Und dann erklär uns noch, wer hier angeblich so eine Position vertritt.

Es entspricht mal wieder ganz deiner Art, mit undefinierten, schwammigen Begriffen umherzuwerfen und sie zu benutzen, um irgend jemanden zu diskreditieren, frei nach dem Motto: Wer muss schon wissen, wovon so genau die Rede ist, solange man nur mit dem Kopf nickt.

Antwort auf Xantos später.
 
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Neoliberal, ist in der Tat etwas ungenau, weil es ein Kampfbegriff ist, deshalb hier:

ich beziehe mich damit nicht auf eine kohärente Ideologie (übrigens gibt es so etwas wohl kaum). Sondern ein Set von Ideen welches sich um einige Postulate ansammelt, welches sehr schnell erklärt ist:

- Der Markt ist das einzige (rational, volkswirtschaftlich UND moralisch) akzetable Element der (Um)Verteilung von Waren.
- staatliche Eingriffe sind per se Eingriffe in einen "idealen" Zustand, der auch in der Realität auftauchen kann (deshalb nicht idealtypisch).
- Der Markt ist unter der Garantie von Individualrechten und Privateigentum aus sich heraus lebens und handlungsfähig (einige Vertreten die These vom Nachtwächterstaat, z.b. Shao oder einigen Varianten die noch "Bildung und Zukunft" betonen, beides übrigens totale Leerformeln in JEDER politischen Ideologie).
- Steuersenkungen sind per se gut, weil das Individuum als einzig rationaler Akteur anerkannt wird. Staatsausgaben sind per se schlecht, weil der Staat nicht wissen kann wie man "sinnvoll" akkumuliert/umverteilt (weil er die Bedürfnisse nicht kennt) UND weil Allgemeinwohl niemals/immer besser durch den Staat sondern nur durch die "unsichtbare Hand entstehen kann (neoklassizistische Schule des Liberalismus, Adam Smith, John Stuart Mill).
- Das rationale Individuum als einzig reales Subjekt steht im Mittelpunkt (Gesellschaft wird nicht als erklärende Größe akzeptiert), wer diesem "Ideal" nicht entspricht ist anscheinend Linker, Arbeiter der nichts leisten kann (am besten Auszutauschen gegen Osteuropäer oder Chinesen), oder spielt mit seinen Freunden Playstation 3 während er sein Hartz IV für Zigaretten ausgegeben hat.
- einige gehen noch weiter und nennen "Staat" (+ dessen Aktionen) generell Gewalt (Clawg und Hitman), diese Richtung geht aber offenbar einher mit ideologische Verblendung und dem Drang auf mises.org zu surfen. Andere Menschen schauen sich halt Bibelseiten an, so what.

Im Grunde sind das teilweise liberale Forderungen, die hier im Forum oftmals (bei anderen Themen) mit nationalistischen Varianten vereint werden oder sogar mit autoritären Zügen zusammenfallen (siehe Macka).

Wie Eingangs erwähnt ist der Begriff neoliberal, in der Tat schwer zu definieren, weil er viele Strömungen vereint. Ich sehe ihn im Grunde als ein politisches Label, welches im Zuge der Wirtschaftspolitik unter Reagen/Thatcher aufgekommen ist und auf eine Deregulierung der Wirtschafts verweist. Es wird mit dem Theorem gearbeitet: Niedrige Steuersätze führen durch höheres Wirtschaftswachstum automatisch zu mehr Steuereinnahmen (ob das wirtklich stimmt sei mal dahingestellt). Soziale Probleme werden in diesem Zuge auf die Privatschuld der Individuen zurückverwiesen. Man könnte natürlich noch viel weiter gehen, indem man Neoliberalismus an die aufkommende Wirtschaftsstruktur der "postindustriellen" Gesellschaft anknüpft und die damit zusammenhängenden Themen (wie Arbeitsbiographie, um nur ein Stichwort zu geben).
Aber die Welt ist eben nicht ein für alle mal deutlich erklärt, wenn man die Positionen "Markt vs Staat" (Kapitalismus vs Sozialismus) gegeneinander stellt, hier gibt es erhebliche Verschiebungen. Deshalb ist für eine Analyse eine neue Spielart des Liberalismusbegriffes durchaus von nutzen. Ganz in dem oben erwähnten Sinne: Der Markt kennt nur Preise und ein Innen, wenn aber völlig neue Dinge Preise erhalten (z.b. Lebensstile, Umweltpolitik) verändert sich zwar nicht die Marktlogik von Angebot und Nachfrage, aber die Gesellschaft betrifft das sehr wohl. Ökonomische Reduktionismus egal von Links oder Rechts ist und bleibt ein Fehlschluß.

Interessanter Weise ist "Neoliberalismus" aber keine Wirtschaftstheorie (man kann über Keynes oder Steuersenkungen und etc, sicherlich in den Wirtschaftswissenschaften streiten) sondern eine Ideologie, welche ganz dezidiert politische Forderungen stellt. Wer politische Forderungen ohne ein Verständis von politischer Ökonomie aufstellt, hat in meinen Augen sowieso ein Problem so etwas wie "Staat" zu erklären, das ist aber eine andere Sache.

Achja: ich bin der Meinung das man NICHT alles definieren muss. wenn ich hier mit dem Wort "neoliberal" als Schlagwort arbeite, weiss wohl jeder relativ klar wen ich meine. Die Fronten ändern sich relativ selten^^.

Zum Thema diskreditierten: Wer spricht von "Untergang Deutschlands" oder "Fresse hauen" (der Ausgang meines Postes in diesem Thread)? Hierauf wurde kein einziges mal eingegangen, obwohl es essentielle Punkte in eurer Argumentation sind, ohne irgendeine Erklärungskraft zu haben.
Die Beispiele Schwedens, der BRD bis 1973 und die Regierung Kohl/Genscher, alles Beispiele die nicht in eure "historische Argumentation" passen, werden hier nicht einmal beachtet.
 
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In Schweden und in Deutschland läuft/lief es halt gut, weil verschiedenes sehr gutes aufeinander prallte:
1. Sehr Aufgeklärt (relativ grün, relativ tolerant)
2. Ideal von Bildung, Arbeitsethik & Enthaltsamkeit (protestantisch)
3. fortgeschrittene, tief sitzende Arbeitsteilung (klimatisch bedingt)
4. technologisch Fortgeschritten => Verfügbarkeit Medien, Kommunikaiton

In solchen Gesellschaften funktioniert halt schon recht vieles gut:
* Es gilt als Tugend, viel zu arbeiten und sich zu bilden
* Hohe Sozialkontrolle / hohe "Grundmoral" => relativ wenig Korruption
* Ideologen haben wegen der hohen Aufgeklärtheit weniger Chance
* relativ hoher Grad an medialer Kontrolle

Gleichzeitig bedeuten die obigen Eigenschaft auch, dass ein Sozialstaat als erstrebenswert angesehen wird - weniger sogar "für sich selbst" (wie es heute der Fall ist) als aus Überzeugung,

Die Produktivitätsnachteile, dadurch, dass in diesen Systemen Leistung nicht maximal gefördert wird, werden durch die Arbeitsmoral & mangelnde Korruption offensichtlich in vielen Bereichen abgefedert oder sogar mehr als ausgeglichen - vergleichen mit dem angelsächsischen Manchester-Liberalismus.

Ich denke, dass es einen gesunden Mittelweg gibt, und dieser liegt für mich in der Betonung der gemeinsamkeiten dieses nordeuropäisch-protestantisch-flessigem und dem kompetitiv-marktwirtschaftlichem-angelsächsischen.

Best oft both Worlds wäre quasi ein durch Regeln aber auch Überzeugung korruptionsfreies Land, in welchem der klassische "ehrbare Hamburger Kaufmann" (Zufall, dass Hamburg eine Art Mischung aus Skandinavien, Deutschland und England ist? ;)) respektiert wird und dank marktwirtschaftlicher, rechtssicherer Grundordnung auch erfolgreich sein kann - und in welchem trotzdem eine hohe soziale Grundsicherung vorliegt.

Voraussetzung, dass die hohe soziale Sicherung funktioniert ist Nachhaltigkeit & Bildung - d.h.:

1. Hohe finanzielle Selbstbeherrschung (vielleicht gar Schuldenverbot wie in der Schweiz), damit Renten etc. nicht auf Kosten der Gesellschaft finanziert werden
2. Einschränkung von Lobbyismus durch "im Zweifel weniger Staat als mehr"
3. Viel Bildung und Förderung von Kindern, damit trotz der Grundsicherung die Jugendlichen aus Überzeugung, Neugier & Ehrgeiz arbeiten/leisten/erschaffen wollen.
 

shaoling

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Das werd ich so nicht stehen lassen können. Kann zwar auch grad nicht antworten, aber ich lege schon mal präventiven Einspruch ein. :p
 
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Original geschrieben von ~XantoS~
In Schweden und in Deutschland läuft/lief es halt gut, weil verschiedenes sehr gutes aufeinander prallte:
1. Sehr Aufgeklärt (relativ grün, relativ tolerant)
2. Ideal von Bildung, Arbeitsethik & Enthaltsamkeit (protestantisch)
3. fortgeschrittene, tief sitzende Arbeitsteilung (klimatisch bedingt)
4. technologisch Fortgeschritten => Verfügbarkeit Medien, Kommunikaiton

Also einige der Punkte spielen im Grunde direkt auf die These von Max Weber und der protestantischen Ethik als mentale Grundausstattung für die Entwicklung des westlichen Kapitalismus an. Ob diese dann im "laissze faire" angeslsächsischer Provenienz oder im eher "mitteleuropäisch", skandinavischen Sozialstaatlichen-Kapitalismus endet, interessiert ihn wohl nicht so. Ich vermute er spielt eher auf den "reineren" Kapitalismus an.

Ein starker Staat und Kapitalismus schließen sich ja auch nicht umbedingt aus (siehe Deutschland). Vermutlich liegt das Verhältnis von Staat und Wirtschaft sehr stark in dem Zeitraum der Doppelentwicklung von "Staat/Gesellschaft (= Parlamentarismus/Verfassung/Bürokratie)" und "Wirtschaft (= Industrialisierung)" begründet. Einige Historiker (Wehler) verweisen darauf, dass hierin selbst für Deutschland ein Problem bestanden hat, weil es quasi eine Ungleichzeitigkeit der Entwicklung gab.

Achja zum neoliberalismus nochmal: man sollte auch mal überlegen ob Regierung, die (nach meiner Zuweisung) solche Politik betrieben (Thatcher, Reagan, auch Chile als "immer wieder zitiertes Musterbeispiel), nicht gerade in anderen Bereichen außerhalb der Dereguliserung der Wirtschaft, den Staat nicht verschärfen. z.B in Sachen wie "Innenpolitik(Repression) oder Außenpolitik(Krieg) und auf der sozialmoralischen Schiene (Werte wie Familie, Tugenden).

Das passt zwar nicht zu solchen Leuten wie Mises.orgfanatikern, aber ist in meinen Augen ein relvanter Punkt über den man nachdenken sollte. Die rein (!) libertäre Strömung ist sowieso zu schwach um generell ernst genommen zu werden (auch wenn sie hier im Forum ein paar Anhänger haben mag).
 

shaoling

Guest
Anarchismus = Einsicht in die ethische Verwerflichkeit von Gewalt und apriorische absolute Freiheit des Individuums

Libertarismus = Anarchismus + pragmatische Einsicht, dass ethische Freiheit real geschützt werden muss

Liberalismus = Libertarismus + die pragmatische Einsicht, dass ein Staat nach libertärem Muster (auf direktem Wege) nicht zu erreichen ist

Der Liberalismus hat aufgrund seiner geringeren ethischen Rigorosität natürlich wieder das Problem der Unentscheidbarkeit, wann denn ein Eingriff nun pragmatisch genau zu rechtfertigen sei.
Diesen Widerspruch kann man auch niemals wirklich aufheben: Sobald man eine Einschränkung macht, was man muss(?) ;), erhält man eine notwendige zweckmäßige Abwägung, wann diese Einschränkung zutreffend ist.
Das ist der Vorteil einer radikalen Philosophie: Sie erspart einem solche Abwägungen.

Man zahlt also den Preis geringerer Entscheidbarkeit in der Hoffnung, den komplexen Anforderungen der Realität besser zu entsprechen.
 
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Original geschrieben von sHaO-LiNg


Libertarismus = Anarchismus + pragmatische Einsicht, dass ethische Freiheit real geschützt werden muss

Zum einen finde ich solche völlig simplifizierten Idealtypen, die im Grunde nur auf das Individuum beschränkt sind, ohne einer ideengeschichtlichen Herleitung für nicht aussagekräftig.

Auch Hobbes Idee des Naturzustand wird nicht als sein Axiom der "Urgesellschaft" verständlich, sondern die Funktion seines Gedankenmodells innerhalb seines Werkes führt viel mehr zum Verständis, z.b. was der Staat ist.

Du sagst: "real geschützt werden muss". Ich meine hier liegt der Kernpunkt und unser Streitfall, ich behaupte, diese Realität des Schutzes ist unhintergehbar und verändert somit die "freie Entscheidung" (auch als Marktmechanismus symbolisiert). meine oft geäußerte Aussage: einen Markt (also Handelssystem) gibt es ohne Politik (= Ordnungsform die Kosten verursacht, im ökonomischen) nicht (es gibt natürlich auch einen Markt in der Sklavengesellschaft, aber der negiert natürlich deine Definition der Anarchie)

Mich wundert, wieso du in der Erklärung von wirtschaftlichen Sachverhalten immer wieder auf diese "Ethik" zu sprechen kommst. In meinen Augen hat die hier nichts zu suchen, d.h. ist abgekoppelt von der Problematik.

Zumal ich deine Anarchismusdefinition in ihrer Allgemeingültigkeit anzweifle, ich kenne mich allerdings zu wenig in dieser Theorie aus. Wer Gewalt schon a priori als verwerflich abstempelt, sieht die Welt nur durch die Brille der Moral. Ob damit Veränderung, Wandel, Politik, Wirtschaft, Kapitalismus "neutral" zu erklären sind, ist äußerst fragwürdig. Ich plädiere für einen systhemischen Blick: die funktionale Ausdifferenzierung von Systemen. Komplexreduktion ist somit nicht die Wahl der "geringeren Entscheidbarkeit", sondern die genuine Möglichkeit zur Entscheidung selbst. (aber das ist bissl offtopic).

Ich frage mich aber wieso du nicht auf "neo"liberalismus eingegangen bist, sondern lediglich eine relativ platte und in meinen Augen wenig gewinnbringende Definition von Anarchismus/Liberalismus präsentiert hast? Ich hab mir extra die Mühe gemacht, bissl genauer zu beschreiben was ich meine :(

Original geschrieben von sHaO-LiNg

Das ist der Vorteil einer radikalen Philosophie: Sie erspart einem solche Abwägungen.

Hier bin ich immer noch bei Marx:
„Meine dialektische Methode ist der Grundlage nach von der Hegelschen nicht nur verschieden, sondern ihr direktes Gegenteil. Für Hegel ist der Denkprozeß, den er sogar unter dem Namen Idee in ein selbständiges Subjekt verwandelt, der Demiurg des wirklichen, das nur seine äußere Erscheinung bildet. Bei mir ist umgekehrt das Ideelle nichts andres als das im Menschenkopf umgesetzte und übersetzte Materielle.“ (Vorwort zur 2. Auflage des Kapitals, MEW 23:27)
 
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Natürlich hat Ethik hier etwas zu suchen. Jede Diskussion, die sich mit Handlungen (wie z.B. der Handlung 'den Markt einschränken') beschäftigt, hat zwangsläufig etwas mit Ethik zu tun, da es in der Ethik ebendarum geht, was man tun sollte.
Ich wüsste auch nicht, warum man die Welt nicht durch eine "Brille der Moral" sehen sollte. Nach welchen Maßstäben handelst du denn?
 
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nochmal: es wurde von euch behauptet: sowas brachte noch NIE etwas.

Hier geht es um den Wandel und die Effektivität von gewissen Maßnahmen (jedenfalls im Ausgangspunkt). Ob das moralisch "gut oder schlecht" ist, ist etwas völlig anderes.

die Maßstäbe sind die Ziele, die gesetzt werden: Allgemeiner Wohlstand, Effektivität des System, Kosten-Nutzenfragen, ob Aspekte der politischen Teilnahmen erreicht werden.

Der Vorwurf ist doch hier immer: Linke stellen eine Sozialmoral auf die Ineffizent wäre (ein in meinen Augen falscher Vorwurf). Das Politik und Ökonomie natürlich mit Moral verbunden sind, mag ja durchaus sein. Nur gibt es genug andere Maßstäbe der Bewertung von Dingen als "gut/böse" (in unserem Beispiel: Gewalt ist Böse)

mal ne "ganz steile These" (eigentlich ne fast schon lächerlich triviale Aussage): die Monopolisierung der Gewalt (ein gewaltiger Prozess, im doppelten Sinne) hat mit dazu geführt, dass wir heute so gut leben.

Gewalt und Macht (über andere) sind erstmal Tatsachen und Kräfte und nicht schon im vornherein "Böse Dinge".
Wer im biblischen, anarchistischen, kommunistischen Paradies leben will, darf das in seinen Träumen. Wer die Welt erklären oder sogar verändern will, sollte nicht (nur) Träumen.
 

Amad3us

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2 Thesen:

a)Jede Theorie über Wirtschaft muss sich empirisch bewähren.
Das ist ein (notwendiges) Kriterium.

b)Da eine Vielzahl von externen Einflüssen gegeben sind (z.B. andere Regierungen, Aktien...) und da man Variablen in diesem Rahmen nie konstant halten kann, kann sich streng genommen die Theorie nicht empirisch prüfen lassen.

Mit anderen Worten: a) ist notwendig für eine sinnvolle Theorie.
b) sagt aber das a) nicht überprüft werden kann.
Insofern folgt daraus (natürlich etwas übertrieben dargestellt), dass sämtliche Theorien blossen Labor/Geschmackswert besitzen.
 
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Mit Theorien lassen sich auch Vorhersagen treffen. Und wenn die österreichische Schule die Entstehung von Blasen in einem Wirtschaftssystem wie dem unseren prinzipiell und die Entstehung einer Immobilienblase ~2001 konkret vorhersagt, im Gegensatz zu Keynesianiern wie Paul Krugman, dann ist das imho durchaus eine Bewährung der Theorie an der Realität. Ob das von der österreichischen Schule stattdessen vorgeschlagene Wirtschaftssystem aber besser ist, ist dadurch empirisch natürlich nicht belegt, das ist richtig.
e: Huch, da hab ich etwas ungenau gelesen und/oder schlecht verstanden. Sagen wir's so: Ich denke schon, dass an der Realität Tendenzen für die Richtigkeit von Theorien feststellbar sind, auch wenn kausale Zusammenhänge nicht mit absoluter Sicherheit feststellbar sein mögen.

@Golg: Es geht genau formuliert um die Initiation von Gewalt. Not/Gegenwehr und somit auch die Zentralisierung dieser in einem Staat sind nicht "böse". Insofern wird hier kaum jemand deine "steile These" bezweifeln.
e: Warum der Staat klüger ist, als die Gesamtheit seiner Bürger, hast du meines Erachtens noch immer nicht beantwortet, wenn es dir schon gar nicht um die moralische Beurteilung davon geht, dass der Staat einen Teil des Geldes der Leute an derer Statt verwaltet.
 

Devotika

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Hier eine Studie, die für viele von Interesse sein dürfte.

Hat natürlich mehr mit der Krise zu tun, aber passt auch in dieses Topic, da die Studie aufzeigt, wie Demokratie in der Realität funktioniert.

http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=1291524
The Political Economy of the U.S. Mortgage Default Crisis

Abstract:
We examine the determinants of congressional voting behavior on two of the most significant pieces of federal legislation in U.S. economic history: the American Housing Rescue and Foreclosure Prevention Act of 2008 and the Emergency Economic Stabilization Act of 2008. We find evidence that constituent interests and special interests influence voting patterns during the crisis. Representatives from districts experiencing an increase in mortgage default rates are significantly more likely to vote in favor of the AHRFPA. They are precise in responding only to mortgage related constituent defaults, and are significantly more sensitive to defaults of their own-party constituents. Increased campaign contributions from the financial services industry is associated with a higher likelihood of voting in favor of the EESA, a bill which transfers wealth from tax payers to the financial services industry. We also examine the trade-off between politician ideology and constituent and special interests, and find that conservative politicians are less responsive to constituent and special interest pressure. This latter finding suggests that politicians, through ideology, can commit against intervention even during severe crises.
 

shaoling

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Original geschrieben von OgerGolg
Du sagst: "real geschützt werden muss". Ich meine hier liegt der Kernpunkt und unser Streitfall, ich behaupte, diese Realität des Schutzes ist unhintergehbar und verändert somit die "freie Entscheidung" (auch als Marktmechanismus symbolisiert). meine oft geäußerte Aussage: einen Markt (also Handelssystem) gibt es ohne Politik (= Ordnungsform die Kosten verursacht, im ökonomischen) nicht (es gibt natürlich auch einen Markt in der Sklavengesellschaft, aber der negiert natürlich deine Definition der Anarchie)
Genauso könnte ich sagen, dass es keine Politik ohne Markt gibt: Der Staat ist nichts als ein Monopol auf ein bestimmtes Gut.
Das ist eine Definitionsfrage und ohne inhaltliche Bedeutung.

Die freie Entscheidung, von der ich hier spreche, ist eine ethische Kategorie und damit per Definition unabhängig von realer Beeinflussung.
Wie frei die reale Entscheidung unter bestimmten Umständen ist, darüber können wir a priori keine brauchbare Aussage formulieren.
Allerdings können wir sagen, dass sie durch Gewalt eingeschränkt wird.

Original geschrieben von OgerGolg
Zumal ich deine Anarchismusdefinition in ihrer Allgemeingültigkeit anzweifle, ich kenne mich allerdings zu wenig in dieser Theorie aus. Wer Gewalt schon a priori als verwerflich abstempelt, sieht die Welt nur durch die Brille der Moral. Ob damit Veränderung, Wandel, Politik, Wirtschaft, Kapitalismus "neutral" zu erklären sind, ist äußerst fragwürdig.
?
Moral dient nicht dazu, die Welt zu erklären, sondern Entscheidungen zu treffen.
Und moralische Prinzipien (z.B. Gewaltverzicht) müssen natürlich a priori aufgestellt werden. Ohne moralische Prämisse kannst du auch keine moralischen Schlüsse ziehen. Moral lässt sich nicht empirisch herleiten.

Original geschrieben von OgerGolg
Ich frage mich aber wieso du nicht auf "neo"liberalismus eingegangen bist, sondern lediglich eine relativ platte und in meinen Augen wenig gewinnbringende Definition von Anarchismus/Liberalismus präsentiert hast? Ich hab mir extra die Mühe gemacht, bissl genauer zu beschreiben was ich meine :(
Was soll ich denn dazu sagen?
Ich konnte mir schon denken, was du ungefähr unter dem Begriff verstehst. Dass ich es nun noch etwas genauer weiß, macht ihn für eine Diskussion nicht brauchbarer.
Du sagst ja selbst, dass es nur ein Kampfbegriff ist.

Original geschrieben von OgerGolg
Mich wundert, wieso du in der Erklärung von wirtschaftlichen Sachverhalten immer wieder auf diese "Ethik" zu sprechen kommst. In meinen Augen hat die hier nichts zu suchen, d.h. ist abgekoppelt von der Problematik.
Ethik ist nichts als die Lehre vom Sollen, also von Entscheidungen.
Wann immer wir eine Entscheidung treffen, handeln wir auch unter ethischen Gesichtspunkten, ob wir wollen oder nicht.

Ich frag mich, ehrlich gesagt, mal wieder, worauf du überhaupt hinaus willst.

Um mal direkt am Stellenwert der Ethik anzuknüpfen:
Original geschrieben von Amad3us
Insofern folgt daraus (natürlich etwas übertrieben dargestellt), dass sämtliche Theorien blossen Labor/Geschmackswert besitzen.
Korrektur (laut deiner eigenen Prämisse): empirische Theorien.
Wenn wir die Unbewertbarkeit empirischer Theorien unterstellen, tritt reine Ethik ja noch viel mehr in den Vordergrund.
Es kommt dann also noch viel weniger darauf an, welche Folgen etwas nach sich zieht und noch mehr darauf, wie ich es, unabhängig von den konkreten Folgen, rechtfertigen kann.

=> pro Liberalismus

Original geschrieben von ~XantoS~
Gleichzeitig bedeuten die obigen Eigenschaft auch, dass ein Sozialstaat als erstrebenswert angesehen wird - weniger sogar "für sich selbst" (wie es heute der Fall ist) als aus Überzeugung.
Gar nicht fein: Du unterstellst eine Wertigkeit, ohne sie explizit auszusprechen.
Dass ich etwas nicht für mich selbst will, macht es erstmal weder besser noch schlechter.

Ich halte übrigens deine ganze Charakterisierung für recht verklärt.

Man könnte viele Eigenheiten des deutschen (und vielleicht auch schwedischen, aber da kenn ich mich weniger aus) Politikverständnisses als Relikte des spät abgeschafften Obigkeitsstaates deuten, in dem es eben Grundkonsens war, dass nicht der Mensch selbst, sondern die über ihn herrschende Macht sein Schicksal bestimmen.
Die Autonomie des Individuums hat da nicht denselben Stellenwert wie in den anglo-amerikanischen Gesellschaften.

Das fügt sich im Übrigen auch sehr viel besser in die historische Entwicklung der deutschen Sozialgesetzgebung. Die wurde nämlich eher als politisches Instrument jenes Obrigkeitsstaates als aus irgendwelchen moralischen Motiven heraus geschaffen.
Und unser heutiger Sozialstaat wurde kurz nach dem Ende eines totalitären Regimes von oben aufgesetzt. Wo soll sich darin bitte die moralische Konstitution der Bevölkerung repräsentieren?

Das ist doch kein Vergleich zu einem Staat wie den USA, der sich quasi von unten her über einen langen Zeitraum hinweg erst ganz neu entwickelt hat und dabei auch sein ganz eigenes gesellschaftliches Ideal von Gerechtigkeit finden musste; oder England, wo das bürgerliche Aufbegehren gegen staatliche Autorität die Jahrhunderte geprägt hat.

Original geschrieben von ~XantoS~
Die Produktivitätsnachteile, dadurch, dass in diesen Systemen Leistung nicht maximal gefördert wird, werden durch die Arbeitsmoral & mangelnde Korruption offensichtlich in vielen Bereichen abgefedert oder sogar mehr als ausgeglichen - vergleichen mit dem angelsächsischen Manchester-Liberalismus.
Halte ich auch für eine arg überspannte Interpretation.
Zunächst wäre ich vorsichtig, allzu viele Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und den skandinavischen Ländern zu postulieren.
Dieser Vergleich wird zwar auch in der deutschen Politik recht gern benutzt, geht aber in großen Teilen schlicht an der Realität vorbei, weil die Voraussetzungen völlig andere sind.

Was die Produktivität angeht, kann man sicherlich streiten. Das ist ein sehr komplexes Thema, das ich hier nicht zu detailliert besprechen möchte.

Man sollte allerdings nicht die Leistungsfähigkeit im Spitzenbereich außer Acht lassen, in der Deutschland z.B. massiv abbaut. Wir haben leiden mit ansteigender Tendenz unter einem schleichenden Brain Drain, der Jahr für Jahr für einen Abfluss von Exzellenz und Intelligenz sorgt.
Die Folgen davon werden wir noch früh genug ernstlich zu spüren bekommen.

Original geschrieben von ~XantoS~
Best oft both Worlds wäre quasi ein durch Regeln aber auch Überzeugung korruptionsfreies Land, in welchem der klassische "ehrbare Hamburger Kaufmann" (Zufall, dass Hamburg eine Art Mischung aus Skandinavien, Deutschland und England ist? ;)) respektiert wird und dank marktwirtschaftlicher, rechtssicherer Grundordnung auch erfolgreich sein kann - und in welchem trotzdem eine hohe soziale Grundsicherung vorliegt.
Da müsstest du auch erstmal zeigen, was an einer hohen sozialen Grundsicherung erstrebenswert sein soll - insbesondere im Kontext einer immer stärker zusammenwachsenden Welt mit offenen Grenzen und globalem Wettbewerb.
 
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Original geschrieben von sHaO-LiNg

?
Moral dient nicht dazu, die Welt zu erklären, sondern Entscheidungen zu treffen.

Wann immer wir eine Entscheidung treffen, handeln wir auch unter ethischen Gesichtspunkten, ob wir wollen oder nicht.

Wenn du die Systemtheorie nicht verstehst, werde ich sie dir hier nicht erklären. Aber nur soviel: es gibt noch andere Theorien die Entscheidungen/Handlungen erklären und damit auch zu vergleichen, als die eines "moralischen Subjekts, welches auch noch Pazifist ist".

Ein Ökonom muss entscheidungen treffen, die er SICHERLICH nicht aus moralischen Gründen trifft, was KEIN Widerspruch mit der Aussage ist: jede Entscheidung kann moralisch bewertet werden. Das aber jede Entscheidung der Moral entspringt ist völliger quatsch. Die Verquickung von Moral und Ökonomie, das ist hier der Vorwurf. Genauso wie Linken immer die Verquickung von Politik und Ökononmie vorgeworfen wird. Passt übrigens zu meiner These von oben, dass "Neoliberale" Positionen, immer auch eine "moralische Wende" mit beinhalten.

Ich wollte Erklärungen finden, wie es zum deutschen "Erfolg" kam (weil IHR mit der Geschichte argumentiert habt), das hab ich jetzt schon dreimal gesagt, wenn du immer noch nicht lesen willst was ich möchte (und zwar euer Argument des: NIEMALS der Geschichte widerlegen), dann kann ich auch nichts mehr machen.

Was ich nicht möchte: eine ewige Diskussion über die moralischen Prämissen jeder Seite, das hatten wir schon zig tausend mal (genauso wie diese Diskussion hier ^^)

Zu deinen Aussagen über den deutschen Sozialstaat schweige ich mal, weil sie schlichtweg falsch sind. Sowohl was "aufoktroyiert nach dem WWII" als auch was "nach dem WWII" beterifft. Wer von "moralischer Konstitution der Bevölkerung spricht" und damit Handlungen legitimiert, muss wissen das er sich schon mitten im Kampffeld der Politik befindet (es gibt nämlich nicht nur eine Moral, auch wenn jede, vor allem die westliche gerne mit dem Universalismus begriff argumentiert).

Deine ganze Argumentation bezüglich USA/UK/Deutschland zeigt nur, wie erfolgreich die Sonderwegsthese der 70er Jahre im deutschen Bildungssystem nachwirkt. Jedenfalls ein gewisser Teil, ob dann deine tolle Anschuung vom kämpfenden, bürgerlichen Subjekt ein Teil der Entwicklung ist, gehört zur Definition, wurde aber mittlerweile in einigen Bereichen widerlegt (sowohl was das Bürgertum in Deutschland angeht, als auch was die Rolle der Arbeiterschaft in UK angeht). Geschichte ist und bleibt einfach die Legitimation der eigenen Position.

Und bitte sing nicht jedesmal das Lied, vom Untergang Deutschlands, den haben wir schon 1945 im Bunker mit verfolgen dürfen.
 

shaoling

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Ich habe meine Argumente zum Thema "Untergang Deutschlands" präsentiert. Du kannst gerne darauf eingehen.
Falls du nicht auf Argumente eingehen willst (wie bei meinen Antworten auf Xantos), dann musst du dich auch gar nicht dazu äußern.

Ich nehme das jetzt alles mal als Kommentar hin. Diskutieren kann man damit nicht.

Hinweis: Du solltest eine Floskel wie "nie" oder "in keinem Fall" solltest du vielleicht nicht so wörtlich nehmen bzw. bedenken, dass ich nicht definiert habe, woran man den Erfolg genau festmacht.

Original geschrieben von OgerGolg
Wenn du die Systemtheorie nicht verstehst, werde ich sie dir hier nicht erklären. Aber nur soviel: es gibt noch andere Theorien die Entscheidungen/Handlungen erklären und damit auch zu vergleichen, als die eines "moralischen Subjekts, welches auch noch Pazifist ist".
Nein, die gibt es nicht. Entscheidungen sind also Kategorie allein einem moralischen Subjekt zugänglich.
Wer keine Entscheidungen treffen kann, kann nicht moralisch handeln. Wer nicht moralisch handeln kann, dem ist die Möglichkeit der Entscheidung genommen.
Die Begriffe sind also äquivalent.

Den Gewaltverzicht habe ich lediglich als Beispiel eines bestimmten Moralprinzips gebracht, das für die Definition völlig unerheblich ist.

Original geschrieben von OgerGolg
Ein Ökonom muss entscheidungen treffen, die er SICHERLICH nicht aus moralischen Gründen trifft, was KEIN Widerspruch mit der Aussage ist: jede Entscheidung kann moralisch bewertet werden. Das aber jede Entscheidung der Moral entspringt ist völliger quatsch.
Auch das ist unzutreffend. Wenn ich Ethik als die Lehre von den Entscheidungen definiere (mit Ethik als Moralphilosophie), dann ist natürlich jede Entscheidung eine moralische Entscheidung.

Das ist auch schnell gezeigt:
Annahme: Nicht jede Entscheidung entspringt der Moral, ist also durch ein moralisches Prinzip bedingt.
Nehmen wir also eine Person her, die eine Entscheidung nicht moralisch trifft. Was braucht sie dazu? Richtig, die Entscheidung, dass sie sich nicht moralisch entscheidet. Woher entspringt diese Entscheidung? Doch wohl einem moralischen Prinzip, das besagt: Ich muss meine Entscheidungen nicht aufgrund meiner (sonstigen) Moral treffen.
Folglich entspringt die Entscheidung, nicht moralisch zu handeln, wieder einem moralischen Prinzip. Das ist ein Widerspruch. Die Annahme muss also falsch sein.

Folgerung: Jede Entscheidung ist moralisch.

Bemerkung: Nur weil ich nicht über die Moral, nach der ich handle, nachdenke, bedeutet das nicht, dass sie nicht da ist.

:dead:
 

Jesus0815

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Original geschrieben von sHaO-LiNg
Bemerkung: Nur weil ich nicht über die Moral, nach der ich handle, nachdenke, bedeutet das nicht, dass sie nicht da ist.

Seit langem das dümmste was ich gehört habe. Ja, Shao. Ganz offensichtlich rennst du unrefkletierend durchs Leben. Weiter so! Das macht dich zum Mustermenschen! :uglyup:
 
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Ach Mist, gestern um 3 hatte ich was längeres geschrieben, aber das Forum war down - wollte es dann heute abschicken.

Gerade hab ich HuSo haber den Tab geschlossen in Hektik - und jetzt bin ich demotiviert .[
 

Dekonstruktion

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@Shao-Meines Erachtens brings du hier zwei Moralbegriffe durcheinander:
Einerseits redest du von der Aproiriztät moralischer Sätze (ich bezweifel an dieser Stelle aber mal ganz stark die Möglichkeit solcher Prinzipien, mir ist zumindest kein kein wirklich überzeugendes Werk über eine solche Meta-Ethik bekannt), andererseits redest du von moralischen Prinzipien, die dein Handeln immer schon beeinflussen, also einem psychologischen Prinzip(ich nehme mal an du verstehst hierunter Phänomene wie das Gewissen).

Ich habe abgesehen davon die befürchtung, dass der Liberalismus sich zu stark auf das Prinzip des autonomen Akteurs stützt, damit aber zugleich die sozialen Bedingungen ausklammert, die die Formulierung von Absichten erst ermöglichen(das solche Modelle in Handlungstheorien zwar durchaus aus heuristischen Zwecken ihren Nutzen haben möchte ich nicht bestreiten, übertragen auf Gesellschaftstheorien führt das jedoch zu Mumpitz).
 

Comeondieyoung

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Original geschrieben von Baaldur
Mit Theorien lassen sich auch Vorhersagen treffen. Und wenn die österreichische Schule die Entstehung von Blasen in einem Wirtschaftssystem wie dem unseren prinzipiell und die Entstehung einer Immobilienblase ~2001 konkret vorhersagt, im Gegensatz zu Keynesianiern wie Paul Krugman, dann ist das imho durchaus eine Bewährung der Theorie an der Realität.

Nein ist es nicht, ich könnte die Finanzkrise vielleicht auch anhand der Bibel erklären, das beweist aber nicht die Korrespondenz der Schrift mit der Realität. Nur sagen "da kommt eine Krise" ist kein ausreichendes Kriterium. Außerdem haben auch Keynesianer häufig auf eine kommende Krise hingewiesen und eine stärkere Regulierung gefordert.
 
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Original geschrieben von TE)Kain
Seit langem das dümmste was ich gehört habe. Ja, Shao. Ganz offensichtlich rennst du unrefkletierend durchs Leben. Weiter so! Das macht dich zum Mustermenschen! :uglyup:
Ich, glaube er meinte das mehr so: "Nur weil jemand nicht über die Moral, nach der er handelt, nachdenkt, bedeutet dass nicht, dass er nach keinen moralischen Prinzipien handelt."

@Cody: Hab die Aussage doch dadrunter schon relativiert; direkte Zusammenhänge in einem so komplexen System zu ziehen, mag schwierig sein, trotzdem ist es doch möglich, von Empirik und Logik her stimmigere und weniger stimmige Theorien auszumachen.
 

Dekonstruktion

Guest
Diese Theorien müssten im Falle der Ökonomie jedoch innerhalb des Rahmens von middle-range Theorien bleiben(wo die Falsifikationskriteien noch relativ deutlich angebbar sind). Ferner bedarf es einer klaren Eingrenzung des Hegemonialrechtes dieser Theorien und einer Zurückweisung von naturrechtlichen oder anthropologischen Prinzipien, die diese Theorie fundieren.
 

shaoling

Guest
Original geschrieben von Dekonstruktion
[...] andererseits redest du von moralischen Prinzipien, die dein Handeln immer schon beeinflussen, also einem psychologischen Prinzip(ich nehme mal an du verstehst hierunter Phänomene wie das Gewissen).
Nein, ich meinte nichts Psychologisches.
Im Grunde geht es um Verantwortung. Ich kann die Frage, warum ich mich nicht für etwas entschieden habe, nur auf zwei Arten beantworten: weil ich mich dagegen entschieden habe oder weil ich mich nicht entscheiden konnte.
Der letzte Fall nimmt mich zwar aus der Verantwortung, hat aber weitreichende Konsequenzen, weil ich damit (zumindest teilweise) meine Integrität als moralisches Subjekt aufgebe: Wer keine Verantwortung übernehmen kann, der kann auch keine Freiheit für sich beanspruchen.

Original geschrieben von Dekonstruktion
@Shao-Meines Erachtens brings du hier zwei Moralbegriffe durcheinander:
Einerseits redest du von der Aproiriztät moralischer Sätze (ich bezweifel an dieser Stelle aber mal ganz stark die Möglichkeit solcher Prinzipien, mir ist zumindest kein kein wirklich überzeugendes Werk über eine solche Meta-Ethik bekannt), [...]
Ich verstehe nicht genau, was du meinst. Aber wenn du "die Möglichkeit solcher Prinzipien" bestreitest, dann müssen wir uns schon grundlegend missverstehen.

Ich meine letztlich nur, dass moralische Prinzipien nicht aus Erfahrungswerten gewonnen werden können. Das heißt nicht, dass zur Entwicklung moralischer Prinzipien Erfahrung nicht hilfreich oder zu ihrer Anwendung sogar dringend erforderlich wäre.
Es heißt nur, dass wir aus der Realität allein keine moralischen Schlüsse ziehen können. Ich kann niemals logisch schließen: "x ist, also soll y", ohne dass ich nicht implizit eine moralische Prämisse voraussetze.

Original geschrieben von Dekonstruktion
Ich habe abgesehen davon die befürchtung, dass der Liberalismus sich zu stark auf das Prinzip des autonomen Akteurs stützt, damit aber zugleich die sozialen Bedingungen ausklammert, die die Formulierung von Absichten erst ermöglichen(das solche Modelle in Handlungstheorien zwar durchaus aus heuristischen Zwecken ihren Nutzen haben möchte ich nicht bestreiten, übertragen auf Gesellschaftstheorien führt das jedoch zu Mumpitz).
Soziale Bedingungen sind etwas sehr Konkretes und können daher erst ins Spiel treffen, wenn man sich über sehr viel abstraktere Zusammenhänge einig ist oder wenigstens ein gemeinsames Verständnis davon gebildet hat.
Damit wären wir dann wieder bei apriorischen Prinzipien.
Ich kann nun mal nicht anfangen, eine Moral auf die Realität zu übertragen, wenn ich noch gar keine Moral habe. Ich brauche doch erstmal gültige abstrakte Prämissen, um überhaupt moralische Aussagen bezüglich konkreter Situationen treffen zu können.

Praktisch beschränken sich die meisten Menschen auf Konventionen, die niemals eine solche apriorische Rechtfertigung erfahren haben.
Darum stehen die meisten Leute dann auch mit runtergelassenen Hosen da, wenn man diesen Rechtfertigungen dann mal genauer auf den Zahn fühlt.
 
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Original geschrieben von IsCream
Wenn man mal die Binnenkonjunktur ankurbeln würde, dann wär dem ganzen Kind mehr geholfen.
Original geschrieben von Mackiavelli
Ich will mich nicht aufregen, aber ich muss es tun.

Diese Aussage ist falsch! Am liebsten würde ich Lafontaine und Konsorten die Fresse einschlagen, wenn sie immer wieder die gleichen Lügen erzählen und solche armen Deppen wie IsCream ihnen das auch noch glauben.
:8[:
Da ich ja nicht meine Verblendung - achne, meine linke Verblendung - nicht wegbekomme, schreib ich mal was interessantes:
Der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman wettert gegen Peer Steinbrück (SPD): Der Finanzminister richte mit seiner Absage an schuldenfinanzierte Konjunkturprogramme eine "beachtliche Menge Schaden an", schreibt Krugman am Donnerstag in seinem Blog auf der Internet-Seite der "New York Times".

Mir ist klar, dass das nur kam, weil es der diesjährige Nobelpreisträger is und Nobelpreisträger ja auch mal total daneben lagen. Und überhaupt - alles Verblendung!
 
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Das Thema Krugman hatten wir hier irgendwo schonmal. Er hat die bevorstehende Krise um einiges später erkannt als Vertreter der österreichischen Schule, bzw. die Bildung einer Immobilienblase noch 2001 implizit für sinnvoll erklärt.

Krugman, Paul (2001a): Dealing With W. In: New York Times (1.10.2001): „Alan Greenspan (...) startete besser als seine japanischen Gegenstücke. (...) Die Fed schnitt die Zinssätze früh und häufig; Diese 11 Zinskürzungen in 2001 fütterten einen Boom sowohl in Eigenheimkäufen als auch in Darlehens-Refinanzierungen, was beides der Witschaft half, eine noch schlimmere Rezession zu erfahren. Aber es beginnt so auszusehen, als wären diese Zinskürzungen nicht ausreichend gewesen.“

Krugman, Paul (2001b): Reckonings: Fuzzy Math Returns. In: New York Times (7.10.2001): „Wirtschaftspolitik sollte weiteres Ausgeben fördern um das vorübergehende Nachlassen von Geschäftsinvestitionen auszugleichen. Niedrige Zinssätze, welche Ausgaben in immobilien und anderen dauerhaften Gütern fördern, sind die Hauptantwort.“
 
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krugman stinkt. wen interessiert sein senf? der soll sich um die us wirtschaft kümmern.

ich hoffe steinbrück hält dem druck stand.
finde es gut, was er heute über die briten gesagt hat.

er hätte dem druck auch nicht nachgeben sollen, was das erste paket angeht. aber gut, jetzt isses passiert.
hoffentlich wars das letzte.
 
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