App für evidenzbasierte Leseförderung: wie anfangen?

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Hmmmmmm, Technikforum oder DIY? Egal, liest eh jede*r alles.

Ich versuche, mich so kurz zu wie möglich zu halten, aber es wird doch etwas länger.
tl;dr: Wir haben ein geiles Offline-Konzept, das wir als App bereitstellen und weiter allen kostenlos zur Verfügung stellen wollen. Wir haben aber weder Plan von der Umsetzung noch Kohle. Was tun?


Ich arbeite in der Bildungspsychologie an der Uni. Wir wollen Lehrer*innen insbesondere in Kl. 1-6 helfen, besser zu verstehen, 1. welche (Teil-)Kompetenzen in Lesen und Mathe ihre kleinen Dötze schon wie gut können, 2. wie diese Kompetenzen sich im Verlauf weiterentwickeln und 3. wie eine passende, evidenzbasierte Förderung dazu aussieht. Wir machen das auch schon seit rund 10 Jahren.

Für Punkt 1 und 2 (Lernverlaufsdiagnostik) haben wir eine browserbasierte Plattform, auf der mit immer gleich schweren Tests im Laufe des Schuljahrs reliabel und valide z.B. verfolgt werden kann, ob im Laufe eines Schuljahrs tatsächlich was dazugelernt wird.
(Vor >10 Jahren hat das eine mittelständige Firma pro bono für uns programmiert, vor ein paar Jahren aber gesagt, dass jetzt auch mal langsam etwas Geld reinkommen sollte - sie lizensieren insbesondere an einige Bundesländer, deren Grundschulen das dann einsetzen können.) Wird von ein paar zehntausend Kids pro Schuljahr genutzt.

Was wir noch nicht digital haben, ist der 3. Punkt: Unser Leseförderprogramm mit drei verschiedenen Methoden (je nach Kompetenzstand), das genau genau zur Lernverlaufsdiagnostik passt und schon ähnlich lange gibt. Es wird wahrscheinlich von 3-5000 Kids pro Schuljahr genutzt.
Inhaltlich, methodisch und gestalterisch haben wir dem Ganzen gerade ein dickes Updates verpasst und konnten dank eigener Texte endlich auch auf eine CC-Lizenz gehen, aber die Durchführung ist bisher für Papier gedacht. Das ist insbesondere seit Corona scheiße, war aber auch davor schon suboptimal (viele Schulen haben jetzt iPads, aber nach wie vor keine Kohle, um jedem Kind zusätzliche 50 Seiten Fördermaterial pro Jahr auszudrucken).

Dass wir bisher noch nicht voll digital unterwegs sind, hat vor allem folgende zwei bis drei Gründe:
1. Technisches Problem 1: Wir nutzen eine bestimmte Form von Partnerarbeit für die Fördermethoden, die in Kontrollgruppenstudien einen besonders hohen förderlichen Effekt auf die Lesekompetenz hat und die nicht verzichtbar ist. Wir brauchen dafür direktes, unmittelbares Feedback zwischen den Kids (z.B. Kind A unterbricht Kind B unmittelbar, wenn Kind B einen Lesefehler gemacht hat und es nicht merkt).
2. Technisches Problem 2: Es werden Wörter markiert, Silbenbögen eingezeichnet usw. Wenn die Partnerarbeit auf zwei verschiedenen Geräten läuft, müsste das alles instant synchronisiert werden.
[Hier weitere X technische Herausforderungen ergänzen, für die hier kein Platz ist.]
3. organisatorische Probleme: Wir sind Psycholog*innen/Lehrämtler*innen und wir sind aus der nicht-MINT-Forschung. Will sagen: Wir haben keine Ahnung von Technik, und wir haben insbesondere keine Kohle. Mit viel Glück kriegen wir mit dem nächsten Forschungsantrag in 2 Jahren 100.000 Förderung, aber der Programmieraufwand als normaler Auftrag dürfte im niedrigen siebenstelligen Bereich liegen.

Unverhandelbare Rahmenbedingungen:
1. Das Förderprogramm bleibt dauerhaft kostenlos und frei zugänglich.
2. Umsetzungsentscheidungen werden auf Basis von Evidenz und User Experience gefällt.
3. Eine technische Pflege ist für mindestens 5 Jahren gewährleistet und perspektivisch durch clevere Entscheidungen (Frameworkwahl, Dokumentation,...) dauerhaft gut möglich.

Eine Zusammenarbeit mit der Uni-(Wirtschafts-)Informatik ist bisher gescheitert, weil die nicht genügend Ressourcen und vor allem keine langfristigen Ressourcen haben. Eine Zusammenarbeit mit "richtigen" Entwicklerfirmen ist bisher daran gescheitert, dass auch die sozialsten unter ihnen irgendwann natürlich monetarisieren müssen und ein so großes Projekt nicht pro bono stemmen können (oder habe ich die bisher nur noch nicht gefunden)? Öffentliche Drittmittelanträge sind bisher daran gescheitert, dass die Verantwortlichen für psychologische/bildungswissenschaftliche Fächer immer noch nicht verstanden haben, dass so eine Entwicklungsarbeit richtig viel Geld kostet und es das auch wert ist.


Wie würdet ihr vorgehen?
Link zum Projekt gerne per PM.
 
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Das Schaf

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Für Punkt 1 und 2 (Lernverlaufsdiagnostik) haben wir eine browserbasierte Plattform, auf der mit immer gleich schweren Tests im Laufe des Schuljahrs reliabel und valide z.B. verfolgt werden kann, ob im Laufe eines Schuljahrs tatsächlich was dazugelernt wird.
(Vor >10 Jahren hat das eine mittelständige Firma pro bono für uns programmiert, vor ein paar Jahren aber gesagt, dass jetzt auch mal langsam etwas Geld reinkommen sollte - sie lizensieren insbesondere an einige Bundesländer, deren Grundschulen das dann einsetzen können.) Wird von ein paar zehntausend Kids pro Schuljahr genutzt.
Ausgehend davon:
"Ihr" habt also bereits eine Platform.
Wollt ihr diese Platform quasi umsetzen in eure App?
Wenn ja -> Easy Peasy, App bauen die euch nicht viel anderes macht als die Webseite darstellen

Wenn ihr das ganze als komplette App bauen wollt:
Ihr braucht Geld und eine Betreuungsstelle.
Wenn man euch extern oder intern durch nen Praktikant/Doktorand ne App bauen lässt ist diese in spätestens zwei jahren wenn diese Person weg ist nicht mehr pflegbar.
Da bei euch kein know how vorhanden ist wie du sagst wird das ganze Entwicklungshorror
2. Technisches Problem 2: Es werden Wörter markiert, Silbenbögen eingezeichnet usw. Wenn die Partnerarbeit auf zwei verschiedenen Geräten läuft, müsste das alles instant synchronisiert werden.
Sowas von euch umgesetzt wird nicht mehr pflegbar. Ihr braucht für sowas einen Partner der Erfahrung mit sowas hat.


Unverhandelbare Rahmenbedingungen:
1. Das Förderprogramm bleibt dauerhaft kostenlos und frei zugänglich.
2. Umsetzungsentscheidungen werden auf Basis von Evidenz und User Experience gefällt.
3. Eine technische Pflege ist für mindestens 5 Jahren gewährleistet und perspektivisch durch clevere Entscheidungen (Frameworkwahl, Dokumentation,...) dauerhaft gut möglich.

Diese Rahmenbedingungen heißen für mich:
a) Ihr müsst entweder mords geld locker machen für externen Dienstleister mit Wartungsvertrag + entwicklung auf 5 jahre
b) ihr setzt das intern um, am besten in kooperation mit einem informatik lehrstuhl


Da du danach fragst wie ich das machen würde
Ihr habt eine Platform bei einem Partner, ich würde eine minimale App in Flutter bauen die per Webview "eure" (bisherige) Webseite aufmacht und dort die ganze Logik implementieren.

Wait what? du gehst von 7 stelligen betrag aus für den Programmieraufwand dafür? Nope never ever. Das ist wesentlich billiger zu haben.
Aber ich kann dich auch komplett falsch verstanden haben. Ich weiß aber auch nicht was ihr für einen Technikstand habt

€ gott ist das neue forum geil
man kann nachträglich zitate einfügen
 
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Wait what? du gehst von 7 stelligen betrag aus für den Programmieraufwand dafür? Nope never ever. Das ist wesentlich billiger zu haben.
Aber ich kann dich auch komplett falsch verstanden haben.
Ja, ich glaube falsch verstanden, ich hab mein Ursprungsposting jetzt etwas klarer formuliert.
Die (Lernverlaufs)Diagnostik haben wir schon. Mit der wird gemessen, wo ein Kind steht und wie es sich entwickelt. Browserbasiert, ohne Plugins o.ä.. Läuft und wird stetig weiterentwickelt.

Davon losgelöst ist das die Förderung, die es bisher nur in Papier-/PDF-Form gibt.

Die beiden Sachen stellen ganz unterschiedliche Anforderungen an die Technik. Bei der Diagnostik ist die Darstellung über multiple choice-Items simpel, die Herausforderungen liegen da in der Datenbankverwaltung, Nutzerverwaltung (Schulen, Lehrkräfte, Kinder) und Sicherheitsarchitektur. Darin hat unser Diagnostik-Partner Expertise und führt den Teil weiter.
Bei der Förderung brauchen wir in allererster Linie eine verdammt hohe UX und alles, was das mit sich bringt. Dafür brauchen wir einen anderen Partner.
 

Das Schaf

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Hmmm okay also dann ändert sich das alles grundlegend.
Ihr habt ja quasi mehrere Probleme ihr braucht eine ui und ein pflegbares CMS.
Plus für komplette Technik und hosting.

Also erstmal würde ich an eurer Stelle die Finger davon lassen das selber zu machen.
Ohne know how geht da gar nichts. Und sich das anzulernen ist teuer und ineffektiv für euch.
An deiner/eurer Stelle würde ich ein Konzept aufstellen, möglichst gut gegliedert und damit zur eurer Informatik Fakultät Haustieren gehen.
Ihr müsst euch im Klaren sein was genau ihr wollt. Und es denen exakt sagen können. Und dann interdisziplinäre Zusammenarbeit üben.
 

GeckoVOD

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Welches Bundesland bist du denn? In Bayern würde ich dir ad hoc das ZD.B / Bayern Innovativ als Anlaufstelle bezüglich Fördermittelberatung nennen. Vor ein paar Monaten hätte ich dir noch sagen können, ob über das BMBF was möglich wäre. Es sollte eigentlich genügend Mittel geben, die man mit 3-6 Monaten Vorlauf für eine Programmierung einer App bekommen sollte. Potentiell würde ich nach Verbundprojekten suchen, üblicherweise werden Bonus-% für das Einbinden akademischer Stellen gewährt.
Je nach Fördertopf kann es auch blöd aussehen, wenn die zuständigen Stellen noch in der Corona-Hilfe eingebunden sind. Stichwort wären hier die jeweiligen Landesregierungen (steuern meist auch die ESF-Töpfe).
 
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Danke für eure Einschätzungen.
Ja, staatliches Geld gibt es prinzipiell viel, aber wenn man was anderes als "X iPads kaufen" damit machen will, trifft einen u.a. die Bürokratie mit Wucht.

Wir sind in NRW, haben aber insbesondere in anderen Bundesländern schon ein paar sehr gute (aber auf der Hierarchieebene nicht über Referatsleitungs-Ebene hinausgehende) Kontakte zu Landes-Kultusministerien und -Qualitätsentwicklungsstellen (insbesondere BaWü, Bremen, Hessen). Problem oder Pluspunkt ist, dass wir aktuell schon in einem deutschlandweiten BMBF-Verbundprojekt angesiedelt sind, wo aber allen Seiten -- den anderen Unis im Verbund, der Verbundkoordination, dem DLR und BMBF -- das Verständnis dafür fehlt, wie aufwändig und teuer und sinnvoll investiertes Geld das ist. Im Prinzip wollen wir ja sowas wie Anton (heute groß in den News :ugly:), nur mit mehr Funktionen und eben evidenzbasiert - ach ja, und am besten ohne gravierende Sicherheitslücken :top:.

Passende BMBF-Ausschreibungen habe ich in letzter Zeit nicht gesehen. Wir hatten durchaus schon an Zuwendungen von Kultusministerien gedacht, aber auch hier ist ein Problem, dass wir einen Partner für die Entwicklung bräuchten, der gut ist und gut mit Unis zusammenarbeitet -- und dass die Bedingungen für die Förderung wiederum eine Beauftragung eines Dritten erlauben (erst recht, ohne in eine EU-weite Ausschreibung zu gehen). Ein anderes Problem, dass ich zwar schon ein paar Softwareentwicklungen im 5- bis 6-stelligen Bereich gesteuert habe, aber das war technisch weit weniger komplex, und hier traue ich mir keine sinnvolle Leistungsbeschreibung zu.

Wir können vom Konzept natürlich viel vorbereiten, aber uns fehlt an zu vielen Stellen das KnowHow, was davon wie aufwändig ist. Mit einbringen können wir außerdem ein bisschen Layout/Design und Einiges an UX-Gestaltung.

Meine Idealvorstellung wäre eine Stiftung oder eine staatliche Stelle, die sich im Feld auskennt. An die treten wir mit unseren Ideen heran, und die bringt uns mit den richtigen Playern zusammen + finanziert das Ganze =) Sowas wie die Telekom-Stiftung, nur für Lesen.
 

Das Schaf

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Wir können vom Konzept natürlich viel vorbereiten, aber uns fehlt an zu vielen Stellen das KnowHow, was davon wie aufwändig ist. Mit einbringen können wir außerdem ein bisschen Layout/Design und Einiges an UX-Gestaltung.

Meine Idealvorstellung wäre eine Stiftung oder eine staatliche Stelle, die sich im Feld auskennt. An die treten wir mit unseren Ideen heran, und die bringt uns mit den richtigen Playern zusammen + finanziert das Ganze =) Sowas wie die Telekom-Stiftung, nur für Lesen.
Das Problem von egal welcher Programmierer Seite her ist:
Wenn ihr den Leuten nicht EXAKT sagt was ihr wollt können die euch keine Sinnvolle Einschätzung des Aufwands geben.
Wir können hier von deiner Beschreibung her quasi auch null einschätzen was ihr wollt. Keine Sinnvolle Einschätzung was die App können muss, wie ihr die mit Content pflegen wollt. Wie viel Content da rein soll etc.
All das muss Berücksichtigt werden. Und ich weiß die "Kunden" wissen meistens nicht was sie wollen.
Framework etc all das ist für euch uninteressant.
Ihr werdet den Code nie im leben selber pflegen können oder gelinde auch weiter pflegen können.
 
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Ich fasse einfach mal zusammen, was ich mir unter eurer Förderung vorstelle:

Schüler nehmen an eurer Diagnostik teil (Punkt 1), die wird über einen gewissen Zeitraum wiederholt und der Fortschritt erfasst (Punkt 2). In Punkt 3 geht es jetzt darum, den Schülern basierend auf den Auswertungen aus Punkt 1 und 2 individualisiert Lernmaterialien und Aufgaben auszuwählen, mit denen die Schüler in ihren persönlichen Schwachpunkten gefördert werden.

Passt das soweit?
Die Frage ist jetzt, wie diese Förderung genau abläuft? Also, was macht ihr da genau auf Papier oder mit PDFs?
 
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Ach Leude, ich seh schon, es ist doch sinnvoll, wenn ihr wisst, worum es geht:
Den schnellsten Überblick gibt es über die Lese-Sportler Kurzübersichten.

Horst Schlemmer hat's gut zusammengefasst, allerdings wird die Diagnostik alle 3-4 Wochen wiederholt und nach jedem einzelnen Testzeitpunkt soll geschaut werden, ob die individualisierte Förderung noch passt oder man jetzt einen Schritt weiter gehen kann. Das Ganze kann durchgängig von Klasse 2 bis mindestens 4 eingesetzt werden. "Förderung" ist hier für "alle Kinder im Regelschulbereich" gedacht, also einfach nur im Sinne von "Als Lehrkraft hol ich jedes Kind da ab, wo es gerade steht." Ich weiß, ist nicht gerade das, was wir noch aus unserer Schulzeit kennen.
 
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Kurze Rückfrage:

Sollen die Schüler das gemeinsam am selben Ort bearbeiten, oder muss die App auch die eigentliche Kommunikation (also Vorlesen und Anhören) in Echtzeit unterstützen, wenn die Schüler z.B. jeweils bei sich zu Hause sitzen? Nutzen die Schüler die App auf Endgeräten der jeweiligen Schule oder nutzen die das auf privaten Geräten? Du hast dabei keinen Prüfungscharakter? Das ganze dient rein zur Übung?

Die von dir angesprochene instant Synchronisation ist mittlerweile jetzt auch nicht mehr so die wahnsinnige technische Herausforderung, vor allem wenn du zwei verschiedene Rollen hast (Vorleser und Korrektor). Sowas wie Google Docs, wo man gemeinsam ein Dokument bearbeitet, ist nicht so schwer umzusetzen wie es vielleicht klingt. Das geht über Websocketverbindungen ziemlich einfach.

Die größten Herausforderungen sehe ich da tatsächlich im UX Bereich und beim Datenschutz, wenn man dabei mit Kindern arbeitet.
Dann ist noch die Frage, wie technisch versiert Schüler in dem Alter sind, gerade für Grundschüler muss man ja wahrscheinlich sehr einfache Konzepte zur Anmeldung und zur Verbindung mit anderen Schülern bereitstellen.

Also siebenstellige Kosten sehe ich da momentan jetzt nicht direkt. Selber machen könnt ihr aber auch vergessen. Wovon ich abraten würde, ist das ganze als native App für iOS und Android zu bauen, ihr wollt eher eine Webseite mit mobile First Design.
 
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Kurze Rückfrage:
Sollen die Schüler das gemeinsam am selben Ort bearbeiten, oder muss die App auch die eigentliche Kommunikation (also Vorlesen und Anhören) in Echtzeit unterstützen, wenn die Schüler z.B. jeweils bei sich zu Hause sitzen?
Prinzipiell: am selben Ort (im Sinne von selbe GPS-Koordinate). Während der Schulschließungen wäre auch ortsunabhängig cool, aber Schulschließungen gehen hoffentlich bald dauerhaft vorbei, und es bleibt unbedingt eine schulische Maßnahme.
Verschiedene Geräte (am selben Ort) wären trotzdem sehr nice aus ganz praktischen Gründen: Kinder hängen beim Lesen oft wenige cm über dem Text, es können also nicht zwei gleichzeitig auf demselben Gerät lesen. Reichen würde es aber zur Not auch, wenn sichergestellt wird, dass auf 2 Geräten gerade derselbe Text angezeigt wird.

Nutzen die Schüler die App auf Endgeräten der jeweiligen Schule oder nutzen die das auf privaten Geräten?
Angedachter use case sind ausschließlich Geräte der Schule.

Du hast dabei keinen Prüfungscharakter? Das ganze dient rein zur Übung?
Ganz genau

...(Vorleser und Korrektor)
Ja, das haben wir durchgängig ("Trainerkind" und "Sportlerkind"). Bei zwei der drei Methoden arbeiten jeweils 2 ähnlich starke Kinder zusammen und tauschen ihre Rollen immer wieder; bei der dritten Methode haben wir normalerweise Dreierteams (2 schwächere Sportlerkinder mit unterschiedlichen und wechselnden Aufgaben + 1 stärkeres Trainerkind mit immer denselben Aufgaben); Zweierteams sollen aber auch möglich sein, wobei die Rollen da komplett fix bleiben.

UX...
Wie gesagt: Bei der Planung können wir viel dazu leisten (~15 Jahre Erfahrung mit UX Evaluation), beim UX-Design auch Einiges, aber die technische Umsetzung muss eben auch passen

Datenschutz...
Ja. Querverbindung auch zu UX. Es ist einfach sehr sehr sinnvoll, wenn die Lehrkraft jederzeit einsehen kann, welches Kind bisher wie viel in welcher Methode mit welchem Schwierigkeitsgrad geübt hat usw. Für den Klarnamen immer in eine separate Schlüsselliste gucken kannste knicken - das hatten wir schon ein paarmal bei der Diagnostik als Vorgabe von irgendwelchen übereifrigen Datenschutzbehörden, und da haben wir die höchsten Abbruchqoten gehabt.

Dann ist noch die Frage, wie technisch versiert Schüler in dem Alter sind, gerade für Grundschüler muss man ja wahrscheinlich sehr einfache Konzepte zur Anmeldung und zur Verbindung mit anderen Schülern bereitstellen.
überraschend fit. Schon vor 10 Jahren konnten selbst 1.-Klasse-Kinder fast alle die Multiple-Choice-Diagnostik-Aufgaben mit der Maus am Computer lösen. Mit Tablets heutzutage gar kein Problem mehr. Auch der Login per Nutzername + Passwort klappt da fast immer problemlos - notfalls eben über die Lehrkraft für die Allerjüngsten (wahlweise gerne Gesichtserkennung über die Webcam + Fingerprint-Reader :ugly: )

Wovon ich abraten würde, ist das ganze als native App für iOS und Android zu bauen
Warum? Okay, rhetorische Frage. Aber andersrum: Mit üblichen Standard-Webtechnologien ist das wirklich alles umsetzbar??


@Das Schaf hatte dann noch das Thema Contentpflege / CMS aufgeworden. Kurz dazu: Prinzipiell können wir alle Inhalte easy maschinenlesbar (csv o.ä.) bereitstellen. Das ist zwar sehr viel Content und wird regelmäßig mehr, aber wir haben eine fast unbegrenzte Fleißressource namens "studentische Hilfskräfte".


Edit: @Das Schaf hatte in einer PN noch eine Idee zwecks Userverwaltung, die ich hier leicht modifiziert wiedergebe. Jedes Kind kriegt einen QR-/Buchstaben-Code in ausgedruckter (laminierter :ugly: ) Form und behält den auf ewig. (Natürlich werden die meisten Lehrerinnen den Klarnamen auf den Papierschnipsel schreiben...) Die Lehrerin kriegt für ihren Klassensatz Codes noch einen zweiten Sicherheitsfaktor (Passwort oder whatever). In den Codes codiert ist per default kein einziges persönliches Datum. Mit dem eigenen Code und mit dem Code des Partner-Kinds loggt man sich auf der (Web-)App/Website ein und sieht dann, woran beide zuletzt gearbeitet haben und was logischerweise für beide als nächstes dran wäre. Die Lehrerin kann die Codes ebenfalls scannen und mit einem zweiten Faktor zum Login den jeweiligen Bearbeitungsstand einsehen und bei Bedarf eine bestimmte Methode manuell zuordnen. Weil sie den Code vom Kind gescannt hat, weiß sie, wer es ist, ohne dass da der Name steht.
Natürlich ist das hundertmal weniger komfortabel als wenn sie eine ganze Klassenliste mit Klarnamen nach Login hat, aber eben auch hundertmal sicherer. Oder man macht für die Lehrerinnen eben doch eine "richtige" App, in der sie auch eine lokal auf dem Gerät gespeicherte Schlüsselliste Code <-> Klarnamen verwalten kann?
Was denkt ihr?
 
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wuerde schon empfehlen ein echtes backend fuer die daten (aufgaben, texte, ...) zu haben. im backend selbst kann man dann natuerlich auch nen importer + validator fuer csv dateien bereitstellen. reine csv dateien (oder aehnliches) geben aber ueber kurz oder lang garantiert chaos und nachtraeglich ne datenbank dafuer einbauen kostet unnoetig mehr zeit als es direkt am anfang einzuplanen.


wenn ihr sowieso gut mit UX etc seid koennt ihr natuerlich mal moeglichst detailliert die komplette app in einem der typischen UX tools (Adobe XD, Figma, Sketch, ...) anlegen, dann kann man den aufwand und die noetigen technologien besser einschaetzen. klingt zwar erstmal so, dass man es mit ner reinen webapp (oder flutter) bauen koennte, aber davon ging ich schon bei anderen kunden aus, die dann doch noch mit anderen anforderungen, die so nicht in flutter/web umsetzbar waren, um die ecke gekommen sind.

wuerde fuer den reinen programmieraufwand so auf den ersten blick wahrscheinlich nicht mal 6 stellen erreichen, aber ich bin auch viel zu guenstig :mond:
 
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Hmm, XD/Figma/Sketch ist mal eine gute Idee. Wir haben uns bisher noch nicht in dezidierte UX Design-Tools eingearbeitet, aber es wird eh mal Zeit. Apropos Zeit: Woher nehmen und nicht stehlen? Vielleicht in der Elternzeit :deliver:
 
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Meine Einschätzung dazu wäre auch, dass ihr die Kosten und den Aufwand da im Moment doch ziemlich überschätzt.

Da es um ne Uni geht und ich mich in dem Betrieb auskenne:
Eine Stelle nach TVL E10 und vielleicht noch 1-2 Hiwis mit ein bißchen Programmier- bzw. Frontend-Designerfahrung, dann könnt ihr das selber ohne externe Dienstleister machen und nach Bedarf erweitern.

Da ist man von einer siebenstelligen Summe ja dann doch noch weit entfernt.

Wir machen im Moment ein Übungs/Prüfungssystem, das mittlerweile ne sechsstellige Zahl an Studenten von diversen Unis nicht nur für Übungen, sondern auch für Klausuren nutzt. Mit speziellen Aufgabentypen für Wirtschaftswissenschaften/Naturwissenschaften/Informatik/Mathematik/Medizin etc., wobei die Aufgaben weitestgehend automatisch ausgewertet werden.
Wir haben dafür im Moment 3 Stellen für Entwickler besetzt und noch ein paar Hiwis.

Edit: Gut wäre auch, wenn ihr euch irgendwelche Mitstreiter suchen könntet. Gibts vielleicht andere Lehrstühle, die irgendwelche digitalen Lehrkonzepte umsetzen wollen? Ein großer Teil der Arbeit wäre nämlich relativ allgemeiner Natur - da interessiert es dann nicht, ob ein Student da eine Informatikaufgabe sieht oder ob ein Schüler da lesen übt. Der Unterschied liegt dann nur im UX der entsprechenden Aufgabe.

Edit2: Mal als kurzes 5 Minuten Beispiel zum Silben oder Wörter markieren: http://jsfiddle.net/jcyLwz76/3/
Einfach oben rechts auf "Run" drücken und dann unten rechts mal die Silben im Wort markieren.
 
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Ganz ehrlich: Wir sind bisher noch nicht darauf gekommen, dafür bei uns im Team jemanden einzustellen. Das wäre tatsächlich für die Verlängerung des BMBF-Projekts (ab 2023 :ugly: ) eine denkbare Möglichkeit.
Meine Erfahrungen mit IT'lern, die TV-L E10-Stellen annehmen (selbst wenn sie mit 500-1000€ Zulage geboostet werden), sind tendenziell allerdings unterirdisch, und das finde ich auch wenig überraschend. Was ich hier aus der Informatik ganz am Rande mitkriege, gibt's aber selbst bei einer vollen Stelle E13 massive Probleme, gute Absolvent*innen anzuwerben, und wir könnten maximal 75% E13 anbieten (65% BMBF + 10% eigene Mittel).

Trotzdem: Beruhigend, dass ihr das so viel weniger aufwändig einschätzt als wir. Ich hab gezwungenermaßen etwas Zeit, darüber nachzudenken und intern noch ein paar Überlegungen dazu zu führen. Vielleicht fragen wir doch nochmal bei der Informatik nach.
 
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Ja, Informatiker nach TVL anzustellen ist ein riesiges Glücksspiel. Mein Tipp: Langzeitstudenten mit beschissenen Noten aber vielen Jahren praktischer Erfahrung. Alternativ: Promotionsstelle. Dann muss das Projekt halt noch irgendein interessantes Forschungsthema bekommen, wahrscheinlich wäre irgendwas in Richtung Learning Analytics.
 
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